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Kurzgeschichtenwettbewerb "Schlüsselerlebnis"

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Eine alltägliche Geschichte

© Tan Lee


Es war eines Nachts, als ich wieder einmal nicht schlafen konnte und mich immerzu, in einer Umarmung der Dunkelheit, in meinem Bette, welches sich in unmittelbarer Nähe eines Fensters befand, wälzte und drehte. Mein ohnehin unruhiger, nervöser und scheinbar ungesunder Schlaf wurde in jener Nacht zusätzlich von dem draußen wütenden Gewitter gestört. Als mir klar wurde, dass ich es so bald nicht mehr schaffen würde, mich auszuruhen, blieb mir nichts anderes übrig, als aufzustehen. Langsam und träge, plötzlich einen Stich irgendwo mitten in meiner Brust spürend, zog ich die Decke von mir und setzte mich in meinem Bett auf. Zögernd griff ich nach einem Zündholz, welches ich noch am Abend zuvor auf der Kommode neben meiner Schlafstätte platziert hatte, und beschaffte mir so, mit Hilfe einer Petroleumlampe, etwas Licht. Dieses reichte gerade, um einen guten Blick zum Fenster, welches das einzige in meinem Zimmer war, zu erhalten. Ohne irgendein bestimmtes Ziel zu haben, richtete ich meinen müden Blick in jene Richtung. Dicke Wassertropfen rannen die Glasscheibe hinunter und ließen somit alles dahinter in verwirrter Unklarheit verschwimmen. Einige Augenblicke lang folgte mein starrer Blick dem Treiben der Wassertropfen, bis plötzlich vor Schrecken mein ganzer Körper zusammenzuckte. Hinter der Glasscheibe war ein Gesicht. Dort draußen im wildesten Unwetter stand jemand und durchbohrte mich mit seinen eisigen Augen. Als ich mich erneut etwas gefasst hatte, rieb ich so hastig meine Augen, dass sie schmerzten. Doch das Gesicht verschwand nicht. Bei näherem Hinsehen erkannte ich, dass es einem jungen Mädchen von etwa 18 Jahren gehören musste. Schnell eilte ich zum Fenster, um es zu öffnen. "Wer sind Sie und was machen Sie bei diesem Unwetter mitten in der Nacht alleine, Fräulein? "- brach es wie ein Wasserfall aus mir heraus. Das Mädchen aber schwieg. "So antworten Sie mir doch!" - ich fühlte, wie ich zunehmend ärgerlich wurde. Immer noch keine Antwort. Nur das Starren dieser entsetzlichen Augen. Meine Geduld schien mir zu entweichen, Schläfrigkeit übermannte mich immer mehr. "Sie werden sich dort draußen noch den Tod holen!" - rief ich aufgebracht über eine solche Leichtsinnigkeit der jungen Frau. Auch dieses Mal sagte sie nichts, jedoch streckte sie, ihren Blick stets auf mir belassend, ihre zierliche Hand nach der meinen aus und ergriff sie. Mit aller Kraft wollte ich mich ihr entziehen, konnte aber bei bestem Willen nicht meine Hand dazu bringen, sich zu bewegen. Sie schien gelähmt. Nackte Angst packte mich. Letztendlich gelang es mir doch auf eine mir unerklärliche Weise, dieser Berührung zu entkommen. So schnell ich nur konnte, schlug ich das Fenster zu, rannte zu meinem Bett und löschte das Licht.
Ich erwachte in meinem eigenen Blute.



Eingereicht am 30. Januar 2005.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.


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