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Mein größtes Abenteuer

Von Heiko Reutter


.....die Welt sah anders aus. Sie schien so neu und besser, obwohl ich sie nur aus einer anderen Perspektive sah. Ich ritt durch die Nacht und ich wusste nicht wohin.
Hoch ohne Boden unter den Füßen, mitten in die Nacht hinein. Es schneite, doch am Himmel waren Sterne zu sehen und alles funkelte und strahlte und meine Haare wirbelten im Wind. Immer weiter, fort nur fort. Ich war Robin Hood, der Scharlachrote Pirat, ein Ritter der Tafelrunde. Ich war da, irgendwo in der Welt der Helden und der Tapferen, sie war da diese Welt und ich spürte sie. Die Straßen waren schon längst verschwunden, keine Autos, keine Hochhäuser, kein elektrisches. Licht oder irgendetwas , was an das Zeitalter erinnert, in welchem im Winter die Zimmer warm und die Herzen der Menschen doch so kalt sind. Während ich so durch die Luft ritt, spürte ich zum ersten mal wie viel Zeit ich hatte, wie lange ein Augenblick sein kann und ich genoss ihn in vollen Zügen. Und kaum war der eine Augenblick vorbei, da kam auch schon der nächste. Ich hatte vergessen wie schön es ist, wenn man den Augenblick nicht festhalten muss aus Angst ihn zu verlieren, sondern wenn man ihn ganz einfach nur genießt, weil man weiß, es kommen weitere. Die Nacht war so klar, der Mond voll und hell und tausend Sterne leuchteten und dennoch fielen Schneeflocken herab und es schien, als kämen sie aus dem Nichts. So zauberhaft und märchenhaft war es, dass ich nicht vermochte einen Gedanken zu fassen, was mich erwarten würde. Und irgendwann war ich eingeschlafen, eingeschlafen ohne es zu wollen, wie an einem Weihnachtsabend, für den man sich vornimmt nicht einzuschlafen um so lange als möglich diesen Abend zu genießen. Doch irgendwann ist man dann doch eingeschlafen. Und so trug mich dieses Geschöpf durch die Nacht und ritt mit mir meiner Bestimmung entgegen, während ich schlief -
Es war Tag, wahrscheinlich war es schon lande Tag wie ich erwachte. Aber ich hatte schon lange nicht mehr so frei von allen Ängsten geschlafen und ich konnte mir nicht vorstellen, je welche gehabt zu haben. Aber wo war ich, neben mir lag ein Schwert eine ganze Rüstung und ein Schild auf welchem ein weißer Adler auf Rotem Grund zu sehen war. In der Ecke stand ein Fuchs, es war das schönste und anmutigste Pferd, das ich je gesehen hatte so rot wie Rosen. All die befand sich in einer kleinen höhlenartigen Wölbung in einem Wald. Kurz darauf ritt ich los, ohne zu wissen wohin, aber ich fühlte, dass es da eine Bestimmung gab, etwas für das das Schicksal mich erwählt hatte.
Nachdem ich den Wald hinter mir gelassen hatte und eine ganze Weile auf freiem Feld geritten war, sah ich in der Ferne ein kleines Häuschen stehen und da es schien als ob der Tag sich bald dem Ende neigen würde, beschloss ich dort um eine Unterkunft für die Nacht zu bitten. Als ich von meinem Pferd stieg, glaubte ich zu hören, dass in dem Häuschen jemand sei. Ich ging also zur Tür und klopfte an so dass es ein jeder gehört haben musste. Doch es war niemand, der mir Antwort gab. Ich schaute mich um, ob es einen Stall oder etwas desgleichen gab in dem sich jemand hätte aufhalten können, aber da war nichts, außer einem Unterstand für Pferde. Ich ging also zurück zur Tür und klopfte stärker als zuvor und plötzlich tat sich die Türe auf. Sie öffnete sich für einen kleinen Spalt und wie ich eintreten wollte stolperte ich über einen Gegenstand, der die Tür versperrte und ich erschrak, als ich sah, dass es der Arm eines Toden war, der wohl an der Tür seine letzten Augenblicke zugebracht haben musste. Was er vorhatte und warum er hier so alleine war, obwohl er schon sehr alt gewesen sein musste war ein Geheimnis, dass wohl nur er wusste. Das Häuschen machte den Eindruck, als ob man es in aller Eile verlassen hatte. Überall gab es Hinweise dafür. Ein halb gedeckter Tisch, im Kamin war ein Scheitel aufgestellt und in der Mitte des Zimmers lag ein Schuh einfach so. Nachdem ich alle weiteren Räume des Hauses betrachtet hatte und auch dort überall Hinweise auf ein hastiges Verlassen des Hauses fand ging ich hinaus und hob eine Grube aus, um den alten Mann zu beerdigen. Immer wieder fragte ich mich warum er so allein gestorben war, oder ob man ihn zurückgelassen hatte, um schneller fliehen zu können, aber vor wem und weshalb? Als ich fertig war nahm ich den Roten mit ins Haus, da ich ihn diese Nacht so nah als möglich bei mir haben wollte. Kaum hatte ich mich etwas hingelegt war ich auch schon eingeschlafen, denn es war nicht leicht gewesen, diesen mit einem Schwert zu begraben. Doch kaum war ich eingeschlafen geschah etwas Merkwürdiges und ich wusste später nicht mehr, ob es ein Traum oder Wirklichkeit gewesen war, denn plötzlich erschien mir der alte Mann und er warnte mich davor weiter zu reiten. Er erzählte mir dass vor einiger Zeit ein großes Unheil über dieses Land gekommen war.
