"Ach, ach, ach ... Thomas, Thomas, Thomas, was soll ich nur machen?", hallte Hans Jürgen Peters Stimme in die Leere seiner Erfinderwerkstatt. "Wieder war ich stundenlang unterwegs - vergeblich! Wieder wollten sie nichts von meiner Katzenfuttergeleemaschine erfahren..." Thomas schwieg, das tat er meistens, wenn der schrullige Kerl mit ihm sprach. Stumm hing er dann an seinem Platz über der Werkbank rum. Neben ihm: Manfred, die Rohrzange, der Schraubenschlüssel Werner ein Stück weiter. Darunter Fred, Josh, Tim und wie sie alle hießen. Im Laufe der Zeit waren sie zu seinen Freunden, seinen engsten Vertrauten geworden. Er konnte mit ihnen über alles reden. Das aber auch erst, seit seine Frau tot war.

Er nahm einen Schluck aus der Flasche, verzog für einen Moment die Mundwinkel, bevor er von Neuem ächzte: "Thomas, Thomas, Thomas ... " Nur das Ticken der alten Wanduhr war zu hören. Heute hatte Thomas keine Lust zu antworten. "Was für ein launischer Bursche dieser Hammer doch ist", dachte Hans Jürgen und machte sich an der riesigen Maschine in der Zimmerecke zu schaffen. Da öffnete sich plötzlich die Werkstatttür und eine zierliche, junge Frau mit asiatischem Antlitz betrat den Raum. "Äh, guten Tag, mein Name ist Wang-Li", stellte sie sich mit unsicherem Gesichtsausdruck vor, wobei sie den zerstreut wirkenden Mann in der Latzhose neugierig musterte. "Ich komme auf ihre Stellenausschreibung - ich bin ihre neue Putzfrau." Mit dämlichem Gesichtsausdruck blickte er sie an. "Wir brauchen hier keine Putze mein Mädchen. Meine Jungs und ich sind sehr reinlich, hier hat alles seine Ordnung! Sie müssen sich wohl in der Adresse geirrt haben", grummelte er mürrisch. Er hasste Besuch. "Oh", flüsterte sie enttäuscht, drehte sich um und wollte schon die Werkstatt verlassen, als urplötzlich eine schleimig-bräunliche Masse in ihr Gesicht klatschte.

"Ups", sagte der alte Erfinder", "dat olle Teil macht sich mal wieder selbstständig ... Hab eben erst die Rohmasse nachgefüllt und vergessen den KGM-Generator umzustellen, dann bockt se schomma." "Was ...? ... Was ist das?", fragte sie, als sie angewidert den fischig riechenden Brei aus ihren Haaren strich. "Probiern se ma, dat is wat ganz feines, Lady", antwortete er und versuchte sein hämisches Grinsen zu unterdrücken. Natürlich war er nicht davon ausgegangen, dass sie diesem Vorschlag wirklich folgen würde, doch sobald er den Satz vollendet hatte, steckte sie den Finger in den Mund, schmatze dabei behaglich und ein breites Lächeln erfüllte ihr ganzes Gesicht: "Lecker, Lecker, leeecker!!! Ausgezeichnet, ganz wunderbar! So eine gute Sushipaste hab ich nicht mal in Hongkong bekommen! Einfach großartig!!!" "Sushipaste", durchzuckte es den Erfinder wie ein Blitz. Schon zwei Monate später rissen sich zahlreiche asiatische Lebensmittelhersteller aus der ganzen Welt um das Patent für Hans Jürgen Peters Sushibreimaschine und die dazugehörige Rohmasse. Heute lebt der 56-Jährige in einer luxuriösen Villa am Stadtrand von Hamburg, mit ihm, natürlich in ihren eigenen Zimmern: Thomas, Josh, Fred, Tim, Samuel, Erasmus und wie sie alle heißen...