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Cocos Nucifera   oder Kenia ist toll

Von Uldo Posch


Die allseits bekannte Kokospalme und die immer wieder gern gestellte Frage, ob die Gefahr im Urlaub von einem Hai angefallen oder von einer herabfallenden Kokosnuss erschlagen zu werden, größer ist, wollen wir heute einmal näher betrachten. Klar ist, wenn Sie z.B. im indischen Ozean schwimmen gehen, ist wohl kaum von der Frucht der Cocos Nucifera etwas zu befürchten haben. Ähnlich verhält es sich, wenn Sie unter einer dieser Palmen sitzen und sich wundern, dort noch nie einem dieser possierlichen Tiere begegnet zu sein, denn am Strand darf die Gefahr eines Haiangriffs getrost als gering eingeschätzt werden. So weit so gut!
Ganz anders hingegen sieht die Sache aus, wenn Sie sich wiederum unter einen dieser bis zu 30 Meter hohen Bäume niederlassen, um nur mal so aufs Meer zu blicken und dabei eindösen. Überzeugen Sie sich vorher unbedingt vom Reifegrad der Kokosnüsse mit einem kurzen, geschulten Blick in die Krone dieser Palme. Man weiß ja nie, denn nicht umsonst ist die Kokosnuss ja eigentlich keine Nuss, sondern streng genommen eine Steinfrucht und wenn einem erst mal ein Stein auf den sonnenverbrannten Schädel fällt, hilft auch keine Sonnenmilch mit Schutzfaktor 15 vor Verbrennungen mehr. Und sagen Sie hinterher bitte nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.
Viele Schweizer haben Taschenmesser, andere wiederum haben Schweizer Taschenmesser und die auch immer dabei. Das ist auch gut so, denn wenn Sie auf dem Weg zu Palme der Begierde schlendern, kann es sein, das Sie am Strand an Kenias Küste zufällig einem Cannabisstrauch über den Weg laufen. Tun Sie so, als hätten Sie ihn nicht bemerkt und schneiden Sie sich in einem unbeobachteten Moment mit dem Allzweckmesser Ratz Fatz was ab, Sie werden es noch brauchen.
Die Gefahr von einer herabfallenden Steinfrucht der Cocos Nucifera ist bei weitem noch nicht gebannt. Denn Sie haben den Palmendieb nicht auf ihrer Rechnung. Natürlich ist das kein Einheimischer, der Ihnen mir nicht dir nichts, die Palme hinter dem Rücken stiehlt, sondern ein riesiger Einsiedlerkrebs, der es sich zur Angewohnheit gemacht hat, Kokospalmen hochzuklettern und mit seinen starken Scheren die Nüsse abzwickt um sie auf dem Boden dann zu verspeisen. Aua! Schon allein deswegen sollten Sie vielleicht doch nicht so schnell einschlafen, man kann diesen Krebsen einfach nicht trauen. Kokospalmen sind schön anzuschauen, spenden angenehmen Schatten und wachsen schnell. Außerdem schaffen sie Arbeitsplätze für die vielen Schwarzbrenner und Schnapsverkäufer, die in den himmlischen Gefilden die Blütenstände nutzen um sie als Wein vergären zu lassen und Schnaps daraus zu brennen. Das machen sie mit Hilfe der Sonnenenergie und zapfen die vergorenen Steinfrüchte noch in der Krone an, um aus ihnen "Mnazi" zu gewinnen. Klar, dass sie ihn auch da oben gleich mal probieren müssen, was wiederum bedeutet, dass ab und zu nicht nur Nüsse runter fallen können, sondern auch von Zeit zu Zeit braungebrannte schwarzafrikanische Schnapsschwarzbrenner.
Wenn Sie davon die Nase endgültig voll haben, weil Ihnen einer von den lustigen Gesellen vor die Füße gefallen ist und dieser Gefahr nicht mehr ins Auge blicken wollen, entscheiden Sie sich doch eher für das Schwimmen und suchen Ihr Heil im kühlen Nass.
