Kurzgeschichtenwettbewerb Kurzgeschichten Wettbewerb Kurzgeschichte Schlüsselerlebnis
www.online-roman.de
Kurzgeschichtenwettbewerb "Schlüsselerlebnis"
Ein neues Ende und ein alter Anfang
©Marina Holzmüller
Es kam der letzte Schultag. Während Kevin noch in der Schule war packte ich seine Sachen zusammen. Wir beschlossen zu dritt Ferien bei meinen Eltern zu machen. Im Hinterkopf hatte ich, dass wir wohl nach den Ferien doch nicht wieder hierher kommen würden. Wir brauchten eine räumliche Trennung, denn Ryans Nähe erdrückte mich. Dies verheimlichte ich Ryan natürlich. Das Verhältnis zwischen uns hatte sich bis heute nicht normalisiert. Ich war noch nicht in der Lage mit ihm zusammen zu sein. Doch dies sah er nicht
ein. Ständig wollte er mit mir Gespräche über unsere Beziehung führen, aber ich wollte das ganz einfach nicht. Ich war überfordert mit der Situation. Er wollte mich gar nicht verstehen. Ich musste also handeln. Sobald Kevin heimkommen würde, würden wir Abschied nehmen müssen. Dan und Ohad fehlten mir jetzt schon. Ich wollte sie nicht verlassen, aber ich musste! Musste ich eigentlich wirklich? Wer sagt, dass ich die Jungs verlassen muss, die ich liebe?! Der Anblick wie Dan mit Simon spielte zerriss mir das Herz.
Wieso machte Ryan alles kaputt? Eine Träne rollte mir über die Wange. Als die Haustür aufging und Kevin, "Ich bin wieder da!", durch das Haus schrie, wussten wir alle der Moment des Abschiedes ist gekommen. Dan hob Simon hoch und drückte ihn an sich. Dabei sah er mich mit einem merkwürdigen Blick an. So als würde er sagen wollen, dass ich ihm seine Neffen wegnehmen will, doch das hatte ich nie vorgehabt. Ryan zwang mich förmlich hier alles aufzugeben. Klar, ich könnte ja auch in ihrer Nähe eine Wohnung
suchen, aber Fakt ist, dass sich dadurch nichts ändern würde und danach strebte ich. Ich wollte endlich mal ein Leben ohne Frust und Tränen führen. Ryan hat mir die schlimmsten Schmerzen zugefügt, die ein Partner einem nur zufügen kann. Ich ging wegen ihm durch die Hölle und doch hatte sich nichts zum Guten gewendet. Man muss wissen, wann man aufhören soll. Für mich war der Zeitpunkt gekommen. Ich wagte den schwersten Schritt in meinem Leben. Ich nahm einen Koffer in die Hand, doch plötzlich wurde er mir wieder
entrissen. Ohad drückte mich an sich und flehte mich an zu bleiben. Sie machten es mir verdammt schwer.
Mary: "Komm doch mit uns mit!"
Ohad: "Wie soll denn das gehen?!"
Mary: "Dann kommst du eben nach. Ich will dich nicht verlieren."
Ohad: "Ich werde euch auf jeden Fall besuchen."
Mary: "Danke. Das ist wenigstens ein kleiner Trost."
Dann fing das große Verabschiedungsdrama an. Simon weinte furchtbar, weil er total durcheinander war. Ich hatte versucht ihm zu erklären, dass wir Urlaub machen, aber er verstand es wohl nicht oder er wollte es einfach nicht verstehen. Erklär mal einer einem Kleinkind was eine Trennung ist. Er schaute mich nur mit großen Augen an und verstand offensichtlich nur Bahnhof und nun hatten wir das Desaster. Mit Tränen in den Augen umarmte ich Ohad und Dan. Bei Ryan ging es sachlicher zu. Amir kam vorbei und verabschiedete
sich von seinem besten Freund. Mir taten die beiden so Leid. Sie sind normalerweise unzertrennlich und nun diese Trennung. Ich war froh, als unser Taxi endlich kam. Es sollte uns keiner von den Jungs fahren. Ich verlud die Sachen und schnallte die Kleinen an. Einen letzten Blick ließ ich über meine Jungs schweifen. Nicht mehr lange und sie würden nicht mehr meine Boys sein. Der Abschied verursachte den Brand meiner Seele. Jede Faser meines Körpers sträubte sich gegen diese Trennung, aber es ging einfach nicht
anders. Ohad war noch am Weinen als ich langsam ins Taxi steigen wollte. Ich ließ mich noch einmal erweichen und lief zu Ohad in die Arme. Dan und Ryan umarmten uns zusätzlich. Ich würde diesen Zusammenhalt so sehr vermissen. Ein Küsschen auf die Backe signalisierte mein Gehen. Nun musste ich so schnell wie möglich gehen, denn einen weiteren Tränenausbruch würde ich nicht verkraften. Ich stieg ins Taxi ohne mich noch großartig umzusehen. Die Kleinen winkten ihnen. Das Taxi fuhr los und ich atmete etwas erleichtert
aus. Ich hatte zwar mit allem gerechnet, aber dies war nun doch zu viel für mich gewesen. Ab da ging alles ganz schnell und einfach. Kurze Zeit später saßen wir im Flugzeug Richtung Deutschland. Simon hatte den Abschied schon längst vergessen, während Kevin noch nagend an seiner Unterlippe da saß. Worüber er wohl nachdachte?
Mary: "Kevin?"
