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Kurzgeschichtenwettbewerb "Schlüsselerlebnis"
Ariston
© Gunnar Schröder
The fear of death follows from the fear of life.
A man who lives fully is prepared to die at any time.
Mark Twain
Ich berichte hier die Geschichte eines Freundes. Ariston ist sein Name. Ihr könntet euch über den Namen wundern. Sollte dies der Fall sein, so sage ich euch, er ist aus der alten Geschichte entliehen. Er geht zurück auf einen Nachfahr der frühen Könige Athens. Ich berichte euch diese Geschichte, die von ihm in Bruchstücken erhalten habe. Notizen auf Zetteln, beschmierte Papiere. Ich weiß nicht mehr genau, wann wir uns das erste Mal trafen und unter welchen Umständen dieses Treffen stattfand; ich kann nur sagen,
dass er seitdem einer meiner engsten Vertrauten war und es wohl auch immer sein wird. Ich sah ihn zwar schon längere Zeit nicht mehr, allerdings habe ich nun diese Notizen bekommen und werde sie nach und nach durchsehen und dabei aufschreiben, was ich erfahre. Durch ein kurzes Überfliegen kann ich aber schon warnen. Es ist eine unglaubliche, ja fast blasphemische Geschichte und es sollte mich nicht wundern, wenn Sie noch nachts wach da liegen und über die Ereignisse meines Freundes nachdenken. Zuerst aber zu
den Umstanden, in denen ich seine Notizen erhielt. Als ich sonntagmorgens, nach der morgendlichen Reinigung und einem kurzen Mahl, mein Zimmer verließ und mich in den ersten Stock zu den Räumlichkeiten meiner Hausdame begab, sagte mir jene gute Seele, mein Freund sei schon hier gewesen. Ich frage Sie, was er wohl zu so früher Stunde schon wünschte, aber Sie konnte mir nicht antworten. Er hatte ihr nicht anvertraut, was ihn schon so früh an einem freien Gottestag aus dem Haus und zu mir trieb. Ich nahm mir also
meinen Mantel und machte mich auf, ihn in seinem Landhaus zu besuchen, an das er durch ein Unglück seiner Eltern kam. Ich ging meinen Weg durch die herbstlichen Straßen und Gassen, der kleinen Stadt, bis ich mich außerhalb der Stadt befand und weiter, über einen kleinen Feldweg, bis zu einem kleinen Hügel. Auf der Spitze dieses Hügels stand das Haus. Es war von alten Eschen und Eichen umgeben, in denen zur Sommerzeit immer einige Vögel sangen. Mein Freund war dermaßen von den Lauten der kleinen Geschöpfe erfreut,
dass er sich eine Terrasse bauen ließ, auf der er fast jeden Tag verbrachte. Durch einige glückliche Umstände war es ihm erlaubt, den Tag nach seinen Wünschen zu gestalten und nicht auf seine finanzielle Situation achten zu müssen. Aber heute sangen die Vögel nicht. Ich begab mich trotzdem zu der kleinen Terrasse, allerdings nur um feststellen zu müssen, dass Ariston nicht da war. Ich ging zur kleinen Holztür auf der Hinterseite des Hauses und klopfte an. Aber mein Klopfen wurde nicht beantwortet. Weder durch
ein Geräusch, gar durch einen Satz. Ich schlug noch einmal das Holz und rief seinen Namen, bekam aber keine Antwort. Obwohl gerade Heilige Messe war, konnte ich davon ausgehen, dass Ariston sich nicht dort aufhalten würde. Er übte eine andere Form der Religion aus. Nein, er war kein Heide, hatte aber einfach nur andere Ansichten als der Vater in Rom. Da mir, wie gesagt, niemand öffnete, noch sich bemerkbar machte, ging ich zu einem der Fenster und stellte fest, dass es nur angelehnt war. Behände erkletterte ich
den Sims und schwang mich in den schlecht beleuchteten Raum. Sollte man mich nun verurteilen, weil ich das Gebäude betrat, so sei gesagt, dass zum einen die Freundschaft so etwas erlaubt und zum anderen ich nicht wissen konnte, ob mein Freund sich in einer Notsituation befand. So sei es gerechtfertigt. Es war das Wohnzimmer. Ich ergriff einen der Leuchter auf dem Kaminsims und steckte die Kerzenstummel an. Sofort schlug mir eine angenehme Wärme ins Gesicht. Vorsichtig arbeitete ich mich vor, um nach Ariston zu
