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Kurzgeschichtenwettbewerb "Schlüsselerlebnis"
Engel der Nacht
©Gundula Gumz
Kühl und verlassen waren die Straßen. Der Mond spendete mir den letzten Lichtschimmer. Ich war auf einer Reise, einer Reise ohne Ziel. Ich wusste nicht wohin ich gehen sollte. Fühlte mich so verlassen. Ich konnte nur so weit, wie weit mich meine Füße trugen. Ich hatte schon längst keine Kraft mehr, denn ich habe es verloren. Mein Leben. Oder hattest du es noch, weil ich es dir mal einst schenkte. Doch du warst so weit weg, zu weit um mir zu helfen. Ich wünschte mir, ich könnte deinen Namen rufen, damit du mich
hörst. Sollte ich noch mal zu dir. Hatte ich noch Mut, ein letztes Mal vor dir zu stehen, bevor ich für immer ging? Denn ich wollte nicht mehr, doch ich vergaß. Ich war nicht allein. Die Welt stand hinter mir, doch das brachte mir auch nichts mehr. War ich schon zu leer, um die Wärme der anderen zu spüren. Das Einzige was ich noch spürte, waren meine Tränen, die mir das Gesicht herunter liefen. Denn ich stand vor deinem Haus. Doch niemand war da. Ich befand mich mitten auf der Straße und war verzweifelt. Der
ganze Weg zu dir war nutzlos, denn du warst nicht da. Dabei brauchte ich dich doch mehr denn je. Ich wusste nicht wie es weiter gehen sollte, ich starrte in den Himmel und beobachtete die Sterne. Von weitem konnte ich leise Schrittgeräusche wahrnehmen. Ich schaute mich um. Ich versuchte meine Augen zu trocknen, um wieder richtig sehen zu können. Ich lief hin und her.
Täuschte ich mich nur oder war jemand hier. Es war eine dunkle Gestalt zu erkennen, sie kam immer näher. Sie machte mir ein wenig Angst. Langsam bewegte ich mich rückwärts um immer die Gestalt im Auge zu behalten. Zurück auf der Straße war ich wieder angekommen. Die Person fing an zu schreien.
Es schrie meinem Namen. Erst jetzt wurde mir klar, du warst es. Du, auf den ich so lange gewartet hatte. Vor Glück konnte ich es gar nicht fassen.
Leider blieb ich versteinert stehen und machte damit einen riesigen Fehler, denn ich vergas wo ich war. Mitten auf der Straße. Alles ging so schnell, ich sah das helle Licht. Ich konnte nicht schnell reagieren, sah wie du auf mich zu ranntest. Ich konnte mich nicht bewegen, bewegen weg von hier. Mit voller Wucht packte es mich und riss mich um. Für einen Moment wurde es ganz still. Mir war klar, nun ist alles aus und vorbei. Ich landete weich, weich wie auf einer Wolke. War ich schon oben. Es schüttelte mich
sanft hin und her. Ich spürte wie in mir noch was lebte. Wo war ich, wenn ich nicht da war, wo ich dachte. Leise konnte ich eine Stimme hören. Es war seine Stimme. Ich versuchte mit aller Kraft meine Augen zu öffnen. Es war sehr schwer, denn irgendwas war geschehen. Ich erblickte in sein Gesicht. Er hatte Tränen in seinen Augen. Ich wollte mich umschauen, wo ich war. Doch es fiel mir sehr schwer. Ich fragte ihn, was passiert war. Er wusste nicht wie er es mir erklären sollte. Er redete von einem Auto, das ich
nicht sah. Ich fing mich langsam wieder zu erinnern, an das helle Licht. Doch was geschah dann. Mit zittriger Stimme sagte er mir, dass er kam. Er konnte schneller reagieren als ich und bewahrte mich vor dem Schlimmsten, denn er war mein Retter. Wäre er nicht gekommen, wäre alles zu spät gewesen. Er nahm mich ganz fest in seinen Armen. Seine Nähe und seine Wärme gab mir Kraft. Ich drückte ihn ganz fest, um ihn nicht zu verlieren und bedankte mich bei ihm. Als mir immer mehr bewusster wurde, was geschah fing ich
auch an zu weinen. Ich konnte es nicht stoppen. Er nahm ein Taschentuch und wischte meine Tränen weg. Er versuchte mich zu trösten und flüsterte mir leise ins Ohr: Engel weinen nicht.
Eingereicht am 22. Januar 2005.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
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