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Das Märchen von den vier Wünschen

© Jutta Brückmann


Es gab einmal ein Land, wo die Sonne und der Mond gleichzeitig am Himmel schienen. Sie zogen miteinander ihre Bahn. Es gab keine Nacht und keinen Tag wie wir ihn kennen. Es war ein Gemisch von beiden. Sonne und Mond umkreisten den Himmel und gingen nie unter. Deshalb hatten die Menschen für eine Zeitspanne von 24 Stunden auch nur einen Begriff - nämlich Tag. Sie unterschieden nicht nach Morgen, Mittag oder Abend. So gab es auch keine geregelten Essenszeiten. Jeder aß, wenn er Hunger hatte. Geschlafen wurde nur, wenn man wirklich müde war - und nicht, wenn es Abend wurde. Da konnte es schon einmal passieren, dass man einen ganzen Tag verschlief! Jahreszeiten waren auch unbekannt. Es war immer Sommer! Es gab nur kühle Tage, wenn nämlich die Wolken sich vor die Sonne und den Mond schoben. Dann konnte es auch einmal regnen.
Die Menschen lebten von dem, was sie selbst anbauten. Ihre Kleidung fertigten sie aus selbst gewebten Stoffen. Es war kein Geld erforderlich. Wenn einer kein Talent hatte, seine Kleidung selbst zu machen, so tauschte er mit seinem Nachbarn zum Beispiel eine Kuh gegen einen Mantel - oder was der gerade benötigte. Es fand sich immer etwas, was der andere brauchte und man selbst hatte. Man könnte meinen, dass es den Menschen gut ging. Das war auch der Fall. Aber wie es überall auf der Welt ist - jeder macht einmal gute und schlechte Zeiten durch.
Im Dorf lebte eine Familie, die wunderschöne gelbe Schafe hatte. Das war eine einmalige Rasse. Die Wolle von diesen Schafen war wunderbar weich und hatte außerdem einen ganz besonders angenehmen Duft. Wenn Sonnenstrahlen auf die Schafe fielen, konnte man denken, sie wären aus lauter Gold. Der Schäfer war sehr stolz auf seine Schafe. Er und seine Frau hatten eine Tochter namens Lara. Sie alle trugen nur Kleidung aus dieser schönen Wolle. Keiner aber wusste, wie die Schäferfamilie zu diesen Schafen gekommen war. Das war ein Geheimnis, das der Vater wohl zu hüten wusste. Sein Urgroßvater hatte es ihm anvertraut, als er noch ein kleiner Junge war. Das Geheimnis sollte immer auf den Sohn weiter vererbt werden.
Nun hatte er leider nur eine Tochter - und damit ein Problem! Aber noch war er jung und dachte nicht ans Sterben.
Sie lebten weit ab vom nächsten Hof und hatten wenige Freunde. Ihre seltsamen Schafe waren wohl der Grund dafür. Der Schäfer verbrachte seine ganze Zeit bei den Schafen. Frau und Tochter waren zu Hause, arbeiteten im Garten vor dem Haus und verarbeiteten die Wolle zu wunderschönen Stoffen und Pullovern. Man konnte ohne weiteres sagen, dass sie glücklich und zufrieden zusammen lebten. Die Nachbarn hatten sich zwar an den Anblick der wunderschönen Schafe gewöhnt, blickten aber trotzdem ein wenig neidisch auf sie. Aber da die Schäferfamilie als nette und immer hilfsbereite Leute bekannt waren, gab es keine Probleme. Der Schäfer sorgte auch dafür, dass die Schafe wenig gesehen wurden. Er wollte jeden Ärger vermeiden.
Eines Tages bezogen Fremde den einzigen Hof, der schon seit vielen Jahren leer stand. Sie richteten sich ein und brachten den Garten in Ordnung. Das war sehr wichtig, damit immer genügend zu essen im Hause war. Sie besaßen auch einige Schafe, aber nur die graue Rasse. Es dauerte nicht lange, bis sie von den sonderbaren Schafen hörten. Die Neugier trieb sie, die Schäferfamilie zu besuchen. Unter dem Vorwand, eine gute Nachbarschaft pflegen zu wollen, trafen sie bei den Schäfers - so war der Name der Schäferfamilie - ein. Sie taten sehr freundlich und wollten doch eigentlich nur die goldenen Schafe sehen. Aber diese waren - wie fast immer - auf einer besonders saftigen Wiese weit ab hinter dem Wald. Der Schäfer kannte die besten und fettesten Wiesen, wo er seine Schafe weiden ließ. Die Neuankömmlinge mussten unverrichteter Dinge wieder gehen.