schauen. Ich ging über die Treppe in den zweiten Stock des Hauses und klopfte an die Tür seines Schlafgemaches. Keine Antwort und ich trat ein. Seit ich das letzte Mal hier war, hatte der Raum sich verändert. Wo vor einiger Zeit noch Gemälde zeitgenössischer Maler hingen, schmückten nun abstrakte Zeichnungen und Symbole die Wand. Mit roter und schwarzer Farbe gemalte Anordnungen, wie sie ein gesunder Geist nicht auszudenken vermag. Sie waren nicht auf Papier, sondern direkt auf den Stein aufgetragen worden. Die
weißen Laken des Bettes waren durch schwarze Tücher ersetzt worden und die Fenster mit eben denselben verdunkelt. Im ganzen Raum war ein feiner, süßlicher Duft zu vernehmen. Ich sah voller Entsetzen Totenschädel, aufgestellt auf einem der Tische, erloschene, qualmende Kerzen, an die Wand gemalt und eine Blumenvase verwelkter Blumen. Ich hoffe, der Leser kann sich dieses bildlich vorstellen, wenn nicht so sei er versichert, dass es nicht an ihm läge, da der Geist des Raumes nur schwer einzufangen ist. Ich entschuldige
mich für die ungenaue Beschreibung. Wie erwartet fand ich das Zimmer leer, von Ariston keine Spur. Ich ging zu seinem Schreibtisch, an dem er immer in seine Lieblingslektüre vertieft gewesen war. Ich öffnete die Schublade mit seinen Lieblingswerken und fand - oh, Loki - nur einen Haufen Asche. Er musste sie alle in einem Zornesanfall verbrand haben. Ich schloss die Lade wieder und wollte mich gerade wieder zur Türe drehen, als mir eine Notiz auf dem Tisch ins Auge fiel. Es war eindeutig die Schrift meines Freundes,
aber sie war fahriger und schmieriger als sonst. Als würde ihn irgendwas hetzen oder jagen. Ich hob den Zettel ins Licht der Kerze. Trotz der Schrift konnte ich lesen, was er mir sagen wollte. Wir kennen uns schon lange und ich bitte dich um einen Gefallen. Ich habe dir schon oft geholfen und nun bist du am Zug. Bitte komme dreimal täglich hierher und finde die Notizen, die ich dir auf diesem Tisch hinterlasse. Schreibe ruhig alles auf, ich weiß ja um deine Passion; möge Lug dich
beschützen. Unterschrieben war der Brief mit seinem Namen. Ich verließ das Zimmer und ging wieder nach Hause. Ich weiß nicht mehr genau, warum ich einfach ging, aber wahrscheinlich, weil ich Ariston so vertraute, dass ich auf seine Anweisung hörte. Ich verließ das Haus, wie ich es betreten hatte und war schon kurz darauf wieder in meiner Kammer. Ich hatte gerade abgelegt, als meine Haushälterin zu mir trat und sich erkundigte, ob ich Ariston gefunden hätte. Ich musste verneinen und sie schien mir sehr
besorgt. Sie erzählte mir daraufhin, dass er heute Morgen sehr durcheinander und gejagt ausgesehen habe. Dies verstärkte meine Sorge nur noch mehr und ich wollte schon wieder aufspringen, um zu seinem Haus zurückzugehen, aber irgendetwas schien mich zurückzuhalten. Wahrscheinlich war es die Erinnerung an unsere Abmachung. Ich harrte also in meinem Zimmer aus und wartete auf den Glockenschlag, bei dem ich wieder losgehen wollte. Als ich wieder zum Haus zurückgekehrt war, musste ich feststellen, dass die Tür noch
immer verschlossen war. Ich ging also wieder zu dem Fenster und es war noch immer nur leicht angelehnt. Als ich wieder im Schlafgemach war, fiel mir sofort der süßliche Geruch auf, der sich fast noch verstärkt hatte. Da diese Dämpfe mich beim Nachdenken beeinflussen, entfernte ich eines der schwarzen Laken und öffnete ein Fenster. Als der Dunst sich verflüchtigt hatte, ging ich zum Schreibtisch und fand die neue Notiz. Es war wieder eindeutig Aristons Handschrift. Ich entzündete die frische Kerze, die ich bedachter