Kriege und Elend bestimmten seitdem das Leben derer, die hier lebten und wer bleibe, der werde bald darin verstrickt sein. Er bat mich darum zu gehen solange ich noch die Zeit dazu hätte und so plötzlich wie er mir erschienen war, so plötzlich war er auch wieder verschwunden. Am nächsten Morgen sattelte ich mein Pferd, legte mir meine Rüstung an und ritt weiter. Ich musste wissen was der Grund für all dies Unheil war und ich war mir sicher, dass dies der richtige Weg war. Es war, als ob man die Welt in seinen Händen hält, dieses Gefühl der Größe und Stärke, das man empfindet, wenn man bereit ist für etwas zu sterben.
Doch soweit war es noch nicht und jetzt, da ich mich mitten in dem Abenteuer befand, wusste ich, dass was auch immer geschehen würde, es kein Zurück mehr gab. Doch wie würden die Menschen, die so viel Angst haben mussten, auf einen Ritter der ihnen fremd war reagieren. Ich beschloss also mich der Rüstung vorübergehend zu entledigen und so versteckte ich sie an einem Platz, von dem ich überzeugt war, ihn wieder zu finden. Nach einer gewissen Zeit kam ich an eine Kreuzung, die mir drei Wege zur Auswahl bot, aber welchen sollte ich nehmen, denn alle drei Wege schienen mir gleich. Da sah ich einen Bettler sitzen, zwischen dem zweiten und dem ersten Weg. Ich ging auf ihn zu und fragte ihn, welcher Weg der beste und Nächste sei, wenn ich zu einer größeren Stadt gelangen wollte. Da sagte der Bettler" Sieh an, wenn haben wir denn da, einen Fremden, er mich fragt welches der richtige Weg ist.
Jemanden besseren als mich hättest Du nicht fragen können das musst Du mir glauben und bitte schreibe der Tatsache, dass Ich blind bin keine große Bedeutung zu." Erst da hatte ich bemerkt, dass er seine Augen nicht mehr gebrauchen konnte, doch eigentlich war ich darüber gar nicht so unglücklich, da er so denjenigen der ihn gefragt hatte nie erkennen konnte. So fragte ich ihn denn, ob er mir sagen könne warum über dieses Land so großes Elend gekommen sei? "Nun" sagte er "Du hast Glück, Du fragst den absolut best informierten Mann weit und breit den Du hättest fragen können. Und ich hoffe, dass Dir meine Informationen auch etwas wert sind. Nun aber höre. Vor langer Zeit herrschte einst ein König über dieses Reich wie zuvor so viele andere Könige und es war ein guter König. Und wie viele andere vor ihm hatte er eine Prinzessin zur Tochter, die er aber nur dem zur Frau geben wollte, den sie wirklich liebte, denn auch er liebte seine Tochter über alles. Sei Land nun bestand," er räusperte sich und fragte " ach hatte ich erwähnt wie außerordentlich schön die Prinzessin war? Ich habe sie zwar selbst nie gesehen aber so hieß es eben." fügte er hinzu. "Sei Land bestand also aus drei Teilen. In jedem Teil herrschte ein Fürst der ihm diente und diese Fürsten hatten Söhne, ein jeder nur einen einzigen. Es war nun Sitte gewesen, dass gab es einen Prinzen oder wie damals eine Prinzessin so sollte diese oder dieser mit einem Fürstenkind vermählt werden." und wieder musste er sich räuspern, " Ach hatte ich erwähnt, dass die Söhne der Grafen alles andere als schön waren geschweige denn lieb genug für unsere liebe Prinzessin? Als die Prinzessin nun wählen sollte zwischen den Prinzen, da wählte sie keinen der dreien sondern beschloss zu warten, so lange, bis jemand kommen würde dem sie ihr Herz schenken wollte. Ihr Vater der König der seine Tochter wie gesagt über alle Maßen liebte und sie zudem alles war was er noch hatte, gewährte ihr diesen Wunsch. Doch in der Nacht, eh die drei Fürstensöhne, die zum Werben ins Schloss des Königs gekommen waren, gehen wollten geschah das Unheil. Das königliche Zepter das nur der erhalten sollte, der des Königs Nachfolger werden würde war verschwunden." Plötzlich stockte der Bettler in seiner Erzählung. Nach einer Weile sagte " Ich erzähle Dir nun was ich denke was sich zugetragen hat" "Aber entspricht dies denn der Wahrheit?" fragte ich ihn. "Was sagen denn die anderen?"
