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Kurzgeschichtenwettbewerb "Schlüsselerlebnis"

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Fahrradfieber

© Edwin Asamoah


Es gibt viele Ereignisse die für das Leben und seinen weiteren Verlauf eine bedeutsame Rolle spielen, das erste Mal verliebt sein, der erste Kuss, dass erste Mal und auch Vater und Mutter zu werden ist so ein Erlebnis. Dies sind Geschehnisse die oft nur ein einziges Mal stattfinden und doch das Leben stark prägen.
Für Leon spielt alles das aber keine Rolle, denn er will nur endlich einschlafen. Dies kommt nun wirklich nicht oft vor. Normalerweise bettelt er seine Eltern, fast immer, um noch ein paar Minuten an, dies macht er solange bis sie einfach keine Lust mehr haben und ihn schließlich nahezu gewaltsam ins Bett bringen. Aber Papa hat ihn heute gefragt, ob er nicht Lust habe seine lästigen Stützräder endlich loszuwerden. Leon war sofort Feuer und Flamme, sein Papa musste ihm sogar versprechen, dass er ihm gleich morgen dabei helfen würde. Jetzt liegt Leon im Bett und hat ein bisschen Angst, dass es morgen regnet, aber nur ein bisschen, den Papa hat es ihm versprochen und was er verspricht das hält er auch. Naja hin und wieder vergisst selbst sein Papa ein paar kleinere Versprechen, daran kann sich Leon jedoch nicht mehr erinnern, denn er ist erst fünf Jahre alt. Und Papa hält was er verspricht. Noch während Leon über den morgigen Tag nachdenkt, schläft er schließlich ein. Am nächsten Morgen nach dem aufwachen, ist er wenig verbittert, weil er verschlafen hat und sich niemand die Mühe gemacht hat ihn zum Frühstück zu wecken. Auch ist das Wetter draußen nicht so fantastisch, wie Leon denkt, dass es an einem solchen Tag sein sollte. Denn draußen verdecken große graue Wolken die Sonne. Sein Papa hingegen nimmt das alles sehr gelassen und meint zu Leon die Sonne komme schon noch aus ihrem Versteck hervor. Worauf dieser sich dem Mittagessen zuwendet, denn dieses richt sehr verdächtig nach seinem Lieblingsessen. Heute kocht nämlich sein Papa und wie es ihm scheint ist dieser dabei Leons Lieblingsessen zu kochen, Wiener Schnitzel mit Pommes. Papa kann gut kochen, bei ihm gibt es immer die besten Sachen findet Leon. Nicht wie bei Mama, immer das gesunde Zeug das er sich meistens runterquälen muss. Außerdem macht Papa meistens noch eine leckere Nachspeise, so wie heute einen Vanille-Schoko Pudding mit einer Bananenscheibe zwischen den beiden Schichten. Bei so etwas kann Leon nur eines denken, "Lecker!"
Nach dem Essen muss Leon warten bis Papa aufgeräumt hat, ihm kommt das wie eine kleine Ewigkeit vor. Da kommt er ins Überlegen was Papa beim Mittagessen gesagt hat, er ist nämlich der Meinung, das wenn Leon schon richtig Rad fahren kann. Er auch ein neues, schöneres Fahrrad verdient hat. Mama war da nicht so begeistert sie meint, dass Leon das neue Rad anfangs nur zerkratzen würde. Der Papa hat sich aber durchgesetzt und so haben sie vor ihm nächsten Freitag ein neues Rad zukaufen. Während er sich dies so überlegt, hört er die Haustür aufgehen. Er weiß natürlich sofort was das bedeutet. Sein Papa geht in die Garage um die Stützräder abzuschrauben. Leon will sich das natürlich nicht entgehen lassen und rennt ihm hinterher. Als er ankommt hat sein Papa schon begonnen und macht sich an dem Vierrad zuschaffen, wie Leon nicht ohne Stolz beobachtet. Aber ein bisschen wehmütig ist er dann doch, schließlich war es bisher bestimmt viel einfacher. Auch hat er ein klein wenig Angst. Das es nicht so klappt wie er sich das vorstellt. Doch bis Leon sich auch nur ansatzweise dieser Überlegung zugewandt hat, ist der Papa schon fertig und schiebt das Fahrrad ins Freie. Man sieht inzwischen den blauen Himmel und die Sonne scheint, Papa hatte also Recht.
