Lust am Lesen
Lust am Schreiben
Ein Schlitten auf Engelssohlen
Ein philosophisches Weihnachtsmärchen von Alessandra Amenta
Wenn man ganz aufmerksam hinhörte, konnte man sie wahrnehmen, die Schneeflocken, wie sie sanft auf die Erde fielen und jeden Winkel um Kilkenny herum in eine weiße Kulisse verwandelten.
Für Glynis ein irisches Mädchen im Alter von fünfzehn Jahren war zu gegebener Zeit alles selbstverständlich. Sie musste ständig im Mittelpunkt stehen und ihren Willen durchsetzen und das obwohl die Familie soeben eine finanzielle Krise überstehen musste. Es gab sehr wenig Arbeit in der Kleinstadt und die Geldsorgen verbreiteten sich wie die eisige Kälte, die seit einigen Tagen die Dächer von Kilkenny bedeckte.
Es brauchte seine Zeit bis die Johnsons zurückfinden würden in ihren einst so glänzenden Wohlstand. Dass es dann zu Weihnachten weder Besuch noch Geschenke geben würde, war Glynis Johnson ein Dorn im Auge. Hatte sie es soeben am Vorabend des 24 Dezembers erfahren, öffnete sie erst nach Stunden die Türe ihres Zimmers und kam dann mit erhobener Nase die Treppe hinunter ins Speisezimmer.
So empfand Glynis das Fest weniger harmonisch, sondern eher langweilig. Lustlos und trotzig, wie sie nun mal war, bereitete sie sich kaum auf den Heiligen Abend vor.
Während Mr. Johnson das Abendgebet sprach, hörte man das Knistern des Kamins.
Glynis Augen starrten in das offene Feuer, dabei dachte sie an letzte Weihnachten, als ihre Tanten ihr noch Unmengen von kostbaren Geschenken brachten. Darunter war zum einen ihr cremfarbener aus Wildleder extra angefertigter Wintermantel mit dem passenden schweren Schaal, den sie wenig später aus der Garderobe nahm um sich auf den Weg zu machen.
Mit ein paar Groschen machte sie sich auf in die Stadt, um dort die letzten Besorgungen zu machen, so wie Bratäpfel, Maronen und sonstige kleine Naschereien, auf die Mrs. Johnsons unter keinen Umständen verzichten wollte. Schließlich gab es da noch die ganz Kleinen, Fionan und Devin, die Zwillinge, soeben erst 6 Jahre geworden. Glynis war mit neun Jahren nicht unbedingt begeistert davon, zwei Brüderchen zu bekommen, denn was würde dann aus ihr werden?
Sie hatte keinen Sinn für die kleinen Dinge im Leben, obwohl man ihr nicht nachsagen konnte, dass sie keine Begeisterung für die Natur zeigte.
Auch wenn Mrs. und Mr. Johnson ihre fünfzehnjährige Tochter nicht vernachlässigten, so hatte sie jetzt eben ein noch schwierigeres Alter erreicht und Glynis verirrte sich immer mehr in Tagträume. Doch ihre Eltern hofften sehr darauf, dass sie eines Tages begreifen würde, dass sich nicht alles um Geld und Reichtümer drehte, dass man auch mit den wenigen Dingen im Leben sein Glück finden würde, denn schließlich hatten sie versucht, ihre Tochter niemals zu sehr zu verwöhnen.
Um zu den Geschäften zu gelangen, musste das junge Mädchen noch eine kleine Strecke durch den Wald machen. Sie liebte die Natur über alles, kein Eichhörnchen blieb ihr unentdeckt und keine Rehkitznase lies sie unberührt.