"Schnickschnack, papperlapapp, Grähenfuß und Spinnenbein, was wissen die anderen schon," brauste er auf, "ich habe es doch gesehen, mit meinen Augen". "Du ein Blinder sehen?" fragte ich ihn. "Jawohl," sagte er mit bestimmten und eisernem Ton, "ich ein Blinder habe es gesehen, denn meine Augen mit denen ich sehen kann liegen tief in meinem Innersten und sind besser als die mit denen ein jeder glaubt sehen zu können." "Bitte entschuldige, es tut mir leid," es war mir peinlich und ich hatte ihn offensichtlich sehr verletzt. "So erzähle doch nun weiter was Du denkst dass sich ereignet hat" sagte ich. "Na ja es sei Dir verziehen, denn Du scheinst ehrlich zu sein. in jener Nacht war Kawar im Schloss, ein böser Zauberer, der sich völlig der schwarzen Magie verschrieben hatte. Der König hatte ihn, nach dem mysteriösen Tod der Königin aus dem Schloss vertrieben und verstoßen, nachdem er zuvor lange Jahre der Hofzauberer gewesen war. Eben dieser Zauberer war, so denke ich, in dieser Nacht im Schloss um den König zu vergiften. Daraufhin hatte er die Prinzessin entführt. zuvor jedoch legte er einem jeden Fürstensohn ein Zepter, welches dem des Königs gleich sah, in deren Schlafgemach, so dass die Fürstensöhne am darauf folgenden Morgen dachten, dass der König, eh er gestorben war zu ihnen gekommen sei um ihnen sein Zepter als Zeichen seiner Fürsprache zu geben. Als nun die Prinzessin und das wahre königliche Zepter fehlten und der König tot war, beschuldigte ein jeder den anderen, ein falsches Zepter zu haben und die Prinzessin entführt zu haben und sie trennten sich im Streit. Kurze Zeit später entbrannte ein Krieg zwischen Zweien. Der dritte half darauf dem der angriff, weil er glaubte, dass der andere die Prinzessin habe und der andere diese befreien wollte. Bald jedoch kämpften die ersten beiden gegen den dritten, weil sie nun ihrerseits diesen verdächtigten die Prinzessin zu haben. All dies geschah vor drei Jahren und es scheint kein Ende absehbar.
Und somit hat sich der Zauberer gerächt." "Was kann man das tun, oder was könnte ich da tun um dem ein Ende zu bereiten?" fragte ich den Bettler. "Es gibt nur eine Möglichkeit, ihr müsst das richtige Zepter finden und die Prinzessin befreien". Aber wo finde ich sie, wo muss Ich sie suchen?"
"Glaubst Du an Wunder?" fragte er mich. "Glaubst Du an Wunder?" fragte er mich nochmals. "Nein" sagte ich, ich hatte aufgehört an Wunder zu glauben.