Er schaute mich betrübt an.
Mary: "Zusammen werden wir es schaffen, vergiss das nicht."
Er lächelte zaghaft. Für ihn würde die Trennung am meisten wehtun. Er leidet ja jetzt schon am schlimmsten, obwohl er nicht einmal weiß, dass es eine längere Trennung werden wird. Sanft strich ich ihm über die Wange. Er blickte mit einem leeren Blick zu mir. Ich stand auf und zog ihn zu mir hoch. Er wollte normalerweise nie auf meinen Arm, aber in diesem Moment ließ er alles zu. Schmiegte sich sogar an mich und schloss die Augen. Ich hoffte er würde mir diese Entscheidung eines Tages verzeihen. Einige Wochen
würde ich ihn hinhalten können, aber dann würde er es mir nicht leicht machen. Es sieht halt mal wieder so aus als wäre ich die Böse, die ihren Kindern den Vater stiehlt. Warum konnte nie jemand meine Handlungen nachvollziehen? Ich wollte doch nur das Beste für meine Familie. Ryans Verhalten trieb mich immer wieder dazu endgültige Entscheidungen zu fällen. Jedes meiner Handlungen zog so extreme Konsequenzen nach sich, so dass ich immer an mir zweifelte, doch diesmal nicht. Es musste was passieren, sonst würde
ALLES den Bach runter laufen. Für Kevin würde eine Welt zusammenbrechen, wenn er erfahren würde, dass ich vorhabe mit ihnen für immer in Deutschland zu bleiben. Wie würde ich es allen erklären? Irgendwann landete das Flugzeug in Stuttgart. Meine Eltern würden mir spätestens nach dem zweiten Tag Vorwürfe machen, dass ich meine Familie auseinander reiße und einfach nichts Vernünftiges zu Stande bringe. Dabei haben sie gar keine Ahnung wie schlimm es eigentlich zwischen Ryan und mir steht. Sie begrüßten uns ganz
herzlich. Über ihre Enkelkinder freuten sie sich jedoch mehr als über mich. Gott sei Dank, landete nur wenige Minuten nach unserer Ankunft der Flieger aus Berlin, in dem Rod saß. Ich wusste nicht wie mein Leben weiter verlaufen sollte und darum flüchtete ich erstmal zu Rod. Die Sache zwischen uns war schon längst wieder vergessen. Ich wollte nicht länger als nötig bei meinen Eltern bleiben. Da Rod jedoch schon längst zur Familie gehörte blieben wir ein paar Tage. Simon und Kevin tat diese Abwechslung sehr gut.
Sie lernten neue Kinder kennen und hatten außerdem noch die Verwandtschaft um sich herum. Es war aber "nur" eine Abwechslung. Sie würden sich nie an diese Situation gewöhnen. Und das müssten sie auch nicht. Eine solche Situation ist auch nur dann ertragbar, wenn man weiß, dass man in ein paar Wochen wieder nach Hause, in die gewohnte Gegend, fahren kann. Während wir noch bei meinen Eltern zu Besuch waren konnte ich nicht wirklich offen mit Rod reden. Die Ohren meiner Mutter waren einfach überall. Zu
meinem Erstaunen erwähnte sie jedoch nicht ein Wort von Ryan. Keine Fragen, keine Vorträge, rein gar nichts! Ich war verwirrt, aber es machte mir wenigstens leichter hier zu bleiben. Nur Kevin zu Liebe blieb ich länger. Er konnte wieder lachen und war selbst nach dem Telefonat mit den Jungs noch gut drauf. Doch auch hier nahte der Abschied. Ich wusste natürlich, dass sie sich nur selten sahen und die Kleinen am liebsten ewig bei sich behalten würden, aber ich wollte einfach weg. Den Vorschlag die Kinder erstmal
bei ihnen zu lassen schlug ich gleich ab. Von meinen Kids werde ich mich nie mehr trennen. Bei Rod zu Hause angekommen fühlte ich mich endlich wieder wohl. Erleichtert ließ ich mich in sein Bett fallen. Plötzlich klingelte es an der Tür. Keiner machte auf also musste ich wohl gehen. Ohne Bedenken und ohne zu wissen, dass ich sofort wieder mit der Vergangenheit konfrontiert werden würde, öffnete ich die Tür. Meine Augen wurden sofort größer als ich IHN sah!
Mary: "John!"
John: "Hallo Mary."
Mary überrascht: "Was machst du denn hier?"
Er quetschte sich durch die Tür, denn ich bat ihn eigentlich nicht rein.
John: "Rod hat es dir wohl noch nicht erzählt."
Auf einmal kam Rod lachend mit den Kleinen dazu.
Rod: "Was habe ich noch nicht erzählt?"
John: "Na, das wir nun auch in Berlin wohnen."
Mary ungläubig: "Ihr wohnt jetzt auch in Berlin?!"
John: "Ja, sogar nicht weit weg von hier. Als ich gehört habe, dass du herkommst habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen dich zu sehen."
Mary: "Ist ja unglaublich."
John: "Wir haben sogar eine Überraschung für dich."
Mary: "Für mich?"
John: "Ja, so was wie ein Willkommensessen."
Mary: "Das ist ja lieb. Da freuen wir uns aber, nicht war Kinder?"
Sie stimmten in freudiges Getöse.
John: "Dann kommt mal mit. Das Essen findet bei uns statt."
