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Kurzgeschichtenwettbewerb "Schlüsselerlebnis"
Die Meeresstille
© Tatjana Bordkovych
Was sagst du, wenn ich dir sage, dass es nur eine Reihe von Zufällen war? Alles ungewollt und doch irgendwo auch verlangt. Kennen gelernt haben wir uns am Strand und die meiste Zeit verbracht, haben wir auch dort. Die Liebe auf den ersten Blick ... Wirklich? Nun, dass es sie wirklich gibt, bin ich jetzt überzeugt, doch ob sie ein Leben lang hält, bin ich skeptisch. In meinem Fall traurigerweise nicht ... Es begann also am Strand ...
Ein wunderschöner Tag. Blauer Himmel, die Vögel singen, es ist neun Uhr.
Ich muss noch vieles erledigen, bevor ich mich entspannen darf und die pure Entspannung nach dem langen Arbeitstag ist für mich ans Meer hinaus zu fahren und die Meeresluft, die so frisch wie nirgendwo im ganzen Land ist, einzuatmen! Deshalb versuche ich auch so oft wie nur möglich hinaus zu fahren. Auf dem heutigen Plan stehen folgende Dinge: erstens muss ich etwas fürs Büro einkaufen, dann die Kleine aus dem Kindergarten abholen und ja, einen Mann nebenbei fürs Leben zu finden, wäre auch nicht schlecht! Die
ersten beiden Sachen fielen mir leicht, doch das Letzte bereitete mir einige Probleme ...
Nachdem ich in einigen Supermärkten war und ein paar Spaziergänge durch den Park gemacht habe, begebe ich mich zum Strand um mich zu entspannen. Ich lege mich auf mein Tuch, das ich auf dem angenehm warmen Sand ausgebreitet habe, hin und schließe die Augen. In den Träumen kommt er schon wieder auf mich zu und einige Zeit später auch real. Dunkle Haare, dunkle Haut, nie habe ich mir so meinen Traummann vorgestellt.
Jetzt bin ich mir nicht ein mal sicher, ob es überhaupt einen Traummann für mich gab ...
Wie man es von den amerikanischen Teeny-Filmen schon längst kennt, bin ich von ihm mit einem Volleyball, der mich traf, aufgeweckt worden. Schon komisch fällt mir gerade so ein ... Nun ja, hier steht er vor mir, als ob ihn jemand aus meinem Traum hierher in die Realität geholt hat.
Gott? Diese Frage stellte ich mir seit dem öfters mal.
Er entschuldigt sich und verschwindet im gleichen Augenblick, somit ist auch dieser Traum vorbei. Aus meinem Kopf jedoch konnte dieser Mann einfach nicht verschwinden. So etwas ist mir nicht das erste Mal passiert, dass ich jemanden gesehen habe und ihn dann nicht mehr aus meinem Kopf weg kriegte. Diese, eine meiner schlechtesten Eigenschaften, war mir also bekannt und ich wusste mit ihr umzugehen: sich einfach mit anderen Dingen beschäftigen.
Wieso es dieses Mal nicht funktioniert hatte, frage ich mich noch bis heute.
Am nächsten Tag, es ist der gleiche Strand, der gleiche Platz, da sah ich ihn wieder ... Ein richtiger Mann. Nicht so ein Macho wie man ihn kennt, sondern ein Mann von dem man träumt. Er spielt wieder Volleyball und ich mache mir keine großen Hoffnungen, dass er mich bemerken würde. Doch ein Wunder geschieht, als ob Gott wieder meine Gedanken gelesen habe. Der Volleyball trifft mich wieder ein Mal und mit dem Ball kommt auch er. Mein Mann ... Und nicht nur das! Er erinnert sich an mich. Mein Herz tanzt vor
Freude, denn so ein gut aussehender Kerl wird sich wohl nicht an jedes Mädchen in der Stadt erinnern. Eigentlich ist ich mir schon so gut wie sicher: er hat eine Freundin, als ein Vorschlag von einem Date, als eine kleine Entschuldigung seinerseits, kommt.
Der Zustand einer Unmacht war nicht weit entfernt ...
Der Versuch sich zusammenzureißen und nicht auszuflippen gelingt mir erstaunlicherweise. Und das ist doch schon mal was, oder?!
