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Kurzgeschichtenwettbewerb "Schlüsselerlebnis"
Gedankengänge eines Mannes
© Jens Ontrup
Vorwort (mit Anmerkungen des Schriftstellers)
Warum schreibe ich die Gedankengänge eines Mannes (in diesem Fall meine) auf? Das ist eine berechtigte Frage, scheint mir! Ich könnte jetzt behaupten, dass ich mit dem Geschriebenen beweisen möchte, dass wir Männer doch nicht so simpel gestrickt sind wie die Frauengemeinschaft im Allgemeinen behauptet. Dann jedoch, driftet die ganze Geschichte wieder zu sehr ins psychologische ab und man ist versucht, hinter jedem Satz eine tiefgreifendere Aussage zu suchen wie z. B. "was will uns der Autor damit sagen".
Das ist natürlich alles Quatsch.
Der Grund für das Nachfolgende ist ziemlich simpel. Meine größte Kritikerin Sonia, sie ist auch meine beste Freundin, hat mich überredet (das können Frauen anscheinend gut!). Ihr hatte ich eine kleine Kurzgeschichte zum Geburtstag gewidmet. Sie hat mich ganz einfach überredet im Sinne von "Hey, dass war echt gut. Warum lässt Du Deinen kreativen Gedanken nicht mal freien Lauf". Ich hätte natürlich auch schreiben können, dass sie förmlich darum gebettelt hat (das entspricht, glaube ich, wieder eher dem
Klischee des männlichen Egos), was natürlich aber nur meinem Phantasiegebilde entsprungen wäre.
Da in der Medienbranche, gerade was den immer weiter steigenden Marktanteil der DVD betrifft, so etwas wie "uncut", "Director's-Cut" oder "Special Edition" neben den Normalversionen mehr und mehr in Mode kommt, habe ich mich also hingesetzt und angefangen zu schreiben um eben meinen persönlichen "Director's-Cut" zu schaffen…." Außerdem musste ich im Laufe dieses Jahres feststellen, dass immer mehr Persönlichkeiten, die im Focus der Öffentlichkeit stehen angefangen
haben, uns mit ihren Biografien und Weisheiten in Form von Büchern das Leben zu versüßen. An erster Stelle muss man hier wohl Dieter Bohlen (seines Zeichens erfolgreicher Musikproduzent und Erschaffer bzw. Auflöser der Popgruppe Modern-Talking) nennen, der uns bereits mit seinem zweiten Buch erfreut, indem er uns nun über das Leben im Showbizz teilhaben lässt. Dann gibt es da noch Boris Becker (ehemals erfolgreicher Tennisspieler und jetzt nicht ganz so erfolgreicher Jungunternehmer), der tatsächlich meint, uns
noch mal an seinem bisherigen Leben teilhaben lassen zu müssen (lt. Spiegel-Bestellerliste trifft das wohl auch zu). Aber mal ganz ehrlich, vieles von dem was wir da lesen, konnte man bereits in den letzten 15 Jahren in der Boulevardpresse vernehmen. Okay, das ganze ist jetzt noch gespickt mit Gedanken, Empfindungen und Beweggründen von Boris Becker. Das aber ultimative Beispiel der überschwappenden Biografiewelle ist in meinen Augen Daniel "Superstar" Kübelböck, geboren in der Showsendung "Deutschland
sucht den Superstar" in der er noch nicht mal als Sieger hervorging. Der Bube zählt vielleicht gerade achtzehn Jahre und schon müssen wir u. a. auch über die Bildzeitung, die Ausschnitte aus seinem Buch veröffentlichte, vom reichhaltigen Erfahrungsschatz und von den unzähligen Lebensweisheiten dieses jungen Menschen erfahren. Für die Männerwelt dürfte zweifelsohne noch die Biografie der Porno-Queen Michaela Schaffrath alias Gina Wild sehr bedeutend sein. Mir wurde dieses Meisterwerk von einem Arbeitskollegen
(der wohl glaubte zu wissen, was Männer so brauchen) per E-Mail zugeschickt. Ich habe es allerdings noch nicht gelesen. Dieses Buch schlummert noch als "PDF-Datei" in meinem Computer.
Ich habe jetzt natürlich mit diesen ganzen Persönlichkeiten nichts gemeinsam. Ich bin kein erfolgreicher Musikproduzent und meine Sangeskünste halten sich auch in Grenzen (das Singen unter der Dusche kann man auch nicht als solches bezeichnen). Im Sport konnte ich auch keine überwältigenden Erfolge verzeichnen. In jüngeren Jahren, im Vereinsfußball spielend, dümpelte ich irgendwo in der Kreisliga herum. Mittlerweile (seit 15 Jahre) spiele ich Squash. Jedoch ohne große Ambitionen in Richtung Weltspitze. Nein,
ich bin bestimmt keine herausragende und überaus bekannte Persönlichkeit…aber das muss man auch gar nicht sein. Daher in diesem Sinne… zu Risiken und Nebenwirkungen beim Lesen der folgenden Seiten fragen Sie bitte…" schenken wir uns an dieser Stelle, da ich nicht glaube, dass das Nachfolgende zu Herzrhythmusstörungen oder ähnlichem führt!!!