Kilkenny war eine bis zu jenem Zeitpunkt sichere Stadt Irlands, deshalb machte es dem Mädchen nichts aus, den einsamen Weg auf sich zu nehmen. Um es sich trotzdem etwas angenehmer zu gestalten, sang Glynis laut vor sich hin, dabei genoss sie die kühle, dennoch angenehme Winterluft mit einem Hauch von Moos und Tannenzweigen. Sie beobachtete, wie der Schnee auf den zierlichen Ästen haftete und wunderte sich stets darüber, dass alles so eben erschien, einfach wie gemalt. In ihrer Phantasie hatte der versteckte
Künstler den Schneesternen verschiedene Farben gegeben, mal waren sie seegrün, dann hatte er den Flocken einen Tupfer Indigoblau erteilt und wenige Sekunden später hüllte sich das Winterkleid wieder in ein reines Weiß.
Drei Schwalben zogen über die Baumkronen und begrüßten den Einbruch der Dämmerung, die sich langsam einschlich. Glynis hatte sich mal wieder in ihre Welt verirrt und die Zeit lief ihr davon.
Es waren nur noch wenige Naturgeister zu spüren, die sich vorsichtig in ihre Höhlen verzogen, um der anbrechenden Dunkelheit zu entgehen.
Nur noch ein leises Huschen zwischen den am Boden liegenden Ästen, ein letzter Gesang der winzigen Gefieder. Stille war eingekehrt, begleitet von merkwürdigen stampfenden Schritten.
Glynis blieb stehen, um festzustellen ob es ihre eigenen Schritte waren und bemerkte schnell, dass die Geräusche aber trotzdem noch zu hören waren und auch immer schneller wurden. Auch als sie sich umdrehte, konnte sie die beunruhigenden Klänge zwar immer noch empfangen, jedoch sehen konnte sie dabei niemanden.
Sie hatte sich kaum in Richtung Stadt gewendet, da war auch schon nichts mehr zu hören.
Die plötzliche Stille war jetzt unerträglich geworden und die Kälte empfand Glynis mit einem mal auch eher als unangenehm.
Jemand trat aus einem dicken alten Baumstamm hervor und sah das ängstliche Mädchen wenige Sekunden an. Glynis zuckte erschrocken zusammen, dabei wies sie einen leisen Schrei von sich nicht zurück und dieser traf dann einen immer näher herantretenden Unbekannten. Doch blieb Glynis nicht viel Zeit, den Mann zu mustern, der versuchte mit schnellen Schritten an Ihr vorbei zu schlendern, dabei konnte man seine magere Gestalt betrachten und seine Augen ähnelten zwei dunklen tiefen Höhlen.
Auf seinen kleinen Schultern trug er einen grauen zerfetzten Beutel mit wohl schwerem Inhalt mit sich, der ihm jedoch bald zu viel wog, so dass er diesen hinter sich her zog und im Schnee eine Spur hinter sich zog.
Selbst wenn er versuchte, sein Tempo zu beschleunigen, hinderte der Schnee ihn auf weise Art daran, schneller zu flüchten, vor wem auch immer?
Glynis lag es sehr daran umzukehren, aber sie war schon viel zu weit entfernt von ihrem Zuhause und die Stadt lag ganz nah vor ihr. Und zudem gab sie doch gerne die letzten Ersparnisse ihrer einst so gut situierten Eltern aus. Also entschied sie sich unüberlegt, den Weg fortzusetzen. Ihre Nase war bereits ganz errötet und das verlieh ihr irgendwie die letzte Vornehmlichkeit. Mit ihrem dunkelroten gelockten, dazu gebändigten Haar, versteckt in einem Kapuzenmantel und dem Elfenbein-Teint, sah Glynis doch recht
vorwitzig aus. Man konnte sie mit einem Rubin vergleichen, dessen letzter Schliff darin lag, ihren Wangen ein kühles Rot zu versetzen. Ihre hellblauen Augen funkelten wie zwei Sterne im erdlichen Gewebe.
Soeben erst wenige Schritte gemacht, musste Glynis ein seltsames Jammern vernehmen, das nicht weit von ihr entfernt sein konnte. Es kam aus der Richtung von der sie so eben erst gelaufen war.
