Kurzgeschichtenwettbewerb Kurzgeschichten Wettbewerb Kurzgeschichte Schlüsselerlebnis   www.online-roman.de

Kurzgeschichtenwettbewerb "Schlüsselerlebnis"

www.online-roman.de
www.ronald-henss-verlag.de

Tausendgüldenkraut

© Ivonne Vetter


Sarah verringerte die Geschwindigkeit ihres klapprigen Kadetts. Die Stadtgrenze lag hinter ihr. Sie öffnete Fenster und Dachfenster und ließ die warme Brise herein. Tief atmete Sarah den Duft der Natur. Nur in ihrem Blumenladen duftete es noch schöner.
Im Kassettenrecorder begann Rosenstolz mit ihrem Song "Amo Vitam". Sarah sang lauthals mit, ohne sich daran zu stören dass sie nur sehr wenige Töne traf.
Sie sang das letzte "…Sola" als sie in die Auffahrt ihres kleinen Hauses einbog. Inmitten seines eigenen Wäldchens war es von der Straße aus kaum zu sehen.
Sarah parkte in die Garage und verschloss die großen Holztüren mit dem alten Eisenschlüssel. Durch die Verbindungstür zur Küche betrat sie ihr Haus.
Auf dem Weg zum Schlafzimmer kam sie an der Verandatür vorbei. Aus Gewohnheit sah sie hinaus in ihren Garten.
Sarah blieb abrupt stehen. Die Handtasche rutschte ihr aus der Hand.
In ihrem Gewürzbeet lag jemand.
Sie ging hinaus. Es war ein Mann. Er lag auf dem Bauch. Er hatte ein riesiges Schwert auf dem Rücken festgeschnallt, größtenteils verdeckt von Haaren.
Dunkelgrüne Zöpfe, wie die Nadeln einer Tanne. Ein großer Dolch prangte an seiner Seite. Lederhose und Leinenhemd vervollständigten das Bild. ‚Was ist das denn für einer?' schoss es ihr durch den Kopf.
Sie berührte ihn an der Schulter und sprach ihn an. Er rührte sich nicht. Mit einigen Schwierigkeiten drehte sie den muskulösen Körper auf den Rücken. Der Grund für seinen Zustand war nun leicht zu sehen. Die Seite seines Leinenhemds war blutgetränkt.
Sarah schluckte. Sie hielt ihm eine zitternde Hand unter die Nase. Er atmete. ‚Gott sei dank.'
Sie musste ihn ins Haus bringen. Ein Blick genügte, um zu wissen, dass sie ihn niemals tragen oder auch nur ziehen könnte. Sie ging neben ihm in die Knie und gab ihm eine leichte Ohrfeige.
Tatsächlich flatterten seine Augen auf. Sein Blick war glasig. Sarah glaubte nicht, dass er wusste wie ihm geschah. Immerhin konnte sie ihn auf die Füße ziehen und halb tragend ins Haus bringen. Sie legte ihn auf das Sofa und rannte nach Verbandszeug.
Er regte sich nicht während sie das Hemd hochschob und die Wunde säuberte.
Erst als sie den Verband befestigte, öffnete er die Augen wieder.
Er stöhnte und rieb sich mit einer großen Hand über das Gesicht. Dann blickte er sich um. Er schoss hoch - und verzog das Gesicht vor Schmerz.
Verwirrt sah er Sarah an. "Wo bin ich?"
Sarah schnaubte. "Als ich von der Arbeit nach Hause kam, lagen Sie in meinem Garten. Wer sind Sie und was haben Sie hier zu suchen?"
Er runzelte die Stirn. "Mein Name ist Andrass. Ich sah das Tausendgüldenkraut im Garten und pflückte etwas davon. Ich muss ohnmächtig geworden sein." Er tastete nach dem Beutel an seiner Hüfte.
"Tausendgüldenkraut? Wozu…?" Weiter kam Sarah nicht.
Etwas segelte dicht an ihr vorbei. Es war durch die offene Verandatür geflogen und zersplitterte mit einem lauten Knall an der gegenüberliegenden Wand. Die Tapete fing sofort Feuer.