Kapitel Eins "Warum es dazu gekommen ist, wozu es gekommen ist"
Das Unheil (wenn man es so nennen kann) kündigte sich eigentlich ziemlich harmlos an - nämlich mit der Titelmelodie der Miss Marple Filme. So meldet sich zurzeit mein Handy, wenn mir jemand eine Nachricht schreibt. Eine SMS mit der Einladung zu Sonias Geburtstagsfeier. Meine Freude war sichtlich groß, wobei sich jetzt ein Niederschreiben dieser Gedanken wie "Wow...wirklich toll" nicht wirklich lohnt. Stunden später jedoch der erste Gedankenschock "Oh mein Gott, was schenke ich Ihr bloß" -
allerdings kam auch gleichzeitig die Beruhigung "Mensch Junge bleib ruhig. Du hast noch viel Zeit bis zur Party, da fällt dir garantiert etwas Hübsches ein". So verstrichen also die Tage. Die Gedanken wurden immer wirrer "es darf nichts Einfallsloses sein. Etwas, was nicht zu aufdringlich ist - sie ist ja nicht deine Ehefrau sondern "nur" eine supergute Freundin". Das hilft einem dann nicht wirklich weiter, wenn absolut nichts Kreatives die Gehirnzellen verlässt und einem die Gedanken
die ganze Zeit nur vermitteln, was es nicht sein sollte. Also dachte ich mir so "frage doch mal ganz vorsichtig an". Die erhaltene Antwort war ziemlich präzise, nämlich "Was sich Senioren halt so wünschen, z.B. Nierentee"… und so etwas aus dem Munde einer Frau die mal gerade erst 28 Jahre "jung" wird. Der sich aufdrängende Gedanke "ein schön verpackter Nierentee mit Schleifchen und so" wurde von mir jedoch gleich wieder verworfen, da "viel zu simpel - das gibt voll
das Gelächter". Stattdessen schob sich dieser wahnwitzige Gedanke "über eine elektrische Heizdecke wird sie sich garantiert freuen. Sie ist eine Frau, die frieren doch sowieso schneller als Männer. Außerdem kommt schon bald der Herbst (wir habe jetzt gerade Anfang Juli), dann wird es kalt und sie hat es mit der Decke schön warm", in den Vordergrund. Es ist doch schon ziemlich lustig, was einem so einfällt, wenn man das Wort "Senioren" assoziiert. Kurze Zeit später wurde aber auch das
wieder verworfen. Es schien mir einfach nicht das Richtige zu sein. Gestört bzw. abgelenkt wurden meine Gedankenspielereien durch diverse SMS-Nachrichten der so genannten "Geburtstags-Seniorin", die mich erreichten. Da kam z.B. die Mitteilung "Ich werde eine Cocktailparty machen". Anstatt nun über ein Geschenk nachzudenken, schwelgte ich plötzlich in Urlaubserinnerungen von Jamaika. Ich ließ mich gedanklich von imaginären Cocktails an einer nicht mehr vorhandenen Pool-Bar berauschen. Das eigentlich
wichtige Thema "Junge, Du musst ein passendes Geschenk finden" war wie weggeblasen. Auch die Nachricht "Wenn Du kein Geschenk findest…macht nichts…Deine Anwesenheit ist Geschenk genug", hatte fatale Auswirkungen auf meine Gedanken. Männer, vielleicht aber auch nur ich, neigen dazu, solche Sätze falsch zu interpretieren. Bei mir trat u. a. das so genannte "Macht/Herrscher-Syndrom" auf. "Jens…du bist ein besonderer Mensch, wie z.B. diese großen charismatischen Herrscher Napoleon
(passt von der Größe) oder Julius Caesar (ohne jede körperliche Ähnlichkeit)". Das waren ja nun durchaus besondere Menschen, die der Welt ihren Stempel aufsetzten. Der Gedanke "die beiden sind allerdings auf sehr unrühmliche Art abgesetzt worden. Napoleon wurde verbannt (und das sogar zweimal) und Caesar gar ermordet" behagte mir dann wiederum weniger.
Aber auch die Gedankenspielereien im Sinne von "Vielleicht findet sie mich ja doch mehr als nur sympathisch, wenn sie schon schreibt, dass meine Anwesenheit Geschenk genug sei" helfen einem dann auch nicht weiter, ein Präsent zu finden.
Kurz bevor die Zeit anfing knapp zu werden, wurde die elektrische Heizdecke noch mal aktuell, als ich die Nachricht erhielt, dass ich einen Pullover mitbringen solle. Es könnte kalt werden. Und das mitten im Hochsommer. Auch mein Versuch eine Beratungsstelle für "Menschen, die verzweifelt das passende Geschenk suchen" über die Gelben Seiten zu finden, scheiterte kläglich. Männer neigen in Situationen wie diesen dazu, wo nichts klappt, die Fassung zu verlieren. Man fängt an gewaltbereite Gedanken zu
formen und sie eventuell auch umzusetzen. Bei dem nicht reibungslosen Aufbau eines IKEA Schrankes, leidet dann eben mal das entsprechende Möbelstück (das ist mir jedenfalls schon passiert). Fluchen soll auch ein geeignetes Mittel sein, den aufgestauten Druck zu senken. Okay, bei mir hat es jetzt fast einen Monat gedauert, ich war aber auch immer irgendwie abgelenkt durch die diversen Nachrichten, die ich erhielt. Ich musste mir also doch selber helfen und handeln….
Das Ergebnis dieses Handelns, um hier schon einmal vorzugreifen, war ein Gutschein aus einer Parfümerie. Jetzt ist man natürlich versucht zu sagen "Wow…ein Gutschein!!! Was für ein Geschenk". Das habe ich auch gedacht, als mir die hübsche Verkäuferin den Umschlag gab. Nun ja, sie gab mir nicht direkt den Umschlag, sondern verstaute ihn in eine dieser kleinen Tragetaschen, so von der Art, dass Männer wirklich lächerlich aussehen, wenn sie damit in der Hand noch durch eine gut besuchte Fußgängerpassage
gehen müssen. Ich dachte also "Mensch ein Gutschein, du bist wirklich kreativ bzw. toll dein Einfallsreichtum. Jetzt ging das Ganze zum Schluss so fix und dabei hast du dir die letzten Wochen wie ein Blödmann die Gehirnzellen auf der Suche nach etwas wirklich Interessantem zermartert". Außerdem hatte sich mein Gedächtnis mit einem Hinweis zu Wort gemeldet "Junge, der gleichen Frau hast du schon einmal vor drei Jahren einen liebevoll selbst gestalteten Gutschein geschenkt, der immer noch nicht eingelöst
wurde. Glaubst du im Ernst, dass das jetzt eine gute Idee ist". Wie dem auch sei, meistens kommt es dann doch eben anders als man denkt.