Ich war wirklich erstaunt. Während er fuhr und ich hinten bei den Kindern saß musterte ich ihn. Er hatte sich sehr verändert. Rod hätte mich wenigstens vorwarnen können. Als wir da waren schaute ich mich begeistert um.
John: "Komm rein, drinnen sieht es noch besser aus."
Er hatte wirklich nicht zuviel versprochen. Während ich noch am Staunen war kamen Tim und Blair hinzu. Die Wiedersehensfreude war riesig. Wir hatten uns über ein Jahr nicht mehr gesehen. Sie hatten mir irgendwie total gefehlt. Am Tisch saßen wir zusammen und quatschten über dies und das. Das Essen war köstlich und die Jungs einfach nur göttlich. Ich half Tim beim Abräumen während die anderen spielten. Da kamen wir auch auf Ryan zu sprechen. Es machte mir auch nichts aus. Ich erzählte ihm die ganze Geschichte
und er hörte mir aufmerksam zu. Ich kam zu dem Punkt mit dem Herziehen als auf einmal etwas zu Bruch ging. Wir drehten uns um und da stand ein geschockter Kevin. Er ließ ein Glas fallen als er hörte worüber wir sprachen.
Kevin wütend: "Ich will nicht hierher ziehen. Ich will nach Hause!"
Er rannte davon.
Mary: "Oh nein. Ich wollte nicht, dass er es so erfährt."
Tim: "Wenigstens ist es jetzt raus."
Rod: "Was ist denn hier los?"
Ich spulte kurz die Geschichte ab. Er erklärte sich bereit mit Kevin zu reden.
Mary: "Ich wollte es ihm erst sagen, sobald ich eine Wohnung gefunden habe."
Tim: "Wollt ihr denn nicht bei Rod bleiben?"
Mary: "Auf die Dauer kann ich ihm das nicht antun. Er will auch mal seine Ruhe haben und mit uns hat er eine ganze Familie am Hals. Da ist nicht viel mit Ruhe und außerdem ist seine Wohnung zu klein für uns alle."
Im nächsten Moment kam Rod mit Kevin an der Hand. Seinen kleinen Augen waren nass von den Tränen, die ihm immer noch über die Wangen liefen.
Rod: "Wisch dir die Tränen weg. Du bist doch ein Mann, nur Mädchen weinen!"
Er wischte sie sich tatsächlich weg und hörte auch auf zu schluchzen. So eine Erziehung tut Kevin wirklich mal gut, denn Ryan erzieht ihn zu einem totalen Weichei.
Rod: "Jetzt sag mal das deiner Mutter was du gerade eben zu mir gesagt hast."
Er schüttelte den Kopf.
Rod streng: "Wird's bald."
Rod kam mir langsam merkwürdig vor. Seit wann hat der denn so einen Ton drauf?! Doch bei Kevin wirkte es offensichtlich.
Kevin: "Ich will nicht hier wohnen. In Amerika sind Amir, Dan, Ohad und Daddy. Ich will nicht für immer von ihnen weg."
Mary: "Schatz, ich versteh dich doch. Mir tut es auch weh sie zu verlassen, aber es muss sein. Ein Neuanfang ist nur hier möglich."
Kevin schroff: "Wieso denn einen Neuanfang?!"
Rod: "Hey, spricht man in so einem Ton mit seiner Mutter?!"
Mary: "Rod, ist gut! Er ist mein Sohn und ich entscheide, wann er sich daneben benimmt."
Mary: "Komm her mein Schatz."
Er kam direkt zu mir angerannt. Rod machte ihm Angst.
Mary: "Lass uns darüber unter vier Augen reden."
Ich nahm ihn an die Hand und führte ihn zur Terrasse.
Mary: "Es tut mir Leid, dass ich dich nicht schon vorher darüber informiert habe. Ich wusste, dass du dagegen bist und wollte diese Situation verzögern."
Kevin: "Warum willst du weg von ihnen?"
Mary: "Ich will niemandem wehtun, aber ich kann nicht mehr mit Ryan. Ich will einen Neuanfang beginnen, ohne Tränen, Streit und Hass. Kannst du mich denn gar nicht verstehen?!"
Kevin: "Es fällt mir schwer das zu kapieren. Ich will dich verstehen, aber wahrscheinlich verstehe ich noch nicht alles."
Mary: "Liebe ist ein gemeines Spiel und leider bin ich rausgeflogen aus diesem Spiel. Ich habe nun zwei Möglichkeiten weiter zu machen. Entweder ich fange zum tausendsten Mal von Vorne an oder ich suche mir ein anderes Spiel, das mir besser liegt. Was würdest du machen?"
Kevin: "Wenn ich es noch nicht so oft gespielt hätte, dann hätte ich es noch einmal probiert, aber da es schon so oft schief gelaufen ist, würde ich ein Neues anfangen."
Mary: "Du denkst genau wie ich. Verstehst du mich jetzt?"
Kevin traurig: "Ja."
Mary: "Es ist schlimm, ich weiß, aber so ist das Leben. Das wirst du leider auch noch lernen müssen."
Kevin: "Heißt das, dass ich Daddy und die anderen nie mehr sehen werde?"
Mary: "Nein, quatsch. Du wirst sie so oft sehen können wie du willst. Ich will einfach nicht mehr dort wohnen, Ryan nicht ständig über den Weg laufen. Ich will ein ganz neues Leben mit euch anfangen."
Kevin: "Und das geht nur in Deutschland?"
Mary: "Das ist meine Heimat. Hier haben wir auch Menschen um uns herum die uns viel bedeuten."
