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Balduin der Regenwurm
Von Rainer Wüst
Es gab einmal den kleinen Regenwurm namens Balduin. Balduin lebte in einem schönen großen Garten, auf einem Komposthaufen, mitten in der Stadt. Er war sehr glücklich auf seinem Komposthaufen und führte ein schönes Leben.
Eines Tages näherte sich eine Krähe. Sie umkreiste den Komposthaufen und stürzte sich dann blitzschnell auf den kleinen Balduin. Er versuchte sich noch zu wehren, aber zu spät, die Krähe zog ihn aus dem Komposthaufen und nahm ihn mit.
Da steckte er nun, im Schnabel eines solchen Ungetüms. Er hatte schon alle Hoffnung aufgegeben, bis er merkte, dass ihn die Krähe gar nicht sofort auffressen wollte, sondern zu ihrem Nest brachte. In diesem Nest hockten zwei junge Krähen, die sich sofort auf ihn stürzten. Erst zog die eine Krähe, dann wieder die andere. Es war ein Ziehen und Zerren, so dass der arme Balduin Angst bekam. Er zitterte am ganzen Körper. Er wurde lang und länger und drohte zu zerreißen.
In diesem Augenblick begannen sich die Krähen zu hacken und zu zanken. Sie pickten mit ihren scharfen Schnäbeln aufeinander ein und ließen dabei Balduin los.
Er fiel aus dem Nest, tiefer und tiefer. Das Nest entfernte sich immer weiter von ihm, da es hoch oben auf einem großen Kastanienbaum lag. Plumps, da lag er nun auf einem Blatt am Boden.
Was sollte er nun tun, so weit weg von zu Hause? Als er sich darüber noch Gedanken machte, setzte ein tosender, gewaltiger Sturm ein. Der Sturm blies so stark, dass er das Blatt auf dem Balduin saß mit sich in die Höhe riss und durch die Luft wirbelte. Balduin hielt sich krampfhaft an dem Blatt fest. Er wurde immer höher in den Himmel getragen. Jetzt begann es auch noch zu donnern und zu blitzen. Er zuckte bei jedem Blitz und bei jedem Donner zusammen und rollte sich auf dem Blatt ein.
Der Flug ging über Bäume, Berge, Täler und Häuser bis hin zu einer Stadt. Dort ließ der Sturm langsam nach und das Blatt segelte langsam zu Boden. Dort angekommen bemerkte er, dass er wieder in dem großen schönen Garten direkt neben seinem Komposthaufen gelandet war. Dort glücklich angekommen kroch er so schnell wie möglich wieder in seinen warmen und gemütlichen Komposthaufen.
Eingereicht am 05. November 2004.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
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