Als ich also in der Einkaufspassage ankam steuerte ich, wie durch einen Computer gelenkt, zielstrebig in die bereits oben erwähnte Parfümerie (da ich keinen Sponsoring-Vertrag besitze, werde ich den Namen des Geschäftes nicht nennen. Der Vermerk auf die wirklich "tuntig" wirkenden Verkaufstragetaschen dürfte aber Hinweis genug sein, um welche Handelskette es sich handeln könnte). Nachdem ich mir einen kurzen Überblick verschaffte, wurde ich auch schon von einer der hübschen Verkäuferinnen mit der Frage
"ob sie mir vielleicht helfen könne" angesprochen. Irritiert durch die Schönheit der Frau dachte ich im ersten Moment "natürlich kannst du mir helfen. Wir gehen jetzt in den Lagerraum), reißen uns die Klamotten vom Leib und haben den ultimativen hemmungslosen Sex bis zum abwinken…Männer und ihre Sexphantasien". Ich muss hier anmerken, dass ich Single bin. Daher kann ich also ruhig ganz offen und frei über solche Phantasien sprechen. Jedoch zurückgekehrt in der Realität brachte ich nur den
Satz hervor, dass ich auf der Suche nach einem Frauenduft bin. Da ich im ersten Moment keinen blassen Schimmer hatte, welcher Duft am Besten zu meiner Freundin passt, habe ich gedanklich versucht, sie mit Adjektiven zu beschreiben "für mich immer noch ein wenig geheimnisvoll (und das obwohl wir uns schon seit gut dreieinhalb Jahren kennen), äußerst attraktiv, südländisch etc… das ist nur ein kleiner Ausschnitt an Umschreibungen." Aber welcher Duft passt jetzt zu diesen Umschreibungen. Da ich ein Mann
der Tat bin, wollte ich die schier endlose Palette an Frauendüften ausprobieren. Meine Gedanken meldeten sich ebenfalls mit dem Hinweis "bei der Angebotsvielfalt, ist bestimmt der passende Duft für ihren Typ dabei" zu Wort. Angestachelt durch diesen ultimativen Motivationsschub passierte mir dann allerdings ein verhängnisvoller Fehler. Normalerweise wird ein Stück Papier verwendet (die lagen dort auch überall aus), auf dem das Parfüm gesprüht wird. Aus mir unerklärlichen Gründen, oder weil ich ein Sieben-Monatskind
bin (meine Lieblingsausrede, das von mir kreierte 7-Monatskind-Syndrom - immer wenn etwas schief geht), verteilte ich die diversen auszuprobierenden Duftproben nacheinander auf meine Handrücken, -gelenke und Unterarme. Benebelt bzw. bekifft durch die nun mich umkreisenden Aromen (ich habe bestimmt unabsichtlich ein neues Parfüm geschaffen und ich weiß auch gar nicht mehr wie viele Düfte ich ausprobierte), bekam ich die merkwürdigsten Gedanken "knackiger Typ da vorne, kneif ihn doch mal in den Hintern".
Auch der Gedanke, "dass ich von sexbesessenen Männern angefallen werde, sobald ich den Laden verlasse, da ich so verdammt unwiderstehlich nach Frau dufte" erschreckte mich maßlos. Die Idee, das Ganze wiederum mit diversen Herrendüften auszugleichen, schien mir auch nicht das Wahre zu sein, da mir schon so langsam schwindelig wurde. Ich entschloss mich also, die ganze Aktion abzubrechen und stattdessen lieber einen Gutschein zu besorgen. Es schien mir jetzt die bessere Idee zu sein. Zufällig geriet ich
erneut an die gleiche Verkäuferin, die mir schon anfangs ihre Hilfe anbot, und wieder spielten sich in meinem Kopf die wildesten Phantasien ab, diesmal noch verstärkt durch den nicht verebben wollenden Duftschwall der mich immer noch umgab. Ganz ehrlich, bei ihr hatten die von mir ausprobierten Parfüms wohl nicht den gleichen Effekt. Ich hätte mir doch ein Herrenduft aussuchen sollen…that's Life! Nachdem ich dann endlich meinen "Gutschein" hatte, sah ich zu, dass ich zu meinem Auto kam. Einen zusätzlichen
Besuch in einem Musik-Shop verkniff ich mir, aufgrund der Tragetasche und meiner so genannten "Duft-Ausstrahlung".
Kapitel Zwei "Sex, Drugs and Rock'n Roll"
Die Überschrift ist sehr irreführend, denn auf der nun folgenden Geburtstags-/Cocktailparty kam es weder zu einer wilden Sex-Orgie (eigentlich schade, oder???...da haben wir es wieder, Männer und ihre Sexphantasien!!!) noch zum ausschweifenden Drogenkonsum. In unserem Fall beschränkten sie sich ausnahmslos auf Cocktails (natürlich auch noch einige andere alkoholische Getränke) und Zigaretten. Ich muss hier anmerken, dass ich der einzige "wirkliche" Raucher in der gesellschaftlichen Runde war. Na gut,
meine gute Freundin Sonia raucht mal alle Monate eine oder zwei Zigaretten. Merkwürdig, meistens dann, wenn wir uns treffen. Ich übe wohl doch einen schlechten Einfluss auf sie aus oder aber ich mache sie nervös und sie hofft, ein Glimmstengel und das darin enthaltene Nikotin, würde beruhigen. Das ist natürlich ein Irrglaube! Ich gebe ja auch zu, dass das ein Laster ist, welches ich immer noch nicht beenden konnte, obwohl ich schon häufiger mit dem Gedanken gespielt habe (dabei blieb es dann aber auch im Regelfall
immer). Außerdem gab es anstelle der oben erwähnten Rock'n Roll-Musik gepflegten Reggae zu hören.