Diesmal zögerte sie kurz, den Geräuschen zu folgen und trotzdem war ihre Neugierde stärker und siegte über ihre Vernunft. Es wurde Immer lauter und nach einigen zurückgelegten Metern traute Glynis ihren Augen nicht. Die Schneewiese wurde von Blutspuren verfolgt, sie wollten kein Ende mehr nehmen.
Glynis wusste, dass es sich hierbei um ein menschliches Wesen handelte, denn kein Tier würde derart Laute von sich geben, konnte es sich noch so schlimm verletzt haben.
Mit einer kleinen Skepsis näherte Glynis sich einer am Boden liegenden Frau.
Sie schien Ende Dreißig zu sein und winselte am Boden beschämend hin und her.
Ihre Schulter blutete sehr stark und es sah ganz nach einer Schusswunde aus. Zuerst fiel dem Mädchen ihr unfreundliches Gesicht auf und dann dieser unangenehme Geruch in ihrer feinen Nase. Die Frau stammte nicht von hier, das war sicher.
Als das Mädchen die Frau ansprach, verlor diese überraschend schnell ihre Besinnung. Glynis kniete im nassen Schnee, sie kam sich hilflos vor und die Kälte fühlte sie mittlerweile immer näher an sich herantreten. Der von Schneeflocken verfolgte Himmel hatte eine dunkle Farbe angenommen und nur der Mond unterstützte die Dunkelheit.
Benommen erhob Glynis sich von der Schneedecke. Sie beschloss, mit aller Kraft die verletzte Person auf die gegenüberliegende Parkbank zu legen. Mit ganzer Kraft zog sie die noch besinnungslose Frau durch den Schnee, dabei fiel sie immer wieder hin, ihre Kleidung wurde vom Schnee getränkt und dadurch nur noch schwerer.
Schließlich gelang es ihr, die Frau auf die Parkbank zu legen und sie machte sich auf den Weg zurück in die Stadt.
Ihr cremfarbener Mantel war von Blutflecken berührt und sie dachte an ihr zu Hause. Wie schön warm es doch dort am Kamin wäre und selbst die nervigen kleinen Brüder hatte sie jetzt vermisst. Würden ihre Eltern bald merken, dass sie schon zu lange fort war und nach ihr suchen?
Aber nein, es war ja alles in Ordnung, ihr ging es ja noch gut, sie brauchte nur Hilfe zu holen und dann würde sie schnell wieder nach Hause laufen.
Nach einer Weile kam das frierende Mädchen an ein Wirtshaus, dem sie zuvor nie große Beachtung geschenkt hatte, doch jetzt brauchte sie dringend Hilfe und durfte nicht länger auf sich warten lassen. Sie öffnete ängstlich die alte modrige Holztüre und als sie eintrat, bemerkte sie zuerst einen alten Mann am Tisch sitzen, sein weißer Bart war so lang, dass dieser bald bis ins Glas hinein ragte. Weiter hinten im verdunkelten Raum saß ein Mann der zum Fenster starrte, dessen Gesicht man nicht ganz sehen konnte.
Glynis rümpfte ihre Nase, denn die Tabakluft machte ihr sehr schwer zu schaffen.
Sie kämpfte sich durch den weißen Dunst und erzählte ganz aufgeregt und laut dem Wirt was geschehen war. Der Wirt wollte gerade zum Telefon greifen, da stand der Gast von der hinteren Ecke auf und bat seine Hilfe an, er sei Arzt und wenn es schlimmer sei als angenommen, würde er das Mädchen noch mal zum Wirtshaus schicken. Er faselte noch etwas von der großen und lebendigen Phantasie der jungen Leute, gab dem Wirt ein fettes Trinkgeld und schubste Glynis vorsichtig aber forsch mit nach draußen.
Den Wirt kümmerte es nicht weiter und der war froh, so würde es weiterhin ruhig in Kilkenny bleiben, ganz ohne Aufsehen, so wie man es hier schließlich gewohnt war.
