Sonntag. Timeout. Durch den bayerischen Wald. Alleine. Mutterseelen.

Einweihen der Wanderschuhe. Zwangsgeschenkt. Auf der Suche nach einer abgelegenen Schenke. Fliegenfängerfrei. Echtes, wahres Nullfünf aus dem gekühlten Steinzylinder. Unverschämt gute Vorstellung. Noch einige Kilometer Fleißigkeit, entgegen der verfetteten Seele! Keine Angst vor dem Wolf. Ohne Kutsche in räuberischer Einsamkeit. Mobilfunklochverängstigt. Der Notarzt ist weit, der Infarkt hoffentlich auch. Wegschieben! Genießen!

Askese synthetisch, aber als real empfunden. Vorstellbar. In weniger als 3 Stunden in greifbarer Nähe: die weinerlich bestellte Brotzeit für das zivilisationsentstellte Weichei. Emporkriechende Angst vor gänzlicher Orientierungslosigkeit ist kaum zu unterdrücken. Karte-Kompass. Nicht dabei.

Und wenn? Alles vergessen! Wölfe, Bären? Der Karatekurs vor 15 Jahren für den 2. Wolf von rechts und den 3. von hinten. Und die anderen achtunddreißig? Ach was! Der Vesperteller! Mit viel frischen Zwiebeln. Dann sagen sie morgen "Magst einen Kaugummi oder musst du schon wieder gehen?".

Nein! Morgen ist das heute von gestern. Positiv denken. Ranger, Abenteuer, Porter Rix. Noch ein bisschen Lederstrumpf, statt Stützstrumpf. Wie war das noch gleich? Morgen ist das heute von gestern. Ok. Und heute? Was ist heute?

Rechter Schnürsenkel offen. Kein virtuelles Display, einfach nur gesehen, weil hingeschaut. Schon mal deswegen im Garten richtig längs gelegt. Ohne Einschränkungen. Also heute? Heute ist das morgen von gestern?

Konzentrationsfähigkeit Fehlanzeige! Ist auch egal. Feines aus der Speisekammer oder - wie in einem nachts auf der leeren Autobahn gehörten Hörspiel - korkigen Wein, ranzigen Fladen, mit Würmern durchsetzter Schiffszwieback, verdorrten Fisch für den durchreisenden König? Nee! Nee, wirklich nicht! Kilometer für Kilometer beherrscht von der Vorstellung an eine reichhaltig gedeckte Tafel. Und das nach 2 Stunden. Schnulli ablegen und weiter! Speck, Wein, Trauben, Met. Brot aus dem Steinofen. Käse.

Ziegenkäse. Ziegenkäse! Eigentlich drängt es zur Umkehr! Ziegenkäse! Früher einfach den Weg entlang. Jetzt permanenten Stress, jemanden zu ertreten.

Grabsteininschrift "ertreten am ..." . Infolge permanenter Blick nach unten.

Da! Ein Frosch. Guckt wie ein Hirsch. Macht es Sinn, im mitzuteilen, dass man nicht zu der "mit-abgespreitzem-Kleinen-Froschschenkel-vertilgenden-oh-ist-das-köstlich-Olli-Fraktion" gehört. "Delikatös-Liebling". Ihr armseligen Pisser! Der sich latent aufdrängenden Gedanken an die Kellnerin muss nachgegeben werden.

Vielleicht eine in Damastrobe gezwängte Hexe, und keiner weiß es. Sie könnte alle am Stammtisch versammelten, Zoten reißenden, sie immer wieder betatschen wollenden Sprachmüller in grunzende Hängebauchschweine verwandeln. Und das selbstredend ohne größeren Aufwand. Eine Lichtung. Kaum wahrzunehmen: Konturen eines alten, baufälligen Gehöftes. Aufgetaucht im Bodennebel. Die lang ersehnte Schenke! Der Kamin raucht. Endlich! Er ruft!

Der Steinkrug! Die letzten Meter. Aufrecht bis zum schweren Scheunentor.

Erbitterndes Grunzen geht bis ins Mark... Eine ins Holz geritzte Botschaft ist zu lesen: "Wer nicht weiß sich zu benehmen, der wird grunzen, so wie eben!" Da, plötzlich im Nebel tauchen sie auf! Hängebauchschweine in Erklärungsnot, auf der Suche nach der zweiten Chance!