Für die Party war ich gut gerüstet. Ich hatte diesen "tollen" Geschenk-Gutschein aus der Parfümerie. Einen schönen Blumenstrauß, den ich morgens noch besorgte. Eine Flasche Kirschlikör, natürlich selbst gemacht, aus eigener Produktion. Zu dem Kirschlikör muss ich sagen, dass dieser der absolute Hit ist und einfach lecker schmeckt. Auf jeder Party, zu der ich eingeladen werde, muss ich immer eine Flasche mitbringen. Ich bin sogar schon so weit, dass ich ein Etikett entworfen habe und das Ganze "Premium-Hausmarke"
nenne. Sollte es dann letztendlich mit dem Schreiben nicht klappen, kann ich mir immer noch überlegen, ob ich nicht vielleicht einen Kirschlikör-Vertrieb aufmache. Außerdem hatte ich noch eine kleine selbstverfasste Kurzgeschichte (der so genannte Auslöser für meinen jetzigen Schreibwahn) im Gepäck.
Den ersten Erfolg konnte ich mit dem Blumenstrauß erzielen, der ihr wirklich gefallen hat. Dank meiner guten Intuition hatte ich mich in dem Blumengeschäft zu einer Kombination mit Sonnenblumen entschieden und es stellte sich heraus, dass genau die u. a. Sonias Lieblingsblumen sind. An dieser Stelle mussten sich natürlich meine Gedanken bzw. die innere Stimme in meinem Kopf mit dem Hinweis zu Wort melden "na, wenigstens hast du das vernünftig hinbekommen"! Die restlichen Geschenke mussten dagegen noch
ein wenig warten, da sie in ihren Geburtstag hineinfeiern wollte. Wobei natürlich der verräterisch aussehende Umschlag des Gutscheines (eine Mischung aus blassblau und hellgrün), meiner Meinung nach, bereits alles aussagte. Ich glaube mich sogar erinnern zu können, dass der Name des Geschäftes darauf abgedruckt ist.
Die ersten ein bis zwei Stunden der Party können wir an dieser Stelle mal einfach grob überspringen, da nichts außergewöhnliches passierte. Das soll jetzt natürlich nicht heißen, dass es total langweilig und öde war. Nein, es wurde gegrillt und meine gute Freundin Sonia (die in ein paar Stunden das "Senioren-Eintrittsalter" von 28 Jahren ereilen sollte) ließ uns an ihren Cocktail-Künsten teilhaben (und die waren wirklich lecker!!!). Zu meiner Schande muss ich allerdings gestehen, dass ich mich bei den
Getränken zurückhielt, da ich mit dem Auto wieder die Heimreise antreten musste. "Cocktails….Jamaika… Du weißt ja, was Dir entgeht", meinten meine Gedanken nur. Nun ja, mir wurde zwar angeboten (und das auch schon vor der Party), dass ich bei einer sehr guten Freundin (Melanie = zur Partyzeit kein Single!) übernachten könnte. Das Angebot hatte ich dann aber doch nicht angenommen, wir würden nämlich wieder automatisch auf folgendes Thema kommen: "Männer und ihre Sexphantasien"!! Nein ernsthaft,
meine innere Stimme meinte auch hier wieder sich einmischen zu müssen und wollte mir klarmachen "mein Gott, was stellst Du Dich wieder an. Da ist doch nichts dabei, wenn man dir anbietet bei sich zu übernachten". Wie dem auch sei, ich hatte also vorsorglich meine Zahnbürste zu Hause vergessen "Wahnsinn….was für eine Ausrede"! Auch die späteren Versuche (die fehlende Zahnbürste hielt Sonia und Melanie natürlich nicht davon ab), die zwischendurch immer wieder erfolgten und mich dazu bringen
sollten, die Nacht bei Melanie zu verbringen schlugen, dank meines "starken Willens" standhaft zu bleiben, fehl. In diese Rubrik fiel auch der Versuch des "Füßelns". Das soll heißen, dass Melanies Füße, es waren eher die Schuhe, versuchten mit meinen Füßen/Schuhen anzubändeln. Das mag eine prickelnde und stimulierende Angelegenheit sein, wenn man es barfuss macht (für Nachahmer gilt allerdings, bitte die Strümpfe vorher ausziehen und sicherstellen, dass die Füße sauber sind um unangenehme
Nebeneffekte zu vermeiden). Aber so, mit Schuhen an, ganz ehrlich, da passierte überhaupt nichts. Meine Gedanken rieten mir "Los Junge, jetzt tue wenigstens so als würde dich das doch animieren etwas lockerer zu werden und nicht so distanziert zu sein". Ich blockte jedoch diesen Gedanken ab und dachte mir stattdessen "es macht bestimmt mehr Spaß ein auf kühl… nein eher cool und distanziert zu machen". Somit war der Versuch des "füßelns" zum Scheitern verurteilt. Auch die anregenden