Inzwischen sitzt Leon auf dem Fahrrad, sein linker Fuß berührt leicht das Pedal. Sein Papa muss ihm leicht das Rad festhalten, damit er nicht umfällt. Als er dann seinen zweiten Fuß auf das Pedal setzen will, verspürt er ein kurzes Wackeln. Er stellt sofort seine Beine wieder auf den Boden, um sich von dem kleinen Schock zu erholen. Nach einer kleinen Verschnaufpause setzt er ruckartig seine beiden Füße auf die Pedale. Wieder ein wackeln, aber er vertraut auf Papa und siehe da er bleibt stehen. Er hat jedoch noch nicht versucht zu fahren und er ahnt bereits, dass dies der schwierigere Teil wird. Sein Blick wandert in das Gesicht seines Papas. Als er dessen großes Lächeln sieht, erfährt einen Motivationsschub und tritt leicht in die Pedale. Er fährt, ein riesiges Grinsen ziert nun sein Gesicht. Ihm durchfährt kurze Zeit ein Hochgefühl, bis er ins Wackeln gerät und sein Papa ihn nach knapp zehn Metern auffangen muss. Ganze zehn Meter, jetzt will er nicht locker lassen, dreht das Rad langsam um und tritt in die Pedale. So fährt er fünf Meter und stellt dann vorsichtshalber, beide Füße wieder auf den festen Boden. Im Hintergrund verlässt seine Mutter, mit einem Tablett auf dem Gläser und eine Limonadenflasche stehen das Haus. Sie sieht aber nur einen Moment zu, stellt das Tablett auf den Boden und geht dann wieder zurück ins Haus. Denn wenn sie ehrlich wäre, gefällt ihr der Gedanke gar nicht, dass ihr Sohn nun mehr Zeit auf dem Fahrrad verbringt was da alles passieren kann. Weder Leon noch sein Papa nehmen sie oder das Tablett wahr, denn Leon dreht sein Rad gerade wieder um, um zu Papa zurückzufahren. Dieser beobachtet ihn nun scharf. Leon tritt in die Pedale, verfällt aber in Panik, weil er über einen Stein rollt. Er beginnt zu schaukeln und obwohl Papa bloß fünf Meter weg steht kann er nicht eingreifen. Leon stürzt hat aber glück und fällt nur in den Rasen, hat aber jetzt ein kleine Schramme am Ellenbogen. Da kommt Papa schon angelaufen, Leon sitzt inzwischen und hat die Limonade entdeckt. Daraufhin fragt er seinen Papa jetzt ob er ihm nicht ein Glas holen könne, dieser begutachtet ihn kurz dreht sich dann um und macht sich in Richtung Limonade auf. Leon nutzt den kurzen Moment den er alleine ist und begutachtet seine Wunde. Er denkt sich das sie eigentlich gar nicht schlecht aussieht. Während er so am Boden sitzt und noch überlegt ob jetzt stolz auf seine kleine Verletzung sein soll oder nicht, setzt sich auch schon sein Papa neben. Nach dem sie dort kurze Zeit am Boden sitzen, schlägt Papa dann vor das sie für heute Schluss machen sollten, schließlich haben sie heute doch schon viel ereicht. Bis Leon am Freitag sein neues Fahrrad erhalte, könne er noch selber etwas üben. Das sollte dann schon reichen meint Papa.
Leon hat die Woche Fahrrad fahren eigentlich gut überstanden, er hat nur ein paar kleine Abschürfungen und blaue Flecken, damit kann man doch leben. Dafür kann er jetzt schon ganz respektabel fahren. Und heute bekommt er endlich sein neues Fahrrad, er hat die ganzen letzten sechs Tage nur an das denken können. Er will auch ganz gut darauf aufpassen, das musste er Mama sogar versprechen. Nur ist er noch ein wenig enttäuscht das Papa ihm nicht mehr helfen konnte, weil er solange im Büro war. Aber heute kommt er ja mit sein Fahrrad aussuchen, das reicht Leon als Entschädigung. Als es dann soweit ist braucht Leon den Laden kaum betreten. Er weiß sofort welches er haben will. Er will dieses Mountainbike, das beinahe ganz vorne steht. Es ist blau-grau, hat 21-Gänge und Leon meint das es echt cool aussieht. Er fragt seinen Papa, dieser ist einverstanden und meint er solle erst mal eine Probfahrt machen. Leon kann es kaum erwarten, dass der Verkäufer das Rad auf die Straße fährt. Er tritt sofort in die Pedale als er sie unter seinen Füßen spürt.
Er liebt dieses Gefühl!
Am Samstagnachmittag vor knapp einem Monat, wollte eigentlich sein Vater Leon zum Picknick, mit seiner Freundin fahren. Aber der musste ja wieder Überstunden machen und seine Mutter hatte ihm zwar den Picknickkorb gepackt, wie sie es ihm versprochen hat. Ist dann aber mit den Worten: "Ihr könnt doch mit dem Fahrradfahren", auf irgend so eine Wohltätigkeitsveranstaltung verschwunden. Und jetzt regen sie sich auf, weil er mit seiner Freundin geschlafen hat, aus Frust ohne Kondom. Er hasst seine Eltern. Seine Freundin ist 15 Jahre alt und im ersten Monat schwanger. Leon ist 16 Jahre alt und wird in 8 Monaten Vater.
Er hasst Fahrradfahren!



Eingereicht am 28. Februar 2005.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.



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