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Mensch oder Maschine?
Von Caroline Rigler
Lea hatte es geschafft. Nach einigen Jahren mühevoller Arbeit an der
Universität war es ihr gelungen einen gut bezahlten Beruf als Somatologin in
einer Firma zu bekommen. Ihre Anstrengungen hatten sich also bezahlt
gemacht, schließlich war sie als Beste ihres Jahrganges ausgezeichnet
worden! Es war Leas Traumjob, den menschlichen Körper zu untersuchen, ihn
genau kennen zu lernen.
Diese Firma, ihr neuer Arbeitsplatz, namens "Syco Tech" war ein riesiger
Konzern mit mehr als 100 000 Mitarbeitern auf der ganzen Welt und dort wo
Lea lebte, in Kalifornien, war ihre Zentrale. Kein Wunder, dass es eine
große Ehre für sie war, an dem neuen Projekt des Unternehmens mitwirken zu
dürfen. Die Firma war auf die Produktion von Robotern spezialisiert, die dem
Menschen bis ins kleinste Detail gleichen sollten. Lea arbeitete in der
somatologischen Abteilung und somit war es ihre Aufgabe, den menschlichen
Körper genauestens zu untersuchen um später anderen Mitarbeitern zu
ermöglichen, nach ihren Angaben Pläne für die Roboter anzufertigen. Viel mehr
wusste Lea jedoch nicht über ihre neue Arbeitsstelle.
Endlich war es soweit. Leas erster Arbeitstag begann. Sie stand früh auf, um
nicht gleich zu spät zu kommen. Punkt sieben Uhr verließ sie ihre Wohnung im
hundertvierundvierzigsten Stockwerk und begab sich auf die Shuttle-Ebene des
Hauses. Ein eigenes Shuttle, mit dem man bequem überall hinkam, hatte Lea
nicht, das konnte sie sich nicht leisten. Schon längst hatten diese
Flugobjekte die herkömmlichen Autos ersetzt, Lea selbst hatte nur gehört,
dass es diese Art von Fahrzeugen einmal gegeben hatte. Es blieb ihr also
nichts anderes übrig, als einen so genannten "Lightning" zu nehmen. Dabei
handelte es sich um ein gigantisches Shuttle, das ungefähr hundert Meter
lang war und sich wie ein riesiger Wurm in vierzig Meter Höhe über die
Schienen schlängelte. Es war öffentlich zugänglich und transportierte Leute
durch die Stadt. Seinen Namen hatte es von seiner irrsinnigen
Geschwindigkeit, mit der es die langen Strecken zurücklegte. Jeder, der kein
eigenes Shuttle besaß, benutzte den "Lightning". Glücklicherweise befand
sich in Leas Wohnhaus eine Haltestelle und so war es nicht schwer für sie, in
die Arbeit zu kommen.
Dort angekommen betrat Lea die monströse Eingangshalle von "Syco Tech".
Sofort fielen ihr die Leute in weißen Arbeitskitteln auf, die durch die
Halle strömten. Sie schienen sich alle bestens auszukennen, was Lea von sich
nicht behaupten konnte.
Da sie nicht wusste, wo in dem Komplex sich ihr Arbeitsplatz befand, fragte
sie kurzerhand an der Rezeption.
Ein metallisch glänzender Roboter gab ihr sofort Auskunft.
Endlich in ihrem Labor angekommen, wurde Lea gleich von einem netten alten
Herrn begrüßt. Es stellte sich heraus, dass er Professor Calvin hieß und ihr
Abteilungsleiter war. Er war sehr klein, hatte wirre graue Haare und
schwarze Augen. Auf Lea wirkte er sehr sympathisch aber auch irgendwie
konfus. Er erklärte ihr, was sie zu tun hatte, und Lea verfolgte jeden
seiner Arbeitsschritte genau. Um 17 Uhr beendete sie ihre Arbeit und fuhr
nach Hause.
Dort warteten schon ihr Freund Benny und ihr Papagei Rufus auf sie. Beide
redeten sofort, als Lea das Apartment betrat, auf sie ein. Rufus verlangte
Futter und Benny wollte wissen, wie es an ihrem ersten Tag gelaufen war.
"Gut, sehr gut...!", war Leas knappe Antwort.