Es vergingen viele Wochen. Die Zeit der Schafschur war gekommen und der Schäfer brachte seine Herde nach Hause. Es würde wieder gute Wolle geben. Das Wetter veränderte sich. Sonne und Mond waren schon mehrere Tage nicht zu sehen. Wenn es nicht gerade regnete, war es kalt und finster. Die kahl geschorenen Schafe froren und rückten dicht zusammen. Der Schäfer sorgte sich sehr um sie, konnte ihnen aber nicht helfen.
Sonne und Mond fehlten allen. Offensichtlich litten die goldenen Schafe besonders unter der Finsternis, denn ihre Wolle wollte und wollte nicht nachwachsen. Es vergingen mehrere Wochen ohne Sonne und Mond. Die Schäfers waren sehr traurig und wussten sich keinen Rat.
Eines Tages träumte Lara folgenden Traum: sie lag auf einer wunderschönen Wiese. Sonne und Mond schienen hell und warm. Plötzlich stieg der Mond herunter und sprach zu ihr: Dein Vater hat goldene Schafe. Es sind die einzigen, die es auf der Welt gibt. Hütet sie sorgsam, sie sind ein Schatz. Wenn sie einmal krank werden sollten, dann kannst nur du ihnen helfen. Dazu musst du mich aber rufen, ohne dass es die Sonne merkt. Wie du das anstellst, musst du selbst herausfinden.
Am Morgen fiel ihr der Traum wieder ein. Sollte daran etwas wahres sein? Die Schafe könnten dringend Hilfe gebrauchen! Sie sagte ihren Eltern nichts davon, weil sie ihnen keine Hoffnung machen wollte. Sie ging in den Wald und grübelte. Wie sollte sie den Mond rufen, der erstens gar nicht zu sehen war und sich zweitens immer in der Nähe der Sonne aufhielt.
Sie setzte sich unter eine große alte Eiche und war den Tränen sehr nahe. Plötzlich hörte sie eine Stimme - ganz leise. Sie kam aus dem Baum. Als sie ihr Ohr an den Stamm legte, hörte sie folgendes:
"Ich, die Eiche, kannte deinen Ururgroßvater. Er hat mich gepflanzt. Ich bin ihm sehr zu Dank verpflichtet. Aus diesem Grund möchte ich dir helfen. Du hast 4 Wünsche frei. Bedenke sie sehr sorgsam, denn du wirst sie alle 4 brauchen, um den Schafen - und damit deiner Familie - zu helfen. Aber du darfst mit niemandem darüber sprechen."
Erstaunt blickte Lara in den Wipfel der Eiche und bedankte sich herzlich. Sie blieb noch lange sitzen und überlegte sich, wie sie das anstellen sollte.
Als sie heim kam, saßen ihre Eltern traurig am Tisch. Wie gern hätte sie sie getröstet - aber sie durfte es nicht. Alle Versuche, sie aufzuheitern, mißlangen. Sie wollte schon einen Wunsch dafür opfern, nur um sie wieder einmal lachen zu sehen. Zum Glück fiel ihr rechtzeitig die Warnung des Baumes ein. Ein Lachen der Eltern hätte den Schafen nicht geholfen! Also schlich sie sich wieder hinaus. Das wäre aber gar nicht nötig gewesen, denn Vater und Mutter waren so mit ihrem Kummer beschäftigt, dass sie nicht auf ihre Tochter achteten.
Sie lief wieder zu der Eiche und sprach ihren ersten Wunsch aus:
"Ich wünsche mir, dass die Wolken den Mond so lange frei geben und die Sonne weiter verdecken, bis ich mit dem Mond gesprochen habe."
Der Baum sprach: "So soll es sein!"
