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Kurzgeschichtenwettbewerb "Schlüsselerlebnis"

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Ich bin so, wie ich bin

© Lilly-R

Die ersten zaghaften Strahlen der Sonne berührten die Bäume und das noch vom Tau nasse Gras. Die Vögel zwitscherten leise und die Katzen schlichen durch die Felder. Die Stadt erwachte langsam, die ersten Menschen machten sich auf den Weg zur Arbeit, Schulkinder schmierten ihre Pausenbrote und besorgte Mütter brachten ihre Jüngsten zum Kindergarten. Alles nahm seinen gewohnten Ablauf, doch in mir sah es anders aus. Keiner ahnte wie ich mich gefühlt hatte oder wusste nur annähernd darüber Bescheid, was ich durch gemacht hatte.
Vor dreieinhalb Jahren sind meine Eltern aus Australien nach Deutschland gezogen. Die Trennung von all meinen Freunden, der Schule und vor allem vor meiner Großmutter fiel mir sehr schwer. Am Anfang hatte ich große Probleme mich hier einzuleben. Das lag zum einem daran, dass ich mein Heimatland vermisste und zum anderen daran, dass ich eine dunkle Hautfarbe habe. Viele an meiner neuen Schule hatten noch nie eine Schwarze gesehen oder noch nie mit einer gesprochen. Sie behandelten mich wie eine Puppe, schubsen mich herum, betasteten meine Haut und machten abfällige Bemerkungen über mich. Oft kam ich heulend nach Hause und fragte meine Mutter, warum wir nicht wieder zurück nach Australien gehen könnten. Doch sie erwiderte immer wieder nur, dass meine Mitschüler sich schnell an mich gewöhnen würden und ich mich schon bald auch hier heimisch fühlen würde. Doch dem war ganz und gar nicht so. In der Schule wurde ich weiterhin gehänselt, ich schämte mich meiner Hautfarbe und zu allem Überfluss wurde meine Großmutter schwer krank.
Vor drei Monaten beschlossen meine Eltern dann für eine Woche zurück nach Australien zu fahren, um mit den Ärzten meiner Großmutter zu reden und einigen Papierkram, wie sie es nannten, zu erledigen. Zuerst wollten sie mich nicht mitnehmen, doch ich flehte sie an und nach einigem Zögern ihrerseits sprachen sie mit dem Schuldirektor meiner hiesigen Schule, der mich für eine Woche vom Unterricht freistellte. Die Lage um meine Großmutter stand schlecht. Sie war bereits sehr alt und die Ärzte konnten nichts mehr für sie tun. In der Nacht als sie im Krankenhaus verstarb, war ich bei ihr gewesen. Ich hatte ihr alles von meiner Schule und wie es mir dort erging berichtet, doch da sie in so schlechter Verfassung war, war der einzige Satz den sie zu mir sagte: "Schäme dich nicht deiner Hautfarbe, Kind."
Heute denke viel darüber nach. Mir macht es nichts mehr aus, wenn die Menschen abfällig gucken oder sogar abfällige Bemerkungen über mich machen. Denn mir ist klar geworden, dass ich etwas Besonderes bin. Mit hoch erhobenem Kopf marschiere ich nun in die Klasse und meine Mitschüler haben so etwas wie Respekt vor mir erhalten. Ich habe sogar einige Freunde gefunden, die ähnliche Erlebnisse wie ich hatten auf Grund ihrer Hautfarbe oder Herkunft.
Gemeinsam sind wir stark.


Eingereicht am 18. Dezember 2004.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.

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