Unterhaltungen zwischen Melanie und mir erzielten nicht den erwünschten Erfolg. Ich behielt die Strategie bei, kühl…ähh sorry "cool" zu bleiben, wobei ich gedanklich doch schon ins Schwitzen geriet. Der innere Akku fing an, heiß zu laufen. Ablenkung erfuhr ich, Gott sei Dank dadurch, dass irgendjemand das Thema Arbeit auf den Markt schmiss. Es ist schon komisch, man ärgert sich mitunter die ganze Woche auf der Arbeit über Kollegen, Kunden etc. und das Wochenende könnte man eigentlich herrlich dazu nutzen
endlich abzuschalten…bloß kein Wort über die Arbeit verlieren denkt man sich!...Und was passiert: Man erwischt sich doch immer wieder selbst dabei, dass man dieses Thema anschneidet. Erschrocken hat mich allerdings in diesem Zusammenhang, zu welchen kriminellen Gedankenspielen ich fähig bin. Wie kommt man jetzt auf kriminelle Gedankenspiele am Arbeitsplatz? Also, ich arbeite in der Buchhaltung und man liest ja immer wieder mal in der Tageszeitung über Menschen, die am Arbeitsplatz (vornehmlich arbeiten diese
Personen in Abteilungen, die etwas mit Buchhaltung/ Finanzen zu tun haben…das kann einen schon nachdenklich stimmen!!!) Geld unterschlagen um dann irgendwann doch bei ihren Transaktionen erwischt werden. Auf jeden Fall versuchte ich in dieser geselligen Runde ein ausgeklügeltes System zu entwickeln, wie man unbemerkt sein "Taschengeld" aufbessern könnte (man will ja nicht seinen Arbeitsplatz verlieren, nur weil man wohlmöglich "geldgeil" ist und auf Staatskosten für längere Zeit ein 4 x 4
Meter großes Einzelzimmer beziehen). Mein Gegenpart bei dieser Unterhaltung war jedoch sehr skeptisch, was die Durchführung meines Planes betraf und so entwickelte sich ein recht interessanter Schlagabtausch. Zugegeben, mit meinem Plan waren jetzt keine großen finanziellen Sprünge möglich - die dunkle Seite meiner Gedanken scheint nicht ausgereift zu sein - aber das wollte ich auch gar nicht beweisen.
Um Mitternacht begann das Ritual des Geschenke überreichen. Der Blumenstrauß stand ja bereits in der Vase, vom Kirschlikör war auch nicht mehr das Meiste übrig (Fazit: einfach lecker!), blieben also noch der "Duftgutschein" und meine kleine Kurzgeschichte. Der Gutschein wurde freudig angenommen. Die Gesichtsmimik und Gedanken eines Beschenkten muss man hier nicht weiter ausführen, da sie in solchen Situationen ziemlich oft die Gleiche ist. Ein freudiges Lächeln und ein leichter Glanz in den Augen, was
soviel aussagt wie: "Oh wie toll, ein Gutschein". Wenn man jetzt noch versucht, gehässige Gedanken mit einzufügen, dann hat man die Kombination: "Oh wie toll, …" und "ein bisschen mehr Phantasie hätte ich dir doch zugetraut. Viel Mühe hast du dir ja nicht gegeben". Meine Kurzgeschichte erzielte jedoch nicht den von mir gewünschten Erfolg, da sie nicht gelesen wurde. Meine subjektive Theorie unterstützt von der inneren Stimme war: "Anscheinend hat sich das nunmehr "Senioren-Geburtstagskind"
während der Zubereitung der Cocktails wohl selbst schon einige gegönnt, nach dem Motto, man muss erst mal selbst probieren bevor man sie den Gästen anbietet". Objektiv betrachtet lag es aber eher daran, dass es auf der Terrasse nur eine schummrig gemütliche Beleuchtung gab und es somit einfach zu Dunkel war zum lesen. Das verdiente Lob für meine Kurzgeschichte heimste ich dann Tage später per SMS ein. Den Rest der Partynacht verbrachte ich damit, Melanies immer heißer werdenden Gesprächsthemen (sie versuchte
immer noch, mich aus der Reserve zu locken), nüchtern und "cool" (ich kann ja so gemein sein!) erfolgreich zu umschiffen.
Kapitel Drei "Es hätte ein schöner Abend werden können"
Eigentlich wollte ich an diesem Samstagabend etwas mit einer guten Freundin unternehmen. Es kam natürlich wieder alles ganz anders (das passiert mir öfters!). Wir hatten ausgemacht, dass sie sich bis mittags noch mal kurz meldet um die Einzelheiten abzuklären, wie z.B. Kinobesuch, Essen gehen oder quatschen bis der Arzt kommt, da sie voraussichtlich auch noch einen Einkaufstörn unternehmen wollte. Nachdem keine SMS kam (meinen Blick immer auf die Uhr gerichtet…es war schon nach 14.00 Uhr!) und mir meine Gedanken
in einer leichten Panikattacke mitteilten "toll…jetzt sitzt du hier heute Abend ganz alleine und verbringst die Zeit vor der Glotze mit einem DVD, du alter Langweiler!", griff ich zum Telefon und versuchte eine Verabredung für den Abend klarzumachen. Fälschlicherweise nahm ich an, dass Sonia wohl noch bei ihrem Einkaufstörn war (das Frauen beim shoppen kein Ende finden, kommt ja vor). Eine Annahme, die sich später am Abend noch an mir rächte.
