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Mäuschen am Vormittag des Hl. Abend

© Anne Knopf


Telefon bimmelt, Sohnemann teilt mit, dass er in Heidelberg am Bahnhof angekommen ist und in 2 Minuten nach Wiesloch Walldorf weiterfährt, d.h. Vater kann losspurten zum Abholen und Mutter kann schnell Frühstück richten.
Männekens kommen heim, Vater muss noch mal weg, schnell frische Brötchen und einige Kleinigkeiten einkaufen.
Mutter und Sohn halten so lange Schwätzchen, Vater bringt Brötchen, kann aber nicht mitfrühstücken, denn er muss noch tausend wichtige Sachen, z.B. Getränke holen, Lottozettel abgeben usw. usf. unbedingt jetzt und sofort erledigen, denn sonst findet man keinen Parkplatz mehr oder die Schlangen an den Kassen sind zu lang ...
Oma ruft, dass man für sie noch unbedingt sofort ein Rezept in der Apotheke holen muss, kann Vater machen, der ja eh auf dem Sprung ist.
Mutter und Sohn frühstücken und quatschen gemütlich.
Dann muss Sohnemann, der seine D-Box nun vom Rheinland in die Kurpfalz transportiert hat, weil er ja nun Reha im Hotel Mama macht und 4 Wochen lang nicht auf Premiere verzichten kann, sofort alles installieren und anschließen.
Mutter räumt Frühstückstisch ab, werkelt in der Küche, Sohnemann flucht im Wohnzimmer.
Gerät kommt nicht zum Laufen.
Mutter eh technisch nicht versiert, interessiert das nicht, stellt die Ohren auf Durchzug hat noch viel zu viele Vorbereitungen für heut Abend zu machen, ganze Sippe kommt.
Eine Stunde später sind endlich alle Weihnachtsgeschenke verpackt und in einem Wäschekorb gelagert.
Sohnemann flucht nach etlichen Telefonaten immer noch, denn für die Kurpfalz braucht man eine andere Karte als fürs Rheinland und so funktioniert Premiere nicht!
"Wird für was gut sein", denkt Mutter, "kann die Flimmerkiste wenigstens ab und zu mal Pause machen!"
Laut bedauert sie natürlich diese Situation! Diese verpasste Chance, endlich mal Premiere live zu erleben!
Hihihihiii!
Vadda kommt fluchend heim, alle Geschäfte waren grammelvoll, und alles ist schief gelaufen, Kästchen vom Lottozettel nicht vollständig ausgefüllt, lange Diskussionen, aber online Lotto zu spielen mag "Mann" nicht, weil man dazu kein Vertrauen hat, wer weiß wo der Zettel dahin verschwindet ...
Dann waren heute auf den Straßen nur Frauen, die nicht Autofahren konnten, unterwegs, die schlichen genauso, wie die eigene Frau, wie Schnecken auf den Straßen herum, und erst die Einparkerei, keine einzige Frau kann einparken, stehen alle quer, dass "Mann" sich nicht dazwischenquetschen kann!
Männers bedauern nun noch eine Stunde lang die verdammte Situation, dass Premiere nun nicht zum Laufen kommt, "alles Geldmacherei, und Nepp und Sch..."
Sohnemann ist gefrustet, verzieht sich in sein Zimmer und macht Augenpflege.
Vatter hat natürlich Hunger, noch nicht mal heut zum Frühstück gekommen, vor lauter Stretch!
Mutter tischt also nun erneut auf, aber Vatter hat "Sonderwünsche, heiße Rindswürste zum Frühstück!"
Nun steigt der Blutdruck von Muttern an, denn der Weihnachtsbaum liegt noch auf dem Balkon, und der Spätzleteig ist noch nicht gemacht, das Putenfleisch noch nicht angebraten, der Salat noch nicht geputzt, der Thailändische Reistopf muss auch noch gefüllt werden, der Quarkstrudel muss aus dem Backofen, und nun noch Sonderwünsche!
Nun platzt Muttern der Kragen, erst keine Zeit zum Frühstücken und nun noch alle Hände voll zu tun, und dann noch "Sonderwünsche", aber Sonderwünsche werden dann halt doch erfüllt, damit wieder Ruhe und Frieden einkehrt.