Ja ich hatte aufgehört, aber warum eigentlich, warum hatte ich aufgehört an Wunder zu glauben, Ich wusste es nicht mehr. "AH, ja doch, natürlich glaube ich an Wunder, an jede Art von Wunder, Wunder erster Klasse und zweiter Klasse, allerdings nicht so sehr an Wunder dritter Klasse." Ich musste mich über mich selbst wundern, allerdings empfand ich es als wundervoll, dass ich wieder an Wunder glaubte. "Glaubst Du an die Liebe?" fragte er mich. Welche Liebe meinte er? Ein Junge mit 12 Jahren hat gewisse Einschränkungen was dieses Gebiet betrifft, aber erstens war ich auf einmal ein Mann und zweitens gab es nichts schöneres als an die Liebe zu glauben und es erschien mir gut möglich an jede Art von Liebe glauben zu können. "Ja ich glaube am die Liebe," sagte ich. "Das ist gut, denn wenn Du nicht an Wunder und an die Liebe glaubst, hättest Du nie eine Chance die Prinzessin zu retten und nun höre. Kawar hat wohl die Prinzessin und das Zepter, doch wo dieser böse Zauberer, der Herr des Dunklen lebt weiß keiner so genau." "Was weißt Du?"
fragte ich ihn. "Du fragst mich, auf einmal, mich den Blinden, den der nichts sieht Ha Ha Ha" "Bitte" sagte ich " es tut mir leid, dass ich Zweifel an Dir hatte." "Also ich denke, " sagte er nun voll Genugtuung und mit etwas überzogener Stimme, " ich denke, also, dass, ja, dass Ich das nicht weiß."
Seine Stimme sank ab und ich wurde ganz klein. "Alles weiß Ich aber nie hatte ich mir Gedanken gemacht, wo Kawar wirklich leben könnte." Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Wenn er es nicht wusste, wer dann hätte es wissen können. Es schien als ob ich keinen Schritt weiter gekommen war. Denn obwohl Ich nun die Ursache für all das Elend wusste, schien mir die wichtigste Information zu fehlen.
"Vielleicht, nein ich denke nicht, völlig absurd, ganz ausgeschlossen", sagte er auf einmal. " was ist so absurd, was ist vielleicht", fragte ich ihn. "Oh ich dachte nur an den schwarzen Berg." "Was ist mit dem schwarzen Berg, sag was meinst Du?" "Tja weißt Du, es gibt da einen schwarzen Berg, so schroff Du felsig, wie Du ihn noch nie gesehen hast. Und darauf gibt es ein Schloss, ein uraltes Schloss, kaum größer als ein Dom und niemand weiß, wer darin lebt. Doch um dorthin zu gelangen musst Du zuerst die schwarze Wüste bezwingen. Es ist eine ewige Weite und sie hat nichts was ein Leben ermöglicht." "Und du glaubst, dass dort Kawar die Prinzessin hingebracht hat?" "Ich glaube es, aber ich weiß es nicht" sagte er, doch schon am gleichen Abend ritt ich in Richtung Wüste. Dem blinden Bettler hatte ich etwas Geld gegeben. Danach hatte ich die Rüstung aus ihrem Versteck geholt, um sie bei mir zu haben für den Fall, dass ich sie im benötigte. Ich kam noch ein gutes Stück voran und ich wollte reiten so lange es etwas Licht gab. Angekommen auf einem Hügel erstarrte ich. Es bot sich mir ein Anblick dar, der alles Grausame der Welt für einen Augenblick zu vereinen schien.
Sie Sonne senkte sich und mit ihr färbte sich der Horizont in tiefem Blut.
Es war also ob sie alle Wärme und alles Leuchtende für immer mit sich hinab zuziehen wollte und nichts konnte dies verhindern. Es war kein Abendrot, es war Blut. Blut das heute geflossen war. In die Leere die blieb drangen die Schreie und das Weinen der Frauen, die ihre Männer suchten, oder das was von ihnen übrig geblieben war. So weit ich auch blickte war der Boten bedeckt mit den Leibern der an diesem Tag gefallenen. Über das Tal und die Hügel verstreut. Den Kampf vor Augen, so fühlte ich mich, alles lief ab jetzt, vor mir, und mir fielen wieder Worte des Alten ein wie er mir in der Nacht erschienen war "Du kommst in ein Land, in der die Liebe zwar alles vermag, doch das Böse gewinnt, in ein Land, in dem die Menschen sich gegenseitig schlachten und bekriegen, in einer Zeit in der man lebt um mit Schmerzen zu sterben." Ich hatte geglaubt, dass dies immer so war und sei aber was ich an diesem Abend gesehen hatte war schlimmer. Langsam ging ich den Hügel hinab, doch wohin ich auch trat, stieß ich an leblose Körper und ich begann zu laufen, schneller und immer schneller, Ich schrie und lief in die Nacht hinein. Ich ritt in derselben Nacht noch weiter und ritt und ritt so lange bis die Sonne wieder am Himmel stand und erst dann legte ich mich völlig erschöpft zu Boden.
