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Kurzgeschichtenwettbewerb "Schlüsselerlebnis"
Das Lebenskind trifft Herrn Zufall und Frau Leichtigkeit (Eine poetische Geschichte für alle, die bald erwachsen werden oder erwachsen sind)
© Gabriela Françoise Bosshard
Ein Lebenskind, ein Mädchen, spielt auf einer herrlichen Blumenwiese. Es spielt "kleine Prinzessin" und macht sich mit den Blumen ein Kopfkränzchen.
Plötzlich spielt das Lebenskindmädchen "Flugzeug fliegt so schnell" und rennt über die Blumenwiese. Es sing dazu und macht Töne, wie ein kleines Flugzeug. Gedankenverloren und träumend hüpft es umher. Plötzlich stolpert es und landet sanft in der Blumenwiese, neben einem Fuß. Der Fuß gehört einem anderen Lebenskind, einem Knaben, welcher in der Wiese liegt und ein dickes Buch liest. Das Mädchen schaut den Knaben an und fragt ihn erstaunt:
"Warum liegst du hier im Gras, mit diesem Buch? Möchtest du nicht lieber mit mir etwas spielen?"
"Spielen? Was soll ich mit dir spielen? Warum soll ich spielen, wozu? Ich muss lernen, denken und wissen, ich muss lesen. Ich habe keine Zeit mehr zum Spielen!", antwortet der Knabe.
Etwas traurig schaut das Mädchen den Knaben an und murmelt leise: "Schade, wäre schön gewesen. Doch ich verstehe dich, wenn du nicht magst. Manchmal geht es mir auch so. Heute ist aber ein so wunderschöner Tag, da muss ich einfach hier in der Blumenwiese spielen." Kaum sprach das Mädchen diese Worte, ist es schon wieder am Rennen und Fliegen!
Das Springen fällt dem Lebenskindmädchen dieses Mal nicht mehr so leicht.
Das Lebenskind macht sich Gedanken: Wie wäre es gewesen, wenn der Fuß des Knaben zufällig ein Stein gewesen wäre und ich beim Hinfallen mein Bein gebrochen hätte? Das hätte sicher sehr wehgetan und wer hätte mir geholfen?
Nur gut, dass ich mein Bein nicht gebrochen habe. Ich muss ab jetzt jedoch besser aufpassen. Mit diesem Gedanken hüpfte das Mädchen weiter. Auf einmal bleibt es stehen. Am Ende der Blumenwiese sieht das Lebenskind zwei besondere, fast durchsichtige, dünne Gestalten. Das Lebenskind denkt, wer mag das wohl sein? Vielleicht haben diese Gestalten Lust und Zeit mit mir etwas zu spielen, etwas zu unternehmen. Ich gehe hin und frage.
Das Lebenskindmädchen nähert sich vorsichtig den zwei Gestalten, da spricht die eine das Mädchen an: "Hallo, ich bin der Herr Zufall, kennst du mich?"
"Und ich bin die Frau Leichtigkeit, kennst du mich vielleicht?", fragt die andere Gestalt.
Das Lebenskind antwortet: "Freut mich, dass ich sie treffe, Herr Zufall! Doch ich kenne sie nicht!"
Der Frau Leichtigkeit gesteht das Mädchen: "Frau Leichtigkeit, ich kenne auch Sie nicht!"
Herr Zufall und Frau Leichtigkeit fragen das Lebenskind: "Wer bist du?"
"Ich bin das Lebenskind, mich kennt ihr doch?", antwortet das Mädchen.
"Mh, das Lebenskind? Ich kenne die Familie Leben, bist du ihr Kind?", fragt Frau Leichtigkeit.
"Genau, ich kenne die Familie Leben gut, doch seit wann hat diese Familie ein Kind?", äußert sich auch Herr Zufall.