Dann aber wieder Gezeter, weil jetzt unbedingt der Weihnachtsbaum in den Weihnachtsbaumständer muss. Mutter hat oft so komische Vorahnungen, weiß um die Messikrankheit vom GöGa und ahnt, dass eventuell es Stunden dauert, bis der Baumständer irgendwo in der geheiligten Ordnung gefunden ist.
Bis zum Sommer stand er nämlich noch auf dem Balkon, da wurde immer gefrotzelt, dass man ihn dann im Dezember gleich zur Hand hat.
Da gabs dann auch mal ein Donnerwetter von Mutter und dann war der Baumständer "aufgeräumt" und weg vom Balkon.
Also Vatter holt Säge und bearbeitet den Baum, dann geht Vatter in den Keller, den Ständer holen.
Ha, wenn Mutter nur nicht immer diese Vorahnungen hätte, sie weiß genau, jetzt brüllts gleich vom Keller hoch, ob sie weiß. wo der Ständer ist ...
Es dauert zehn Minuten, so lange hat er gesucht!
Dann der erwartete Schrei!
Muttern weiß natürlich nicht, wo der Ständer ist, denn Vatter hat ihn im August aufgeräumt!
"Ach, vielleicht weiß Oma wo er ist", fällt ihm ein, "und zudem hat Oma bestimmt noch ihren alten Baumständer von Anno dazumal auf dem Speicher."
GöGa und Oma einträchtig auf den Speicher zum Suchen.
Mutter weiß das Ergebnis schon jetzt! Ein Blick auf die Uhr. In fünfzehn Minuten ist es zwölf Uhr und die Geschäfte in unserem kleinen Dorf schließen ...
Panikattacke, Mutter rennt auf den Speicher, merkt wie sich Hysterie anschleicht.
"Ich nehm einen Putzeimer, schneide den zurecht und bastel dir da einen Ständer rein, das geht dann auch!", so wurde Mutter empfangen!
"Nie und nimmer", schreit Mutter aus Leibeskräften, "Du gehst sofort und holst einen neuen Ständer", und zudem muss Muttern unbedingt noch anfügen, "vor einer Woche in Köln, da wollte ich auf dem Flohmarkt für 8 Euro einen Ständer kaufen, der war dir zu teuer, und nun rennst du aber und besorgst mir einen, sonst ist Weihnachten für mich gelaufen! Ich schmeiß sonst alles hin und hau ab und dann könnt ihr alle Weihnachten ohne mich feiern!"
Er kommt mit einem nagelneuen hochmodernen Ständer für 29 Euro zurück, er hat ihn erstanden, kurz bevor der Laden geschlossen wurde, und hat der Verkäuferin noch erzählt, dass seine Frau den Keramikständer hat fallen lassen und er nun dringend einen neuen braucht!
Also nun aber Gas, Baum rein, schmücken, Kater Sammy macht sich einen Spaß, die aufgehängten Kugeln immer wieder runterzuhauen, Essen fertig machen, Tisch decken, es klingelt ... das kann noch nicht die Sippschaft sein!
Huch, welch freudige Überraschung, die Adoptivtochter von Mutter, die Suzan aus Costa Rica steht überraschend vor der Tür und hat zu Weihnachten für "Adoptivmutti" einen Engel aus Ton gemacht, selbst modelliert, Mutter ist ganz gerührt!
"Wie heißt der Engel denn?", fragt Mutter.
"Hat keinen Namen", sagt Suzan.
"Er heißt Angelito," sagt Adoptivmutter ganz spontan!
Nun flennen beide, Adoptivmutter und Adoptivtochter, zwei Männekens stehen kopfschüttlend dabei.
Es klingelt schon wieder ...
Nun strömt die Verwandtschaft aus allen Himmelsrichtungen herbei ...
Es kann losgehen, besinnliche Weihnachten!
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind beabsichtigt und entsprechen den Tatsachen, so geschehen am 24.12.2003



Eingereicht am 13. November 2004.
Herzlichen Dank an den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors.

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