Was ich nicht wusste, war dass ich nicht mehr weit entfernt gewesen war von jener schwarzen Wüste. Als ich aufwachte ritt ich auf einem scheinbar belaufenen Weg in das nächste Dorf und als man mir dort sagte, dass es bis zur Wüste nicht mehr weit sei kaufte ich soviel Wasser wie der Rote tragen konnte. Ich kaufte auch zwei Käse sowie zwei Säcke mit Hafer. Ich versetzte die Rüstung bis auf das Schwert und legte mir dafür eine Flöte zu. Keine gewöhnliche Flöte, sondern eine Flöte die selbständig spielen konnte. Der Verkäufer hatte sie mir als Wunderinstrument zweiter Klasse verkauft und dazu noch eine kleine Wunderüberraschung dritter Klasse beigegeben, von der er selbst nicht mehr so recht wusste um was es sich dabei handelte. Da es ein Zauberer war den es zu besiegen galt, hielt ich es für klüger ihm zunächst meine Dienste anzubieten und somit irgendwie sein Vertrauen zu gewinnen, als ihn mit stumpfer Kraft zu besiegen. Zumindest glaubte ich dass es so klappen könnte und jetzt, da ich wieder an Wunder aller Klassen, bis auf Wunder dritter Klasse glaubte konnte ja eigentlich nichts schief gehen, oder doch?
Die schwarze Wüste war eine Gegend, in der niemand und nichts leben konnte denn sie war ein einziger Teppich ganz aus Stein. Sie lag am Rande des zweiten und dritten Fürstenlandes und befand sich insgesamt am Rande des Königreiches. Folge immer dem Polarstern hatten mir die Menschen in dem Dorf gesagt. Drei Tage und drei Nächte musst Du reiten und am Morgen des vierten Tages wirst Du die Spitze des höchsten Turmes des uralten Schlosses sehen, dessen eigenartige Form an eine alte Eiche erinnert. Eine Eiche die einen breiten Stamm hat und viele kleine Türme, die in die Höhe ragen. Am Abend des vierten Tages wirst Du dann am Fuße des schwarzen Berges stehen und so war es auch. Es war unheimlich. Steil und mächtig ragte das felsige Massiv empor und zu oberst stand das Gemäuer. Es war ein mühsamer Anstieg und gefährlich. Die letzte Hürde zu diesen furcht erregenden Mauern war eine alte abgetakelte Hängebrücke, die darauf hinwies, da in diesem Schloss das Kommen und Gehen nicht das Übliche war. Vorsichtig klopfte ich mit den mächtigen Ringen, die durch die Nasen zweier schrecklicher Dämonenköpfe gezogen waren an das große Tor. Da erklang eine tiefe, sonor dröhnende Stimme "Fremder, was willst Du?" "Ich bin ein Hofmusiker" sagte ich. So ein Blödsinn, nein halt wie konnte ich dies sagen. Da hatte ich soviel Zeit mir zu überlegen, was ich sagen könnte und das einzige was mir einfiel war zu sagen ich bin ein Hofmusiker. Adieu schöne Prinzessin, auf Wiedersehen Du Held. "So kommt herein", sagte die Stimme. Ich glaubte nicht richtig gehört zu haben, aber das Tor öffnete sich und ein Zwerg stand dahinter. Er war hässlich und fett und er besaß die tiefste Stimme, die Ich je gehört hatte.
Er führte mich durch den Hof und jetzt da ich mich in Mitten dieser Gemäuer befand fühlte ich dass Ich richtig war und dennoch schien es unmöglich die Prinzessin hier zu finden. Zeh Türme ragten rings empor und in der Mitte des Hofes befand sich der elfte und höchste Turm. Der Zwerg führte mich in einen der kleineren Türme und gab mir dort ein Zimmer. Eh er ging sagte er zu mir " Morgen kannst Du meinem Meister vorspielen, gefällt es ihm, so magst Du bleiben, gefällt es ihm nicht dann musst Du Dein Glück woanders suchen." ich musste Zeit gewinnen, aber wie? Da sagte ich schnell, "Oh höre, ich kam von sehr weit her und nahm lange Wege, viele Strapazen und Mühen auf mich, um zu dem Schloss Deines Meisters zu gelangen. Darum möchte ich ihm auch gefallen in meinem Spiel. Deshalb bitte ich Dich um etwas Zeit, damit ich auf meinem Instrument noch üben kann." "Nun gut, warum nicht, Zeit spielt keine Rolle.