Weise mitnahm, und konnte nun den Text der Nachricht lesen. Mein Freund, wie ich sehe, bist du meiner Aufforderung gefolgt. Zu den verworrenen Umständen aber später. Ich bin hier, um dir einige höchstwissenschaftliche Ereignisse zu schildern. Zuerst, die alten Philosophen hatten Recht. Es geht noch weiter. Es geht immer weiter. Aber, der Reihe nach. Ich habe sie gesehen. Ich habe sie endlich wieder gesehen. Freudentränen liefen mir übers Gesicht. Alte Gefühle durchbrachen einen
Wall und drangen so nach außen. Sie standen plötzlich in meiner Kammer und lächelten mich an. Zebaoth sendete sie mir zurück. In so dunkler Stunde! Wie ich ihm danke. Aber zu späterer Stunde mehr. Ich muss wieder an sie denken und will mich auf meine Gedanken konzentrieren, um sie nicht zu verlieren. Gedankenverloren legte ich den Brief wieder auf das Schreibpult zurück und setzte mich nieder. Wen hatte mein Freund getroffen? War diese Begegnung der Grund für seine Verwirrung? Aber anscheinend schien er
ja glücklich zu sein. Er freute sich richtig. Aber warum könnte er mich dann nicht treffen? Ich ging wieder nach unten, um mich umzusehen, ob es irgendwelche Spuren gab, die auf etwaige Besucher hinwiesen. Als ich nichts fand ging ich wieder nach hause, wo ich nun sitze und das Erlebte aufschreibe. Ich sinne noch immer über den Brief Aristons und kann mir keinen Reim darauf bilden. Ich wollte mich hinlegen, aber mein Kopf ließ mir keine freie Sekunde. Ich musste den Umständen nachgehen und herausfinden, was diese
komische Art meines Freundes hervorgebracht hatte. Eigentlich schreibt er nicht und ist auch sonst ein eher ruhiger und gelassener Mensch. Daher konnte ich mir seinen plötzlichen Sinneswandel nicht erklären. Ich stand also wieder auf und machte mich auf den Weg, zurück zu Aristons Haus. Als ich wieder dort stand, schien mir das Haus anders als zuvor. Es sah verlassen und abgeschieden aus. Irgendeinen Glanz, den es vorher gehabt haben musste, hatte es verloren. Ich ging diesmal durch die Tür, da ich mir bei meinem
letzten Besuch einen Schlüssel mitgenommen hatte. Ich fand das Haus genauso vor, wie ich es verlassen hatte. Es machte den Anschein, als ob seid meinem Verlassen niemand das Haus mehr betreten hatte. Und doch musste ich beim betreten des Schlafgemaches feststellen, dass die Luft wieder von diesem süßlichen Geruch überschattet wurde. Er kroch über meine Nase in meinen ganzen Körper und durchzog meine Sinneszellen. Ich öffnete sturzartig alle Fenster und wurde mit kühler und frischer Luft belohnt. Auf dem Tisch
lag wieder eine Notiz. Seid gegrüßt, mein Freund. So Leid es mir auch tut, aber ich muss euch verlassen. Es zieht mich in die Ferne, weg von hier. Sie werden mich mitnehmen, ich habe dir ja bereits von ihnen berichtet. Sie kümmern und sorgen sehr um mich und ich danke es ihnen mit meinem Folgen. Meine Sachen sind schon gepackt und ich bitte dich nun, einige meiner Sachen zu verkaufen, um die Instandhaltung des Hauses zu finanzieren, bis ich wiederkomme. Ich gehe in der neuen Bekanntschaft
auf und fühle mich so leicht wie nie. Ach, das unbeschwerte Leben. Ich will nicht leugnen und du wirst es auf früher schon bemerkt haben, mein Leben war schon immer eines der einfachen Sorte. Aber nun bin ich am Punkt der vollen Erfüllung. Glücklicher kann ein einzelner nicht sein. Mit diesen Worten möchte ich mein bisheriges Leben nun abschließen und mich einem neuen Inhalt zuwenden. Habt Dank für all die wundervollen Dinge der vergangenen Jahre. Nehmt euch ruhig aus meinem Haus, was ihr wollt. Anbei ist noch
