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Kurzgeschichtenwettbewerb "Schlüsselerlebnis"
Ein seltsames Erlebnis
© Theodor Horvat
Ich möchte Ihnen eine kleine Kurzgeschichte aus meinem Leben erzählen, die ich wirklich erlebt habe. Obwohl das noch vor einigen Jahren war, erinnere mich sehr gut an diese seltsamen Erlebnisse. Damals war ich in einer Metallfabrik beschäftigt, die am anderen Ende der Stadt lag. Jeden Tag musste ich am frühen Morgen mit dem Fahrrad dorthin fahren und nach dem Feierabend kam ich wieder zurück nach Hause. In dieser schweren Nachkriegszeit war ich glücklich, dass ich ein Fahrrad besitze und überhaupt eine Arbeitsstelle
habe.
Eines Tages am späten Nachmittag war es endlich so weit und ich eilte mit dem Fahrrad nach Hause. Auf einmal, als ich mit dem Fahrrad von der Arbeit nach Hause zurückfuhr, begann es zu regnen. Zuerst waren das nur einige Tropfen und dann immer mehr, bis es zuletzt in Strömen regnete. Ich war schon ganz nass und durch meine Brille, die auch nass war, konnte ich nur mit Mühe etwas erkennen. Ich bin nämlich Brillenträger und meine Augen sind nicht mehr so gut wie damals. Aber trotzdem bin ich irgendwie bis zum
so genanten "kleinen Park" gekommen, dann von dem Fahrrad heruntergestiegen und weiter mein Fahrrad mit geschoben. So ging ich durch den Park auf dem Weg nach Hause. In dem Park waren große, alte Lindenbäume mit üppigen Wipfeln, die bestimmt schon viele Stürme und schlechtes, regnerisches Wetter überlebt haben.
Ungefähr in der Mitte des Parks befand sich ein ganz alter, knorriger Baum. Seine prachtvollen Wipfel waren schon durch Regenwasser beschwert und dann ist noch ein ganz schwacher Wind dazu gekommen. Aber das war für einen alten, knorrigen Baum, mehr als genug.
Und dann geschah es: Ich hörte zuerst seltsame Geräusche und blieb stehen. Meine Augen erhob ich nach oben, weil diese Geräusche von oben gekommen sind und ich sah durch meine nasse Brille, etwas Schreckliches: Ein ganz großer Ast, ungefähr 10 m lang, war von dem alten Baum abgebrochen und schlug mit lautem Klang einige Meter vor mir auf den Boden.
Meine Augen hatte ich ganz offen gehalten und ein Augenblick habe ich nicht gewusst, was überhaupt los ist. Als ich von lauter Schreck zu mir gekommen bin, sah ich alles deutlicher. Ein großer Ast lag vor mir, den musste ich zuerst umkreisen und dann weiter nach Hause gehen.
Am Tag darauf war wieder ein neuer, schöner Morgen gekommen und ich konnte wie immer mit dem Fahrrad zu Arbeit fahren. Als ich dort ankam, fragte mich mein Chef: "Wie war es gestern?"
Er wusste schon, dass ich mit dem Fahrrad nach Hause gefahren bin und dass es gestern geregnet hat. Ich habe ihm alles erzählt von Anfang an und als ich fertig war, sagte er: "Es war einmal ein Mann und er ging zu Fuß nach Hause. Unterwegs hörte er eine gewaltige Stimme. Die Stimme sprach zu ihm und sagte: ‚Halt bleib stehen!' Der Mann blieb stehen und guckte vor sich hin, erst dann sah er, dass ein Schacht auf dem Gehweg vor ihm geöffnet war. Er umkreiste diesen Schacht und ging weiter. Nach einigen Schritten
hörte er wieder dieselbe Stimme. Diesmal blieb er gleich stehen und drehte sich um aber niemand war zu sehen und er fragte enttäuscht: ‚Wer bist du?' ‚Ich bin dein Schutzengel', antwortete diese Stimme. ‚Wo warst du als ich meine Frau geheiratet habe?', sagte der Mann und ging weiter."
Eingereicht am 10. Februar 2005.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
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