Ich gebe Dir eine Woche. Aber höre Dies, laufe nicht im Schloss herum außer auf dem Hof und störe niemanden, sonst geschehen furchtbare Dinge mit Dir."
"Aber warum?" fragte ich ihn. "Niemand darf den Meister stören, niemand außer mir. Dies mag Dir genügen Fremder und jetzt schlafe." Daraufhin machte er die Tür hinter sich zu und ich hörte, wie er mühsam seinen kleinen fetten Körper die Stufen hinab wälzte. Mein Plan war es in den folgenden Nächten die Flöte für mich spielen zu lassen, um dann, wenn diese hässliche Kreatur glaubte, dass Ich übte, die Türme nach der Prinzessin zu durchsuchen. Den ganzen Tag über saß ich an meinem Fenster und überlegte wie ich vorgehen konnte, und ich versuchte zu beobachten wie viel hier auf dem Schloss lebten, doch sah ich stets nur den kleinen Zwerg. Als dieser kam und fragte warum ich denn nicht übte, entgegnete ich ihm, dass ich des Nachts üben würde, damit niemand davon etwas mitbekäme, wenn ich übte und Tage wollte ich mir dann überlegen, welches Stück ich des Nachts üben würde. Es schien als ob ihm diese Antwort zu genügen schien und nachdem ich ihm versichert hatte, dass ich auch gewiss so leise üben würde, dass es kaum jemand würde hören können, ging er und seinem naiv grinsenden Gesicht konnte ich entnehmen, dass er glaubte, was ich ihm erzählt hatte. Kaum war es dunkel geworden, ließ ich die Wunderflöte zweiter Klasse für mich spielen und begab mich auf die Suche. Es war klar, dass die Prinzessin nicht in meinem Turm gefangen war, aber sie konnte in all den anderen stecken. So nahm ich den Turm, der meinem am nächsten stand und schlich zu dessen Tür. Gerade als ich eintreten wollte, hörte ich von oben Schritte. Schnell schwang ich mich über die kleine Treppe, die zur Türe geführt hatte und presste mich an den Turm.
Um über den Hof zu laufen war es zu spät gewesen. Langsam öffnete sich die Türe, dann trat der Zwerg heraus. Er blickte hinauf zu meinem Fenster und sah das Licht brannte und ganz leise vernahm er die sanften Klänge der Flöte. Daraufhin ging er langsam die Treppe hinab und nachdem er quer über den Hof gelaufen war verschwand er in irgendeinem anderen Turm. Ich selbst begab mich in diesen Turm. Es ein modriger Geruch der in den Gemäuern dieses Turmes vorherrschte. Langsam schlich ich die Wendeltreppe hinauf und schaute in jeden Raum, doch so sehr ich auch suchte, hier gab es keine Indizien für eine entführte Prinzessin. Ich ging also zurück in meinen Turm, wartete bis die Sonne heraus kam und nachdem ich die Flöte wieder zur Ruhe befohlen hatte, legte ich mich schlafen. So versuchte ich es jede Nacht, doch nie hatte ich Erfolg und bei keinem der Türme gab es irgendwie Hinweise, die auf die Prinzessin hätten deuten können. Ich war mittlerweile sehr geschickt darin den Zwerg zu überlisten und Ich hatte auch schon zwei Türme in einer Nacht geschafft doch meinem Ziel schien ich nicht näher gekommen zu sein.