Der alte Mann am Tisch rührte sich nicht, sondern schaute weiterhin tief in sein Whiskyglas.
Glynis erkannte ganz schnell den Mann, wie könnte sie auch jemals diese magere Gestalt mit den tiefliegenden Augenhöhlen vergessen!
Der Mann war sehr nervös, er zerrte das Mädchen nach draußen und forderte sie auf, die verletzte Frau mit ihm auf zu suchen. Glynis verstand nichts mehr, alles drehte sich und sie versuchte sich von den groben Händen des Unbekannten zu befreien, der sie immer noch am Mantel packte. Es war aussichtslos denn Glynis hatte kaum noch ihre Füße gespürt und so war der Kampf verloren.
Der Mann sprach kein Wort mit Glynis, er zog immer noch diesen Beutel hinter sich her.
Nach einigen Metern sah das Mädchen die verletzte Frau aufrecht auf der Bank sitzen und das beruhigte sie zunächst einmal, denn sie hatte schon das Schlimmste befürchtet!
Der seltsame Mann ging ganz zügig auf die Frau zu und Glynis schrie hinterher, er solle sie in Ruhe lassen sie sei verletzt, aber der Mann hörte nicht auf sie.
Was dann geschah, bewirkte in Glynis eine große Überraschung.
Die Frau sprang schnell von der Parkbank auf und umarmte ganz kurz den Mann, der sie mit einem armen Lächeln begrüßte. In einem geringen Abstand zitterte Glynis vor Kälte, sprachlos und verunsichert beobachtete sie die beiden Unbekannten.
Der Mann stützte für einen Moment die Frau und band sein Hemd um die Schulter der Verletzten, dann befahl er Glynis, einen kräftigen Ast zu suchen, dabei behielt er sie immer im Auge. Nachdem Glynis einen solchen Ast gefunden hatte, konnte sich die Frau darauf stützen.
Jetzt wollte das Mädchen den Heimweg nehmen, aber der Mann hinderte sie böswillig daran und drohte ihr mit erhobener Hand, sie solle sich keinen Schritt von ihnen entfernen.
Keine Sekunde ließen die Beiden Glysin mehr aus den Augen.
In mitten im Wald angekommen, beschloss der Mann den Weg über die vereiste Talsperre zu nehmen, um so die Spürhunde von sich abzulenken. Glynis warnte davor, da sie wüsste diese Talsperre sei sehr gefährlich, da das Eis dort an einigen Stellen sehr schnell einbrechen könnte. Doch die beiden kaltherzigen Personen ließen sich davon nicht abhalten oder verunsichern. Im Gegenteil, sie schickten Glynis an der Talsperre sogar vor, denn wenn jemand ins eisige Eis stürzen sollte, durfte es das Mädchen sein und niemand
sonst, so dachte es zumindest Glynis die ganze Zeit über.
Bei jedem Schritt bangte Glynis um ihr junges Leben, sie fühlte wie dünn das Eis war, es schien jeden Moment zu brechen. Sie bemerkte, wie misstrauisch die beiden Unbekannten miteinander umgingen je länger sie unterwegs waren. Die Nacht war bereits eingetroffen, Glynis fror und war müde, sie hatte Angst, sehr große Angst. Sie fiel immer wieder auf das Eis, aber konnte sich dann wieder aufraffen.
Aber irgendwann war es dann so weit, das Eis brach und halb im eisigen See versuchte Glynis sich zu retten. Sofort brach das Eis auch hinter ihr ein und die Frau stürzte ins eisige Wasser, dabei rang sie immer wieder nach Luft, ihr Freund hielt ihr noch den schweren Stock hin, es sah ganz danach aus, als ob ihre Hand danach strecken konnte. Ihr Freund sah immer wieder zu Glynis hin, die Hand der Frau war nur noch wenige Zentimeter weg von dem Ast und dann zog der Mann ihn wieder weg, er drehte sich um zu dem
Mädchen und hielt ihr den Ast ins Wasser damit sie sich daran hochziehen konnte. Glynis schaffte es nur mit Mühe, sie war ziemlich am Ende. Als sie jedoch wieder halb aufrecht auf dem Eis stand, zitternd vor Kälte, sah sie den Mann fragend an. Sie sah rüber zu der Frau, von ihr war bald nichts mehr zu sehen. Glynis wollte rüber laufen, um ihr noch zu helfen, aber es war bereits zu spät!