Sie blickte zum Himmel hoch und staunte. Die Wolken rückten zur Seite und gaben den Blick auf den Mond frei. Lara rief ihn so laut sie konnte. Und siehe da - er kam langsam immer näher! Es dauerte lange, bis er über der Eiche stehen blieb.
"Du hast mich gerufen." sagte er. "Sind die Schafe deines Vaters krank?"
Lara erzählte ihm, dass die Wolle nicht mehr wächst und die Schafe frieren, seit er und die Sonne sich hinter den Wolken versteckten.
Darauf sagte der Mond, dass er und die Sonne dies nicht beeinflussen könnten. Der Wind treibe immer neue Wolken über den Himmel. Deshalb sei es wichtig, mit dem Wind zu reden. Wenn er seine Spielerei mit den Wolken beendet, könnten sie wieder scheinen und die Schafe würden wieder gesund werden.
Als der Mond dies gesprochen hatte, stieg er langsam wieder in den Himmel, wo ihn die Wolken sofort verdeckten.
Lara erwachte wie aus einem Traum, hatte aber jedes Wort behalten. Wie sollte sie den Wind beeinflussen. Sie wusste ja nicht einmal, wo er war und wie er aussah. Sie fühlte ihn immer nur. Manchmal blies er warm und manchmal kühl. Trotzdem liebte sie ihn. Er zauste ihr langes Haar und schüttelte die hohen Bäume. Es wird ihr wohl nichts anderes übrig bleiben, als wieder einen Wunsch zu äußern. Hoffentlich reichten die vier Wünsche und sie vergeudete keinen davon.
Also sprach sie den zweiten Wunsch aus:
"Ich wünsche mir, mit dem Wind sprechen zu können."
Der Baum antwortete:
"So soll es sein!"
Es rauschte mächtig in der alten Eiche. Ein wenig fürchtete sie sich sogar. Das was sie sah, ähnelte einem Gespenst, wie sie es sich vorstellte. Es war wie ein Schleier, der sich aufblühte und hin und her wehte. Er hatte keine bestimmte Farbe, sah manchmal hell und leuchtend - dann wieder dunkel und gefährlich aus.
Sie nahm allen Mut zusammen und sprach ihn an. Sie erzählte ihm von ihren frierenden Schafen, seit die Sonne und der Mond von den Wolken verdeckt werden. Er lachte laut - dabei blähte sich der Schleier weit auf. Dann sagte er:
"Du musst wissen, dass ich gerade mit dem Sturm in einem Wettkampf stehe. Ich will ihm beweisen, dass ich stärker bin als er. Da ich immer gleichmäßig blase, habe ich den längeren Atem und kann länger durchhalten. Der Sturm muss sich mehr anstrengen und irgendwann werden seine Kräfte nachlassen. Dann habe ich gewonnen!"
Lara war entsetzt. Das könnte ja noch Wochen dauern. Solange würden die Schafe nicht durchhalten. Sie würden ohne ihre Wolle erfrieren. Sie sagte es dem Wind. Er lachte wieder und meinte, dass sie sich da wohl an den Sturm wenden müsse. Wenn er aufgäbe, ließe der Wind mit sich reden und würde sich als Sieger zur Ruhe begeben.
Damit erhob sich der Schleier von der Eiche und schwebte in die Lüfte und löste sich auf. Er hatte es sehr eilig, um weiter mit dem Sturm kämpfen zu können. Lara war trauriger als zuvor. Sie hatte nur noch zwei Wünsche frei. Wenn diese nun nicht reichen würden! Wenn der Sturm nun auch einen anderen fand, den er verantwortlich machen könnte.
Sie musste es versuchen. Obwohl sie sehr müde war, sprach sie zur alten Eiche:
"Liebe Eiche, ich bitte dich, erfülle mir den dritten Wunsch. Ich muss unbedingt den Sturm sprechen!"
Der alte Baum sagte wieder: So soll es sein!"
Da sie sich noch erinnerte, wie der Wind abgebraust kam, klammerte sie sich vorsichtshalber fest an den Stamm der Eiche. In der Luft dröhnte es ganz gewaltig. Die alte Eiche bog sich unter der Kraft des Sturmes. Es krachte in den Ästen und viele Blätter und dünne Zweige wirbelten durch die Luft. Es war sehr laut und beängstigend.
