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Kurzgeschichte Kurzgeschichten

Endlos

© Yvonne Maier


Es war irgendein Frühlingstag, das weiß ich noch, ich saß nachmittags an der Schule, wo ich um diese Zeit hätte niemals sein dürfen. Zu Hause lief alles wie immer furchtbar, deswegen hatte ich irgendwelche Mittagsschulstunden erfunden um meinem Gefängnis zu entkommen. So saß ich da, wollte einfach nur Stille und mit mir alleine sein, keine Ahnung wie lang ich da so still auf der Bank saß, verloren in den Gedanken meiner ausweglosen Situation. Etwa zehn Meter von mir entfernt stand verloren eine Telefonzelle, die sich in meinen Tränen verlief, als er an mir vorbei auf sie zusteuerte, nur kurz trafen sich unsere Blicke, war mit anderen Dingen beschäftigt. Er blieb stehen schaute mich ein paar Sekunden an, ich soll warten, er müsse nur kurz telefonieren. Eigentlich war mir nach aufstehen und gehen, ich wollte meinen Frieden, kann man nicht mal hier seine Ruhe haben. Doch aus irgendeinem Grund blieb ich, ich war wohl zu schwach zum weglaufen oder lebt in der Hoffnung er würde mich bei seinem Telefonat einfach vergessen, jenes Interesse verlieren. Ich täuschte mich gewaltig, er war der erste Mensch, in dessen Augen ich die Ehrlichkeit hinter der Frage, Wie geht es dir? erkannte. Was mich schon fast schockierte, denn im Entferntesten wusste ich wer er war, und sein Ruf hatte nichts mit dem Menschen zu tun, der in diesem Moment neben mir saß. Da ich eher weniger gesprächig war zu dieser Zeit, versuchte er mich aufzubauen und mich an seiner guten Laune teilhaben zu lassen, doch aber waren die wenigen Worte, die ich von mir gab aufgenommen und auch wirklich gehört.
Einige Wochen später verließ ich in einer Nacht und Nebelaktion mein Elternhaus endgültig, ich fand mich auf einer schlechten Party wieder, der einzige Unterschlupf in meiner Situation, die Mutter der Gastgeberin war im Krankenhaus. Ich verzog mich allein in eine Ecke und hatte nicht vor dieses Leben da wieder rauszukommen. Als sich jemand vor mir niederkniete, mich prüfend anschaute und sehr schnell feststellte, dass ich hier wohl nicht mit Erlaubnis meiner Eltern war. Schneller als ich irgendetwas tun konnte nahm er mich und schleppte mich ins Auto, wir sprachen über alles mögliche, gingen etwas essen, scheinbar hielt er es für seine Pflicht mich vor dieser Party zu beschützen.
Wenn man sich kennt, trifft man sich erstaunlich oft, in der Zwischenzeit war ich bei Pflegeeltern untergekommen und wir waren oft auf den gleichen Partys oder gingen gemeinsam hin, eine Freundschaft entwickelte sich. Alles andere wäre undenkbar er war 7 Jahre älter wie ich, schade eigentlich, er hat so ein wundervolles lachen, und irgendwie war etwas Besonderes zwischen uns, und mein kleines verträumtes Mädchenhirn machte daraus ganz phantastischen Stoff.
Mit fast 15 Jahren zog ich dann nach Tübingen, weg von alledem, weg von ihm, auf eine weise sah ich das schon so, auf der anderen war er und würde immer nur ein Freund sein. Er war der größte Playboy der Stadt und ich immer das kleine Mädchen. Wie auch immer einige Male kam er mich besuchen, nach und nach verlief es sich aber im Sand, schon damals wurden Steine gestreut, ich erhielt vom Jugendamt ein Umgangsverbot zu sämtlichen meiner Freunde von früher. Später als ich alleine wohnte hatten wir noch ein paar mal sporadisch Kontakt, aber auch das war irgendwie nicht das wahre, meine damalige Beziehung machte mir die Hölle heiß.. Sendepause.
Vier Jahre später, ich bin 21 Jahre, verdammt heiß, hab mir gerade mein neues Cabrio gekauft und es knallte die Sonne vom Junihimmel. Mit einer Freundin im Schlepptau wollte ich alte Freunde besuchen, als er mir einfiel, einfach so aus heiterem Himmel, ich fuhr an die Schule erkundigte mich, was er gerade für ein Auto fährt, um dann bei seinen Eltern zu schauen, ob er da ist. Ich fuhr die Seitenstraße rein, da stand mein schwarzes BMW Cabrio vor seinem schwarzen BMW Cabrio, er war da. Er lief auf das Hofgatter zu um zu schauen, wer da seinem Auto so gefährlich nah kam, meinte noch zu seiner Mutter er wisse nicht wer da ist, den er sah mein Gesicht durch die Gatterlatten nicht, als ich lachend zu meiner Freundin gewand meinte, sieh mal da erkennt man dich nicht mal. Yvonne, diese Stimme würde ich überall erkennen, schallte es und das Tor öffnete sich. Wir nahmen uns in den Arm bisschen lang und heftig für meinen Geschmack. So ergab es sich, dass wir uns die nächsten Tage öfters trafen, zufällig und geplant, immer mit alten Freunden drum herum. Nach einem dieser Treffen, bat er mich, ob wir zwei nicht mal alleine etwas unternehmen möchten. Klein Yvonne dachte sich absolut nichts dabei, denn in mir war immer noch das Gefühl wie vor zehn Jahren, auch wenn er immer noch heiß war, er war und würde immer nur ein Freund sein. Doch er sah das ganz anders wie ich, wie ich bald bemerken sollte. Wir trafen uns bei mir schauten Filme, redeten über alte Zeiten...als ich zu Tode erschrak, wie er mich versuchte zu küssen, alle Alarmglocken schrillten in mir auf, wie konnte er unsere Freundschaft für so etwas gefährden, ich hatte keine Lust eine von vielen zu sein, und man hört nicht gerade, dass er seinen Frauenverschleiß seit damals reduziert hätte. Nach meiner Abfuhr, war es eigentlich für mich geklärt, doch er wollte nicht locker lassen...16 Stunden und einige klägliche Versuche später hatte er mich weich geklopft, ich kannte ihn und wusste aus irgendeinem Grund genau, er würde sich die Mühe nicht einfach so machen, dazu war er nicht der Typ, er verfolgte einen anderen, ernsthafteren Plan. Mein Gefühl hatte Recht, allen anderen und deren Worten zum trotz.



Eingereicht am 17. Februar 2006.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.



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