Kevin: "Ja, aber es ist nicht meine Heimat und darunter ist kein Amir, kein Dan und auch kein Ohad."
Mary: "Sie werden uns ganz oft besuchen."
Kevin: "Das ist nicht das Gleiche."
Mary: "Mir geht es deswegen auch schlecht. Dan und Ohad fehlen mir sehr. Sie sind meine Familie. Ohne sie fühle ich mich unsicher, aber sie gehören zu Ryan."
Kevin: "Zu wem gehören Simon und ich?"
Mary: "Ihr gehört uns beiden."
Kevin: "Weiß Daddy, dass wir hierher ziehen werden?"
Mary: "Nein."
Kevin: "Aber wir gehören doch auch ihm. Er ist bestimmt gegen diesen Umzug."
Mary: "Darum muss ich etwas tun, was mir ganz und gar nicht gefällt."
Kevin: "Und was?"
Mary: "Mich von Ryan scheiden lassen. Ich werde um euer Sorgerecht kämpfen und hoffe, dass alles gut geht."
Kevin: "Das kannst du doch nicht machen."
Mary: "Kevin, wenn ich das nicht mache, dann wird es niemals aufhören. Wir müssen jetzt einen Schlussstrich ziehen. Ja, es wird wehtun, aber danach wird es wieder leichter."
Kevin: "Ich will mich nicht zwischen euch entscheiden."
Mary: "Das musst du auch nicht. Das entscheidet das Gericht."
Kevin: "Weißt du denn gar nicht mehr wie Daddy und Dan sich gefühlt haben als sich ihre Eltern geschieden haben?"
Mary: "Doch, aber ich sehe sonst keinen Ausweg. Ich werde neu anfangen, aber nur mit dir und Simon."
Kevin weinend: "Warum tust du mir das an?!"
Er lief weg.
Man, für mich ist das auch kein Vergnügen, aber ich konnte Kevin sehr gut verstehen. Hätte mir meine Mutter so was gesagt, hätte ich genauso reagiert. Ich war jedoch in einer anderen Rolle. In der Rolle der Frau, die alles entscheiden muss. Ich hatte die Zügel in der Hand und sonst keiner. Niemals wollte ich Ryan verlassen, aber es würde sich nie mehr zum Besseren wenden. Nichts würde mehr funktionieren. Ich muss es einfach tun. Nach langem Hin und Her beschloss ich die Scheidung einzureichen. Mit der Hochzeit
veränderte sich ja wohl gar nichts bei uns. Ich dachte, wenn ich Ryan heiraten würde, dann würde er soviel Anstand haben und mich nicht mehr betrügen. Doch da hatte ich mich, wie so oft, einfach nur getäuscht. Nichts war ihm heilig, weder ich noch seine Kinder. Wahrscheinlich war für Ryan der Trauschein so was wie mein Versprechen ihn nie wieder zu verlassen, egal was geschehen würde, doch ich hatte die Schnauze voll von seinen Lügen. Ich sah nicht ein schön die Klappe zu halten, während sich Ryan mit seinen
Geliebten vergnügt. Ich war nicht im Geringsten abhängig von ihm. So hatte ich es besser erwischt als viele andere Frauen. Sie mussten gezwungenermaßen bei dem Mann bleiben. Ich musste das nicht! Ich würde nicht mehr zurückkehren. Es wird schwer sein Ryan dazu zu kriegen, dass er die Scheidungspapiere unterschreibt, aber vielleicht sieht er ein, dass unsere Ehe keinen Sinn mehr hat. Ich rief meinen Anwalt an und ließ die Papiere richten. Später ging ich hin und unterschrieb, dann schickte ich die Scheidungspapiere
ab. Darunter lag auch ein Brief, in dem ich Abschied von ihm nehme und alles erkläre.
Lieber Ryan,
Du fragst dich bestimmt, ob ich noch klar im Kopf bin die Scheidung einzureichen. Ich sage dir eins, ich habe noch nie klarer gesehen wie jetzt. Nichts hat genützt um unsere Ehe zu retten, wozu soll sie dann noch Aufrecht erhalten werden?! Du weißt genauso gut wie ich, dass zwischen uns alles kaputt ist. Ich will einfach nicht mehr. Das Einzige was uns noch helfen könnte wäre Abstand, aber selbst das würde nicht mehr funktionieren. Ich kann einfach nicht mehr. Ich habe mich immer gefragt warum du mir das angetan
hast, aber mittlerweile interessiert mich das nicht. Ich will nur noch einen Neuanfang mit meinen Kindern und zwar OHNE DICH! Einfach alles vergessen was vorgefallen war. Für die Kinder tut es mir sehr Leid. Kevin leidet furchtbar, aber es hilft doch wirklich niemandem, wenn wir weiterhin so leben. Irgendwann muss Schluss sein. Er versteht mich, aber ist selbstverständlich traurig darüber. Eine Veränderung wird uns allen gut tun. Darum ist wohl auch meine Entscheidung, nach Deutschland zu ziehen, die Beste die
ich haben konnte. Es kommt egoistisch rüber die Kinder aus ihrer vertrauten Umgebung zu reißen, aber sie waren auch davor nicht mehr glücklich. Unsere Streitereien taten den Kindern weh. Es muss nun endlich vorbei sein. Ein neues Umfeld wird ihnen gut tun. Ich werde euch nicht verbieten die Kleinen zu sehen, aber ich werde für das Sorgerecht kämpfen. Sie sind mein Ein und Alles. Sie sind die Einzigen, die mich nicht im Stich lassen. Ich hoffe, du kannst meine Entscheidung verstehen. Bitte unterschreib die Papiere,
eine andere Lösung gibt es nicht.