Am Abend ist es dann so weit. Für die Nanny ist es gesorgt, er holt mich ab und wir gehen an einen der schönsten Plätzen, die es auf dieser Welt gibt. Zu ihm nach Hause. Nein, Sex gibt es nicht, aber dafür ein Candellightdinner und Sonnenuntergang.
Ehrlich gesagt habe ich schon ein bisschen mehr erwartet. Vielleicht ein bisschen Kuscheln und ein Kuss, doch fürs Erste bleibt es beim Abendessen. Wie es sich für einen Gentleman gehört, bringt er mich nach Hause und da gibt es dann einen Kuss auf die Wange! Nicht viel ich weiß, ich weiß ... aber besser als gar nichts ...
Ein Wort: "Wunderschön".
Zu Hause schläft mein kleiner Engel schon. Ich stehe noch eine kurze Zeit an ihrem Bett und beobachte die Atemzüge, die mein Kind macht. Dann verabschiede ich mich von der Nanny und gehe auch ins Bett.
Für einen kurzen Augenblick vergesse ich alles um mich herum, die Welt scheint für einen Moment ganz still zu stehen. Ich weiß nicht, ob ihr es kennt, das Gefühl, wenn man von allem befreit ist. Von dem ganzen Kummer, von den ganzen Sorgen, die sich in den Alltag einer allein stehenden Frau so einschleichen ... In diesem Moment war alles weg ...
Nach zwei Tagen.
"Hey! Na, wie geht's dir?", sagt eine Stimme hinter mir.
"Hallo! Ganz gut und dir?", man ich habe ihn hier wirklich nicht erwartet.
"Ja, nicht schlecht. Ich hoffe du erkennst mich noch ... ", lächelt er.
Wie könnte man so einen Mann nur vergessen, denke ich im Moment. Es zu sagen, würde ich nicht über mich bringen. Stattdessen lächele ich zurück und führe ganz leise hinzu: " Wie könnte ich ... "
Nach einer kleinen Pause: "Nun ja, so eine Frau wie du trifft sich bestimmt mit ganz vielen coolen Jungs! An mich muss man sich ja nicht unbedingt erinnern ... "
Hmm ... Sollte ich das etwa wie ein Kompliment verstehen? Auf jeden Fall weiß ich nicht, was ich sagen soll. Ein verlegender Blick nach unter folgt meinerseits.
Nun kam etwas, was ich überhaupt nicht erwartet hatte.
"Hast du vielleicht Lust? Also ich meine, wenn du natürlich noch nichts vor hast ... ", fängt er an. Nun mach es doch nicht so spannend, denke ich nur ...
"Ich dachte da an ein Ausflug, nur du und ich. Ich die Berge vielleicht? Könntest du es dir vorstellen?", endlich bringt er es aus sich heraus.
" Klar! Würde mich sehr freuen!", oh mein Gott, spreche ich vielleicht zu schnell? Ich glaube, ich sagte die Wörter schneller als ich gedacht habe. Aber egal, ja, ich fahre mit meinem Traummann in die Berge!!!
Er lacht und klingt sehr fröhlich, als er sagt: " Echt? Cool! Ich ruf dich dann morgen an. Echt cool!"
Und dann folgt eine Umarmung ... Ich schmelze dahin ... Er ist sehr stark, solche Muskeln haben mich noch nie umarmt und doch war er so zärtlich ...
Wieder zwei Tage um.
Er hat mich gerade angerufen und meinte er holt mich ab. Oh, man ich bin so aufgeregt, obwohl es sich nur um einen einfachen Ausflug handelt. Und nun kommt die so allbeliebte Frage: Was soll ich nur anziehen?
Dreißig Minuten sind schon um und endlich habe ich mich entschieden. Also, ich werde meine Lieblingsjeans und ein rotes Top tragen. Dazu ganz hübsche Sandalen auch eine Mischung aus Rot und Weiß. So, jetzt ist die Modenschau zu Ende.
Langsam muss ich mich auch um die Nanny kümmern. Die Süße spielt gerade mit ihrer neuen Barbie, die ihr Vater gestern mitbrachte.
Er hat sich nicht viel verändert ... Nur die Beziehung zwischen uns ... Ich bin der Meinung, dass er ein wenig freundlicher zu mir geworden ist, seitdem wir nicht mehr so viel mit einander zu tun haben, außer wenn er natürlich meinen Schatz besuchen kommt. Ehrlich gesagt bin ich auch sehr froh darüber.
