Ein junger König wanderte in die Wüste. Die Sonne brannte, die Dünen drohten ihn zu verschlingen, der Sand zerrieb ihm die Haut. Mittags gelangte der junge Mann an den Fuß der öden Berge. Auf dem Ast eines toten Baumes lachte ein Geier. Der König warf einen Stein nach ihm, dass der Vogel krächzend davonflog. Abends hatte der Monarch den Gipfel der Berge erklommen. Die Nacht kam schnell und kalt. Den wollenen Mantel fest um sich geschlungen, bestaunte der König die Sterne, lauschte dem Flüstern des alten Gesteins.

Bald summte er die ewige Melodie der Sphären.

Der frühe Morgen fand ihn jauchzend und springend. Der junge, von der Wüste irr gewordene König tat ihm Leid. Er geleitete ihn sicher auf den Weg in sein Heimatland.

In wenigen Jahren war aus dem jungen ein guter und kluger König geworden.

Sein Volk war zu Wohlstand gelangt. Es sah dem Gebieter nach, dass er einen Palast vor die öden Felsen der Wüste bauen ließ. Er hieß Brunnen graben, Kanäle ziehen, Gärten anlegen. Mit der Zeit holten die Handwerker ihre Familien nach. Dörfer entstanden. Felder wurden bebaut. Um die Felder wuchs Wald. Schließlich versammelt sich alles Volk an diesem wundersamen Ort. Da ließ auch der König sich im neuen Palast nieder.

In einem Winkel des Gartens stand der tote Baum. Jeden Morgen setzte sich der alte Geier darauf. Kam der alte König, dann lachte der Aasfresser und flog davon. Eines Tages jedoch kreischte ihn der Vogel schon von weitem an.

"Ist es so weit?", fragte der König. Der Geier ergriff die Flucht.

Der frühe Morgen hütete fortan das zarte Grün am Stamm des toten Baumes. Der Geier wurde nie wieder gesehen.