Grüß Dan und Ohad von mir. Ich vermisse sie sehr und hoffe, dass wir uns bald wieder sehen. Deine Kinder lassen dich ganz lieb grüßen.
Ciao
Mary
Wie würde mein Leben nun weitergehen? Was wird mit Kevin, Simon, Dan und Ohad? Wie würden die Kinder diese Trennung verkraften? Inwiefern werde ich mich verändern? Fragen über Fragen und doch keine Antworten, dabei könnte es so einfach sein.
Ich saß an einem sonnigen Tag mit John und Rod in einem Café. Sie versuchten mich aufzumuntern, mir zu zeigen, dass ich mich schon richtig entschieden habe und dass es momentan noch schwer ist dies zu sehen. Kevin redete kaum noch mit mir als er erfuhr, dass ich die Scheidung eingereicht habe, aber ich wusste, dass es der richtige Weg ist. Als ich anfing von der hoffnungslosen Wohnungssuche in Berlin zu sprechen, um mich abzulenken, wurde Rod gleich eingeschnappt.
Rod: "Ihr könnt doch bei mir bleiben. Niemand zwingt euch auszuziehen."
Mary: "Das weiß ich doch, aber deine Wohnung ist doch zu klein für uns alle. Wir würden dir nur auf die Nerven gehen."
Rod: "Ich wohne schon so lange allein, da tut mir so was gut. Ich würde mich wirklich total freuen über Leben in der Bude."
Mary: "Ich danke dir für dein Angebot, aber ich suche eine eigene Wohnung. Es wird Zeit, dass ich mir ein neues Leben aufbaue."
Rod: "Ich verstehe dich wirklich nicht. Das geht doch auch bei mir."
Mary: "Es ist doch nichts gegen dich. Ich will einfach auch mal für mich sein."
John: "Darf ich kurz mal was vorschlagen?"
Mary: "Natürlich."
John: "In unserem Haus ist das dritte Stockwerk fast leer. Wir brauchen es eigentlich gar nicht. Ich denke wir könnten es dir zur Verfügung stellen."
Mary: "Wirklich? Das wäre echt toll. Das wäre ja wie eine eigene Wohnung und trotzdem hätte ich euch alle in meiner Nähe."
Ich konnte sogleich strahlen und auch Rod war damit einverstanden. Diese tolle Nachricht musste ich sofort den Kindern erzählen. Tim und Blair hatten selbstverständlich nichts dagegen und daher war es beschlossene Sache. Simon war es relativ egal wo wir wohnten, er gewöhnte sich schnell an alles. Kevin dagegen war kritisch, aber er war froh, dass wir nicht mehr bei Rod wohnten. Seit Rod ihn so hart ran genommen hat konnte sich keine freundschaftliche Beziehung mehr zwischen ihnen bilden. Ich war über Kevin jedoch
erstaunt, denn er erwähnte in den Telefonaten nach Amerika nichts von meiner Entscheidung. Wahrscheinlich wartete er darauf, dass der Brief ankam. Ich war gespannt wie Ryan darauf reagieren würde. Mittlerweile konnte ich ihn gar nicht einschätzen. Nach einer Woche gab es immer noch kein Lebenszeichen von ihm. Ich ließ Kevin daheim anrufen, doch keiner war dort. Ich versuchte es auf den Handys der Jungs, aber die waren aus. Ich stutzte auf. Was war denn jetzt los? Na ja, ich hatte jede Menge zu tun mit dem Umzug
bzw. mit der Einrichtung unserer Wohnung, so dass ich es schnell wieder vergaß. In dieser Zeit half mir John sehr viel. Er war immer zur Stelle und tat alles für mich. Klar konnte ich mir denken warum er das tat. Er zeigte es nicht so sehr, aber ich kannte ihn lange und gut genug um dies zu erkennen. Es war einfach offensichtlich, dass ihm sein Verhalten in den letzten Jahren mir und meiner Familie gegenüber echt Leid tat. Seine Taten bereute er zutiefst und darum verzieh ich ihm alles. Man muss auch mal verzeihen
können. Keinem hätte es genützt, wenn wir uns weiterhin bekriegt hätten. Er war ein toller Mensch und nur das zählte für mich. Ich wusste ja, dass wir uns eines Tages wieder vertragen würden. Dass es jedoch so kommen würde hätte selbst ich nicht gedacht. Unser Verhältnis war klar und durchschaubar. Wir waren wirklich nur Freunde. Eine Beziehung käme für mich nicht mehr in Frage, zumindest jetzt nicht. Und mit dem Ex sollte man ja eigentlich auch nichts mehr anfangen. Gefühle für ihn waren auch nicht vorhanden.
Es war außerdem noch alles so frisch und unverständlich. Welcher normale Mensch stürzt sich schon in eine neue Beziehung, obwohl ihm die alte Beziehung noch schwer im Magen liegt. Ich dachte nicht einmal darüber nach. Das war das Letzte was ich suchte. Es gab wirklich wichtigere Dinge. John war einfach für mich da und das gab mir Kraft.
Wir waren mal wieder am Einrichten als so gegen Abend Rod bei John anrief und mich verlangte.
Mary: "Ja?"
