In der U-Bahn sitzt mir ein kleiner Junge gegenüber. Ich sage nicht klein, weil er jünger, sondern weil er schmalschultrig und hungerhüftig ist. Einer der vielen Bahnhöfe ist mit Auszügen aus den Grundrechten gefliest. Das fasziniert den Jungen. Aus erschreckend schattigen Höhlen blicken mich groß blaue Augen an: "Warum schreiben die das da hin und halten sich doch nicht dran?" Mein Lächeln. Die naive Frage eines Kindes trifft den Geist der Zeit. Ich beuge mich vor und klopfe ihm auf die Schulter, halb fürchtend, mir einen Splitter einzureißen. "Freu dich doch, dass es überhaupt da steht. In dreißig Jahren wird es nur noch ein Recht geben und das würde man dir aberkennen, bevor du geboren würdest."

Das Existenzrecht für Inhaber eines hochwertigen Genoms.