Nach einigen kläglichen Fehlversuchen und in Gedanken schon abends vor dem Fernseher sitzend (für einige Bekannte war mein Anruf wohl zu kurzfristig), schaffte ich es doch noch eine Verabredung zu bekommen - mit meinem Squashpartner. Meine Gedanken meinten dazu nur "toll, erst hattest du eine Verabredung mit einer attraktiven Frau in Aussicht und jetzt triffst du dich definitiv mit einem Kerl!...Eigentlich kannst du dann auch fernsehen". An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass sich meine eigentliche
Verabredung doch noch bei mir meldete und fragte, ob ich nicht Lust auf einen schönen gemütlichen Abend mit Cocktails und einem DVD-Film (natürlich auch quatschen bis der Arzt kommt - das passiert nämlich immer, wenn wir uns treffen) hätte. Jetzt konnte ich natürlich meiner anderen Verabredung schlecht wieder absagen, eine Stunde nach der Zusage. Auch hier wieder: Im Nachhinein betrachtet (hinterher ist man wohl immer klüger) hätte ich es doch tun sollen.
Wir hatten uns in einem Bar-/Restaurant kurz vor Bielefeld verabredet. Da ich zu früh dran war, bestellte ich mir schon mal etwas zu trinken und rauchte eine Zigarette. Ich weiß, ich habe dieses Laster immer noch. Aber ich kann mit ruhigem Gewissen behaupten, dass ich seit Sonias Geburtstag bestimmt ein halbes Dutzend Mal mit dem Gedanken gespielt habe, es endlich dranzugeben (schallendes Gelächter meiner inneren Stimme "Jens, du bist ja ein Lügner!!!") - jedoch vergeblich, wie man jetzt lesen muss!
Eine Viertelstunde später war es dann soweit. Zu meiner, in diesem Moment "noch" positiven Überraschung, kam er nicht alleine sondern hatte zwei weibliche Begleitungen im Schlepptau. "Jetzt kann es ja doch noch ein toller und unterhaltsamer Abend werden" schäumten meine Gedanken vor Glück. Wie sich herausstellte, hatte er Frau Nummer 1 eine Woche vorher kennen gelernt (anscheinend sogar ein wenig mehr als nur kennen gelernt) und sie ebenfalls kurzfristig "connected", ob sie nicht
zusammen mit ihrer Freundin Frau Nummer 2 Lust auf einen geselligen Abend mit ihm und einem Bekannten habe. Die ersten zwanzig Minuten entwickelten sich auch sehr viel versprechend. Das imaginäre Eis zwischen uns (also mir und den beiden Frauen - wir kannten uns ja schließlich nicht), wurde ziemlich schnell gebrochen.
Ich musste dann aber feststellen, dass sich der erste positive Eindruck in "Schall und Rauch" auflöste. So etwas passiert immer dann, wenn man sich durch ein attraktives Äußeres blenden lässt. Da hatten wir es wieder: "Männer und ihre Sexphantasien bzw. -gedanken", wo das Gehirn ausnahmslos ausgeschaltet wird und niedere Triebe zum Vorschein kommen. Da aber in diesem Fall die nach kurzer Zeit penetrant hochnäsige Art der Konversation von Frau Nummer 2, gepaart mit einer absolut unpassenden
Stimme (ziemlich hohe Stimmlage…Gläser konnte sie damit Gott sei Dank nicht zum zerspringen bringen) plötzlich das attraktive Äußere verblassen ließ, wurde ich in die Realität zurückgeholt und alle niederen Phantasien in meinem Kopf gelöscht. Natürlich gab sich meine innere Stimme nicht so schnell geschlagen. In einem Verzweiflungsakt versuchten meine niederen Gedankengänge, das Ruder wieder herumzureißen: "Vergiss ihre Stimme, vergiss ihre Ansichten etc…das ist doch total unwichtig! Du bist ein Kerl und
sie wird ein williges Opfersein, wenn du es geschickt anstellst! Jetzt vermassle dir selbst nicht die Chance! Du wolltest einen aufregenden Abend verbringen…also ran an die Frau!" Ich war der Versuchung nahe, mich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren… nämlich auf das Äußere (typisch Mann)! Es sollte mir aber nicht gelingen, als dann noch Frau Nummer 1 / "Flamme" von Jürgen, ebenfalls anfing, das gleiche Feuerwerk loszulassen wie Frau Nummer 2. Ich war hin- und hergerissen zwischen meinen
Pflichtgedanken im Sinne von "Mann, jetzt stell dich nicht so an. Du hast diese Verabredung festgemacht. Okay, die beiden "Schicksen" waren nicht eingeplant…Pech gehabt! Jetzt ziehe das durch wie ein Mann und versuche den Abend, so gut es geht, über die Runde zu bringen". Auf der anderen Seite waren da aber auch die für einen Menschen (Mann) normalen Panik- bzw. Fluchtgedanken, wie "Sieh zu, dass du hier wegkommst. Sieht zwar wirklich Schei… aus, wenn du jetzt abhaust, aber dieses Gelabere
wirst du keine Stunde mehr aushalten!" Ich beschloss, alle meine Gedanken zu ignorieren und standhaft auszuhalten. Ich versuchte den Abend über keine gelangweilte Miene aufzusetzen…bestimmt nur mit mäßigem Erfolg. Auch meine Körperhaltung ließ nach und nach zu wünschen übrig, da ich im Laufe der Unterhaltungen das Gefühl hatte, dass der Stuhl immer unbequemer wurde. Mein Sympathiepegel sackte auf einer imaginären Zahlenskala rapide Richtung "Null". Auch mein absichtlich eingeschobener Toilettenaufenthalt
brachte nicht die gewünschte Erleichterung (Na gut, diesen Satz kann man jetzt auch in mehrfacher Hinsicht deuten). Ich für meinen Teil versuchte einen letzten Hilferuf per "SMS" an meine Freundin Sonia (genau…meine eigentliche Verabredung für diesen Abend, der ich eine Absage erteilt hatte), mit der Bitte, dass Sie mich, wenn irgendwie möglich, doch von meiner jetzigen (mittlerweile stark nervenden) Verabredung erlösen möge. Nach meiner "SMS" (ich war, glaube ich, bereits 10-15 Minuten auf
der Toilette) zog es mich widerwillig zu meiner "tollen" Verabredung zurück. Ich hoffte darauf, dass mein Handy klingeln würde und Sonia mich erlöst. Aber es passierte nichts!!! Selbst mein immer wieder flehender Blick auf mein Handy-Display brachte nicht den erhofften Erfolg. Es gab keinen Ton von sich. Ich möchte auch gar nicht wissen wie es auf die Anderen wirkte, dass ich immer wieder, mit leicht irrem Blick, mein Telefon anstarrte. Gegen 23:30 Uhr hielt ich meine Qualen, die mir zugefügt wurden
(meine Gedanken bzw. die innere Stimme meldete sich schon gar nicht mehr zu Wort...dabei mischen sie sich sonst immer ein!!!) nicht mehr länger aus. Der Stuhl, auf dem ich saß, bestand nur noch aus imaginären, nur für mich zu sehende, spitze Dornen, die sich unnachgiebig in mein Fleisch bohrten. Dank meiner Schauspielkunst, brachte ich eine Meisterleistung in Sachen Müdigkeit zustande und verabschiedete mich mit dem Hinweis, dass es für mich Zeit wird ins Bett zu verschwinden, da die letzten Tage ziemlich anstrengend
für mich waren. Im Nachhinein glaube ich aber nicht, dass man mir diese Geschichte abgenommen hat.
