Bunte, kalte Welt

Es begann zu schneien. Der nachtschwarze Himmel wurde durch die weißen Kristalle etwas erhellt.

Das schlichte Straßenschild "Reeperbahn" hatte etwas Magisches für ihn, etwas Glamouröses, in einer der einsamsten Nächte seines Lebens. Langsam ging er weiter und vergrub seine Hände tiefer in die Taschen seines aschgrauen Mantels. Der Grog, den er in einer tristen Eckkneipe getrunken hatte, hielt nicht lange vor. Kälte durchzog seine Glieder und er hielt Ausschau nach einem weiteren Lokal.

Aus der Dunkelheit tauchte plötzlich eine weibliche Gestalt auf.

"Na, Süßer, heute Abend nicht bei Mutti?"

Sie war grotesk geschminkt und wirkte wie die Karikatur einer Prostituierten.

"Danke, heute nicht", stammelte er und schob die dralle Person zur Seite.

"Dann mach's dir doch selber, Opa!", rief sie hinter ihm her.

Ein Kramladen, der von einem dienstbeflissenen Pakistani geführt wurde, hatte noch geöffnet. Er erstand einen Flachmann mit Weinbrand. Für wenig Geld, wie er fand. Zufrieden nahm er einen großen Schluck. Der Schnaps rann brennend seine Kehle hinunter. Für einen Moment fühlte er sich besser.

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