Der Weihnachtspinguin
© Norbert Sindelek
Ich bin der Weihnachtspinguin. Wer das sein soll, der Weihnachtspinguin? Na der Pinguin, der zu Jesus Geburt den Stall besucht hat, gemeinsam mit den Engeln und Hirten und Königen, den Schafen, Kamelen, Hirtenhunden, dem Elefanten und so weiter. Typisch, mir glaubt wieder keiner. Jedes Jahr zu Weihnachten versuche ich die Menschen vergeblich davon zu überzeugen. Zu Weihnachten können ja bekanntlich die Tiere reden. Wobei wir Tiere eher der Ansicht sind, an diesem Tag könnten die Menschen ausnahmsweise verstehen,
was wir Tiere reden, aber egal, es nützt mir eh nichts. Jedes Jahr stoße ich auf taube Ohren oder - noch schlimmer - auf mitleidiges Kopfschütteln. So eine Gemeinheit. An den Ochsen und den Esel glaubt ja auch jeder, dabei steht von denen auch kein Wort in der Bibel. Aber mit den Pinguinen kann man's ja machen.
Dabei waren wir Pinguine immer schon aufmerksame Zeugen von Gottes Wirken. Zum Beispiel damals, als er dem alten Noah auftrug, uns und alle anderen Tiere in seine Arche zu packen und vor der Sintflut zu retten. Nicht dass das bei uns nötig gewesen wäre, wir Pinguine können mindestens genauso gut schwimmen wie jede Arche, aber na ja, Gottes Wege sind unergründlich, wie man sagt.
Aber als die Arche dann auf dem Berg Ararat strandete, standen wir erst einmal ziemlich ratlos da. Denn wie man weiß, liegt der Ararat in der Türkei, in Kleinasien, wie das damals hieß. Und das ist vom Südpol, wo wir eigentlich hingehören, ziemlich weit weg. Überhaupt wenn man ein Vogel ist, der nicht fliegen kann. Manchmal frage ich mich, wozu Gott uns dann überhaupt mit Flügeln erschaffen hat, aber na ja die Wege Gottes - ich hab's ja schon gesagt.
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Eingereicht am 12. März 2006.
Herzlichen Dank an den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise,
bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors.
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