Der skrupellose Unbekannte befahl Glynis, keine Zeit zu verschwenden und sie solle endlich weiter gehen. In den meisten Filmen, wo es um Bankräuber ging hatte Glynis auch nichts anderes gesehen, dass am Ende sich die Diebe gegenseitig umbrachten.
Sie wusste nicht ob der Mann die Frau sowieso irgendwann loswerden wollte, oder ob er für sich keine andere Lösung fand, die Geisel nur zu seinem Schutze überleben lies.
Ja wahrscheinlich war das eher der Fall und Glynis bekam das Gefühl nicht los, dass sie die Nächste sein könnte!
Der Heilige Abend hatte begonnen und Glynis konnte sich gerade noch auf den Beinen halten, aber lange würde sie es nicht mehr aushalten. Sie fühlte fast nichts mehr in ihren Gliedern und Fieber hatte sich eingeschlichen. Sie sah von weitem ganz verschwommen den Waldrand. Sie hörte ein Krachen und drehte sich langsam auf dem See um, der Mann war einer gebrochenen Eisfläche entkommen. Glynis sah dies als Vorsprung an und versuchte vergeblich, davon zu laufen. Aber die Eisflächen waren zu undurchlässig.
Der Mann stand auch schneller wieder auf den Beinen als sie gehen konnte, er schrie sie an, sie solle stehen bleiben und dabei richtete er eine Waffe auf Glynis.
Glynis geriet in Panik und fiel hin. Plötzlich lag sie da regungslos auf dem klirrkalten Boden. Ihre Wangen hafteten an dem Eis und ganz verschwommen sah sie plötzlich Lichter von weitem, die wie Sterne funkelten. Sie träumte und alles verschwand langsam vor ihren Augen. Der Mann hatte sie fast wieder eingeholt.
Glynis sah sich verloren, der Mann war bald ganz dicht hinter ihr, dann glaubte sie Hunde vom Waldrand zu hören. Aber sie merkte schnell, dass es ein Irrtum war und es das Fieber war.
Sie wollte aufgeben und schloss ihre Augen, aber dann geschah etwas sehr Merkwürdiges. Ihre Augen ließen sich nicht so leicht schließen, denn sie wurde geblendet .Auf einmal waren da Lichter zu erkennen, ganz hell und mit enormer Kraft blendeten sie Glynis Augen.
Das gab dem Mädchen wieder Hoffnung, sie tat sich sehr schwer beim Aufrichten vom Eis, aber sie schaffte es und sie entkam noch gerade dem Mann der nach ihrem Mantel griff, er zog an ihr und versuchte sie wieder auf das Eis zu drücken, Glynis rief so laut es ihre Stimme noch erlaubte, sie schrie immer wieder um Hilfe. Doch sie schrie vergebens… sie konnte niemanden sehen. Aber sie sah immer noch diese Lichter und es konnten nur die Taschenlampen der Suchtruppen sein. Wieso gab der Mann nicht auf, sah er nicht
diese Lichter, aber sie waren nicht zu übersehen.
Glynis hoffte so sehr, er würde jetzt wieder die andere Richtung nehmen, aber der Mann schien die Lichter nicht zu sehen, aber das konnte unmöglich sein.