Während Sarah noch entsetzt starrte, fluchte Andrass.
Er sprang auf und zerrte Sarah mit sich hinter das Sofa. Um sie herum zersplitterten Fenster, als weitere Geschosse herein geworfen wurden.
"Gibt es einen anderen Weg hinaus?" Andrass schüttelte Sarah.
Ihr Blick klärte sich. Schon sprang sie auf. Sie rannten zur Haustür. Die brannte bereits lichterloh.
Durch das Türglas sah Sarah einen Mann. Er hatte einen Bogen. Andrass riss sie zur Seite. Sie landeten auf dem Küchenboden. Wo sie eben noch gestanden hatte sirrte ein Pfeil vorbei.
Ein Küchenfenster zersplitterte. Der Schrank gegenüber fing Feuer. Andrass fluchte. "Wohin jetzt?"
Sarah riss die Augen auf. "Das Auto!" Sie krabbelten zur Verbindungstür. Sarah hantierte mit dem Schlüssel.
Mehr Feuerbomben explodierten.
Die Tür öffnete sich. Sarah spähte um die Ecke. Das Garagentor, noch verschlossen, brannte lichterloh.
Sarah öffnete die Beifahrertür für Andrass. In wenigen Sätzen war sie auf der Fahrerseite. Sie glitt auf den Sitz, knallte die Tür zu, schnallte sich an und startete den Wagen.
Sie sah nach Andrass. "Schnallen Sie sich an!" Er starrte sie an. Sie tat es für ihn.
Sarah legte den Rückwärtsgang ein und gab Vollgas.
Unter lautem Krachen und splittern stieß der Wagen durch die Tür. Sie sah Männer aus dem Weg springen.
Sie wendete und schoss die Einfahrt hinunter. Sarah sah ein Feuergeschoss dicht am Auto vorbeifliegen, dann wurden sie von den Bäumen geschützt.
Mit quietschenden Reifen bog sie auf die Straße ein und raste Richtung Stadt. Sie sah in den Rückspiegel.
Keine Verfolger so weit sie sehen konnte. Dennoch fuhr sie mit einem Affenzahn durch die Straßen. Bog mal links und mal rechts ab, bis sie die andere Seite der Stadt erreichten.
Am ganzen Körper zitternd parkte sie den Wagen schließlich auf dem vollen Parkplatz des Kauflands.
Sie schloss die Augen und atmete tief durch.
Sarah wandte sich Andrass zu. Dieser löste gerade die verkrampften Finger von seinem Sitz. Er war sehr bleich. Er öffnete den Mund, doch Sarah ließ ihn nicht zu Wort kommen.
"Diese Typen haben mein Haus abgefackelt. Wer sind Die? Was ist hier los?"
Anrass presste die Lippen zusammen. Er starrte sie so lange an, dass sie schon glaubte sie könne die Zahnrädchen in seinem Gehirn sich drehen sehen. Er nickte langsam. "Ich bin der Leibwächter von Königin Achrani, oder besser ich war es bis vor vier Monaten.
Es stellte sich heraus dass jemand die Königin stürzen will. Ihre Hoheit beschloss einen Vertauten einzuschleusen. Mich. Sie klagte mich öffentlich des Hochverrates an und ich ‚floh'. Ich fand heraus wer der Verräter ist. Leider habe ich keine Beweise. Vor vier Tagen dann wurde Königin Achrani vergiftet - mit Norbala. Es gibt nur ein Gegenmittel für dieses Gift.
Tausendgüldenkraut. Leider gibt es dieses Kraut nicht in meinem Heimatland. Doch eine allseits bekannte Sage, erzählt das es hier, in diesem Reich, wächst.
Ich machte mich auf den Weg. Doch auch der Feind ist nicht dumm. Männer haben mich am Tor zwischen den Welten erwartet. Ich konnte ihnen entkommen, wenn auch verletzt. In zwei Tagen muss ich zurück sein, oder die Königin wird sterben."
Er machte eine kurze Pause. "Du wirst mich begleiten müssen. Hier bist Du nicht mehr sicher. Sie haben Dich mit mir gesehen. Also könntest auch Du das Gegenmittel zur Königin bringen. Das werden sie nicht zulassen."
