Kätzchens tollste Streiche
Eine Kurzgeschichte von Doris Ramler
Kätzchens erster Ausflug aus der Babykatzenschachtel
Heute ist die Welt anders als sonst, das merkt Kätzchen sofort. Es ist das kleinste und keckste Katzenkind vom ganzen Wurf. Kätzchen ist so 11 oder 12 Tage alt. Aber was spielen Tage schon für eine Rolle in diesem zarten Alter?
Na ja, egal was soll's, denkt es und reckt sich ganz sachte in seiner Katzenschachtel. Aber ja, irgendwas ist anders als sonst. Licht! Ja, das ist es! Kätzchen sieht etwas, kann das aber nicht einordnen. Ja, woher denn auch? Es hatte noch nie etwas gesehen bis jetzt; und so lächelt es vor sich hin und versucht den Rand zu erklimmen. Uuups, das ist gar nicht so leicht. Oh je, denkt Kätzchen und kugelt zurück in die Schachtel. Schleck, schleck - die große Zunge der Mama wird aktiv. Murrend lässt Kätzchen es über
sich ergehen. Es will ja raus, uff, raus aus der engen Welt. Maulend wartet Kätzchen bis Mama fertig ist und versucht es dann immer und immer wieder.
Irgendwann macht es Plumps und, uuups, es ist nicht mehr in der gewohnten Umgebung. Nun ist Kätzchen doch etwas verängstigt. Es will schon weinen, aber da siegt die Neugierde doch und Kätzchen krabbelt weiter. Noch etwas unbeholfen, aber weiter.
So, nun lernt es die große Welt kennen. Na ja, so ganz geheuer ist ihm das harte Ding auch nicht. Woher soll Klein-Samtpfote auch einen Kasten kennen? Hoppla, was ist das? Na ja, für ein Kätzchen ist ein Tisch etwas, was man gar nicht so erkennt. Woher denn auch? Ojemine! Was trappelt da hinter mir? Erschrocken springt es am Schrank rauf. Doch das ist nur das Schwesterchen, das genauso neugierig durch die Gegend schaut. Hoppla, da geht was auf. Uff! Hilfe, eine zweibeinige Katze! Schnell hinter den Tisch und
zitter zitter. Aber die zweibeinige Katze geht vorbei und Kätzchen ist wieder beruhigt. Die Schwester lacht schelmisch. Sie ist nicht so ängstlich und wundert sich über die Kleine. Na, so ein Angsthase meine Schwester, denkt sie.
Schwups - da steht der Zweibeiner wieder vor ihnen, packt Schwesterchen und lächelt sie an. Jetzt wird Schwesterchen ganz ängstlich. Und nun kichert Kätzchen. So ist es: Erst angeben und dann Angst haben! Die Überkatze auf zwei Beinen bringt Schwesterchen in die Schachtel zurück. Kätzchen kann sich hinter einen Papierkorb verstecken und bleibt unbemerkt.
Doch, oje, da plötzlich fliegt eine Pratze! Weinend versucht Kätzchen zu protestieren aber Mama gibt noch einen Pratzenhieb fürs Ausbüchsen, packt Kätzchen beim Genick und trägt sie in Katzenart zurück in die Schachtel. Da hilft alles Protestieren nichts. Auch Maulen und Jammern nicht. Mutti ist unbarmherzig. "Aus mit Abenteuer für heute", schimpft sie. Kätzchen mault noch, schläft dann aber ein und träumt von noch viel tolleren Abenteuern.
Mama folgen und lernen
Nun sind ein paar Tage vergangen. Kätzchen und seine Geschwister wachsen heran und dürfen auch unter Aufsicht der Mama raus. Und da sind dann auch noch diese drei Wesen - zwei große und ein etwas kleineres. Mama sagt, die seien sehr sehr wichtig. "Das sind so genannte Dosenöffner. Aber es sind nette Dosenöffner. Sie sorgen für Futter und spielen manchmal mit uns", sagt sie. "Besonders der kleinere Dosenöffner macht das gerne, mal mit uns spielen", meint Mama. Und dann sagt sie noch: "Ihr
braucht keine Angst zu haben, aber folgen müsst ihr schon - das ist doch klar! Ich kenn mich aus, auf was so Dosenöffner stehen. Ich weiß was sie wollen und auch was sie gar nicht wollen. Ihr braucht nur mir zu folgen. Ich gebe euch Unterricht, damit ihr den richtigen Umgang mit diesen Dosenöffnern lernt."
Gesagt getan. Mama ist streng. Na ja, Kätzchen mault immer am meisten. Und das Trinken, das ist so eine eigene Sache. Kätzchen kann es am Anfang gar nicht. "Prrr", sagt es und schüttelte sich nachdem es sich im Trinken das Gesicht gewaschen hat. Aber mit der Zeit wird es doch immer besser und besser. Langsam geht es nun. Die große Schwester tut wieder einmal großspurig, verkutzt sich aber total und rennt weinend weg. Sie braucht auch um einiges länger bis sie das Trinken richtig gelernt hat. Na ja,
bei Mama trinken ist viel einfacher. Zum Glück ist ja auch noch genug da. Das kleine Brüderchen traut sich lange gar nicht, weint und jammert. Erst viel später versucht er es. Und dann geht es ganz schnell, dass er es erlernt. Sein großer Bruder, der immer denkt er ist der Herr in Haus, tritt voll Hochmut zum Trinken an - uuuups, leider zu weit vor! - und so landet er mit den Vorderbeinen mitten drinnen. Er braucht dann auch am allerlängsten. Alle können es schon, auch Kätzchen, nur Bruder Schlaumaier noch nicht.
Aber schließlich lernt auch er es.
Trinkenlernen geht ja noch. Viel schwerer ist's, wenn die Katzenkinder mal müssen. Da gibt es eine große Art Schachtel, die hat so komische Körner drinnen. "Und da", sagt Mama, "müsst ihr immer rein, wenn ihr mal ein Bedürfnis habt. Egal, ob groß oder ob klein." Die Katzenkinder lernen rasch: Egal ob groß ob klein, immer in diese Schachtel rein. "Und immer zuschaufeln mit den Pfoten, das ist wichtig", sagt Mama, "denn sonst stinkt es und das mögen die Dosenöffner gar nicht.
Da schimpfen sie dann." Und dann fügt Mama noch hinzu: "Und ja nie daneben! In keine Blumentöpfe oder gar auf den Boden oder womöglich auf Gegenstände. Ojemine! Das ist gar nicht auszudenken. Da schimpfen sie dann so sehr und sind böse auf euch." Ganz ernst droht sie mit der rechten Vorderpfote.
So einiges erklärt Mama ihrer Kinderschar. Vor allem den Umgang mit den Dosenöffnern. Und dann sagt sie immer. "Das dürft ihr ja nie vergessen. Das ist sehr sehr wichtig!" Und Kätzchen nickt ganz brav.