Der Mann packte Glynis und schleuderte sie wieder aufs Eis, doch diesmal stürzte das Eis ein und der Mann fiel hinein, dabei knallte der Beutel aufs Eis und heraus vom Wind geschubst schneite es Geldscheine, Glynis wurde bedeckt von all den Geldscheinen, aber es kümmerte sie wenig, sie war ganz benebelt und lief mit aller Kraft auf den Wald zu. Mit einem mal, ganz im Eifer ans Ziel zu gelangen, rannte Glynis so schnell sie nur konnte über die Talsperre, sie lief über das Eis und entkam dabei jeder von ihr gebrochenen
Eisfläche. Es krachte und krachte, sie war außer Atem und wusste nicht wie lange das Glück noch auf ihrer Seite war.
Endlich irgendwann am Wald angekommen, hielt das erschöpfte Mädchen Ausschau nach den Suchtruppen. Zu ihrem Erstaunen gab es niemanden. Keine Hunde, keine Lichter mehr, nichts. Sie war alleine und nur der Mond leistete ihr Gesellschaft.
Als sie tiefer in den Wald hinein lief, erwartete sie dort etwas völlig anderes, als das was sie geglaubt hatte. Vor Glynis stand ein riesiger bezaubernder Schlitten, er funkelte nach allen Seiten so vor sich hin, Hunderte von Schneesternen hafteten an ihm und ließen ihn in einem hellen Licht erstrahlen. Glynis musterte mit voller Bewunderung das schöne Gestell. Alle Aufregung hatte sie hinter sich gelassen.
Sie lächelte wieder und wollte sich dem Schlitten nähern, um zu sehen wem sie ihre Kraft zu verdanken hatte. Doch bevor sie herantreten konnte, machte er einen hohen Bogen verlor all die Schneeflocken und verschwand ganz leise am nächtlichen Himmel, bis nur noch ein winziger Stern zu sehen war. Mit einem dankbarem Lächeln sah Glynis dem Schlitten auf Engelssohlen hinterher, sie hatte längst verstanden.
Erst in der Ferne hörte sie die Hunde der Suchtruppen, doch sie schaffte es nicht mehr, ihnen entgegen zu laufen, denn ihre Beine versagten und ihre ganze Kraft verschwand, bis sie schließlich in den Schnee fiel und in einen tiefen Schlaf.
Glynis wachte nach einigen Stunden auf und sah erstmals verschwommen ganz kleine Köpfe um sie herum. Sie hatte früher immer an Gnome geglaubt, aber nie wirklich gedacht ihnen zu begegnen, wenn sie sich von der Welt verabschieden muss.
Kleine Lichter überfluteten den Raum und hüllten ihn in ein warmes Licht.
Glynis hatte sich getäuscht, denn ihre Wahrnehmung wurde immer stärker bis sie schließlich erkennen konnte, dass die beiden Gnome die kleinen Zwillinge Fionan und Devin waren. Sie lächelte vor Freude, wieder zu Hause sein zu dürfen und verwöhnte ihre Nase mit dem Duft von Edelzweigen und warmen Maronen. Mrs. Johnson und Mr. Johnson trafen in ihr Zimmer und waren sehr stolz auf ihre kleine Tochter, dads sie so tapfer durchgehalten hatte und kein Geldschein bei der Untersuchung gefehlt hatte, na ja bis auf das
fette Trinkgeld, welches an den Wirt ging, dieser es aber leider wieder zurück an die Bank geben musste. Doch viel glücklicher waren die Eltern darüber, dass ihre Tochter wieder bei ihnen zu Hause sein durfte und freuten sich insgeheim darüber, dass sie einen großen Schutzengel gehabt haben musste.
Mit noch etwas zwinkernden Augen sah Glynis neben ihrem Nachttisch ihren Mantel über dem Stuhl hängen, der kleine Devin hatte sich soeben gegen den Stuhl gelehnt, so dass dieser zu Boden fiel. Niemand staunte schlecht, als aus dessen Kapuze plötzlich jede Menge Geldscheine wie kleine Federn über den Holzboden wanderten.
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