eine Liste der zu verkaufenden Dinge. Nun lebt wohl, mein Freund, ich tu es jetzt schon. Auch wenn Ariston in diesem Brief gefasster wirkte als in dem vorigen, war mir seine Situation noch immer perplex. Wen hatte er getroffen, der sein leben so schlagartig änderte? Noch immer in Gedanken ergriff ich die Liste, die auf dem Tisch lag und besah das gelbe Stück Pergament mit der zerfransten Kante. Ich steckte es in meine Tasche und nahm mir vor, die Dinge noch am selben Abend zusammenzusuchen, um sie morgen
bei einem Händler in der nächsten Stadt zu verkaufen. Ich ging nach unten, um mir auf den Schock, meinen Freund nicht mehr zu sehen, einen Wein aus dem Keller des Hauses zu gönnen. Ich suchte mir eine der besten Flaschen, da ich ja nehmen konnte, was ich wollte. Es war ein vorzüglicher Jahrgang, den wir oft zusammen getrunken hatten. Ich begab mich mit der Flasche wieder nach oben und setzte mich mit einem Römer in den großen Ohrensessel am Feuer. Die Sätze des Briefes wollten mir einfach nicht aus dem Kopfe
gehen. Er wollte einfach gehen. Und er hatte sich nicht einmal richtig von mir verabschiedet. Auch wenn unsere Freundschaft noch so innig und vertraut war, warum hatte er es nicht fertig gebracht, noch einmal zu mir zu kommen? Ja, werden Sie jetzt sagen, er war ja da, aber hätten nicht auch Sie sich ein Gespräch gewünscht, ja diesem Besuch vorgezogen? Ich sinnte noch über alte Erinnerungen unserer Freundschaft nach und muss dabei eingeschlafen sein. Als ich wieder zu mir kam, saß ich noch immer im Sessel, aber
der Wein hatte sich über meine Jacke und Hose ergossen. Auch das Holzscheit, das ich im Kamin entzündet hatte, war inzwischen heruntergebrannt und glomm noch zart vor sich hin. Ich setzte mich wieder gerade auf und versuchte an der Sonne, die durch das Fenster schien, die Uhrzeit zu erkennen. Inzwischen mussten schon einige Stunden vergangen sein und so machte ich mich auf, die Sachen der Liste zusammenzusuchen. Der erste Gegenstand war ein Messingbecher und die darauf folgende Suche führte mich wieder in das
Schlafgemach. Als ich die Tür öffnete, schlug mir wieder ein süßer Geruch ins Gesicht. Wie bei den vorherigen Besuchen konnte ich keine Quelle des Geruches ausfindig machen. Der Geruch benebelte mich und hüllte meine Sinne in dichte Schwaden und verbarg sie hinter dicken samtenen Vorhängen. Eine unglaubliche Kälte drang durch meine Kleidung auf meine Haut und ein Schauer durchzog meinen Körper. Der Schatten des Todes kam aus dem Raum. Ich stürmte hinein, Ariston vermutend, wurde aber enttäuscht. Das Zimmer war,
wie immer, leer. Alle Fenster waren wieder geschlossen und der Geruch hing in der Luft. Nebelschwaden krochen aus allen Fugen und Ritzen des Mauerwerks und nahmen mir die Sicht. Ich vertrieb die Schwaden mit hektischen Handbewegungen aus dem Raum und kämpfte mich hustend zum Schreibtisch. Dort angekommen stockte mir zugleich wieder der Atem. Es lag ein neuer Brief da. Von Ariston. Seine Schrift wirkte gehetzt und verschmiert. Es war nicht mehr von der Schönheit und Leichtigkeit des letzten Briefes übrig. Voller
Angst und Sorge las ich seinen Bericht. Vergiss oder verdräng alles, was ich sagte. Es stimmte nicht! Sie- Einfach genommen haben sie sie mir. Ich sah sie schon vor mir. Am Sonntag, morgens kurz nach Sonnenaufgang, standen sie in meinem Zimmer am Bett. Meine Eltern! Du wirst mir nicht glauben, aber es ist wahr. Vor meinem Bett! So wie wir uns oft gegenüber standen. Aug in Aug. Ich konnte ihren Atem auf meiner Haut spüren. Sie sahen mich genauso an, wie früher, vor dem Unfall. Sie