Mit der Zeit glaubte ich, dass ich mich getäuscht hatte und dass die Prinzessin gar nicht auf diesem Schloss sei. So kam denn auch der Tag, an dem ich dem Herr des Schlosses vorspielen sollte. Was hatte ich zu verlieren, dass er mich wieder davon jagen würde, mein Leben, was galt schon mein Leben, ein Leben bei dem was ich gesehen hatte und der Gedanke daran dass durch mich das Elend beendet werden könnte gab mir Kraft. So hatte ich also nichts zu verlieren, sondern nur zu gewinnen. Am morgen des siebten Tages kam der Zwerg und fragte mich, ob ich bereit sei, er wolle mich dem Meister, seinem Herrn und Gebieter vorstellen. Ich nickte, nahm meine Flöte und folgte ihm. Er führte mich quer über den Hof, zum mittleren Turm, dem einzigen, den ich noch nicht erkundigt hatte. Wir stiegen eine Wendeltreppe, wie sie es auch in all den anderen Türmen gab hinauf und stoppten vor einem großen Vorhang. "Meister", sagte er Zwerg, "Meister hier kommt der Fremde der Dich mit seiner Musik erfreuen will "Bring ihn herein." seufzte eine gebrechlich scheinende Stimme. "Du bist also der Musiker, der mich mit seinem Flötenspiel erquicken will" sagte er. Die Stimme drang vom Ende des Saales her. Jemand musste dort stehen, in einer Ecke des Saales wohin kaum Licht drang. "Doch höre, mich kannst Du und sollst Du nicht beglücken mit Deinem Spiel, dafür ist es zu spät, doch es gibt hier jemand anderen im Schloss", und mit diesen Worten fiel ein Vorhang am Ende des Saales und zu Vorschein kam ein großer silberner Käfig und darin war ein weißer Adler. Ein weißer Adler, derselbe weiße Adler der auf meinem Schild war. Langsam ging ich in Richtung Käfig. Als ich vor ihm stand legte ich die Flöte an meine Lippen und begann zu spielen. Und die Flöte spielte so schön, wie noch nie ein Menschenohr solch schöne Klänge vernommen hatte. Als der Adler aufblickte und mich mit seinen Augen ansah, konnte ich in ihnen die Prinzessin sehen und sie war schöner als alles andere was ein Menschenauge je erblicken durfte. Von diesem Augenblick an glaubte ich an die uneingeschränkte Liebe wie nie zuvor. Und je mehr ich spielte, desto mehr richtete der Adler seine Haupt auf und sah mich an. Als ich geendet hatte sagte die Stimme. " Seit drei Jahren hat dieser Vogel sein Antlitz nicht mehr erhoben, doch scheinen ihm Deine Künste die Wehmut zu nehmen. So bitte ich Dich denn zu bleiben und dem Vogel an jedem Tag etwas zu spielen." "Ich nehme Euer Angebot dankend an, doch erlaubt mir noch eine Frage" und ich wandte mich an die Stimme die aus der Dunkelheit des Raumes zu mir Sprach.
"Frage wenn Du nicht anders kannst", antwortete mir die Stimme. "Warum haltet Ihr diesen herrlichen Vogel in Eurer Gewalt?" Da brauste die Gestalt hervor. Es war ein dürres Männchen so furcht erregend wie der Tod. "Nie mehr stellest Du diese Frage, nie mehr, wenn Du hier bleiben willst", dabei klapperte und zitterte er am ganzen Körper und seine großen grauen Augen glotzen mich an, dass sie aus dem hageren Gesicht zu fallen schienen. "Wie ihr wünscht," sagte ich und ging in meinen Turm.
In den folgenden Tagen spielte ich wieder und wieder für meine Prinzessin, doch ich wusste nicht wie ich sie hätte befreien können. Bald schon liebte ich sie mehr als das Leben selbst und je öfter ich in die Augen des Adlers sah desto mehr spürte ich dass auch sie mich begann zu lieben und um so tiefer wurden unsere Banden. Eines Abends wie ich am Fenster meines Turmes saß und überlegte, wie ich die Prinzessin werde retten können, fiel mir die Wunderüberraschung dritter Klasse ein. So musste es gehen dachte ich bei mir. Ich musste den Zauberer mit eben dieser drittklassigen Wunderüberraschung für den Bruchteil eines Augenblickes ablenken, um dann mit einem gezielten Schlag erster Klasse meines Schwertes das Schloss des Käfigs zu zersprengen. Da ich mittlerweile nicht mehr von dem Zwerg begleitet wurde, sondern selber täglich zum Vorspiel alleine ging war es ein leichtes, das Schwert in meinem Umhang bis zum Käfig zu schmuggeln. Der Zauberer würde wie jeden Tag in seiner dunklen Ecke stehen und es viel zu spät bemerken was ich im Schilde führte. Mein Plan schien gut, doch wie ich vor dem Vorhang stand zitterten mir die Knie, mein Herz pochte so heftig, dass ich glaubte es wolle davon springen. Was wenn sich das Schloss nicht öffnen ließe, was wenn das Wunder keines wäre, es war ja nur dritter Klasse, an die ich jetzt nicht glaubte, doch ich musste jetzt daran glauben. Was würde mit mir geschehen, nachdem der Adler die Prinzessin frei sein würde? - "Kommst Du, oder wie lange willst Du noch vor diesem Vorhang stehen?"
krächzte die Stimme von Innen. Woher wusste er, dass ich da war? Wusste er denn etwa was ich vorhatte? Egal es war alles egal, der Augenblick hatte begonnen. Es sagte nichts mehr und so trat ich langsam wie gewohnt vor das Käfig und wollte statt der Flöte, die Wunderüberraschung dritter Klasse hervorholen, da klirrte mir mein Schwert auf den Boden.