"Aber Herr Zufall, die Familie Leben hat viele Kinder, so lange die Familie Leben auf Erden lebt, hatte und hat sie Kinder!", erwidert Frau Leichtigkeit.
"Lebenskind, warum kennst du uns nicht?", wollen Frau Leichtigkeit und Herr Zufall wissen.
Das Lebenskindmädchen denkt nach, findet aber keine Antwort.
Dieses Gespräch hört Frau Leben, die gerade Blumen pflückt und kommt auf Frau Leichtigkeit, Herrn Zufall und das Lebenskind zu. Sie sagt: "Wissen Sie denn nicht, Herr Zufall und Frau Leichtigkeit, das junge Leben eines Kindes ist von einer unbewussten Leichtigkeit und Zufälligkeit geprägt. Ist das nicht schön?"
Frau Leichtigkeit und Herr Zufall schauen sich an und geben zu bedenken: "Die Tage zu genießen, ohne an den Morgen zu denken, ein unbelastetes Leben zu führen, ist in der Tat sehr schön. Doch wissen Sie auch, Frau Leben, dass dies nur so lange möglich ist, bis man erlebt, dass es im Leben auch anders sein kann? Sobald man sich über das Leben mehr Gedanken macht, wird es wichtig, von uns zu wissen."
Unsicher schaut das Lebenskind die Frau Leichtigkeit und den Herrn Zufall an und will wissen: "Warum wird es wichtig, Sie zu kennen?"
Frau Leichtigkeit, Herr Zufall und Frau Leben überlegen. Viele Gedanken drehen sich in ihren Köpfen:
Ein Lebensmensch braucht die Frau Leichtigkeit, um mit Herrn Zufall umgehen zu können.
Herr Zufall freut sich, dass Frau Leichtigkeit ihm hilft, das Leben für den Lebensmenschen erträglich zu machen.
Frau Leichtigkeit ist glücklich, dass sie der Familie Leben die Unbegreiflichkeit des Herrn Zufalls mit ihrer Anwesenheit erleichtert.
Wie ist es aber mit den Lebenskindern? Die Lebenskinder kennen uns unbewusst auch, fast besser als die Lebensmenschen. Die Lebenskinder lassen uns einfach tun.
"Höre Lebenskind, dass du bis heute gedacht hast, nichts von uns zu wissen, war genau richtig. Als großes Lebenskind, dann auch Lebensmensch genannt, hast du genügend Zeit, uns kennen zu lernen. Wir machen das Leben der Lebensmenschen lebenswert, interessant und erträglich. Die Lebensmenschen brauchen uns, weil sie merken, dass sie nicht mehr so unbeschwert, wie die Lebenskinder leben können. Ohne das Wissen von uns, würde vermutlich das Dasein der Lebensmenschen unerträglich.
Es würde eine unerträgliche Eintönigkeit des Seins werden!"
Das Lebenskind und auch die Lebensfrau genießen aufmerksam die weisen Worte der Gestalten, auch wenn die Worte nicht einfach zu verstehen sind. Frau Leichtigkeit und Herr Zufall reden ungehindert weiter: "Bis heute hattest du, Lebenskind, deine Leichtigkeit in dir drin. Vielleicht weißt du auch nicht, was ein Zufall ist. Das ist bei allen Lebenskindern so. Unsere heutige Begegnung zeigt uns, dass du bald eine Lebensfrau wirst, die zufällig einen Lebensmann trifft und mit ihm, und der bewussten Leichtigkeit,
eine neue Familie Leben gründen wirst. Es freut uns, dass wir uns heute auf dieser Blumenwiese treffen!"
Das Lebenskind lächelt und seine Augen strahlen, wie die Sonne am Himmel.
Mit seiner feinen und klaren Stimme sagt es: "Zwar verstehe ich nicht alle Ihre Worte, aber ich freue mich, über unsere Bekanntschaft! Wollen wir zusammen spielen?"
Eingereicht am 17. Februar 2005.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise,
bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.