‚Das ist doch Wahnsinn', war das erste wozu ihr Gehirn in der Lage war. Aber war es das wirklich? Die Kleidung, das Breitschwert, der Dolch, die Haare, die Pfeile. Sarah scheute sich, es zuzugeben, aber sie glaubte ihm.
Sie schluckte. "Was jetzt?"
"Wir müssen zurück zum Tor. Dieses ... Ding hier kann uns sicher vor den anderen dort hinbringen? Aber sie werden zumindest ein paar Wachen dort gelassen haben, für alle Fälle. Wir müssen sie überwältigen." Andrass starrte ins Leere.
Sarahs Blick schweifte über den Parkplatz und das Kaufhaus, während sie das Gehörte verarbeitete. "Wie weit ist es bis zum Tor?"
"Ich weis es nicht genau. Ich bin seit heute morgen der Sonne entgegen geritten. Es war in einem Wald.
Nicht weit vom Waldrand entfernt. ... Ich bin an einem Schild vorbeigeritten als ich den Wald verließ. Es war ein Adler darauf."
Sarah runzelte die Stirn. Dann hellte sich ihr Gesicht auf. "Ich glaube ich weis wo Du meinst. Richtung Norden gibt's nur ein Naturschutzgebiet. Da gehe ich manchmal wandern. Mit dem Auto schaffen wir es in nicht ganz einer Stunde.
Ihr Blick blieb an dem Einkaufswagen eines Mannes hängen. Ihre Augen weiteten sich. "Ich hab's!"
Andrass zuckte zusammen. "Was?"
Sarah grinste. "Wir könnten Feuer mit Feuer bekämpfen.
Wir kaufen uns Flaschen mit hochprozentigem Alkohol.
Bis wir dort sind wird es Dunkel sein. Die Flaschen werfen wir dann in das Lagerfeuer. Das wird ein Durcheinander verursachen. Meinst Du wir schaffen es dann, an ihnen vorbei durch das Tor?"
"Sie werden nicht mehr als vier oder fünf Männer zurückgelassen haben." Andrass lächelte. "Es ist gewagt, aber es könnte funktionieren."
Er nestelte an seinem Beutel herum, holte einen Teil des Tausendgüldenkrauts hervor. "Hier. Falls wir getrennt werden, will ich dass Du allein zur Königin gehst."
Sarah steckte das Kraut in die Tasche ihrer Jeans und nickte. Sie schnallte sich ab und öffnete die Autotür.
"Ich gehe den Alkohol besorgen. Bin gleich zurück."
"Warte, ich komme mit." Er kämpfte mit seinem Sicherheitsgurt.
"Nein." Sie deutete auf sein blutverschmiertes Hemd.
"So kannst Du nicht mit."
Andrass presste die Lippen zusammen, doch er nickte.
Sarah beeilte sich. Kaum zehn Minuten später war sie mit zwei Flaschen Strohrum zurück.
Sarah bemühte sich ebenso leise zu gehen wie Andrass.
Es gelang ihr nicht. Der Mann bewegte sich wie eine Raubkatze durch den Wald.
Als das Lagerfeuer vor ihnen durch die Bäume schien, bedeutete Andrass ihr, stehen zu bleiben. Allein schlich er weiter. Er verschmolz so vollständig mit den Schatten, dass Sarah ihm kaum mit den Augen folgen konnte.
Sarah wartete endlose Minuten. Mit jeder Sekunde wurde sie unruhiger. Sie musste sich zwingen den Dolch, den Andrass ihr gegeben hatte, nicht ständig zu befingern.
Adrenalin flutete durch ihren Körper.
Sie schreckte heftig zusammen als Andrass plötzlich an ihrer Seite war. Er legte ihr beruhigend die Hand auf die Schultern.
Sie schlichen bis auf wenige Meter an das Feuer heran.
So nah wie möglich zum Tor. ‚Du kannst es nicht sehen, aber es ist dort. Du wirst es fühlen, wenn Du davor stehst', hatte Andrass ihr auf der Fahrt erklärt.
