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Kurzgeschichtenwettbewerb "Schlüsselerlebnis"

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Schlüssel-Erlebnis

© Silke Schuck


Ich habe die Postkarten satt. Vor allem diejenigen, auf denen kleine Hunde abgebildet sind. Oder Kinder. Oder Sonnenuntergänge. Weißt du, als ich heute Morgen das Haus verließ ist mir der Schlüssel auf den Boden gefallen. Nichts weiter, nur dieser Schlüssel, der in den weißgeschneiten Boden ein Loch schlug und kurz darauf im Gullideckel verschwand. Und da dachte ich, wie es wohl wäre, wenn ich nicht die Nachbarin um den zweiten, eckigen, harten, kalten, ausgefransten Schlüssel beten müsste, sondern wenn mich drinnen jemand erwartete. Ein warmer Jemand. Mit warmen Armen vielleicht und einer Vorliebe für Tee anstatt für Flugmeilen, für die man bei Peek & Cloppenburg Rabattmärkchen bekommt, wenn man sich schicke Kleider kauft. Ich fühle mich nicht wohl in diesesn schicken Kleidern.
Du kennst aus zwanzig Sprachen nicht mehr als das Hallo, du schläfst in fremden Hotelzimmern. Wie erträgst du diese Wände voller unbekannter kalter Bilder. Du. Hörst du mal, du. Ich will keine Flugmeilen mehr. Und die Kleine keine Baseballcaps mit Fliegvögeln. Ich habe viel zu viele Schlüsseldienste ausprobiert und oft genug bei Frau Mayerle von gegenüber geklingelt: Das hat nicht auf eine Postkarte gepasst, da siehst dus. Zehnkommafünf auf Fünfzehn Zentimeter im Quadrat sind doch zu wenig! Komm' nach Hause Mister Albatross, hör' auf herumzufliegen. Entweder in meinem Kopf oder von New York nach Frankfurt oder Amsterdam Berlin hin und zurück. Mein Badschrank ist voll von Duschgelpröbchen. Sechs Jahre Duschgelpröbchen. Die Kleine kommt schon in die erste Klasse. Du- Die Schlüssel meiner Wohnung hat da noch jemand anders als Frau Mayerle. Ich schwöre, er hat mich nicht angefasst. Aber er kümmert sich um die Kleine. Und... das Weinglas auf dem Tisch fragt mich tausend Dinge, Zehnkommafünf auf Fünfzehn im Quadrat. Denn ich bin dann nicht mehr zur Arbeit gegangen, damit ich dir diese Zeilen schreiben kann: Bitte komm heim.



Eingereicht am 24. Februar 2005.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.


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