Dann erscholl eine tiefe Stimme: "Wie kannst du es wagen, mich bei einem so wichtigen Kampf zu stören?"
Lara zitterte vor Angst. So laut sie konnte, rief sie auch ihm ihre Geschichte zu.
Eine Weile war es still - unheimlich still!
Dann sagte der Sturm: "Ich habe noch nie daran gedacht, dass wir mit unserem Wettstreit irgend jemandem schaden könnten. Es hat mir einfach Spaß gemacht, dem Wind einmal gehörig sein großes Mundwerk zu stopfen. Aber wenn ich es recht bedenke, ist das wohl ziemlich dumm von mir. Ich weiß doch, dass ich der Stärkere bin. Ich heiße ja nicht umsonst - Sturm. Kleines Mädchen - ich muss mich bei dir und den Deinen entschuldigen! Ich tue es auch im Namen des Windes, obwohl ich mir nicht sicher bin, dass er damit einverstanden sein wird. Wir werden unseren Streit beenden! Dann können die Wolken sich verziehen und Sonne und Mond strahlen wieder hell am Himmel."
Lara war überglücklich, als sie das hörte. Sie konnte sich gerade noch bedanken. Der Sturm erhob sich mit Gebrüll, brauste in die Lüfte und machte sich auf dem Weg zum Wind. Er musste ihn überzeugen, den Wettstreit aufzugeben.
Trotz der Aufregung schlief Lara völlig erschöpft ein.
Wie lange sie geschlafen hatte, konnte sie nicht sagen. Ihr war plötzlich sehr warm. Als sie die Augen aufschlug, sah sie die Sonne und den Mond am Himmel. Alle Wolken waren weg. Sie umarmte den alten Baum und dankte ihm für seine Hilfe.
Sie rannte nach Hause zu ihren Eltern. Diese saßen noch immer in der Stube am Tisch. Lara zog sie nach draußen, damit sie die Sonne und den Mond sehen konnten. Des Vaters erster Gedanke galt natürlich den Schafen. Zusammen liefen sie zur Weide. Der Anblick, der sich ihnen bot, war umwerfend! Die Sonnenstrahlen ließen die immer noch kahlen Schafe regelrecht aufleuchten. Es würde nicht lange dauern, bis die Wolle wieder dick und flauschig sein würde.
Die Schäfers waren glücklich. Lara erzählte immer noch nichts von ihren Wünschen. Noch hatte sie einen Wunsch frei, den sie nicht leichtfertig aufs Spiel setzen wollte. Wer weiß, wozu sie ihn noch brauchen würde. Umsonst hatte ihr der alte Eichenbaum sicher nicht die vier Wünsche gegeben.
Das Leben nahm wieder seinen geregelten Gang. Die Leute erholten sich von der langen Kälte und genossen Sonne und Mond. Die neu hinzugezogene Familie - sie hießen Reider - hatte sich auch eingelebt. Ihr ließ es aber keine Ruhe, dass sie die goldenen Schafe noch nicht zu Gesicht bekommen hatten. Sie fragten unauffällig die Nachbarn aus, konnten aber nicht viel erfahren. Zum einen hatten die sich in den vielen Jahren daran gewöhnt und zum anderen sahen sie die Schafe nur, wenn sie zur Schur auf dem Hof waren. Reiders schlichen immer öfter um den Hof der Schäfers, aber es wollte ihnen einfach nicht gelingen, einen Blick auf die Schafe zu werfen. Immer waren sie woanders. Reiders hatten es sich aber in den Kopf gesetzt, eines von den goldenen Schafen zu stehlen, wenn sie es nicht anders bekommen konnten. Damit wollten sie dann eine neue Zucht mit ihren eigenen grauen Schafen beginnen.
Eines Tages hatte Lara wieder einmal einen merkwürdigen Traum. Sie träumte, dass ihre Schafe in Gefahr wären. Diesmal aber durch Menschenhand! Den Traum erzählte sie ihrem Vater. Er sah sie an und nahm sie beiseite zu einem ernsten Gespräch.
