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BOSINLILA

Eine Weihnachtsgeschichte von Katrin Ackermann


Dieses Jahr wissen meine beiden Kinder schon ziemlich früh, was sie sich zu Weihnachten wünschen. Das ist sehr entspannend für mich.
Es gab auch Jahre, wo sie fast wunschlos glücklich waren, oder, wie im letzten Jahr, nur ganz kleine Wünsche hatten: "Diese eine Kassette von Bibi Blocksberg, wo die Lehrer Rüssel kriegen, sonst eigentlich nichts!"
Solche Wünsche machen mir als Mutter natürlich Kopfzerbrechen, denn spätestens ab der ersten Dezemberwoche laufen die Telefondrähte heiß, weil schließlich Großeltern, Paten und Freunde von mir den ultimativen Supertipp bezüglich der Geschenkideen haben möchten.
Dieser Stress entfällt dieses Jahr komplett. Nicht nur, dass meine Mädchen genau wissen, was sie wollen, nein, sie haben es auch schon aufgeschrieben und in den Flur gehängt.
Der Wunschzettel von Charlotte, 9 Jahre, ist sehr ordentlich und übersichtlich angeordnet. Die Wünsche von 1-5 sind die wichtigsten, aber drunter steht auch, dass sie sich über alles freut, wenn das Christkind sich nur irgendetwas davon aussuchen mag.
Der zweite Wunschzettel von Franziska, 6 Jahre, sieht dagegen schon etwas anders aus. Wild auf dem Papier verteilt, kreuz und quer sind die Wünsche hingeschrieben, wobei es mehr aneinandergereihte Buchstaben sind, als Worte, aber mit ein bisschen Phantasie kann man durchaus die Begriffe erraten.
Doch ein Wunsch, der sogar noch unterstrichen war, blieb mir lange verschlüsselt: BOSINLILA. Mein Gott, was kann das denn sein? Es ist natürlich peinlich, Franziska danach zu fragen, denn in ihrem Empfinden hat sie ja alles richtig geschrieben. BOSINLILA klingt so wie Bossanova, doch das hilft mir auch nicht weiter.
Es blieb mir nichts anderes übrig, als meine Tochter zu bitten, mir ihren Wunschzettel doch einfach mal vorzulesen.
Was glauben Sie, ist ein BOSINLILA? Ich werde es Ihnen verraten: ein Bus (für Barbies) in lila!
Mir fiel es sehr schwer, meine Rührung und mein Schmunzeln zu verbergen und mir mit angemessener Ernsthaftigkeit Wunsch um Wunsch weiter anzuhören.
Nun aber kann ich alles problemlos ans Christkind weiterleiten und mich auf Weihnachten freuen.


Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors.


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