Fünf Männer saßen um das Feuer herum und unterhielten sich.
Jeder eine Flasche in der Hand zielten Sarah und Andrass sorgfältig. Sie wollten sie in hohem Bogen werfen um zu kaschieren woher die Flaschen kamen. Zum ersten mal in ihrem Leben war Sarah froh darüber, dass ihre Mutter sie früher immer ins Basketballtraining geschickt hatte.
Sie warfen gleichzeitig. Beide Flaschen landeten im Feuer. Eine Stichflamme schoss hoch. Die fünf Männer sprangen auf. Alle schrieen durcheinander.
Sarah und Andrass liefen los, als die Flaschen im Feuer zerbarsten. Sarah hielt den Blick eisern auf Andrass' Rücken gerichtet. Er würde ihr schon den Weg weisen.
Ein Krieger attackierte Andrass. Sarah schrie. Andrass parierte den Hieb. Ohne sein Tempo zu verringern stieß er den Mann zur Seite.
Sie durchquerten das Tor. Sarah konnte es fühlen. Eine Art schmerzloser Schock. Dann rannten sie durch einen anderen Wald.
Sie brachen im Zickzackkurs durchs Unterholz. Die fünf Männer dicht hinter ihnen.
Zweige krallten nach ihr. Sarah achtete nicht darauf.
Sie wusste, blieb sie stehen, war sie verloren.
Verzweifelt versuchte sie mit Andrass Schritt zu halten.
Er strauchelte und stürzte. Sarah bückte sich um ihm aufzuhelfen. Andrass schnappte ihr Handgelenk. Er zog sie zu sich herunter. Sie fest umklammernd rollte er unter einen Busch.
Ein Mann rannte vorbei. Andrass sprang auf. Er brachte den Anderen zu Boden. Sich umsehend kam Andrass wieder hoch. Der Andere blieb reglos liegen.
Sie rannten weiter.
Sarah fiel erneut zurück.
Ein Krieger trat aus dem Schatten. Direkt hinter Andrass.
Sekunden dehnten sich für Sarah zu Stunden. Der Mann hatte sein Schwert erhoben. Andrass sah ihn nicht.
Sarah schrie. Sie beschleunigte ihre Schritte. Mit voller Wucht rannte sie in den Mann hinein.
Sie gingen zu Boden. Der Krieger wälzte Sarah herum; versuchte sie unter sich fest zu nageln.
Der Krieger wurde von ihr herunter gerissen. Andrass rammte dem Mann sein Schwert in die Brust.
Sie rannten.
Andrass blieb abrupt stehen. Er bückte sich und hievte eine versteckte Falltür auf. Er winkte Sarah. Sie kletterte hinunter.
Andrass folgte ihr dicht auf und verschloss den Eingang wieder.
Dunkelheit umgab sie. Sarah hörte Ihn hantieren. Er entzündete eine der bereitliegenden Fackeln.
Im flackernden Lichtschein machten sie sich auf den Weg. Sarah verlor schnell jeglichen Orientierungssinn.
Doch Andrass schien zu wissen was er tat. Er zögerte nicht eine Sekunde.
Sie hielten vor einer Holzwand. Andrass legte einen Finger an die Lippen. Er löschte die Fackel. Dann öffnete er ein kleines Loch in der Wand.
Offensichtlich war er mit dem Ausblick zufrieden, denn er öffnete die Geheimtür.
Sie betraten ein reich eingerichtetes Schlafzimmer.
Eine bleiche Frau lag in dem großen Himmelbett. Ein Mann schlief in einem Sessel neben ihr. Er erwachte als sie die Geheimtür hinter sich schlossen.
Er sprang auf und öffnete den Mund, doch auf Andrass hastiges Zeichen hin schloss er ihn wieder.
Andrass löste den Beutel von seinem Gürtel und hielt ihn dem Mann entgegen. "Jaraf, mein Freund", flüsterte er, "Ich habe das Tausendgüldenkraut. Macht schnell und braut den Heiltrank."
Jaraf nahm den Beutel und drückte ihn an sein Herz.