"Du weißt doch, dass unsere Schafe etwas ganz besonderes sind. Mein Urgroßvater hat sie geschenkt bekommen von einem Waldgeist, dem er einmal einen Dienst erweisen konnte. Das Geschenk war an eine Bedingung geknüpft. Die Schafe würden nur wachsen und gedeihen, wenn sie ohne Mißgunst anderer Menschen ihr Leben verbringen könnten. Das hieß, dass die Schäfers immer durch Freundlichkeit und Güte die Neidgefühle der Nachbarn unterdrücken mussten. Denn selbstverständlich wird es immer Menschen geben, die ihnen ihre Schafe neideten. Aber das Gefühl durfte nie übermäßig werden. Sollte das jedoch geschehen, dann würde die Farbe der Schafe verblassen zu einem dunklen weiß - also grau. Das ist unser Geheimnis. Da ich keinen Sohn habe, musst du es an dein ältestes Kind weitergeben."
Lara versprach, das Geheimnis zu hüten und später die Schafe genau so liebevoll zu umsorgen, wie es jetzt der Vater tat.
Es vergingen wieder einige Wochen in Ruhe und Frieden, bis etwas Seltsames geschah. Die Schafe wirkten irgendwie ängstlich und verstört. So als hätte man sie gejagt oder geschlagen. Den Vater beunruhigte das sehr. Er dachte an Laras merkwürdigen Traum und beschloss, sich auf die Lauer zu legen. Es musste etwas passiert sein - und er wollte wissen was es war. Lara kam zufällig vorüber und blieb bei ihrem Vater.
Dann fiel ihr der vierte Wunsch ein, den sie ja noch frei hatte. Sicher war das der richtige Zeitpunkt, ihn zu äußern. Mit einer Ausrede lief sie weg und hin zur alten Eiche. Sie lehnte sich an den dicken Stamm und sprach: "Liebe Eiche, einen Wunsch habe ich noch frei. Ich will nichts für mich, aber bitte baue einen unsichtbaren Schutzwall um unsere Schafe."
"So soll es sein!"
Lara lief zurück zu ihrem Vater. Er lag immer noch in seinem Versteck und wartete. Worauf er wartete, konnte er freilich nicht sagen. Er wollte nur seine Schafe beschützen.
Plötzlich hörten sie Leute aus dem Wald kommen. Es war Vater Reider mit einem seiner Söhne. Nun hatten die Schäfers schon davon gehört, dass Reiders ein Auge auf ihre Schafe geworfen hatten. Wollten sie jetzt etwa eines ihrer Schafe stehlen? Laras Vater wollte gerade hervor springen und sich den beiden in den Weg stellen, als diese verdutzt stehen blieben.
Herr Reider rief seinem Sohn zu, wo denn die verdammten Schafe wären! Er hätte doch gesagt, dass sie auf dieser Wiese stehen würden!
- Sie standen da auch - aber Reiders konnten die wunderschönen goldenen Schafe nicht sehen!
Laras Wunsch war in Erfüllung gegangen. Ein unsichtbarer Schutzwall stand um die Schafe herum! Herr Reider schimpfte noch lange, dass er doch gleich gewusst hätte, dass es keine goldenen Schafe gibt. Es ist alles nur dummes Gerede der Leute!
Lara sah ihren Vater an, der das alles nicht verstand.
"Wieso sehen Reiders die Schafe nicht, obwohl sie doch vor deren Nase stehen?" fragte Laras Vater.
Lara erzählte nun alles von ihrem ersten Traum, von den 4 Wünschen, wie sie mit dem Mond, dem Wind und dem Sturm gesprochen hatte. Es gab keinen Grund mehr zu schweigen. Die Wünsche waren alle erfüllt worden. Der Vater hörte staunend, was er seiner Tochter eigentlich alles verdankte und ließ sich die Eiche zeigen, die sein Urgroßvater gepflanzt hatte. Durch sie brauchte er nun keine Angst mehr um seine Schafe zu haben.
Sie bauten eine Bank um die alte Eiche - und immer wenn sie besonders glücklich waren, setzten sie sich darauf.
Übrigens - die Eiche hat nie wieder ein Wort gesprochen!



Eingereicht am 23. Juni 2005.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin / des Autors.



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