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Kurzgeschichtenwettbewerb "Schlüsselerlebnis"
Mach kaputt, was dich kaputt macht
© Barbara Gold
"Macht kaputt was euch kaputt macht", er hört es schon auf dem Weg zum Hörsaal, wie ein feindseliges Echo bildet dieser Chor einen Widerstand gegen den er ankämpft.
Betritt den Hörsaal - "Nieder mit dem Faschisten" - Faschist, sie meinen ihn, Professor für Philosophie. Was wissen sie schon? Er hatte sich geweigert einen Aufruf gegen die Notstandsgesetzte zu unterschreiben, seitdem ist er eben Faschist, abgestempelt, saubere, einfache Lösung ...
Nur dass er damit nicht klar kommt, er steht nicht über den Dingen, ist eher ein unsicherer Mensch. Halt suchend greift er in seine Tasche, umklammert etwas mit seiner Hand.
Wie sie auf den Bänken stehen, "Berufung: Revoluzzer" scheint ihnen ins Gesicht geschrieben zu sein. Sie stören absichtlich seine sorgfältig geplante Vorlesung.
Er hat nichts gegen sie oder ihre Einstellung, es ist ihm egal.
Er ist ein sehr beständiger Mensch, liebt nichts mehr als die Gewohnheit.
Man könnte es schon fast zwanghaft nennen. Ungeplantes hasst und fürchtet er.
Auch jetzt fürchtet er sich, fürchtet sich vor ihnen, die schon seit Wochen nicht mehr planmäßig in die Vorlesungen kommen um zu lernen, sondern um diese zu verhindern.
Er kann damit nicht umgehen, es macht ihn kaputt. Trotzdem kämpft er sich durch die Menge zu seinem Pult ein Kampf mit sich selbst - aber er ist es eben gewohnt an diesem Platz zu stehen.
"Ruhe", seine dünne Stimme geht unter in dem Gejohle: "Du Notstandsprofessor", "Faschist". Er zieht nur ängstlich die Schultern nach oben, am liebsten würde er sich in sich selbst verkriechen. Ein Griff in seine Tasche - Beruhigung ...
Einer von ihnen springt auf sein Pult, reißt den Arm in die Höhe, brüllt: "Macht kaputt, was euch kaputt macht"
SIE machen ihn kaputt.
"Mach kaputt, was dich kaputt macht" murmelt er leise, zieht die Pistole aus seiner Tasche ...
... und eröffnet das Feuer ...
Eingereicht am 20. Februar 2005.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise,
bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.