Nun, wie dem auch sei…ich habe diesen Abend überlebt. Beide Damen habe ich seit dieser Verabredung nicht mehr wieder gesehen…Glück gehabt!
Kapitel Vier "Hot Reggae-Night"
Vorab gesagt, es war in zweifacher Hinsicht eine "heiße" Reggae-Nacht, bei der ich ganz schön ins Schwitzen kam. Der eine Grund waren die fast karibischen Temperaturen an diesem Tag (passt ja auch perfekt zur Reggae-Stimmung, die Luftfeuchtigkeit jenseits eigener Wahrnehmungsfähigkeit). Meine Gedanken rieten mir morgens noch "Junge, wenn du nicht willst, dass dein Deo in regelmäßigen Abständen versagt, dann beweg dich nicht zuviel und such dir ein schattiges Plätzchen zum Ruhen". Ganz ehrlich,
selbst ein Deodorant mit vielsagender "24-Stunden-Aktivformel" hat bei den Temperaturen, die wir dieses Jahr im Sommer hatten, keine Chance, sobald man sich körperlich betätigt (eigene Erfahrungswerte!). Der weise Ratschlag, den mir meine Gedanken gaben, wurde jedoch in die hinterste Ecke verdrängt, als ich mich zu dem Besuch eines "Reggae-Festival" in Osnabrück überreden ließ.
Der erste Gang, nachdem wir angekommen waren, führte mich und die anderen auch direkt zum nächstbesten Getränkestand. Nun ja, ein "Desperado" kann man jetzt nicht den perfekten Durstlöscher bei diesem Wetter nennen…"Egal…Hauptsache etwas zu trinken". Mein Plan sah so aus: Sobald die Live-Gruppe anfängt zu spielen, wollte ich mir einen gemütlichen Platz seitlich der Bühne suchen und bloß nicht das Tanzbein schwingen. Aber wie so oft löste sich mein anscheinend nicht sehr ausgereifter Plan (mal
wieder) in Schall und Rauch auf. Als der Live-Act anfing, standen wir noch in den hinteren Reihen…so weit, so gut! Aber schon kurze Zeit später, bestanden meine beiden weiblichen Begleiterinnen darauf, weiter nach vorne zu gehen…nicht mehr so weit, so gut…sondern…gesagt, getan! Ich suchte mir, wie vorgehabt, einen Platz an der Seite und beobachtete relaxt an einem Baum gelehnt, "bloß nichts tun, was einen ins Schwitzen bringt" ermahnte mich nochmals meine innere Stimme, das ausgelassene Treiben auf
der Tanzfläche vor der Bühne. Und dann war es soweit! Man versuchte mich zu ermuntern, ebenfalls das Tanzbein zu schwingen. "Mach keinen Unsinn und Unüberlegtes! Du weißt doch, dass du nicht tanzen kannst. Erinnere Dich an den Abend im "Works", da wurde dir doch wohl gesagt, du tanzt wie ein alter Mann. Bewegungsabläufe wie in Zeitlupe und begleitet wurde das von einem Lachen" hallte plötzlich eine Warnsirene in meinem Kopf. Um einen Konflikt im Sinne von "ach ne, ich will jetzt noch
nicht tanzen" und der Antwort "ach los, jetzt stell dich nicht so an" aus dem Weg zu gehen, bot ich mich an, die nächsten Getränke zu besorgen. Diese Aktion sollte mir aber nur eine kleine Verschnaufpause bringen. Fünf Minuten später klammerte ich mich an meine Flasche Orangensaft. Das sollte mich jedoch nicht davor schützen, dass Tanzbein schwingen zu müssen. Ich wurde förmlich mit körperlicher Gewalt auf die Tanzfläche gezerrt. Dabei wollte ich doch gar nicht ins schwitzen kommen. Meine Gedanken
quittierten diesen Schwächeanfall mit einem erneuten hämischen Lachen. Okay, es machte mir Spaß (das mag man gar nicht glauben, wenn man mich etwas besser kennt), und dass mir schon nach gut fünf Minuten der Schweiß aus allen Poren kam, störte mich irgendwie auch nicht weiter. Der Glaube an das Durchhaltevermögen des eigenen Deodorants kann mitunter Berge versetzen.