"Jenny? Guten Tag! ... Mir geht es ausgezeichnet und dir? ... Na, das ist doch prima! Hör' mal ich brauche heute deine Hilfe. Hast du Zeit, so vielleicht für vier, fünf Stündchen? ... Ja, so könnte man das auch nennen (lächelnd) ... JA, ein Date! Also kommst du? ... Oh, danke schön, du bist ein Schatz!", so nun ist auch für die Nanny gesorgt.
Was?! Es ist schon viertel vor drei!
Nun musste es sehr schnell gehen ...
Es klingelt an der Tür. Das muss er sein. So wie sehe ich aus? Das Spiegel zeigt ein freundliches Gesicht, das ist schon mal gut. Ok, auf geht's!
Mensch, sieht er hammer aus! Ich darf das bloß nicht laut sagen, bloß nicht laut sagen ... Dunkle Shorts, dunkelblaues T-Shirt und schwarze Schuhe, die gerade total modern sind. Eigentlich steht die Kleidung bei mir nicht ganz so hoch in der Sache Bewertung einer Person, aber wie man doch so schön sagt: "Das Auge isst mit!" Ich vernasche ihn förmlich mit meinem Blick ...
In dem Moment hoffte ich, dass er nicht viel davon mitbekommen hatte.
Mit einem Kuss und jetzt auf den Mund begrüßt er mich. Wir gehen zu seinem Auto und steigen ein, wobei er mir, wie es sich für einen Gentlemen gehört, die Tür aufmacht. Da ich von Autos nicht sehr viel oder besser gesagt fast nichts verstehe, soll nur gesagt sein, er fährt einen Porsche, rot.
Da sind wir endlich, nach der doch so ziemlich rasanten Fahrt, in den Bergen. Wenn ihr das nur sehen könntet, wie wunderschön es ist! So viele verschiedene Bäume und Blumen ... Die Sonne strahlt und scheint durch die Blätter der großen Bäume. Auf dem Boden sieht man von ihnen die Schatten. Der Duft der Blumen von denen wir an unserem Picknickplatz umgeben sind ... So etwas bekommt man nur an wenigen Plätzen zu riechen ...
Der Tag wird immer in meiner Erinnerung genau wie dieser Mann bleiben.
Er hat wirklich für alles gesorgt. Sogar an etwas Süßes nach dem Lunch! Wir sitzen, man könnte es so ausdrücken, am Abgrund, von wo aus die ganze Stadt und das blaue Meer zu sehen ist und hinter uns die Natur.
Wir reden über alles möglich, wo er studiert hat, wo ich studiert habe, was er in Moment macht, über unsere Familien und andere Sachen ... Als er dann jedoch über die Familie beginnt zu sprechen, wird es mir etwas mulmig, da ich ihm immer noch nichts über meine Kleine Maus erzählt habe. Es ist einfach noch nicht der passende Augenblick gekommen, na gut, ich gebe es ja zu, dies wäre so ein Augenblick aber ich habe einfach Angst. Angst, er würde dann nichts mehr von mir hören wollen.
Was sich später in meinem Fall als völliger Quatsch heraus gestellt hatte.
Wir sind ganz allein dort, an unserem Plätzchen und haben die Ruhe aller Welt für uns. Er macht mir immer wieder Komplimente, wie hübsch ich doch sei und kann es nicht verstehen, wie so eine Frau wie ich keinen Kavalier an ihrer Seite hat. In solchen Momenten lächele ich nur ganz verlegen, schaue nach unten und versuche dies alles zu verneinen.
Dann küsst er mich wieder ... Es komm mir leidenschaftlicher als je zuvor ... Zu lange wurde ich nicht mehr so geküsst ... Zu lange habe ich nach dem richtigen Menschen fürs Leben gesucht und immer wieder enttäuscht worden ... Und das erste Mal im Leben bin ich mir sicher, die Liebe meines Lebens gefunden zu haben!
Das Glück ist so nah, man muss es nur fassen!
