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Kurzgeschichtenwettbewerb "Schlüsselerlebnis"

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Erkenntnisse

© Michelle Babatsikos


Es war März und ungewöhnlich warm für diesen Monat, 26°C. Draußen blühte und grünte alles.
Laura beschloss, nur ein Poloshirt anzuziehen. Sie wollte einen Spaziergang machen, an der Elbe entlang. Nicht weit vom Fluss und in der Nähe von Hamburg hatte Laura eine schöne luftige Wohnung.
Sie wollte die momentane Schönheit der Natur genießen und beeilte sich, hinaus zu kommen. Vor der Tür wurde sie von warmen Sonnenstrahlen empfangen.
Glücklich lief sie zum Fluss, wo Kirschbäume blühten und ein parkähnlicher Weg entstanden war, den sie entlang lief. Sie hatte einen wunderbaren Blick auf die Elbe, wo weiße und zartrosa Blüten schwammen. Tief atmete sie die Luft ein. Das war es! Das war das Leben! Was brauchte man mehr um glücklich zu sein?! Zufrieden mit sich und der Welt ließ Laura all die Farben, Gerüche und das fröhliche Gezwitscher der Vögel auf sich einwirken.
Plötzlich hörte sie hinter sich eine wohlbekannte Stimme: "Schön nicht? Was wäre das Leben ohne so etwas...?"
Laura drehte sich um.
"Hi, wie geht's?", wurde sie von derselben Stimme begrüßt, die zu Lauras bester Freundin Sonia gehörte. Auch Sonia hatte ein Strahlen auf dem Gesicht.
Laura stimmte ihr zu. "Ohne das wäre das Leben... nichts! Wirklich!"
Noch einmal sog sie die frisch duftende Luft ein.
Eine Weile gingen die beiden schweigend nebeneinander. Schließlich sagte Sonia etwas nachdenklich: "Ich habe, glaube ich, jetzt echt herausgefunden, was Leben heißt!"
"Was meinst du damit?"
"Gehen wir zur Wiese? Da erklär ich's!"
"Okay!"
Gemeinsam gingen die beiden zur besagten Wiese, die etwa halb so groß wie ein Fußballplatz und von Bäumen umgeben war. Zu dieser Zeit leuchtete sie von grünem Gras, gelbem Löwenzahn, rotem Mohn und weißen Gänseblümchen. Kaum einer wusste von dieser Wiese, im Prinzip nur Laura und Sonia, die sie entdeckt hatten, als sie noch klein waren. Dort hatten sie auch schon oft Gespräche zum Beispiel über das Leben geführt.
Als die beiden dort ankamen, liefen sie sogleich in die Mitte der Wiese und legten sich auf den Rücken.
"Also, was heißt denn jetzt leben?"
"Weißt du", begann Sonia, "ich denke leben hat vor allem etwas mit Bewusstsein zu tun." Sie grinste. "Und mit Schlaf, sonst geht's nicht!"
Laura machte ein blödes Gesicht.
"Ich denke, das ist die Lösung: Lebe jeden Tag in vollem Bewusstsein, lebe ihn so, dass du abends sagen kannst: Heute habe ich etwas gemacht! Und vor
allem: Lebe dein Leben so, dass du an deinem Lebensende sagen kannst: "Ich habe etwas vollbracht" oder "Ich habe die Welt ein Stück weitergebracht oder sie ein Stück positiv verändert!" oder "Ich habe ihr ein bisschen genutzt!"
Und, ich meine, du musst ja nicht die ganze Welt verändern, aber wenn du am Ende deines Lebens mit gutem Gewissen sagen kannst, dass du mindestens einem Teil der Welt nützlich warst, ein paar Menschen besser gemacht oder vorangebracht hast, ich denke, dann hast du schon mal was geschafft! Dann muss man wohl jeden Tag bewusst leben, jede Woche eine Sache machen, die nicht zum Alltag gehört, denn sonst ist das ja wie mit einem
Gefängnisaufenthalt: Du bist viele Jahre drin und wenn du wieder herauskommst, denkst du: `Man! Du hast ein ganzes Stück deines Lebens verpennt, mit nichts und wieder nichts verbracht, das ist schlimm!' Nur, wir sind nicht im Gefängnis, verstehst du? Es kann einem auch im ganz normalen Leben passieren, dass man die Hälfte verpennt, das passiert sogar ziemlich vielen! Dazu muss man gar nicht in irgendein Anstalt! Wahrscheinlich mehr als die Hälfte der Menschen, die es könnten, machen nichts aus ihrem Leben!
Ja, ich denke im Leben muss man genießen. Deswegen auch Bewusstsein und
Schlaf: Du kannst nicht richtig genießen, wenn dir nicht wirklich bewusst ist, was du gerade machst, was um dich herum los ist, wie glücklich du dich schätzen kannst, hier auf der Erde am Leben zu sein! - Übrigens: Zum echten Genießen brauchst du irgendwie auch die Natur, denn du kannst genießen, wie du drinnen im Warmen und Trockenen sitzt und es draußen in Strömen regnet, du kannst genießen, wie dir der Wind um die Nase weht, wie die Sonnenstrahlen dich wärmen, wie schön die Aussicht ist, wie wunderbar die Tiere sind, du kannst das Gefühl genießen, an der Nordsee am Strand zu liegen, es ist warm aber ein bisschen windig, wunderbar! Ach ja, und du kannst dir nur allem bewusst sein, wenn du wach bist! Ja, oder du genießt es, auf einer Blumenwiese zu schlafen, klar. Aber um dir der Sachen im Leben bewusst zu sein, musst du wach sein, damit deine Sinne nicht getrübt sind!
Weißt du, ich denke, das ist Leben!"
Eine Weile lagen die beiden wieder stumm nebeneinander. Schließlich meinte
Laura: "Weißt du was, Sonia?! Ich denke, es ist genau so. Da gibt's doch auch das eine Lied, was da gesungen wird, stimmt auch..."
Sonia setzte sich auf. "Meinst du das mit dem, was zählt ist sozusagen mal das Picknick im Garten, wenn die Kinder auf einer Wiese Fußball spielen, sich einfach mal was gönnen! Das Menschliche ist, was zählt!"
"Ja! Genau das! Es kommt nicht auf das Getue an, den Champagner beim Empfang und so! Auf das Menschliche kommt's an! Man sollte nicht so oberflächlich sein, sondern sich für das wirklich wichtige, gute schöne, wunderbare interessieren, das Wunder Mensch, Tiere, die Natur, einfach echt Schönes! Für wahre Schönheit sollte man ein Auge entwickeln! Vielen Dank, Sonia! Ich glaub, ich hab verstanden, worauf es ankommt, was das Leben lebbar macht!"
Zufrieden legte sich Sonia zurück ins Gras. "Siehst du, ich sag ja, ich hab es raus! Also nutzen wir den Tag und gehen im Botanischen Garten spazieren!
Da wollte ich schon lange mal wieder hin!"
Laura sprang auf. "Genau! Und nächste Woche kriegt das eine Zimmer bei mir doch noch einen sonnengelben Anstrich, und wenn noch so viele Leute sagen, dass man es dann darin nicht aushalten kann!" Sie lachte, es war ein glückliches und zufriedenes Lachen, denn sie wusste, dass sie einen Schatz gefunden hatte, den wahrlich nicht jeder besitzt!
Die Sonne schien an diesem Tag noch lange und als sie aufhörte, draußen zu scheinen, schien sie in den Herzen vieler überglücklicher Leute weiter und eine Woche später fing sie an, in Lauras Zimmer zu scheinen!



Eingereicht am 27. Februar 2005.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.



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