Das Thema Palme ist für Sie damit erledigt, für die Haie allerdings auch. Aber Sie haben ja Gott sei Dank an das Bündel Gras gedacht und tragen es jetzt unbemerkt in der eingenähten Tasche Ihrer Badeshorts mit in das Meer. Zu den Palmen sei noch bemerkt, dass es sich heute nicht mehr herausfinden lässt, wo die ersten von ihnen standen. Auf jeden Fall verbreiteten sie sich ohne menschliches Zutun. Die Kokosnüsse fielen von der Palme ins Meer, erschlugen den einen oder anderen Hai und ließen sich von der Strömung an irgendeinen Strand treiben und begannen dort zu keimen. Neue Arbeitsplätze entstanden und man ging auf die Palme, daher stammt wahrscheinlich auch das Sprichwort: "auf die Palme gehen."
Da sie aber nicht alle Haie vernichten konnten, besteht auch im Meer die Gefahr, von diesen Überlebenskünstlern angeschwommen zu werden, womöglich stören Sie mit ihren Schwimmbewegungen gerade die sich anbahnende Freundschaft zwischen einem Hai und einem Rochen, der ja als Plattfisch leicht zu übersehen ist.
Nun sehen Sie sich also einer weiteren unangenehmen Situation gegenüber, sind aber aus der Begegnung mit der Palme schlau geworden und haben vorgesorgt. Außerdem sind Sie schon ein mächtiger Pechvogel, wenn Sie ausgerechnet an Kenias Küste auf so ein Szenario treffen, denn wenn Sie viele Haie in ihrer natürlichen Umgebung sehen wollen, wären Sie besser nach Uganda in die Ferien gereist, dort gibt es genug, ohne lang suchen zu müssen. Na, egal, Sie sind ja jetzt hier und der Rochen ist gar nicht begeistert. Vom Hai wollen wir erst gar nicht reden.
Es bleibt Ohnen also nur eines, schnell das Bündel Cannabis aus den Gucci Shorts gefummelt und den beiden mutig in den Rachen geworfen. Das Überraschungsmoment liegt nun auf Ihrer Seite und stillt deren Appetit bis sich die enorm beruhigende Wirkung des guten kenianischen Grases eingestellt hat.
Die Verfolgung von den beiden lässt langsam nach und wenn Sie auf ihrem Rückweg zum Strand die Bugwelle ihrer Verfolger nicht mehr spüren, haben Sie es geschafft. Der Hai ist high und der Rochen platt. Gratulation, das hätte ins Auge gehen können.
Aber sicher werden Sie in Zukunft die Gefahr von Palmen und Haien im Urlaub nicht mehr unterschätzen und sagen Sie bloß hinterher nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.
Erste Schritte auf dem Weg zur erfolgreichen Malariainfektion.
Bisher wusste man schlicht nicht, wie man sich erfolgreich die Malaria Erreger oder Überträger der Anopheles Mücke einfangen soll.
Doch jetzt ist endlich ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung getan, die leuchtende Malaria Mücke.
Stellen Sie sich bitte vor, Sie sitzen unter einer dieser Cocos Nucifera, es dämmert; Sie dämmern und dösen so vor sich hin, dann kann ihnen dieser putzige kleine Weggefährte durchaus das Gefühl vermitteln, Ihr Lebensretter zu sein. Die Steinfrucht über ihrem Kopf wurde nämlich tatsächlich von einem dieser Einsiedlerkrebse abgezwickt und fällt nun mit ca. 9,804 Metern pro Quadrat-Sekunde in exakte Richtung ihres Schädels. Sie können sich ja selbst ausrechnen, wie lange es bis zum Einschlag und Spaltung der Nuss bei einer, sagen wir, 20 Metern hohen Palme dauern würde. Da vergehen Sekunden nicht wie Stunden, so viel steht fest.