Dann streichelt er meine Hand mir seiner wie immer ist er sehr vorsichtig mit mir, als wäre ich aus Zucker und er hätte Angst mich zu zerbrechen. Demnächst führt er seine Hand über meine Haare und über meinen Rücken. Ich bekomme jedes mal dieses Kribbeln im Bauch, so schön ist es ...
Wie es weiter gegangen war, überlasse ich eurer, doch so lebhaften, Fantasie ...
Jetzt ist es ungefähr sieben Uhr und er ist dabei mir die Tür seines Autos aufzumachen. Soll ich ihn noch für eine Tasse Kaffe hinein bitten? Das fragte ich mich schon die ganze Fahrt lang. Na, ich tue es einfach ...
"Es war so schön heute mir dir ... Also, wenn du des Weiteren nichts mehr vor und Lust hast, könnten wir den Abend bei einer Tasse Kaffe oder Tee fortsetzen", was hab ich denn da aus mir heraus gewürgt? Glücklicherweise antwortet er mit ja und dass er nichts gegen hat.
Ich denke, ihr könnt euch vorstellen wie glücklich seine Entscheidung mich machte.
Leider dauerte das Gefühl nicht mehr lange ...
Er kommt hinein als mein Engel gerade zu mir gelaufen kommt. In dem Moment überwinde ich meine Angst.
Es läuft noch besser als ich mir jemals vorstellen könnte. Ein bisschen später spielen die beiden sogar mit einander und lachen! Mein Herz erfreut sich jedes Mal, wenn ich sie so zusammen sehe.
Ein paar Stunden später muss er gehen.
Ich denke es war so halb zehn.
Mein Schatz ist schon längst im Bett. Er küsst mich zum Abschied und sagt, er wird mich morgen anrufen. Dann geht er heraus und setzt sich in seinen Wagen. Er schaut zurück und winkt mir, was ich natürlich sofort erwidere. Nun fährt meine große Liebe nach Hause. Ich schaue ihm hinterher. Als ich mich gerade wieder ins Haus begeben will, geschieht es ...
Etwa hundertfünfzig Meter weiter überquerte die Kreuzung ein Lastwagen, der mit Benzin beladen war. Er wollte sofort bremsen, doch nichts ging mehr. Er wollte gerade mit seinem Auto in die andere Richtung ausweichen, doch dann war es schon zu spät ... Sein Wagen knallte mit einer Geschwindigkeit von ungefähr fünfzig km/h genau in ein Benzinbehälter und explodierte ...
Es wurde mir gesagt, man hätte nichts mehr für ihn tun können. Er, der Mann meiner Träume und somit auch die Liebe, von der ich schon als kleines Mädchen geträumt hatte, starb noch am Unfallort.
Später sind die Polizisten gekommen und haben mich alles Mögliche gefragt. Ich stand immer noch unter Schock und habe das gesagt und immer wieder wiederholt, was ich wusste.
Nach langen Ermittlungen der Polizei hat sich etwas herausgestellt, das ich niemals gedacht hätte ...
Die Bremsen seines Wagens haben nicht funktioniert, weil jemand den Schlauch durchgeschnitten hat. Somit ist die ganze Flüssigkeit ausgelaufen. Und dieser jemand war mein Exmann. Die Ermittler wissen jedoch nicht, wann genau er es zu Stande gebracht hat, doch es müsste nicht sehr lange vor dem Unfall gewesen sein.
Ich denke, er hat uns zusammen gesehen, als wir ins Haus hinein gingen und hat dann, ich habe keine Ahnung wieso, vielleicht vor lauter Eifersucht, Hass oder Liebe etwas gemacht, was ich ihm niemals verzeihen werde. Er machte mir mein Leben während unserer Ehe kaputt und sogar mein Leben danach, zerstörte er ...
Die Überreste meiner Liebe wurden verbrannt und die Asche haben sie mir überlassen, da er keine Verwandten hatte. Ich ging zum Meer. An diesem Tag war die See so still, wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt hatte. Ich streute seine Asche über das Wasser. Dort ruht er von nun an für immer. Dort, wo unsere Liebe begann ...
In einem Moment dachte ich die Liebe auf den ersten Blick, die Liebe meines Lebens, endlich gefunden zu haben und in dem gleichen Moment wurde sie mir weggenommen.
Die einzige Kraftquelle, die mir blieb war meine kleine Tochter Leana ...
Eingereicht am 03. Januar 2005.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise,
bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.