Statt sich mit Worten aufzuhalten, hastete er zu einem nahen Tisch auf dem allerhand Dinge ausgebreitet lagen.
"Andrass! Ihr seid zurück", erklang die schwache Stimme der Königin. Andrass verbeugte sich und Sarah versuchte sich hastig an einem Knicks.
Die Frau richtete sich mühsam auf. Ihr Gesicht war ausgezehrt und bleich. Die blauen Augen lagen tief in ihren Höhlen. Doch zumindest darin erkannte Sarah noch ein Feuer, als sich Achranis Blick an sie wandte. "Wer ist das? Wart Ihr erfolgreich? So sprecht doch."
Andrass hob beruhigend die Hände. "Jaraf bereitet bereits den Heiltrunk." Er deutete auf den Arzt, dann winkte er Sarah näher heran. "Dies ist Sarah. Sie kommt aus der Welt hinter dem Tor. Ohne sie wäre ich jetzt nicht hier."
Laute Schreie erklangen vor der Zimmertür.
Andrass öffnete sie einen Spalt. Fluchend schlug er sie wieder zu.
Sein Blick irrte durch den Raum und kam auf einer Kommode zu liegen. Er zerrte sie vor die Tür. "Varasch ist da draußen. Der Verräter greift mit seinen Männern die Leibgarde an."
Sein Blick fiel auf Jaraf. "Wie weit seid Ihr mit dem Heiltrank."
Jaraf füllte die hergestellte Mischung in einen Kelch.
"Fertig."
"Gut. Geht durch den Geheimgang. Holt Marran zu Hilfe." Er beschrieb Jaraf den Weg. Dieser drückte Sarah schnell den Kelch in die Hand und eilte los.
Sarah brachte den Kelch der Königin. Sie nahm ihn dankend entgegen und trank.
An der Zimmertür wurde gerüttelt. Ein Fluch war zu hören.
Das Holz erzitterte, als sich jemand von außen dagegen warf.
Jemand rief nach einem Rammbock.
Offensichtlich fand man etwas dergleichen. Die Tür wurde mit neuer Wucht bearbeitet. Das Holz bekam Risse.
Andrass zog sein Schwert. Er stellte sich neben die Tür. Sarah zog ihren Dolch.
Drei weiteren Hieben hielt die Tür stand. Dann gab sie nach. Dank der Kommode ging sie jedoch nur halb auf.
Den ersten Krieger mähte Andrass nieder. Er setzte nicht nach, wartete statt dessen auf den nächsten Angreifer. So wurde er nicht von der Tür behindert.
Andrass gebrauchte sein Schwert meisterlich.
Seine Wunde brach wieder auf. Frisches Rot färbte den Verband. Seine Hiebe wurden schwächer.
Ein neuer Angreifer. Andrass wich zurück. Einen Schritt, zwei Schritte.
Neue Rufe.
Sarah sah die Rettung nahen.
Die Angreifer wurden gegen die Tür gedrängt.
Verzweiflung gab ihnen Kraft. Andrass wich weiter zurück.
Ein zweiter Angreifer schob sich herein. Er führte sein Schwert gegen Andrass.
Sarah dachte nicht, sie griff an. Mit der Linken schlug sie auf seinen Schwertarm. Die Rechte rammte den Dolch tief in die Seite des Mannes. Er brach zusammen. Sarah riss es den Dolch aus der Hand.
Sie taumelte zurück.
Ein weiterer Angreifer. Er hob das Schwert. Sie wich zurück; stieß gegen den Tisch. Sie griff hinter sich, warf das erste was ihr in die Finger kam - ein Kohlebecken.
Es traf den Krieger am Kopf. Er ließ sein Schwert fallen, griff sich brüllend ans Gesicht.
Sarah erwartete den nächsten. Es gab keinen. Die verblieben sechs Männer hatten aufgegeben.
Sarahs Blick suchte Andrass. Er war weiß wie ein Laken, aber er stand.
Sarah sackte erleichtert gegen den Tisch.
Wachen drängten nun ins Zimmer.
Einer von ihnen setzte Andrass sein Schwert an die Kehle. "Verräterschwein. Dich sollte ich gleich hier erschlagen. Jahrelang habe ich Dir vertraut."