Als sie sah, dass Benny schmollte, entschuldigte sie sich damit, dass sie sehr müde sei. Lea war ja sehr froh so einen netten Freund zu haben, der sie immer unterstützte, aber manchmal erwischte er sie einfach am falschen Fuß.
Am nächsten Tag stand Lea schon früh auf, aber Benny war trotzdem schneller
gewesen und hatte schon das Frühstück vorbereitet. Er umsorgte Lea so lieb,
dass es ihr Leid tat, ihn am Vortag so behandelt zu haben. Nach dem Essen
verließen beide die Wohnung um zur Arbeit zu fahren. Benny arbeitete in
einer gigantischen Mediathek, einer Art Bibliothek aber mit Computern und
anderen neuen Erfindungen, die als Informationsquellen dienten. Dort hatten
sie sich auch kennen gelernt, als Lea noch für ihr Studium gelernt hatte.
Die erste Woche im Berufsleben verging für Lea wie im Flug. Sie hatte eine
Menge zu tun, aber komischerweise fühlte sie sich nie überarbeitet.
Eines Tages war sie auf dem Weg zu ihrem Büro und kam am Konferenzraum
vorbei. Plötzlich hörte sie etwas sehr Beunruhigendes. Es war gerade eine
Sitzung im Gange und der höchstrangige Chef von "Syco Tech" sagte: "Mit
Hilfe unserer neuen Technologie wird es uns bald gelingen, die Menschen in
den meisten Bereichen durch Maschinen zu ersetzten."
Lea konnte nicht glauben, was sie hörte. Sie lauschte weiter und fand heraus, dass diese Leute die Absicht hatten, Roboter zu bauen, die einem Menschen bis ins
kleinste Detail glichen, so dass man nicht merken würde, wer Mensch und was
Maschine war. Schockiert machte sich Lea auf den Weg ins Labor. Sie hatte
genug gehört. Das konnte doch nicht wahr sein! Hatte sie sich am Ende etwa
verhört oder etwas falsch verstanden? Nein, das war unmöglich, die Worte
klangen noch in ihrem Kopf.
Die nächsten Tage tat Lea so, als ob sie nichts gehört hätte, sie erzählte
die Sache nicht einmal Benny. Krampfhaft überlegte sie, was sie jetzt tun
sollte. Schließlich kam sie zu dem Schluss, dass sie damit an die
Öffentlichkeit gehen musste. Das Leben zu vieler Menschen hing davon ab.
Wenn es "Syco Tech" gelingen sollte, Menschen durch Maschinen zu ersetzten,
ohne dass die Leute es merkten, wäre das der Untergang der Menschheit. Sie
würden ihre Jobs verlieren und "Syco Tech" hätte unbeschreibliche Macht.
Wenn sie die Roboter so programmierten, dass sie ihnen jederzeit
Informationen lieferten, könnten sie alle Lebensbereiche kontrollieren.
Nicht auszudenken, was alles passieren könnte!
Aber wie sollte es nun weitergehen? Keiner würde Lea glauben, wenn die Firma
gegen sie arbeitete. Sie brauchte Beweise - aber woher?
In den nächsten Tagen beobachtete Lea die Mitarbeiter von "Syco Tech" ganz
genau. Alles schien normal zu sein, doch sie wusste, dass all diese Menschen
bald durch Maschinen ersetzt würden. Lea strengte sich an, um etwas zu
finden, das ihr irgendwie dabei helfen könnte zu beweisen, was "Syco Tech"
vorhatte. Sie spionierte in der Roboter-Konstruktionsabteilung und auch in
der Entwicklungsabteilung herum, aber kam nicht an brauchbare Informationen
heran. Also beschloss Lea ein Gespräch mit Professor Calvin zu suchen, der
ihr vertrauenswürdig erschien.
Eines Tages traf sie ihn in der Kantine und beschloss, dass nun der richtige
Augenblick sei. "Kann ich mich zu Ihnen setzen, Professor?", bat Lea.
"Aber gerne. Ich kann immer etwas Gesellschaft gebrauchen.", antwortete dieser.
Lea sagte: " Wissen Sie, ich habe mich schon immer gefragt, welche Ziele
"Syco Tech" eigentlich hat. Damit meine ich die zukünftigen Pläne der Firma.
