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Der Schweinehund

© Klaus Eppele

Mein rechtes Knie schmerzt wie verrückt, mir ist schwindelig und mein Magen gibt mir deutlich zu verstehen, dass ihm der Cocktail aus Bananenstücken, Wasser, Iso-Drinks und Hitze gar nicht gut bekommen ist. Gerade bin ich mehr schlecht als recht bei Kilometer 38 des 20. Karlsruher Baden Marathons vorbeigehumpelt. Ich kann nicht mehr, möchte auf der Stelle anhalten und mich auf den Bordstein setzen. Hör doch endlich auf, du bist fertig, es reicht, hämmert mein innerer Schweinehund immer wieder auf mich ein.
Trotzdem schleppe ich mich weiter. Monoton trommeln meine Füße auf den harten Asphalt. Die letzten läppischen vier Kilometer wirst du doch wohl auch noch schaffen?, versuche ich mich zu motivieren. Das ist weniger als die eine Runde um den Bergwald, die du in den letzten Monaten so oft gelaufen bist.
Ich habe das Gefühl, immer langsamer zu werden. Mein Kreislauf signalisiert, dass ich zu lange in der Sonne war und dass ich in den letzten Stunden viel zu wenig getrunken habe. Aber meine Knieschmerzen werden erträglicher. Oder meine ich das nur, weil plötzlich meine linke Hüfte so furchtbar weh tut? Jetzt hörst du aber auf! Merkst du nicht, dass du deine Knochen kaputt machst? Noch schaffe ich es, die Mahnungen meines inneren Schweinehunds zu ignorieren. Schritt für Schritt quäle ich mich weiter und wünsche mir, dass mein Körper noch mehr Endorphine produziert, mich von meinen Leiden erlöst und mich zum ersten Mal in diesen sagenumwobenen Runner´s High bringt, von dem ich schon so oft gelesen habe.
Du brauchst dir doch nichts zu beweisen, peitscht dieser elende Schweinehund schon wieder auf mich ein. Vor knapp fünf Monaten warst du noch ein Couch Potatoe mit zwölf Kilo mehr auf den Rippen. Dafür hast du heute genug geleistet. Also, gib auf! Bestimmt waren die 20 Wochen wirklich zu kurz, um sich von Null auf 42,195 Kilometer zu katapultieren. Aber ohne die Vision, einen Marathon zu bewältigen, hätte ich mich nicht jeden Tag zum Laufen motivieren können.
Und da & versunken in Gedanken und in rhythmischem Wettstreit mit meinem Schweinehund habe ich mich dem Ziel bis auf etwa 200 Meter genähert. Obwohl ich mit über 4,5 Stunden Laufzeit noch zu den langsamen Marathonis zähle, jubeln mir viele der Zuschauer zu, die sich am Ziel versammelt haben. Sie zeigen mit dem Daumen nach oben, klatschen oder rufen mir Klasse Leistung und Du schaffst es zu.
Und ich schaffe es auch. Mein innerer Schweinehund ist besiegt. Auf den letzten 200 Metern gibt er keinen Ton mehr von sich. Ich vergesse alle die Qualen der letzten Stunden und laufe so schnell ich noch kann und mit einem erlösten Lächeln im Gesicht ins Ziel, setze mich auf den nächsten Mauervorsprung und erlebe einen der schönsten Momente meines Lebens. Ich weiß nicht, ob ich vor Freude lachen oder ob ich vor Erschöpfung weinen soll. Aber ich weiß, dass ich den Kampf gegen meinen Schweinehund gewonnen habe.


Eingereicht am 17. Dezember 2004.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.

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