Tante Luises Krümelkuchen

Auch an diesem ersten Adventssonntag brachte Tante Luise zum Nachmittagskaffee ihren berüchtigten Weihnachtskuchen mit. Auf dem Kaffeetisch standen zu Stefans und Michaels Freude auch Tante Gabis leckerer Stollen, Tante Beates allseits geschätzte Lebkuchen, Muttis berühmte Mandelmakronen und Tante Susannes selbst gemachter Marzipan. Kurz, das alljährliche Adventssonntagskaffeetrinken wäre das reinste Vergnügen, gäbe es Tante Luises Weihnachtskuchen nicht.

Es war so eine Art Gewürzkuchen, aber er schmeckte gar nicht nach Gewürzen, sondern irgendwie scharf und ziemlich alt und muffig. Außerdem war er so staubtrocken, dass einem das Stück in der Hand zerbröselte, wenn man hineinbiss. Deshalb nannten Stefan und Michael den Gewürzkuchen insgeheim auch immer "Tante Luises Krümelkuchen".

Wenn sie bloß nicht so stolz auf ihren Weihnachtskuchen wäre! Immer achtete sie streng darauf, dass wirklich jeder ein Stück davon probierte.

"Ihr müsst alle noch meinen Weihnachtskuchen versuchen", sagte sie auch dieses Jahr und begann den Gewürzkuchen aufzuschneiden. Stefan und Michael warfen sich heimlich einen Blick zu. Wie schaffte sie es bloß, das Ding in Stücke zu schneiden, ohne dass es in hunderttausend winzige und winzigste Krümel zerfiel?

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