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Gibt es den Weihnachtsmann wirklich, Mutsch?

Eine Weihnachtsgeschichte von Angelika Lauhoff


Früh am Morgen, es war gerade 7.30 Uhr, kletterte Lea zu ihren Eltern ins Bett, kuschelte sich in die "Besucherritze" und verlangte lautstark: "Ich brauch auch ein Kissen!" Klar, dass beide, Mutter und Vater, kerzengrade im Bett saßen. Schmunzelnd brummelte der Papa: "Lea, Süße, warum bringst du dir dein Kissen nicht gleich mit?"
"Na, weil Mutsch das immer holt!", grinste Klein-Lea und zeigte auf die davoneilende Mutter.
Ans Weiterschlafen war danach natürlich nicht mehr zu denken. Lea plapperte munter über ihre Kindergartenerlebnisse und ihre Freundinnen. Zwischendurch stupste sie ihren Vati in die Seite: "Hey, nicht schlafen, ich möchte jetzt kuscheln und überhaupt bin ich gar nicht mehr müde!"
Seufzend drehte er sich zu ihr um, nahm sie in den Arm und sie fing an zu kichern: "Du kratzt, du musst dich mal wieder übersieren."
Lachend sprachen die Eltern im Chor: "Das heißt überrasieren!"
Eine wilde Kissenschlacht entbrannte mit viel Gelächter und Gekitzele. So gegen 9.00 Uhr meinte Lea´s Mutti dann völlig außer Atem: "Jetzt wird es aber Zeit aufzustehen. Schließlich kommt heute der Weihnachtsmann und da müssen wir noch viel erledigen."
"Gibt es den Weihnachtsmann eigentlich wirklich, Mutsch? Der Javen im Kindergarten hat nämlich gesagt, das wäre Quatsch und ihr würdet uns die Geschenke schenken."
Über ihren Kopf hinweg blickten sich ihre Eltern an, in Fr. Trotzki`s Augen stand die Frage: "Was soll ich ihr sagen?"; und in Hr. Trotzki´s: "Entscheide du!" Und sie entschied in Bruchteilen von Sekunden, dass Lea, mit ihren knapp 4 Jahren, noch der Glaube an den Weihnachtsmann erhalten werden müsste. "Wie kommst du denn darauf? Sicher gibt es ihn, aber überleg doch mal: Wie soll der Weihnachtsmann allein so viele Geschenke für die Kinder auf der ganzen Welt besorgen? Das kostet ja schon ein volles Jahr die Wunschzettel alle zu lesen!"
"Aber trotzdem verstehe ich das nicht. Wie schafft er es dann die Geschenkpäckchen bei euch abzuholen und am Heiligabend wieder zu bringen?"
"Na, dafür hat er die kleinen Engelchen, die helfen ihm dabei!"
"Dann können die auch die Geschenke besorgen!", wurde Lea trotzig.
Wieder ein hilfesuchender Blick zum Ehemann, der lächelnd darauf wartete, wie sie sich nun aus der Affäre ziehen würde.
"Die haben dafür keine Zeit, weil sie Plätzchen backen müssen", versuchte es Lea´s Mami weiter mit einem Blick auf die rötlich aufgehende Sonne.
Damit schien Lea fürs Erste zufrieden gestellt zu sein.
Nach einem ausführlichen Frühstück ging der Vater mit einigen Kartons ins Wohnzimmer und schloss hinter sich die Tür ab.
"Was macht Paps jetzt?"
"Paps muss das Wohnzimmer für heute Abend vorbereiten, den Christbaum schmücken und am Fenster schauen, wann die Engelchen mit den Geschenken kommen."
"Woher wissen die, an welches Fenster sie kommen müssen? Wenn ich mich ans Küchenfenster setze.... vielleicht kann ich sie sehen, wenn sie bei den Nachbarn Geschenke bringen!?"
"Ja, ja, genau, mach das!", murmelte ihre Mama, während sie eine große Pute mit allerlei Köstlichkeiten füllte.
Aus grau verhangenem Himmel tanzten kleine Schneeflöckchen auf die Dächer der Häuser. Mit einer für sie untypischen Geduld saß Lea vor dem Fenster und blickte angestrengt hinaus. Irgendwann sagte sie: "Ich bin ja so gespannt!"
"Worauf?"