Und nun tritt Ihr vermeintlicher Lebensretter auf den Plan, die leuchtende Anopheles oder auch "Malaria Light" genannt.
Afrikanische Forscher haben der Mücke das Fluoreszenz-Gen einer Qualle eingesetzt, um Touristen vor den Tücken der Cocos Nucifera und ihrer vielseitigen Nutzer zu bewahren.
Die Nuss ist nur noch einen Wimpernschlag von Ihrer Fontanelle entfernt, just in diesem Moment schwirrt vor ihren Augen diese liebliche Mücke heran und stört Ihren Halbschlaf so sehr, dass Sie wie aus der Pistole geschossen aufschrecken, sich nach vorne beugen und versuchen, Beifall klatschend das Licht auszuschalten. Sie sind gerettet, die Steinfrucht, der Einsiedlerkrebs und der Schwarzbrenner haben ihr Ziel verfehlt, die Nuss kracht dumpf hinter Ihnen in den Sand und hinterlässt einen kleinen Einschlagkrater.
Nachdem Ihnen schnell klar wurde, dass Dank dieser Mücke Ihnen Schlimmeres erspart geblieben ist, führt diese Scheiß Mücke allerdings Böses im Schilde, wollte sie ihr Opfer, und das sind Sie, doch nur vor dem Unfall mit der Kokosnuss verschonen damit Sie in Ihren bis dahin weitgehend unversehrten Körper, Ihren Saugrüssel reinrammen, Blut abzapfen und dabei gleich ein bisschen Plasmodium austauschen kann.
Das hat Vor- und Nachteile. Erstens fangen Sie ein bisschen an zu leuchten, das erleichtert ihnen den Heimweg und Blau ist ja auch nicht die schlechteste Farbe. Fieberschübe und Mattigkeit stellen sich erst sehr viel später ein, also keine Panik. Bei auftretenden Stromausfällen sind Sie nun autark und sicher auch die Hotelattraktion am abendlichen Büfett unter freiem Himmel. Sie fühlen sich wohl und haben keine Probleme mehr, Kontakte zu knüpfen. Beim Landeanflug auf dem Frankfurter Flughafen gratuliert Ihnen der Kapitän nach Aufsetzen der Maschine und dankt Ihnen im Namen der Crew für die kostenlose Nachtbeleuchtung im Flugzeugbauch und überhaupt ist das erste Taxi auch gleich zur Stelle, Anopheles sei Dank. Sie fühlen sich ein wenig müde und schieben diesen Umstand der Tatsache zu, eine lange Flugreise hinter sich zu haben. Zuhause angekommen, kochen Sie sich einen Tee und legen sich mit einer Lektüre von Johann Wolfgang von Goethe ins Bett um noch ein wenig zu lesen.
Sie gelangen an die Passage im Buch, wo Johann Wolfgang v. Goethe im Sterbebett liegt und seiner Zugehfrau mit schwacher Stimme den Satz beginnt: "mer licht ..." (daraufhin stellt sie die Flamme in der Öllampe etwas größer) und Goethe beendet seinen Satz mit: "... hier so schlecht."
Goethe stirbt, unbequem aber hell erleuchtet. Sie? Sie schlafen ein, währenddessen ihr Licht langsam erlischt ...
Die Mücke ist am Ziel.
Und um das Thema abzuschließen....
Da Cocos Nucifera, Hai und Anopheles zum Erstaunen vieler, zuerst ihre Opfer ja immer vom Kopf her angreifen, möchte ich der Ausgewogenheit halber Ihr Interesse auf eine weitere Gefahr aufmerksam machen, die sich eher den unteren Extremitäten widmen wird.
Der Seeigel!
Dieses Programm steht für: "SEHR ERWÄHNSENSWERT INDIVIDUELLE GESUNDHEITS-LEISTUNGEN" und erfreut im indischen Ozean an Kenias Küste Besucher aus aller Welt. Eine Fußreflexzonenmassage ganz besonderer Art. Diese Form der alternativen Therapiemethode ist hervorragend dazu geeignet, um Ihrem geschundenen und gestressten Körper wieder Leben einzuhauchen, gesetzliche Krankenkassen finanziell zu entlasten und obendrein ein unvergessliches Urlaubserlebnis zu sichern.
