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Familienfest

© Ingrid Kubisch


Schiefer der Haussegen nie hing, als zu der Weihnachtszeit ...
Meine Familie, deine Familie - jetzt unsere Familie - Großmutter und Großvater, Oma, Vati, Mutti, Mama, Papa, Stiefmutter, Stiefvater. Alle wissen wie Weihnachten gefeiert wird. Teenager und Jung-Zwanziger kommen aus aller Welt nach Hause mit der Vorstellung: Weihnachten wird so gefeiert wie es immer schon war. Auch wenn die Ansichten sonst noch so liberal und leger sind, wenn es weihnachtet, wird jeder wieder ein "Wie-es-früher-war-Mensch".
Welten stoßen aufeinander.
Bei uns wurde am Heiligabend nie groß hergemacht mit dem Essen. Ein paar Pellkartoffeln schälen, Mayonnaise drauf und heiße Würstchen - fertig.
Kommt nicht in Frage! Königspastete ist das Allermindeste.
Wenn bei den anderen schon ein Weihnachtsbaum steht und wir ja doch einen Teil des Heiligabends dort feiern, warum sollen wir dann auch noch einen anschaffen? Lass' uns einen Adventskranz machen, das ist doch auch sehr stimmungsvoll.
Wir hatten immer einen Weihnachtsbaum, egal, ob man dann abends noch die verschiedenen Familienzweige besucht oder nicht. Übrigens, warum können die eigentlich nicht zu uns kommen? Dass die Bude zu klein ist, lass ich nicht gelten, deren Haus ist auch nicht geräumiger als unseres. Ach nee, weil es immer so war - bei uns war es aber nie so.
Auch wenn wir geschieden sind, verstehen wir uns eben gut.
Meine Kinder sind traumatisierter, die Scheidung liegt noch nicht so lange zurück wie deine.
Traumatisiert oder nicht, wenn sie wieder nur vorm Fernseher hocken und keinen Handschlag tun, schlag' ich Krach.
Autsch, der Schlagabtausch wird kräftiger.
Mehrere Kinder rufen an. Freuen sich vorsichtig auf Zuhause und auf Weihnachten. Wieder großes fröhliches Stollenessen am Weihnachtsmorgen? Und wo? Hier bei uns. Kommen die anderen ... Kinder auch? Heißt das, dass wir die Zimmer teilen müssen? Das kann ja heiter werden. Früher, weißt du noch, da war's schön gemütlich und kuschelig.
Der Härtefall: Ich möchte nicht mit - du weißt schon wem - Weihnachten feiern. Dann bleib' wo der Pfeffer wächst. Will man sagen, tut es doch nicht. Lässt Gute sprechen.
Jetzt stärkst du ihm noch den Rücken in seinem Feldzug gegen mich.
Also getrennte Weihnachten, du mit deinen Kindern ich mit meinen, basta.
Ernster kann es nicht werden. Friedensfürst, wo bist du?
Türen knallen. Kissen fliegen. Schlafplatz, Sofa.
Jude müsste man sein, Juden feiern keine Weihnachten.
Schlaflose Stunde. Nachdenken. Türen öffnen sich.
Pyjama-Konferenz.
Wenn eine neu-formierte Familie Weihnachten feiert, kann man sich doch ausrechnen, dass nicht alles ohne Panne verlaufen wird, oder?
Genau. Hm, das riecht ja richtig weihnachtlich.
Schorle mit Spekulatius.
Wegen mir können wir fünf Weihnachtsbäume haben. Feiern wir halt x-mal Heiligabend.
Die Kinder müssen sich anpassen. Sie sollen wissen, dass wir sie lieben. Dann werden sie auch einander lieben.
Stille Nacht, Heilige Nacht ... kannst kommen.



Eingereicht am 21. Dezember 2004.
Herzlichen Dank an den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors.

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