"Lasst ab, Marran", schritt die Königin ein. "Er ist kein Verräter."
Marran beeugte Andrass misstrauisch, senkte aber sein Schwert. Die restlichen Wachen führten die Gefangenen ab.
Ohne Andrass aus den Augen zu lassen, sagte Marran:
"Ich verstehe nicht, eure Majestät."
"Ich werde es Euch erklären", antwortete Achrani, "aber nicht heute Nacht. Nicht nur ich bin erschöpft.
Nur so viel: Ich verdanke Andrass und seiner Begleiterin mein Leben. Jaraf verschwieg, womit ich vergiftet wurde, weil es Norbala war. Andrass vertraute ich die Beschaffung des Heilkrautes an. Er hat mich nicht enttäuscht." Achrani hustete. Das Reden erschöpfte sie sichtlich. "Geht jetzt. Stellt neue Wachen vor meinen Gemächern auf und bringt meine Gäste angemessen unter."
Marran sah mit großen Augen von einem Anwesenden zum Anderen, dann besann er sich auf seine Aufgabe und verbeugte sich tief vor der Königin. "Wie Ihr wünscht, Eure Majestät."
Am nächsten Morgen erzählten Sarah und Andrass der Königin in allen Einzelheiten, was sich auf Andrass' Mission ereignet hatte.
Farbe war in das Gesicht der Königin zurückgekehrt.
Sie lächelte als ihre beiden Gäste ihren Bericht beendet hatten. "Gut das Varrasch gefangen genommen werden konnte. Ich werde ein Exempel an ihm statuieren.
Ich stehe tief in Euer beider Schuld.
Andrass. Ihr sollt Euren alten Posten als Anführer meiner Leibwache zurück erhalten. Das, mehr als alles andere, wird beweisen, dass ihr von jeglichem Verdacht des Hochverrats befreit seid.
Aber vor allem Euch, Sarah, muss ich danken. Ihr habt Euer Zuhause verloren, weil ihr Andrass geholfen habt.
Ein hoher Preis. Ich möchte Euch ein neues Zuhause anbieten. Hier in meinem Land. Ein Stück Land, ein Haus und genügend Geld um bequem Leben zu können. Was sagt Ihr dazu?"
Achrani hatte nicht ganz recht. Ihr Haus war zwar abgebrannt, aber Sarah hatte noch ihr Geschäft. Sie könnte sich ihr altes Leben wieder aufbauen. Aber wollte sie das auch?
Die Antwort darauf fiel ihr schwerer als sie gedacht hatte. Dieses Reich hatte seinen Reiz. Sie würde es gerne erkunden.
Achrani und Andrass warteten geduldig auf ihre Antwort. Schließlich kam Sarah zu einem Entschluss.
"Euer Angebot ist sehr großzügig Majestät. Aber ich will dennoch zurück in mein Heimatland. Ich bin dort nicht mittellos und komme sicher zurecht. Allerdings würde ich Euer Reich gerne hin und wieder besuchen.
Falls Ihr damit einverstanden seid."
Achrani nickte. "Ihr werdet herzlich willkommen sein."



Eingereicht am 28. Februar 2005.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.



»»» Kurzgeschichten: Humor, Satire, Persiflage, Glosse ... «««
»»» Kurzgeschichten: Überblick, Gesamtverzeichnis «««
»»» Kurzgeschichtenund Gedichte «««
»»» HOME PAGE «««

Blog-Empfehlungen Tiergedichte
»»» Tiergedichte «««
»»» Tiergedichte «««
»»» Tiergedichte «««
»»» Tiergedichte «««
»»» Tiergedichte «««
»»» Tiergedichte «««
»»» Tiergedichte «««
»»» Tiergedichte «««
»»» Tiergedichte «««
»»» Tiergedichte «««
»»» Tiergedichte «««
»»» Tiergedichte «««
»»» Tiergedichte «««
»»» Tiergedichte «««
»»» Tiergedichte «««
»»» Tiergedichte «««
»»» HOME PAGE «««