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Eine Weihnachtsgeschichte
Von Uve Eichler
Jetzt ist es schon ein Jahr her, dass du mich verlassen hast. Damals sagte der Pfarrer die Zeit würde die Wunden heilen. Ich warte immer noch auf die Zeit, sie war bisher noch nicht da.
Wenigstens dieser Autofahrer, der dich überfahren hat, hätte sich doch melden können. Ich mache ihm ja keine Vorwürfe, obwohl…, sollte ich…? Nein! Aber, vielleicht bin ich nur zu streng und egoistisch, bestimmt denke ich viel zu viel an mich. Weißt du, eigentlich wollte ich das nie tun, ich meine an mich denken, doch je mehr Zeit ich habe, um so mehr muss ich über alles nachdenken. Immer wieder stolpere ich über unsere Freundschaft, denn sie war mehr als nur Zuneigung, mehr als gegenseitige Achtung, sie war…,
tja,… sie war die Erfüllung aller Wünsche, die man sich wünschen kann. Sie war zu kurz.
Draußen schneit es, und alles sieht aus wie mit Puderzucker überstreut. Die Kinder spielen und haben Spaß. Schade, dass du das nicht sehen kannst, …oder…, siehst du das vielleicht doch? Ich vermisse dich sehr.
In der Stadt ist alles festlich geschmückt und die Musik untermalt die freudige Einkaufsstimmung. Heute stand in der Zeitung, dass die Verkäuferinnen dieses weihnachtliche Gedudel nicht mehr ertragen können. Wie sollten die auch wissen, dass mir solche Sätze wehtun könnten. Mit jeder gespielten Note, die ihren Weg an meine Ohren findet, sehe ich dich neben mir. Es ist, als wäre es gestern gewesen. Das Einkaufszentrum hat den gleichen Schmuck wie im Vorjahr, aber es ist anders. Du meinst ich soll mich nicht beschweren?
Kann sein,… siehste ich mach mir wieder was vor.
Langsam wird es dunkel und die Kinder spielen nicht mehr im Schnee. Sie sind nach Hause gegangen. Da, auf dem kleinen Hügel, haben sie einen Schneemann gebaut, erinnerst du dich noch, als wir hier Schneemänner gebaut haben? Du sagtest damals, dass wir auch eine Schneefrau bauen müssen, damit der dicke weiße Mann, mit dem Blumentopf auf dem Kopf, nicht so allein ist.
Der Kamin knistert. Ich lege noch ein Holzscheit nach. Was sagst du zu dem Baum, habe ich ihn nicht fein zurecht gemacht? Zugegeben, er ist ein bisschen krumm, aber durch den glänzenden Schmuck wirkt er richtig wertvoll.
Ich habe mir ein Buch geschenkt. Ich werd es jetzt lesen. Sieh mir ruhig über die Schulter, du weißt wie ich so was hasse, aber sonst habe ich doch niemanden. Bleib einfach bei mir, damit die Zeit nicht kommt.
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