Rod: "Hi, rate mal wer hier grad vor meiner Haustür aufgetaucht ist."
Mary: "Keine Ahnung. Wer?"
Rod: "Dein geliebter Ehemann mit Anhang."
Mary: "Du verarscht mich doch."
Er musste mich einfach verarschen, denn dies passte gar nicht in meinen momentanen Ablauf.
Rod: "Ich schwöre, dass es die Wahrheit ist."
Das war doch mal wieder typisch! Sobald ich eine Entscheidung fälle will mir irgendjemand diese wieder ausreden. Aber diesmal nicht!
Mary: "Was will der hier?"
Rod: "Er bekam deinen Brief und ist sofort hergeflogen."
Mary: "Oh nein. Was soll ich denn jetzt machen?"
Rod: "Also entweder du kommst her oder ich bringe sie bei dir vorbei. Reden musst du so oder so mit ihm."
Mary: "Ich will aber nicht!"
Ich wollte ihn weder sehen noch mit ihm reden. Wirklich nicht! Ich sah darin keinen Nutzen.
Rod: "Gut, dann zeige ich ihnen eben wo du wohnst."
Mary: "Du bist echt fies, Rod!"
Rod: "Was soll ich denn tun? Er tötet mich, wenn ich ihm nicht zeige wo du wohnst."
Mary: "Seit wann hast du denn Angst vor ihm?!"
Rod: "Darum geht es doch gar nicht."
Mary: "Ja, okay, dann bring sie eben her. Die Kleinen werden sich freuen."
Rod: "Alles klar. Wir sind in zehn Minuten bei euch. Bye."
Mary: "Ciao."
Oh man, was sollte ich nur tun? Ryan würde hier in wenigen Minuten auftauchen und ich wusste nicht einmal wie ich darüber denken sollte. Es war ein Überraschungsbesuch der mich verwirrte. Ich freute mich natürlich über Dan und Ohad, aber Ryan in die Augen zu sehen wollte ich eigentlich nicht. Zumindest jetzt noch nicht! Der kleine Abstand half mir noch nicht genug. Meinen Kindern wollte ich damit jedoch eine Freude machen. Ich sagte John Bescheid, der war skeptisch, aber es konnte ja keiner mehr etwas dagegen
tun. Die Tür einfach nicht aufzumachen wäre ja komplett kindisch. Als es an der Haustür klingelte, war das wie ein Schlag in die Magengrube. Die Kleinen wussten noch nichts. Ich schickte sie an die Tür. Blieb aber hinter ihnen. Langsam ging die Tür auf und genauso langsam rutschte mir das Herz in die Hose. Aufregung pur!
Kevin: "Daddy!!!"
Er stürzte sich sofort auf seinen Vater. Auch Simon lief in seine Arme. Ryan drückte seine beiden Söhne an sich. Tränen liefen ihm übers Gesicht. Ich musste mir auf die Lippe beißen. Es war offensichtlich wie sehr sie sich vermisst hatten und wie stark ihre Liebe füreinander war. Rod stütze mich indem er mich am Rücken hielt. Er bestärkte mich dadurch in meiner Entscheidung. Dan und Ohad strichen den Kleinen über die Haare, bei Kevin gab es keine Reaktion. Simon hingegen ließ sich von Dan und Ohad drücken. Kevin
wollte nicht mehr weg von Ryan. Er weinte, weil er seinen Daddy sehr vermisst hatte. Er gab nur Dan und Ohad kurz einen Kuss, während er auf Ryans Arm war. Kevin schmiegte sich an seinen Vater und der drückte ihn liebevoll an sich. Zum ersten Mal seit Tagen lächelte Kevin glücklich. Die Beziehung zwischen Vater und Sohn konnte niemand zerstören. Manchmal war das schon zu beneiden. Ryan ging völlig kalt an mir vorüber. Aber was hatte ich denn erwartet?! Dass er mit Blumen kommen würde?! Ich begrüßte Dan und Ohad.
Sie freuten sich wenigstens über meine Anwesenheit. Ohad schmiegte sich an mich.
Ohad: "Warum hast du das nur getan?"
Ich brauchte nicht einmal nachzufragen was er genau meinte. Die ganze Situation, die eigentlich viele Fragen beinhaltet, ließ ihn diese Frage stellen. Warum ich die Scheidung eingereicht habe, warum ich nicht mehr nach Amerika komme, warum ich Ryan die Kinder wegnehmen will und warum ich es nicht noch einmal mit ihm versuchen will. Wie sollte ich ihm darauf eine Antwort geben, wenn es im Grunde gar keine Antwort dafür gibt?!
Er löste sich langsam aus meiner Umarmung und schaute mich an. Ich weiß nicht was er meinem Gesicht ansah, aber er gab mir auf einmal einen Kuss und umarmte mich wieder. Sah er vielleicht meine Zweifel wegen meiner Entscheidung?
Ohad: "Es wird alles wieder gut."
Hatte ich erneut viel zu früh gehandelt? Habe ich alle Möglichkeiten in Betracht gezogen bevor ich diese Entscheidung fällte? Oder ging ich mal wieder den Weg der am einfachsten für mich war? Es wäre ja nicht das erste Mal. Doch eines wusste ich, ich konnte Kevin auf keinen Fall eine Trennung von seinem Vater zumuten. Er liebt ihn abgöttisch und das will ich nicht zerstören. Warum hatte ich keine Lösung auf dieses Problem? Wieso muss ausgerechnet ich so was entscheiden? Es war an der Zeit Tacheles zu reden. Es
bringt überhaupt nichts sich blöd anzumachen, aber keine gute Lösung zu finden. Das Wichtigste sind die Kinder und darum sollten wir unseren Krieg vergessen und lieber nach einer vernünftigen Lösung suchen. Ich ging auf Ryan zu. Er hielt Kevin schützend in seinem Arm.
