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Die Weihnachtsfeier im Kriseninterventionszentrum

Von Hans Dieter Aigner


In unserer Stadt gibt es ein Kriseninterventionszentrum für psychisch Kranke. Nach einem langen Spaziergang in der weihnachtlich geschmückten Stadt verschlug es mich wieder einmal dorthin. Im zweiten Stock eines Altbaues war das erwähnte Zentrum sowie der Patientenclub für psychisch Kranke untergebracht. Nach kurzem Läuten wurde mir geöffnet. Ich murmelte etwas von einer Rüsselkrise und mischte mich bald unter das anwesende Volk. Das Krisenpersonal und etliche anwesende ehemalige Patienten des Landeskrankenhauses für psychisch Kranke waren gerade dabei einen großen Raum krisenhaft weihnachtlich zu schmücken. Ich begrüßte die mir bekannten und unbekannten Krisenleute mit einem herzlichen Kris Gott. Dann sah ich mich in den Räumlichkeiten um. In der Krisenküche war gerade ein junges Mädchen dabei, Kriskoch zu kochen. Auch einen Krisbaum mit viel Krisbaumschmuck hatte man organisiert. Alles sah sehr weihnachtlich aus. Man hätte meinen können, dass jeden Augenblick der Nikolaus mit seinem Krisenstab den Raum betreten würde. Ich selber, da als großer Gitarrenspieler vor dem Herrn bekannt, bekam die sogenannte Krisengitarre in die Hand gedrückt. Wir spielten und sangen Krisenlieder, wie "Stille Nacht, stille Nacht, das Kriskind in der Krise lacht" und "Freuet Euch die Krise kommt bald". Einige lasen auch Krisengedichte vor, wie "Von draußen, vom Krisengipfel komm ich her, ich muss euch sagen, es Wein-achtelt sehr" oder "Krisenherd, Krisenherd, die Krisennacht ist eingekehrt". Um die in großer Zahl vorhandenen Brötchen war ein großes Kris. Kristian, der gut Klavierspielen konnte, klimperte Eigenkompositionen auf dem Krisenklavier. Manchmal war es, als ob das Kriskind vorbei flöge mit hellem Glockenklang. Aber es war nur das Läuten des Krisentelefons. Sicher war es irgendein Krisengeschüttelter, der zu dieser unkristlichen Zeit noch anrief. Draußen kriselte leise der Schnee. Manche verabschiedeten sich schon bald, sie wollten die Fernsehshow mit Kris Lohner und Kris Howland nicht versäumen. Einer war auf dem Buddhistentrip, als ich ihn nach der Uhrzeit fragte, murmelte er leise Hare Krisna. Viel zu bald war es Zeit zu gehen. Ich verabschiedete mich bei allen, auch bei Kristian und Kristine, für die ich meinen Namen plus Adresse auf einen Zettel kriselte. Für mein Gitarrenspiel erntete ich beste Krisik. Draußen klitzerten die Schneekristalle im Schein der Nachtbeleuchtung. Crisis, what crisis, dachte ich, an diesen Abend werde ich noch denken, wenn ich ein Greis bin.


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