Kikki im Schnee
© Angelika Pauly
Kennt ihr schon Kikki? Das ist die kleine Eichhörnchendame, die in meinem Garten wohnt. Sie ist schwarz-braun, hat hübsche Knopfaugen und einen buschigen Schwanz. Am liebsten schwingt sie sich wie Tarzan von Ast zu Ast oder veranstaltet ein Wettrennen die Baumstämme herauf und herunter mit ihrem Freund Manni. Die beiden sind ein süßes Pärchen, das könnt ihr mir glauben.
Im Herbst vergräbt Kikki Nüsse in meinem Garten. Überall - und überall sucht sie dann danach, wenn sie hungrig ist. Sie gräbt dabei fast meine obere Wiese um. Der Grund ist: Sie ist ja so vergesslich. Vergräbt sie hier eine Walnuss weiß sie es morgen nicht mehr und muss mühsam suchen. Viele Nüsse findet sie nie wieder und im Jahr darauf darf ich dann klitzekleine Eichen oder Walnussbäume ausreißen, die daraus gesprossen sind.
In dieser Nacht nun ist Schnee gefallen, glitzernder, weicher, herrlicher, wunderbarer Schnee.
Ruhig ist es draußen, der Schnee deckt die Pflanzen und die Wiese zu und viele Tiere schlafen. Kikki nicht, nein, für einen Winterschlaf wäre die kleine Dame auch viel zu neugierig. Und so schaut sie auch heute mit großen Augen aus ihrer Baumhöhle auf die weiße Decke. Schnell ist sie nach unten geklettert und steckt vorsichtig ein Füßchen in den Schnee. Wie weich aber auch wie kalt fühlt er sich an. Kikki gefällt es und sie hüpft und hoppelt wie ein Hase, klettert auf Sträucher und schüttelt sie, damit noch mehr
Schnee den Garten bedeckt. Schließlich wird sie müde - und hungrig! Na, dafür hat sie ja Nüsse vergraben, viele Nüsse, leckere Nüsse. Nur wo sind sie? Hat sie schon sonst so viel Mühe, ihre Schätze wiederzufinden, so macht ihr der Schnee das Graben und die Orientierung noch schwerer. Sie sucht hier und sie sucht da, macht Probegrabungen aber alles, was sie findet, ist eine winzige kleine Eichel.
Traurig knabbert sie daran und krabbelt dann langsam wieder zurück in ihre Höhle.
Meine kleine Enkelin Emilia hat ein weiches Herz. Und wisst ihr, was sie getan hat? Sie nahm alle Nüsse von dem bunten Teller, den ihr der Nikolaus gebracht hat, legte sie in ein kleines Bastkörbchen und stellte es in den Garten genau unter die Tanne, in der Kikki in ihrer Baumhöhle wohnt.
Am nächsten Tag waren alle Nüsslein verschwunden und in den weiteren Tagen fand Emilia immer wieder Nussschalen im Schnee. Da wusste sie, dass sie ihre Gabe gut angekommen war. Sie stand oft am Fenster und wartete auf das Eichhörnchen, das wieder lustig und gar nicht mehr hungrig die Baumstämme hinauf- und herunterflitzte, ja, sie meinte sie sogar, es hätte ihr zugewinkt aber das glaube ich nicht so recht. Was meint Ihr?
Eingereicht am 06. Dezember 2004.
Herzlichen Dank an den Autor.
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