Auf dem städtischen Friedhof herrscht fast Stille, nur durchbrochen von der Trauer des jungen Paares. Ein kleines Mädchen wird zu Grabe getragen. In Anteilnahme dabei sind die Vertreter der lokalen Presse, keine überörtlichen Blätter. Die Kriege in allen Teilen der Welt, nicht die vielen Toten auf den Straßen im eigenen Land bringen die Quoten.

An einem anderen Ort der Stadt. Alle lassen sich treiben von Geschwindigkeit.

Die junge Mutter hastet durch die Straßen. Zeit fehlt allen, denn es ist so viel zu tun. An einer Straßenecke stockt ihr Kind und ruft: "Mammi, rot!" Die Mutter, unbeeindruckt, treibt es weiter über die Straße. Sie zerrt das Kind hinter sich her, das fast flehentlich schreit. Umstehende registrieren dies als Sklaven der eigenen Zeitnot nicht.

Am Ende der Woche, die Hektik ist abgefallen. Endlich ein bisschen Zeit, wenn auch nur zum Zeitung lesen. Der Blick der Mutter fällt auf einen kleinen Zeitungsartikel unter Lokales.

"Am Freitag wurde die vierjährige Janine beerdigt. Sie lief unvermittelt bei roter Ampel auf die Straße und wurde von einem Fahrzeug tödlich erfasst."

Da ebbt er heran aus der Stille des Unterbewussten. Erst ganz leise, dann laut. Das Klagen, der Vorwurf des eigenen Kindes. "Mammi, rot!"

Kann dies der Preis für die Verbeugung vor den Mechanismen der modernen, hektischen Gesellschaft sein. Die Antwort gibt das treu sorgende Mutterherz sofort.