Man denkt immer, Gewalt ist körperlicher Einsatz. Doch so ist es oft nicht, denn die wahre Gewalt zeigt sich erst im Worte jedes Einzelnen. So erging es mir selbst, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat und kein Ende war zu sehnen. Warum nicht? Menschen lieben es, schwächere ihrer Art zu unterdrücken. Ob Schwarz, Weiß, Gelb oder Rot. Ganz egal, alles wird genommen. Am Anfang ist es gar nicht so schlimm. Es wird über einen getuschelt, vielleicht auch schon gelästert. Das jedoch ist nicht das Problem, denn man wehrt sich gegen diese Lästereien. Und schon beginnt das eigene Defizit. Die so genannten Unterdrücker oder auch Peiniger genannt, mögen es nicht wenn man sich wehrt. Man zeigt den anderen damit, dass sein Peiniger einen selbst nicht unter seiner Kontrolle hat. Und so fing es also an. Doch der Anfang ist noch nicht das Ende. Es geht also weiter. Als nächstes folgten körperliche Übergriffe. Sie sind zwar nicht die schlimmsten gewesen, aber es vermittelte einem doch das Gefühl, dass man hier nicht erwünscht ist. Bei mir wurde dies durch Kreidestaub verdeutlicht. Zuerst kam es ins Haar und auf dem Pullover, doch dann wurde es in Verbindung mit Wasser gebracht und eine regelrechte Säure der Unbeliebtheit wurde erschaffen. Die Kreidesäure wurde mir also ins Gesicht geschmiert. Doch ich wehrte mich wieder. Die Massen fingen an zu jubeln und riefen mir zu "ja, na los mach sie alle fertig". Doch sie wussten genau, dass ich das nicht konnte. Sie lachten und lachten und niemand ging dazwischen. Ich sah immer wieder auf die Uhr, während ich versuchte die schmierige Kreide von meinem Gesicht zu bringen. Dabei wurde wieder gelacht. Immer wieder und wieder.

Langsam verlor ich meinen Sinn und Verstand. Wieso ich? Warum ausgerechnet ich? Mein Geist der Höflichkeit entfloh und ich verwandelte mich psychisch in ein Ungetüm, in dem ich mich selbst nicht mehr spiegelte. Ich fing an alle zu beschimpfen. Es fielen Sätze wie "ihr seid alle Psychopathen und ihr gehört alle in die Klapse". Wieder wurde über mich gelacht. Doch da kam meine Rettung. Der Lehrer kam ins Klassenzimmer und fragte, was denn los sei.

Ich antwortete schnell und hektisch. Alle anderen jedoch leugneten meine wahre Aussage und gaben mir die Schuld. Ein Glück jedoch, dass der Lehrer wusste, wer hier falsch spielte.

Die Kreidesäure war natürlich nicht alles. Es folgten weitere Lästereien und körperliche Angriffe mit einem Kaktus auf die nackte Haut.

Seit diesem Erlebnis sehe und lebe ich mein schulisches Leben anders als je zuvor. Man sieht immer im Fernseher Berichte über Gewalt an Schulen und denkt sich, so etwas kann mir nie passieren, doch mir ist es widerfahren.

Ich denke, dass einiges geschehen muss, um Schulen wieder zu einem friedlichen Ort werden zu lassen. Doch hierbei ist nicht nur auf die Hilfe der Lehrer und Schüler zu setzen, sondern auf die "Psychische Gewalt" jeden Individuums an einer Schule, denn diese Gewalt kann auch positiv genutzt werden.