Ich würde gerne etwas mehr über unser neues Projekt erfahren."
Der Professor sah sie auf eine seltsame Art an, bevor er erklärte: "Nun ich bin auch nicht in alle Pläne unserer Firma eingeweiht, das sind wohl die wenigsten
Mitarbeiter, aber als einer der Abteilungsleiter hört man so einiges. Ich
weiß nur, dass "Syco Tech" sich auf Roboter spezialisiert hat, die ein
genaues Abbild des Menschen sein sollen. Man versucht, die Maschinen zu
präzisieren und sie mehr ins Alltagsleben einwirken zu lassen."
"Das klingt
sehr interessant, aber würde das nicht eine gewisse Verdrängung des Menschen
zur Folge haben?", bohrte Lea weiter.
"Naja, ich glaube so schlimm wäre es doch nicht!", lachte der Professor, "Man versucht lediglich bestimmte Arbeiten zu erleichtern."
Das war für Lea genug um zu wissen, dass Professor Calvin, sofern er überhaupt Näheres wusste, nicht bereit war es zu sagen und so verabschiedete sie sich mit: "Danke für das Gespräch, Professor Calvin. Ich muss jetzt leider wirklich wieder an die Arbeit gehen."
Das Gespräch hatte Lea nicht sehr viel gebracht aber es war ein Anfang. Zumindest wusste sie jetzt sicher, dass "Syco Tech" in die Richtung arbeitete, Menschen nachzubauen.
Als Lea an dem Tag nach Hause kam, war Benny schon im Bett. Sie war noch
nicht müde und beschloss, ein paar Nachrichten aufzurufen. Die so genannten
Nachrichten bestanden aus einem Mikrochip, den man täglich zugeliefert
bekam. Man steckte ihn in ein eigens dafür vorgesehenes, kleines Gerät und
konnte sich über sämtliche Neuigkeiten informieren. Plötzlich kam ihr eine
Idee. Sie würde einfach ihre Freundin Sally, die als Nachrichtenschreiberin
bei einer großen Mikrochipfirma arbeitete, anrufen. Mit dem Tipp, dass "Syco
Tech" die Menschen durch Roboter ersetzten wollte, konnte sie sicher etwas
anfangen.
Schon am nächsten Tag trafen sich die beiden Freundinnen im Café. Als Lea
mit ihrer Geschichte herausplatzte, wollte Sally ihr zuerst nicht glauben.
Sie meinte: "Bist du sicher Lea, ich meine "Syco Tech" hat schon so viel
Gutes erfunden. Das ist kein Spiel. Es ist wahrscheinlich die größte Firma
auf der ganzen Welt und wenn deine Informationen falsch sind, kann uns das
beide den Job kosten, und nicht nur das."
"Nun beruhige dich doch wieder. Ich weiß sehr wohl, was das für Folgen haben könnte, aber denk doch mal darüber nach, was passiert, wenn meine Angaben stimmen und wir nichts dagegen unternehmen!"
Schließlich ließ sich Sally dazu überreden, einen Artikel über Leas Berichte zu schreiben.
Wenige Tage später erschien dieser sogar in den Nachrichten und sorgte für
ungemein viel Aufregung. Benny war ganz nervös, weil er einfach nicht
glauben wollte, dass die Firma, in der Lea arbeitete, vielleicht eine
Bedrohung für die Menschheit war. Endlich erzählte ihm Lea davon, dass sie
die Informantin gewesen war. Er konnte einfach nicht fassen, dass seine
Freundin ihm nichts von dieser ungeheuren Sache erzählt hatte. Trotzdem
unterstützte er sie voll und ganz.
Nun brauchte Lea aber auch noch Beweise, was nicht leicht war. "Syco Tech"
hatte bestimmt herausgefunden, dass nur ein Insider solche Informationen
weitergegeben haben konnte und war nun besonders vorsichtig. Auf den Ansturm
der Medien wiesen sie die Anschuldigungen jedoch zurück.
Lea wollte aber nicht aufgeben. Wenn nicht bald jemand nach Beweisen suchen
würde, käme "Syco Tech" vielleicht auf die Idee sie verschwinden zu lassen.
Sie musste handeln.