Meine Schweißausbrüche wurden verstärkt durch die rhythmischen Bewegungen (und so etwas nennt man tanzen!!!) meiner Freundin Sonia. Das war aber nichts im Vergleich zu dem, was mir Stunden später noch passieren sollte. Ich hielt also tapfer durch. Auch spöttische Bemerkungen über meinen Tanzstil blieben diesmal aus...was dann wohl soviel hieß, dass ich mich gar nicht so doof angestellt habe oder aber aus purer Freundlichkeit bzw. weil ich der Fahrer an diesem Abend war, verkniff man sich eventuelle Kommentare.
Zu meiner Erheiterung trugen auch einige Besucher dieses Festivals bei. Da hatten wir den ultimativen "Jesus-Verschnitt", der leicht bekifft (oder auch schwer) vor der Bühne zum Reggaerhythmus zu schweben schien. Für mich die reinste Augenweide, er muss eins mit dem Universum gewesen sein. Ferner machten meine Augen den typischen "Deutscher Touristen-Look" ausfindig. Da stand er, an der Bühne (natürlich an vorderster Front) in einem kurzärmeligen Hemd. Die Farbe war gelb-bunt-gescheckt. Dazu
eine kurze Hose, damit man auch die schneeweißen Beine bewundern konnte. An die Farbe der Hose kann ich mich allerdings nicht mehr so genau erinnern. Sie ging aber, glaube ich, in Richtung Hautfarbe. Die Krönung waren aber die Sandalen und die schwarzen Kniestrümpfe. Es war zum kreischen komisch. Sollte ich mich in späteren Jahren mal in diesem "Look" erwischen, werde ich mich in eine geschlossene Anstalt einweisen lassen. Den Bock schossen aber die "coolen Drei" ab (so habe ich sie jedenfalls
getauft). Sie standen nicht neben der Tanzfläche, wie das eigentlich normale Menschen tun. Nein, im Pulk der sich zur Musik bewegenden Körper, ruhten sie ohne jede Bewegung, mittendrin statt nur dabei. Na gut, ohne Bewegung passt in diesem Fall nicht ganz. In regelmäßigen Abständen führten sie ihre Bierflaschen zum Mund und dann wieder zurück zur verschränkten Armhaltung. Hauptsache wir sehen "cool" aus. Das Problem bestand jetzt aber darin, dass die "Drei" (ganz ehrlich ohne jeden Neidfaktor/Sonia
und Melanie könnten das beeiden) wirklich kein Blickfang nach dem Motto "wow…geile Schnitten" waren. Interessant fand ich, dass man seinen Bauch, wenn er weit genug hervorsteht, auch als Ablageplatz für eine Flasche bzw. Glas zweckentfremden kann. Das Spiel der "coolen Drei" zog sich über den kompletten Auftritt des Live-Acts hin. Nur zum Bier holen löste sich das Trio kurzzeitig auf um dann fünf Minuten später in einhelliger Gemeinschaft regungslos und ohne jede Gesichtsmimik erneut zusammen
zu treffen. Für Außenstehende ein Schauspiel, was seinesgleichen sucht.
Nach dem Live-Act (sage und schreibe drei Stunden Musik nonstop nur unterbrochen von einer kleinen Pause) beschlossen wir, noch einen Blick in die Disco zu werfen. Ich war schon ganz schön durchgeschwitzt (wusste gar nicht, dass ich solange und ausdauernd tanzen kann). Aber das war noch nichts im Vergleich zu dem was noch folgen sollte. Meine innere Stimme hatte ohnehin aufgegeben. Es muss wohl an dem Reggae-Feeling gelegen haben. Wir bahnten uns also einen Weg in die Disco. Als ich in den Raum trat, traf mich
der erste Hammerschlag. Relativ klein und überfüllt mit Menschenmassen. Selbst beim rumstehen fing der Schweiß an zu laufen. Das war aber immer noch nicht das Schlimmste. Die völlige Selbstauflösung begann, als Sonia anfing mit mir tanzen zu wollen. Rhythmische und körpernahe Bewegungsabläufe, bei denen das Blut in Wallung gerät bzw. aufgrund der Hitze anfängt zu kochen. Ganz ehrlich, es fiel mir schwer, mich zu beherrschen. Aber es ist ja oft so zwischen dem, was man am liebsten tun würde (da haben wir es wieder....es
ist schon verdammt lange her aber trotzdem...Männer und ihre Sexphantasien!) und dem, was dann in der wirklichen Realität abläuft...nämlich nichts!!!! Von meinen Gedanken kam nicht mal mehr ein "jetzt aber rann an die Frau...sie will DICH!!! Du weißt doch, tanzen ist der natürliche/vertikale Ausdruck bzw. Bewegungsablauf eines horizontalen Verlangens! Und so wie Sonia tanzt gibt es da keinen Zweifel dran". Nein ganz ernsthaft, es ist nicht immer leicht für uns Männer (ich darf das sagen, da ich ja immer
noch Single bin!) sich zu beherrschen. Ich versuchte dennoch, aufkommende Wallungen zu unterdrücken und fügte mich meinem Schicksal, nämlich dass der Schweiß nicht mehr zu stoppen war.
Später in der Nacht brachte ich dann meine beiden Begleiterinnen nach Hause und machte mich selber auf den Heimweg. Meine nach wie vor vorhandenen Hitzewallungen (Sonia hatte mich mit ihrem tanzen wirklich "gepuscht") brachte ich schließlich noch mit einer kalten Dusche zum Schweigen. Es ist schon erstaunlich, wie doch so ein einfaches Hilfsmittel einen Mann, vielleicht aber auch nur mich, wieder auf Normal-Level zurückbringen kann und man ist in der Realität ohne jede Phantasie zurückgekehrt.
Eingereicht am 24. Februar 2005.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
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