sagten mir, es wäre soweit. Ja! Meine Zeit ist gekommen. Sie waren wieder hier. Sie sind zurückgekehrt. Ich wusch mir die Augen. Mehrmals! Aber sie waren noch immer hier. Und sie lächelten. Oh, du weißt gar nicht wie schön und befreiend ein Mensch lächeln kann, bis du eine solche Szenerie erleben kannst. Aber dann, ich war gerade fertig um mit ihnen zu gehen. Körperlose Seelen, Zwischenwelten des Teufels. Die Wände brennen! Oh, es ist so heiß!! Meine Gliedmaßen zittern, aus meinem Munde entweicht nur noch ein
Krächzen. Die riechenden Augenschlitze der Wände beobachten mich. Hel! Hel steht neben mir! Ihre kalte, durchfrostete Feuerhand gräbt sich in meine Schulter. Sie hat auch schon meine Eltern genommen. Ich erinnere mich jetzt wieder, wie sie sie mit zu sich in den Schlund der ewigen Verdammnis nahm. Verschlungen durch das Feuer! Dimensionen, aufgetan in Spiralen des Seins. Und nun wieder da! Sie kommt, kommt mich zu holen. Mein Weg endet nun hier. Die Eltern sind da, mich abzuholen. Es ist vorbei. Lebe nun wohl
und genieße das Leben, das ich nicht mehr habe. Unter Tränen legte ich den Brief wieder auf den Tisch. Ich konnte es mit klaren, rationalen Gedanken nicht fassen. Sollte Ariston wirklich ins Jenseits übergegangen sein? Wie konnten ihm so etwas passieren. Mit zerlaufenen Augen durchsuchte ich das ganze Haus und jeden Winkel. Ich rief seinen Namen und zerriss mir fast die Stimmbänder, bei dem Versuch, ihn mit Schreien wieder zurückzuholen. Aber er kam nicht wieder. Niedergeschlagen und verwirrt stützte ich
mich beim Verlassen des Hauses an den Türrahmen. Die Sonne verriet mir, dass es inzwischen schon Montag war. Es war eine ganze Nacht des Suchens und Verzweifelns vergangen, in der ich nichts erreichen konnte. Matt und aufgelöst begab ich mich wieder nach Hause um mich in mein Bett zu legen und in einen ewigen Schlaf der Trauer zu verfallen. Aber soweit kam ich gar nicht. Schon im Flur fing mich meine Haushälterin ab. Auch sie war furchtbar aufgelöst und weinerlich. Ich fragte mich, ob auch sie etwas von der Nacht
im Hause meines Freundes mitbekommen haben könnte, aber es war unmöglich. Aber was hatte sie dann so tief bewegt. Sie fiel mir in die Arme und wimmerte, dass man Ariston gefunden hätte. Wo, fragte ich ganz außer mir. Und wie es ihm ginge, wollte ich wissen. Sie sagte man hätte ihn in einem Graben bei einem Feldweg gefunden. So schnell ich konnte lief ich zu besagter Stelle, um ihn zu sehen. Einige Amtmänner und Dorfleute waren schon da. Ariston lag leblos in der feuchten Erde. Sein Gesicht war zu einer Grimasse
verformt, als hätte irgendwas seine Muskeln mitten in einem Schrei eingefroren. Ich trat hinzu und fragte, ob man schon wisse was passiert sei. Bei der folgenden Erklärung, die mir ein Amtmann gab, stockte mir der Atem und ich wusste nicht mehr, ob ich die letzten Tage wirklich erlebt hatte, oder sie nur eine Schöpfung meiner eigenen verkommen Fantasie waren. Der Amtmann sagte mir, dass Ariston hier schon tot aufgefunden wurde. Man wusste noch nicht, woran er gestorben war, aber er hatte keine äußeren Wunden.
Außerdem sagte der Amtmann mir, dass der Körper schon so kalt war, dass er schon mindestens seit Samstagnacht tot war. Oh höllische Dämonen, was habt ihr der armen Seele angetan?
Eingereicht am 21. Februar 2005.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise,
bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.