"Ob der Weihnachtsmann mir all das bringt, was ich mir gewünscht habe."
"Warum nicht, du hast mir deine Wünsche diktiert und ich habe sie ihm geschickt."
Leise kam von Lea: "Ich habe ihm aber noch einen Brief geschickt, von dem du nichts weißt. Lisa hat mir geholfen."
Entsetzt schaute Fr. Trotzki von den Töpfen, die auf dem Ofen vor sich hin dampften und herrliche Gerüche von sich gaben, auf: "Wieso?"
"Weil der Javen gesagt hat, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt und ich es genau wissen wollte und wenn er ALLE Briefe liest und euch Bescheid sagt, was ich mir wünsche, dann müsstest du ja wissen, was ich noch haben möchte. Mein allergrößter Wunsch nämlich!!" Lea stand mit den Händen in die Seiten gestützt vor ihrer Mutter: "Und....weißt du es?"
Im Bauch von Fr. Trotzki machte sich ein komisches Gefühl breit, aber tapfer pokerte sie weiter: "Wirst es schon sehen, sonst ist es keine Überraschung mehr!"
Langsam wurde es draußen wieder dunkler, als sich die gesamte Familie aufmachte, zum Familiengottesdienst zu gehen. Lea versuchte den kompletten Weg, ihren Vati auszuhorchen: "Waren die Engel schon da? Wie sehen sie aus? Warum bringen die auch Geschenke zu OMA und OPA, TANTE und ONKEL?"
Aber der Paps ließ sich nicht aushorchen und lächelte nur geheimnisvoll.
Nach dem "Oh, du fröhliche" in der Kirche war wirklich eine schöne Stimmung. Man wünschte allen, die man kannte eine "Frohe Weihnacht" und stapfte dann durch den Schnee nach Hause.
Dort angekommen verschwand Hr. Trotzki sofort wieder hinter der Wohnzimmertür. Als das Essen fertig war, wurde vorzüglich gespeist, dann gespült und die Küche aufgeräumt. Grade, als Hr. Trotzki mit der kleinen Glocke zum Einlass ins Wohnzimmer läuten wollte, schellte es an der Eingangstür. Lea rannte los und riss die Tür auf... davor stand ein mittelgroßes Paket, aus dem komische Geräusche kamen. "Mutsch, da ist ein Paket, darf ich es aufmachen?"
Völlig aufgeregt und mit roten Bäckchen kam sie mit dem sich bewegenden Päckchen herein. Als sie das Nicken ihrer Eltern sah, machte sie es auf und juchzte laut: "Mutsch, es gibt ihn, es gibt ihn wirklich! Der Weihnachtsmann hat mir den Hund geschickt, den ich mir so gewünscht habe. In letzter Minute."
Betreten schauten sich die Trotzkis an: "Woher kam der Hund bloß? Sollten Lisa und ihre Eltern vielleicht....?"
Aufgeklärt hat sich die Sache dann ein paar Tage später, als nämlich eine Lieferung von einem Versandhaus verspätet kam (der DVD-Player für Hr. Trotzki von Fr. Trotzki), zwinkerte der Postbote Fr. Trotzki verschwörerisch zu: "Na, ist der Hund vom Weihnachtsmann angekommen?"
Diese entgegnete leise: "Vielen Dank, Sie haben Lea für eine Weile den Glauben an den Weihnachtsmann erhalten!"
"Als mir ihre Kleine den Brief in die Hand drückte und ich sah, an wen er gehen sollte, habe ich ihn geöffnet und gelesen. Tja, und da unsere Elli vor 8 Wochen einen Wurf von 5 kleinen Mischlingen hatte, hab ich gedacht, ich könne ihr damit eine Freude machen. Ich hoffe, das war in ihrem Sinne und sie mögen Hunde?!"
"Ja, ja, klar, sie hatte aber nie etwas von ihrem Wunsch erwähnt!", sagte Fr. Trotzki, zog ein großzügiges Trinkgeld aus ihrer Tasche und wünschte dem Briefträger noch einen "Guten Rutsch ins Neue Jahr"
Dann schloss sie die Tür mit einem Seufzer: "Ein Jahr Zeit, zu überlegen, wie wir Lea das nächste Mal die Sache mit dem Weihnachtsmann erklären!"


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