Ich war gerade im Begriff, das Geschäft zu verlassen, da packte mich eine Hand am Arm.

"Bitte kommen Sie mit mir!"

Ich drehte mich um und sah einen mir unbekannten Mann, so um die 25 Jahre alt, der sehr stark aussah. Er musste der Detektiv des Geschäftshauses sein. Ich errötete. Das konnte doch nur ein Missverständnis sein! Oder hatte ich, ohne es zu wissen, etwas in die Plastiktüte gesteckt? Könnte es sein, dass mir jemand absichtlich etwas in die Jackentasche getan hat, um mir eins auszuwischen?

"Lassen Sie meinen Arm los!" sagte ich und schaute mich dabei um. Ich suchte bekannte Gesichter, aber es war niemand da, den ich kannte. Einige Deutsche drehten sich um und starrten mich an. Ich war sehr verlegen. Er ließ meinen Arm los.

"Kommen Sie hier entlang! Wir werden nach oben ins Büro gehen."

Vor Aufregung war ich ganz bleich geworden. Nach der Kontrolle im Büro würde man sofort, falls man meine Schuld beweisen konnte, die Polizei verständigen. Auf der Stelle würden dann zwei Polizisten erscheinen und mich zum Polizeirevier mitnehmen. Kunden und Angestellte des Geschäftes würden sagen:

"Da ist der Dieb. Typisch! Ein Ausländer!"

Kinder würden mich anstarren. Vielleicht würde einer meiner Schüler mich sehen und abends zu Hause erzählen, dass ich beim Klauen erwischt worden bin.

Kalter Schweiß bildete sich auf meinem Körper.

Wir gingen ins Büro. Ein Mann mittleren Alters mit einer Brille und einer Halbglatze saß mir gegenüber.

"Ich vermute, dass er einen Diebstahl begangen hat und ich habe ihn deswegen zu Ihnen gebracht."

"Leeren Sie Ihre Plastiktüte!" sagte der Chef.

Mit zitternder Stimme erwiderte ich:

"Habe ich etwas gestohlen?"

"Holen Sie alles heraus, wir werden dann sehen."

Ich holte aus der Tüte zwei Bücher, eine Tafel Schokolade, eine Zeitung und vier gelbe Briefumschläge.

Der Detektiv schaute in die Umschläge:

"Das gibt es doch nicht! Ich habe beobachtet, wie Sie unten versucht haben, etwas in diese Umschläge zu tun."

"Ich bin Autor dieser beiden Bücher. Damit ich Sie meinen Freunden und Bekannten schicken kann, habe ich diese Umschläge gekauft. Ich probierte nur aus, ob die zwei Bücher in einen Umschlag passen würden, verstehen Sie?"

"Ihren Kassenbon bitte!"

"Hier ist er."

"Ich bitte vielmals um Entschuldigung, es war ein Irrtum! Sie können gehen."

Ich drehte mich zum Chef um. Nun hatte ich mich etwas beruhigt.

"Ich gehe nicht!", sagte ich selbstbewusst.

"Warum nicht?", fragte er.

"Ihr Angestellter hat mich sehr in Verlegenheit gebracht. Ich werde erst gehen, wenn er seinen Fehler wieder gut gemacht hat."

"Was wollen Sie?"

"Wenn er mir eine Tasse Kaffee ausgibt, sind wir es quitt."

Der Detektiv war erleichtert. Er hatte bestimmt angenommen, dass ich ihn anzeigen wollte. Er war mit dem Vorschlag einverstanden. Wir gingen hinunter in die Cafeteria, wo er mir einen Kaffee bestellte.

"Ein Stück Kuchen wäre nicht schlecht!" sagte ich.

Er brachte mir ein Stück Erdbeertorte. An der Kasse bezahlte er die Rechnung. Voller Genus trank ich meinen Kaffee.

"Gibt es nächste Woche wieder Erdbeertorte?" fragte ich lächelnd.

Mit einem gezwungenen Lächeln sagte er "Guten Tag" und verschwand in der Bekleidungsabteilung.