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Kurzgeschichtenwettbewerb "Schlüsselerlebnis"

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Der Tunnel

© Beate Rosner


Und wieder kam Tabea in die Nähe des Tunnels, dessen Öffnung sie schwarz angähnte, sie gleichzeitig in Schrecken versetzte und magnetisch anzog. Erst gestern war sie hier vorbeigegangen, und der Sog des Tunnels war so stark gewesen, dass er bereits einen Teil ihres Körpers erfasst und in sich hineingezogen hatte; mit beiden Händen hatte sie sich an der steinernen Einfassung festgeklammert und unter Aufbietung all ihrer Kräfte befreit. Danach hatte sie darüber nachgedacht, was passiert wäre, wenn sie sich einfach hätte fallen lassen, und was sie wohl im Inneren des Tunnels vorgefunden hätte. Ob er überhaupt einen Ausgang hatte? Und was sich wohl auf der anderen Seite befand? Tabea hatte keine Ahnung.
Und nun war sie wieder da, und diesmal, das wusste sie, kam sie nicht mehr darum herum. Sie musste in den Tunnel hinein, egal was dann geschehen würde. Sie ging gerade auf die Öffnung zu, ließ sich widerstandslos von dem Sog ergreifen und tragen und geriet immer tiefer in die Dunkelheit hinein, bis sie absolut nichts mehr erkennen konnte. Der Weg schien eine leichte Biegung zu machen, und gerade in dem Moment, als Tabea dachte, die Dunkelheit sei endlos, sah sie plötzlich einen hellen Schimmer vor sich, und ein paar Schritte später - sie konnte es kaum glauben - war sie auf der anderen Seite angekommen und wurde ins Sonnenlicht herausgehoben. Sie fühlte sich wunderbar erleichtert und entspannt.
Und das war noch nicht das einzig Überraschende, dass der Tunnel so kurz war. Nein: Als Tabea sich umsah, bemerkte sie verwundert, dass es hier Blumen gab, die viel farbenfroher waren als all die Blumen, die sie früher gesehen hatte, unverhofft grün, leidenschaftlich rot, übermütig gelb, traumhaft blau, und sie hörte staunend ein Vogelgezwitscher, süß und unbeschwert, viel schöner als sie es vorher jemals vernommen hatte. Sie fühlte sich eins mit dem Universum und wünschte, dieser Zustand möge ewig andauern.



Eingereicht am 13. Februar 2005.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.


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