Mary: "Ryan, ich muss mit dir reden."
Zuerst schien es als ob dieser mich nicht einmal bemerkt hatte, doch als Kevin sich von ihm löste und zu Dan ging, schaute er zu mir auf.
Da standen wir uns nun gegenüber. Blass, unglücklich und unwissend. Wir wussten wirklich nicht wie es weitergehen sollte. Wie denn auch, wenn wir nicht einmal verstehen konnten wie es überhaupt dazu gekommen ist. Es wurde noch nicht einmal die Tatsache verdaut, dass eine Trennung unumgänglich ist und jetzt auch noch eine Konfrontation mit dem Feind. Doch eigentlich war er nicht mein Feind. Ryan würde nie mein Feind sein, denn ich würde ihn immer lieben, egal was geschehen würde. Warum funktionierte es denn dann
einfach nicht? Wieso klappte es trotz Liebe einfach nicht zwischen uns?! Das war einfach nicht fair.
Ryan: "Hat es dir auf einmal die Sprache verschlagen?"
Er sprach dies in keinem verachtenden Ton, doch es tat mir weh. Er konnte mich so gut mit Worten verletzten. So gut wie kein anderer! Doch ich war stark genug um so was auszuhalten.
Mary: "Ich musste mir erst noch über etwas im Klaren sein."
Ryan: "Und das wäre?"
Mary: "Dass mir alles furchtbar Leid tut und dass ich naiv war zu glauben, dass sich dadurch etwas verbessern würde...Es hat sich eher verschlimmert."
Ryan: "Und das ist dir erst jetzt aufgefallen?"
Mary: "Was erwartest du denn von mir?"
Ryan: "Ich erwarte von meiner Frau, dass sie nicht vor mir flieht."
Mary: "Auf einmal bin ich wieder deine Frau?!"
Ryan: "Hatten wir diese Geschichte nicht schon längst abgeschlossen?!"
Mary: "Für dich ist es vielleicht abgeschlossen, aber ich werde das niemals vergessen. Aber im Grunde war das nur der Auslöser. Deine Affäre hat mir verdeutlicht was ich eigentlich schon lange wusste."
Ryan: "Was genau meinst du?"
Mary: "Dass wir zwei nicht dazu bereit sind unsere Freiheiten füreinander aufzugeben. Das ein harmonisches Zusammenleben praktisch unmöglich ist."
Ryan: "Und deswegen haust du einfach ab?!"
Mary: "Aber wenn es doch die einzige Lösung ist."
Ryan: "Das ist sie ganz gewiss nicht. Man kann nicht vor seinen Problemen einfach mal so davon laufen."
Mary: "Das sagt ja der Richtige …"
Ryan: "Du kannst mir nicht einfach meine Kinder nehmen."
Mary: "Das wollte ich doch auch nie. Was ich wollte war eine Veränderung und ein Neuanfang, mehr nicht. Ist das denn zu viel verlangt?!"
Ryan: "Warum denn kein Neuanfang mit uns? Wir sind doch eine Familie und können Probleme gemeinsam lösen."
Mary: "Wir sind schon lange keine richtige Familie mehr. Die Hoffnung darauf habe ich schon längst verloren. Ich habe doch alles probiert."
Ryan: "Aber du hast es nicht zusammen mit mir probiert! Ich habe nie einsehen wollen, dass was schief läuft bei uns. Doch nun habe ich es verstanden und wäre bereit mit dir eine Lösung zu suchen."
Sollte ich darauf einsteigen? Wäre eine Aussprache die Lösung? Mein Gehirn sagte mir nichts, doch mein Bauchgefühl stimmte mir zu. Ich muss es probieren!
Ich schaute ihm in seine Augen und nickte gewissenhaft.
Mary: "Okay, lass es uns versuchen."
Seinem Mundwinkel entwich ein Lächeln und ich hoffte es war nicht ein Gewinnerlächeln. Wenn er dadurch denkt, dass ich zu ihm wieder zurück will, dann hat er sich aber geschnitten. Mit Zwang würde nämlich gar nichts funktionieren. Er reichte mir die Hand. Mein Blick ruhte auf seiner Hand bis schließlich meine Augen zu seinen Augen wanderten. Was wollte er mir damit sagen?
Ryan: "Wieso hast du Angst vor mir?"
Mary: "Ich habe keine Angst vor dir. Wieso denn auch?"
Ryan: "Warum zweifelst du sonst an meiner Bewegung?"
Mary: "Ich verstehe einfach nicht was du mir damit sagen willst."
Ryan: "Seit wann bist du so begriffsstutzig? Ich will dir damit zeigen, dass ich dich nicht verlieren will."
Mary: "Hast du das nicht schon längst?!"
Ryan: "Red nicht so! Wir haben noch eine Chance. Bitte versuch uns eine neue Chance zu geben, selbst wenn du die Hoffnung aufgegeben hast."
Mary: "Ich kann das nicht so einfach entscheiden. Es muss eine Menge passieren bevor ich bereit dafür wäre."
Ryan: "Was muss ich dafür tun?"
Mary: "Genau das Gegenteil von dem was du gerade abziehst."