Eines Nachts beschloss Lea, in die Firma einzubrechen und im Büro nach Dingen
zu suchen, die ihre Glaubwürdigkeit untermauern würden. Es wurde kein
leichtes Unterfangen, denn "Syco Tech" besaß alle möglichen
Sicherheitsvorkehrungen. Sie hatte sich einen Gebäudegrundriss besorgt und
eine Woche lang alle Alarmanlagen ausgekundschaftet. Nun wusste Lea halbwegs
über die Sicherheitsanlagen der Firma bescheid. Der einfachste Weg in den
Komplex zu gelangen führte über die Luftschächte.
Mit Müh und Not hatte sie es geschafft, Benny zu überreden sie mit dem
Shuttle auf das Dach von "Syco Tech" zu fliegen. Zuerst war er gegen ihren
Plan gewesen, doch er sah ein, dass es sein musste.
Oben angekommen stieg Lea, mit einer Taschenlampe und einem Mikrochip
ausgerüstet, in den Luftschacht. Die Klappe entfernte sie mit einem
besonderen Laser, den sie aus der Konstruktionsabteilung gestohlen hatte. Er
konnte sogar hartnäckiges Metall schneiden. Hoffentlich würde sie keiner
entdecken! Auf ihre Arbeit konzentriert schaffte Lea es, durch den engen
Luftschacht in das Haus zu gelangen. Sie fand bald die Büroräume und begann
die Computer nach Beweisen für die furchtbaren Pläne der Firma zu
durchsuchen. Dieses Unterfangen war gar nicht so einfach, denn "Syco Tech"
hatte natürlich auch die Geräte mit Passwörtern geschützt. Trotzdem schaffte
Lea es, alle Vorkehrungen zu umgehen, sie war auch ein Computergenie.
Kurze Zeit später wurde sie fündig! Da waren digitale Pläne und Verträge,
die bestätigten, dass "Syco Tech" Roboter baute, die Menschen bis ins
kleinste Detail glichen und dass sie sie einsetzten wollten um die Menschen
zu ersetzen! Auf einmal hörte Lea ein Geräusch. Sie schaffte es gerade noch,
die kopierten Unterlagen per E-Mail an Benny zu schicken, ehe sie einen
Schmerz im Nacken verspürte und alles um sie herum schwarz wurde.
Als Lea wieder aufwachte, wusste sie zuerst nicht, was passiert war. Sie
befand sich in einem dunklen Raum. Die einzige Lichtquelle war eine helle
Lampe, die sie genau anstrahlte. Lea strengte sich an, in dem grellen Licht
etwas zu erkennen, aber sie sah nur Umrisse von Menschen, oder waren es am
Ende gar keine? Nun erst bemerkte sie, dass sie an einen Metalltisch
gefesselt war. Gegen die Eisenriemen konnte sie nichts ausrichten. Plötzlich
trat eine der murmelnden Gestalten ins Licht. Es war Mr. Syco persönlich,
der Chef der Firma. Er grinste Lea schadenfroh an und meinte: "Da haben wir
dich ja, du kleine Schnüfflerin!".
Trotz ihrer misslichen Lage war Lea gelassen und so antwortete sie kalt: "Tun Sie nicht so, als ob ich hier die Kriminelle wäre! Was Sie tun, ist falsch und dank meiner Arbeit wird man Ihnen das Handwerk legen!".
Komischerweise schien das Mr. Syco nicht im Geringsten zu stören, da er sie belächelte: "Ich glaube, da hast du ein Eigentor geschossen."
"Ich weiß nicht, was Sie meinen."
"Tja, Lea, oder wie immer du dich nennst, du schadest dir nur selbst, denn du bist das, was die Menschen fürchten, obwohl du selbst nur eines ihrer Spielzeuge bist. Ja, du hörst richtig! Wir von "Syco Tech" haben ihnen nur geholfen ihre
spielerischen Ideen zu verwirklichen und haben dich geschaffen."
"Was wollen Sie damit sagen, Syco?"
"Das weißt du doch, du willst es nur nicht wahrhaben. Du selbst bist eine Maschine und kein Mensch, und trotzdem kämpfst du hart um sie zu retten!"
Lea konnte nicht glauben, was sie hörte. War Mr. Syco verrückt oder wollte er sie nur verwirren? Sie sollte ein Roboter sein, kein Mensch aus Fleisch und Blut? Das konnte sie sich nicht erklären.
