Der geklaute Weihnachtsbaum
© Karl-Heinz Ganser
In zwei Wochen war Weihnachten. Das erste Fest nach dem schrecklichen Krieg.
Ich war damals gerade elf Jahre alt und hoffte insgeheim, dass es nun richtige und große Geschenke geben würde. Aber als ich dann meiner Mutter den Zettel mit meinen Wünschen heimlich zusteckte, da sah sie mich so traurig an und schüttelte nur ihren Kopf. Ich ahnte, dass der Krieg zwar zu Ende war, aber für mich hatte sich doch nicht viel geändert.
Eines Abends unterhielten sich meine Eltern darüber, dass dieses Jahr wohl kein Weihnachtsbaum aufgestellt werden könnte. Rund um unser Dorf wären alle Wälder vermint und es sei zu gefährlich, einen Baum zu schlagen.
Ich konnte mir aber nicht vorstellen, dass wir Weihnachten ohne einen Tannenbaum feiern sollten.