"Du kleiner unbedeutender Wicht, bist gekommen mir den Adler zu stehlen, ihn zu befreien," fauchte der Zauberer. Er sprang hervor und wollte sich auf mich stürzen, da öffnete ich die Wunderüberraschung und für einen Moment war der gesamte Raum von einem Nebel durchzogen und ein Blitz fuhr hindurch und mit einem mächtigen Schlag und all meiner Kraft schlug ich auf das Schloss ein. Da erzitterten die Mauern des alten Schlosses und der Boden bebte. Aus dem Nebel trat der Zauberer hervor angewachsen zu einer übergroßen Gestalt und seine langen dürren griffen nach mir und hoben mich in die Höhe. "Ich zerquetsche Dich Du Wurm, Du kleines Menschlein" und er lachte dass es von überall widerhallte. Da durchbrach ein Kreischen sein Gelächter, es war der Adler und der Käfig zerbrach und zerschmolz zu einem silbernen Zepter. Mit seinen mächtigen Schwingen und seinen furchtbaren Krallen drang der Adler auf mich den Zauberer ein. Seine Mordwerkzeuge bohrten sich in den Körper des Zauberers und hoben ihn hinauf. Dabei löste sich sein Griff von mir und ich war frei. Der Zauberer schrie und kreischte seinerseits vor Schmerzen und aus seinen Wunden floss schwarzes Blut. Der Adler flog mit ihm durch das riesige Fenster hinaus hoch empor. Am höchsten Punkt ließ er ihn los und mit einem mächtigen markdurchdringenden Schrei stürzte der Zauberer herab und zerschellte an den Hängen des Berges. Ich hatte mir das Zepter gegriffen, mich zu meinem Roten geflüchtet und war aus dem grauenhaften Schloss den Berg hinab geritten. Und kaum war der Zauberer tot, da zerfiel das Schloss und die Mauern stürzten in sich zusammen. Als ich am Fuße des Berges angekommen war lag der Adler vor mir. Ich stieg von meinem Pferd und beugte mich über ihn. Er schien tot, doch plötzlich schlug er seine Augen auf und schaute mich an. Da sah ich sie, meine Prinzessin und wie ich ihn in meine Arme nehmen wollte, ad verwandelte sich der Adler in eine Frau. Ich hielt sie und sie hielt mich. Sie schaute mich an und lächelte. Ihr Kopf näherte sich dem meinen und sie küsste mich.
- "Hallo, hörst Du mich, ich bin es, Deine Mutter." "Wo bin ich?" fragte ich. "Hast du geträumt?" fragte sie mich zurück. "Aber die Prinzessin, ich habe sie gerettet, bin ich im Krankenhaus?" "Aber das weißt Du doch. Morgen ist doch Dein großer Tag, dann bekommst Du endlich Deine Knochenmarkstransplantation, dann haben wir den Krebs besiegt. Endlich nach drei Jahren." fügte sie hinzu. "Ach ja morgen" sagte ich, "ab morgen wird alles gut." Meine Mutter nahm mich in ihre Arme, wie sie es immer getan hatte die letzten drei Jahre, seitdem der Blutkrebs bei mir ausgebrochen war. Da war ich wieder hilflos und krank, in einem warmen Zimmer, umringt von Ärzten mit kalten Herzen, selbst jetzt zu Weihnachten. Ich wollte weg, zurück in die Welt der Helden, dorthin, wo ich selbst einmal ein Held sein konnte und mich meiner Glatze nicht zu schämen brauchte, weil ich keine haben würde.
In dieser Nacht starb ich. Alles bemühen der Ärzte war umsonst. -
Als ich die Augen wieder aufmachte lag ich in den Armen meiner Prinzessin und mir war klar, dass mich der Tod zum Leben erweckt hatte.



Eingereicht am 17. Dezember 2004.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin / des Autors.



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