Syco schien ihren fragenden Blick richtig zu deuten und sprach weiter: "Du fragst dich, ob ich lüge? Nein, das tue ich nicht. Du bist unser erstes Forschungsprojekt. Wir wollten wissen, ob wir es schaffen würden, einen Roboter so in die Gesellschaft zu integrieren, dass es seine Mitmenschen nicht merken würden. Dazu mussten wir natürlich sicherstellen, dass du selbst nicht wusstest, dass du kein Mensch bist, sonst hätte die Anpassung nicht zu hundert Prozent erfolgen können!"
Lea atmete schwer. Dann besann sie sich: "Das ist eine Lüge! Ich kann mich noch genau an meine Kindheit erinnern und Roboter altern so viel ich weiß nicht!"
"Du, Lea, kannst dich noch genau an deine Kindheit in New York City erinnern, weil WIR es wollen! Wir haben dir deine Vorgeschichte sozusagen einprogrammiert. Es
ist perfekt. Dein Körper, das Großartigste, das je ein Mensch geschaffen
hat. Ich bin sicher, du hast dich bisher auch nicht darüber gewundert, dass
du keine Regelblutung besitzt wie andere Frauen."
"Das war ein Reitunfall!"
"Nein, das war auch unser Wille! Wir haben dir den Grund einprogrammiert!"
Das konnte nicht wahr sein. In Leas Kopf ging es drunter und drüber. Woher
wusste er das alles? Stimmte es am Ende doch? Hatte sie selbst nicht
gewusst, dass sie ein Roboter war?
Schon wieder lachte Mr. Syco hämisch: "Weißt du, was wir jetzt tun werden, Lea? Wir werden dich der Meute ausliefern und sagen, du hättest dich selbst entlarvt! Wir werden sagen, du warst das Projekt und wir wollten ihnen beweisen, dass sie Vertrauen zu uns haben können, denn wir haben uns ja schließlich selbst enttarnt!"
"Nein, das können Sie nicht tun!"
"Oh doch! Wir sind aus dem Schneider und du wirst vernichtet, aber keine Angst - es tut dir nicht weh!"
"Das glauben wir nicht!", tönte es plötzlich aus der Ecke. Da standen all
ihre Freunde, angeführt von Sally und Benny. Sie hatten mitbekommen, dass
etwas nicht stimmte und den Geheimdienst verständigt, der jetzt die "Syco
Tech" Mitarbeiter verhaftete. Alle waren sprachlos, besonders Benny, der
sonst immer etwas zu sagen hatte.
Zurück in ihrer Wohnung fühlte sich Lea leer. Sie hatte an einem Abend ihre
ganze Identität verloren. Sie wusste auf einmal nicht mehr, wer sie war,
falls sie es je gewusst hatte. Doch das Schlimmste war, Benny zu verlieren.
Er würde sich, da sie eine Maschine war, sicher lieber eine Freundin aus
Fleisch und Blut suchen. Da stand er auch schon vor ihr. Etwas verlegen und
sichtlich verunsichert.
"Und, was passiert jetzt mit uns?", fragte Lea.
"Was soll schon passieren, bis jetzt hat es ja auch nicht gestört, dass du kein
Mensch warst und Kinder wollte ich sowieso nie!", antwortete Benny bestimmt.
Lea konnte es nicht fassen. Sie war überwältigt. Benny stand trotz dieses
Vorfalles zu ihr!
"Eine Frage hätte ich da allerdings noch", sagte Benny.
"Ja, wie wäre die?"
"Hast du Emotionen, ich meine, fühlst du etwas?"
Lea überlegte kurz, dann sagte sie: "Ich habe noch ein wenig recherchiert und
weiß jetzt, dass man mir alle Fähigkeiten zugeteilt hat, die ein frei
denkender Mensch auch hat. Ich kann frei handeln und mir meine Meinung
bilden und ich kann fühlen. Im Moment fühle ich, ich kann es nicht
beschreiben, ich glaube, es ist Liebe!"
Nachdem diese Worte gesprochen waren, fielen sich die beiden in die Arme.
Sie hatten sich gefunden und es war egal, ob Mensch oder Maschine. Zumal Lea
mehr Mensch war als die meisten Leute aus Fleisch und Blut.