Flip Flops sind ja zur Zeit "en vogue", aktuell auch mit Absatz zu haben und doch haben sie einen entscheidenden Nachteil. Sie sind einfach nicht dazu geeignet sich im Wasser frei zu bewegen. Den Sand, der Ihnen bei Betreten des Strandes zwischen den Zehen rieselt, nehmen Sie gerne in Kauf, doch halten Sie sich bitte vom Wasser fern. Ich empfehle Ihnen daher eher die hübsch-hässlichen Plastikbadeschuhe, die Sie mit einem gekonnten Griff des Fixierriemens über dem Fuß passgenau in die entsprechenden Ösen einrasten lassen und damit sicherstellen, das "Echinometra Mathaei", der langstachelige Seeigel und Ihr Fuß eine stabile Verbindung eingehen können. Der Fersenschutz des Schuhs unterstützt dabei nachhaltig die Stabilität und stellt sicher, dass Stachel des Igels ungehindert durch die Schuhsohle dringen können und Ihren Kreislauf mächtig in Schwung bringen.
Adrenalinschübe ungeahnter Intensität überzeugen Sie vom Programm und zeigen Ihnen, dass Homöopathie mehr zu bieten hat, als die Schulmedizin uns immer weismachen will.
Nach Eindringen der natürlichen Injektionsnadeln des Igels beginnen Sie, noch im Wasser, sehr schnell afrikanische Tänze aufzuführen und wundern Sie sich bitte auch nicht über etwaige Urschreie, die Sie ausstoßen werden. Das gehört zum Programm und gibt der sich um Sie herum ansammelnden Menschenmenge das Gefühl, zuhause zu sein.
Entfernen Sie bitte nicht einfach die Seeigel aus Ihrem Fuß und dem Schuh durch Herausziehen, Sie könnten die geschützten Therapiehelfer verletzen. Robben Sie sich vielmehr zum Strand und warten Sie einige Zeit, bis der Igel sich trollt und nach Beendigung des Feldversuchs von alleine aus dem Fuß eitert.
Sie müssen auch nicht erst bis zu Riff laufen. Die Helfer warten schon mancherorts nach wenigen Metern auf Sie, um ihren Dienst am Menschen zu verrichten. Schreien Sie bitte nicht zu laut, Sie könnten einen Hai auf sich aufmerksam machen. Setzen Sie sich auch bitte nicht nach dem Herausrobben aus dem seichten Bereich des Meeres unter eine Palme, sondern warten Sie besser auf die einsetzende Dämmerung, damit Ihnen die leuchtende Anopheles den Weg zurück zum Hotel weisen kann. Sollten Sie dabei von ihr gestochen werden, auch okay. Denn Sie werden diesen Schmerz nicht großartig merken, aber wenigstens ist Ihnen ein Licht aufgegangen und Sie müssen nicht bis zum nächsten Morgen auf Unterstützung warten.
Palmendiebe sind um diese Zeit recht aktiv, daher ist die Tatsache, dass Sie Bodenkontakt haben um nicht in deren Strandhöhlen hineinfallen zu können, nicht zu unterschätzen.
Vergessen Sie bitte auch ihr Schweizer Taschenmesser nicht, auch dann nicht, wenn Sie Nichtschweizer sind. Damit lassen sich die Fixierriemen der Badeschuhe über dem von der Hitze angeschwollenem Fuß hervorragend lösen. Die einsetzende meerseitige Brise verschafft Ihnen angenehme Kühlung und einem eiskalten "Tusker Export" steht nach Eintreffen an der Hotelbar nun nichts mehr im Wege.



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Eingereicht am 06. Oktober 2004.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
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