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Kurzgeschichtenwettbewerb "Schlüsselerlebnis"

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Vorhang auf

©  M.S. Nicl

Die Nacht ist schon längst hereingebrochen. Die Stadt ist auf den Beinen, rastlos. ruhelos. Auf der Suche, immer in Bewegung, nur nichts versäumen.
Die ewige Suche nach dem Glück. Die immer währende Unruhe.
Die Lichter sind grell, die Menschen hasten über die Gehsteige, lachen, scherzen, winden lange Schals um ihre Hälse. Musik dringt gedämpft aus den halb geöffneten Türen, die Räume durch schwere Vorhänge vor dem kalten Wind geschützt. Vor der kalten Welt. Jede Tür ein anderer Klang. Jede Tür eine andere Welt. Ich betrete meine Welt für diesen Abend. Der Vorhang schließt sich geräuschlos hinter mir. Ich atme auf, werde ruhig. Für einen Moment.
Meine Suche hat für heute ihr Ziel erreicht, ich weiß es. Es macht mich glücklich.
Dumpfe Rhythmen schüren meine Freude, Chemie fließt durch meine Adern, das pure Glück erwärmt meine Seele. Die Lichter streicheln mich, die Musik ist mein Gefühl. Der Bass ist mein Herzschlag. Mein Körper zittert, ich ruhe in mir. Nichts kann mir etwas anhaben, ich bin unverwundbar. Ich lache.
Jemand lächelt mich an, wir schauen uns in die Augen, verstehen. Ich tanze.
Sehr lange, sehr glücklich.
Schweiß perlt auf meiner Stirn, ich kühle meine Arme unter fließendem Wasser.
Der Blick in den Spiegel offenbart ein Bild. Schweiß, Lächeln und Augen wie die einer Puppe blitzen mir entgegen. Dieser Anblick erwärmt mir das Herz. Ich bin glücklich. Die Musik dröhnt fern, schwillt verlockend an, als die Tür geöffnet wird. Die Erschöpfung ist plötzlich spürbar, die Beine zittern, die Unruhe kämpft sich nach oben. Ich schlucke sie herunter. Die Pille ist rot und klein, es geht ohne Wasser. Das Mädchen neben mir lächelt wissend. Sie drückt meine Hand. Ich berühre ihren Arm. Die Haut ist kalt und feucht vom Schweiß. Sie fühlt sich gut an unter meinen warmen Händen.
Die Tür öffnet sich, die anschwellende Musik entführt mich. Zurück in meine Welt. Für Stunden. Ich habe die Zeit vergessen.
Der Raum leert sich, es ist zu spüren. Ich kann es nicht verhindern. Schließe die Augen, bewege mich, es ist sinnlos. Plötzlich leer und ohne Wirkung.
Die Unruhe kriecht hervor, meine Beine zittern noch immer. Meine Hände, mein Herz. Es ist Zeit. Ich höre die Musik hinter mir leiser werden, meine Sehnsucht wächst. Der Vorhang taucht vor mir auf. Ich schlinge den Schal um meinen Hals, ich kenne die Kälte, die auf mich wartet. Diffuses Licht dringt grau unter dem schweren Stoff hervor. Die Nacht ist eine Ewigkeit entfernt.


Eingereicht am 23. Oktober 2004.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.


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