Ryan: "Warum ist in deinen Augen alles was ich tue total falsch?"
Shit, hatte er Recht? Übte ich die ganze Zeit Kritik an anderen ohne eine Kritik an meiner Person zu akzeptieren.
Mary: "Es tut mir ja Leid ..."
Ich verzog mich in mein Schlafzimmer. Diese Flucht musste ich ergreifen. Die Situation war wirklich zum Verzweifeln. Das konnte es doch nicht gewesen sein. War mein doofes Verhalten wirklich nötig? Die Liebe zu ihm war auf einmal sehr präsent. Ich liebte ihn so sehr, doch alles in mir schrie gegen diese Verbindung. Warum schien alles gegen uns zu sein?! Wieso konnten wir nicht normal miteinander leben? Er liebt mich, ich liebe ihn und doch bedeutet das noch keine Zukunft. Warum ist das so? Ich wusste genau, dass
mein Herz nur ein Zeichen benötigte um darüber hinweg zu sehen.
Es klopfte an der Tür. Gleich darauf erblickte ich Ryan.
Ryan: "Ich erkenne dich kaum noch, du bist so still, völlig in sich gekehrt. Ich vermisse dein Lächeln … Sag mir bitte wie ich deine Schmerzen lindern kann. Ich weiß einfach nicht wie, denn du gibst nichts preis von dir. Es fällt dir schwer mit mir darüber zu reden, aber ich tu alles für dich, wenn du mich nur lässt. Deine Augen schreiben Bücher über Enttäuschungen und Schmerzen. Das ertrag ich nicht mehr. Ich werde alles tun damit du nie wieder unglücklich bist. Bitte gib mir nur noch eine Chance … Vertrau
mir, wenn du mich lässt finde ich wieder den Weg zu deinem Herzen. Ich befreie dich von deinen Ängsten und Sorgen. Flüchte nicht vor mir. Komm in meine Arme, ich beschütze dich."
Mit jedem Satz den er von sich gab linderte er meine Schmerzen. Ich hatte Angst, dass dies nur ein Traum ist, doch es war die Wirklichkeit. Er meinte es völlig ernst. Das war endlich ein Zeichen. Ich lief in seine Arme. Was war auf einmal anders? Ach ja, die Hoffnung war wieder da. Vielleicht musste ich erst leiden um mein jetziges Glück zu genießen. Ich brauchte ihn mehr als alles andere auf der Welt. Endlich gestand ich mir das selbst ein.
Ryan: "Ich liebe dich."
Nur diese drei kleinen Worte reichten um mich wieder glücklich zu machen. Ich drückte ihn an mich und wollte nichts anderes mehr. So war alles so einfach und ich konnte mein Leben regulieren. Es war noch lange nichts geklärt, aber hiermit machten wir den ersten Schritt in die richtige Richtung. Doch es war an der Zeit aus dem Schneckenhaus raus zu kommen. Alles was passiert hat einen Sinn. Selbst die Trennungen und Lügen hatten ihren Sinn. Sie halfen mir unbewusst dabei mich selbst zu finden und meinen eigenen
Schutzwall aufzubauen. Ich war bereit für einen Neuanfang MIT Ryan, denn er konnte mir nicht mehr wehtun. Nicht er und auch kein anderer Mann mehr! Ich spürte, dass Ryan genau wusste wie knapp er einem Ende entkam. Würde er meine Entscheidung zu schätzen wissen? Hat er wirklich kapiert wie ernst die Lage war?! Dies würden wir schon bald herausbekommen. Für mich wusste ich jedenfalls, dass ich diese Entscheidung nicht blind vor Liebe oder gar Naivität fällte, sondern aus reinem Egoismus. Ich hatte keine Angst
mehr vor einer Enttäuschung, keine Angst vom Verlassenwerden oder gar vom Betrogenwerden. Schlimmer als das was ich schon erlebt hatte würde es eh nicht mehr kommen. Mit meinem neuen Selbstbewusstsein würde ich nicht mehr so verletzbar sein. Jede der Enttäuschungen machte mich stärker und unberechenbar. Ich liebe Ryan, keine Frage, aber ich liebe ihn nicht mehr kopflos. Nun legte sich ein Gewinnerlächeln auf meine Lippen nieder. Schluss mit dem Hinterherrennen, nun war Ryan dran. Wir benötigten beide noch eine
Menge Ausdauer um unsere Probleme zu lösen, aber es würde sich eines Tages alles wie von alleine klären. Und wenn nicht, dann konnte mir keiner vorwerfen, dass ich es nicht probiert hätte. Klar, irgendwann würde vielleicht auch meine Geduld zu Ende gehen, aber ich werde es so drehen, dass ich nicht diejenige bin die alles beenden wird. Die Rolle der Bösen würde ich mir niemals mehr unterschieben lassen. Nein, zu lange schon wurde mir die Arschkarte zugeschoben. Hiermit ist nun endgültig Schluss! Nun würde die
ganze Familie beim Aufbau unserer Liebe helfen müssen. Vielleicht würde ja mit so viel Unterstützung alles gut werden. Ich sah jedenfalls positiv meiner Zukunft entgegen. Ob es eine gemeinsame Zukunft mit Ryan ist würde sich noch herausstellen. Ryan wird hart kämpfen müssen um mich und seine Familie zu verdienen. Dafür würde ich schon sorgen ;-)
Eingereicht am 22. Dezember 2004.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise,
bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.