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Kurzgeschichte Kurzgeschichten

Tim und der Schmetterling

Von Andrea Röttgen


Aufgeregt beobachtet Tim wie die anderen Kinder vom Kinderkarten von ihren Eltern abgeholt werden. Gelangweilt stochert er mit einem Stöckchen im Sand herum und schaut immer wieder zum Tor: "Wo bleibt denn meine Mama?". Plötzlich hört er eine vertraute Stimme: "Na Schatz, wollen wir nach Hause gehen?" Er dreht sich um und sieht in zwei haselnussgroße Augen, die aussehen wie zwei Schokoladenplätzchen. Mama... Sie streckt ihm einen wunderschönen roten Apfel entgegen. Tim nimmt ihn ein wenig verschämt an, denn er hat noch nie so einen roten Apfel gesehen. "Also, wenn sie mir ein so tolles Geschenk macht, dann muss sie mich aber sehr lieb haben." Er beißt hinein und der Apfel ist auch noch zuckersüß. Hm...lecker. Hand in Hand gehen die beiden zur Bushaltestelle. Tims Mama hat kein Auto, aber Bus fahren ist auch viel lustiger. Meistens sitzt um diese Uhrzeit Oma Leni hinten am Fenster. Mit einem Lächeln im Gesicht, wartet sie immer schon, dass Tim und seine Mama sich zu ihr setzen. Mit ihren zittrigen und schrumpligen Händen kramt sie dann in ihrer alten Damenhandtasche nach einem Fruchtbonbon. Tim freut sich immer sehr und sagt sofort: "Danke". Der Bus hält in einer großen Straße, wo ganz viele hohe Häuser stehen. Tim wohnt auch in so einem großen Haus nicht weit von der Haltestelle entfernt. Er kann sich gut merken, wo er wohnt, denn ein großer Spielplatz ist genau vor seinem Haus. Zum Glück haben sie einen Fahrstuhl, denn bis zur 6. Etage laufen, wäre auch ganz schön anstrengend. Tim geht sofort in sein Zimmer um an seiner Legoburg weiter zu bauen. Er muss doch noch seine Figuren vor Angreifern schützen, denn gestern ist er nicht fertig geworden. Sein Papa kam zu Besuch und ist mit ihm ein Eis essen gegangen. Tim ist immer traurig, wenn sein Papa wieder geht und oft rennt er sofort in sein Zimmer und weint ganz fürchterlich. Seine Mama hat ihm schon oft gesagt, dass sich Mama und Papa nicht mehr lieb haben, aber Mama und Papa haben Tim lieb. Komische Sache. Tim versteht das alles nicht. Freunde hat Tim auch nicht. Er will einfach nicht mit den anderen Kindern auf dem Spielplatz spielen. Er ist lieber alleine in seinem Zimmer und baut mit seinen Legosteinen. Aus der Küche hört er einen großen Krach. Schnell schaut er nach, was da los ist. Die Einkaufstüten sind umgefallen und eine Ladung Eier liegt in der Küche. Ein wenig ängstlich schaut er seine Mama an und weiß nicht, was er jetzt machen soll. Sie kennt auf einmal ganz schlimme Wörter und als sie sieht, dass Tim in der Küchentür steht, fängt sie an zu lachen. Er ist froh, dass seine Mama nicht böse ist und lacht einfach mit. Er will ihr schnell beim aufräumen helfen, aber sie sagt zu ihm: "Tim, geh doch mal in dein Zimmer und öffne das Fenster. Die Luft ist ja ganz schlimm bei dir. Ach, und gib bitte der Sonnenblume ein wenig Wasser. Ich rufe dich, wenn das Abendbrot fertig ist". Mit gesenktem Kopf trottet Tim in sein Zimmer. Er ist wütend, denn jetzt wird er wieder nicht mit seiner Arbeit fertig und seine Figuren sind weiterhin schutzlos den Angreifern ausgesetzt. Er will doch eine ganz große Mauer bauen. Schnell öffnet er das Fenster und greift sich die Kindergießkanne von seinem Fensterbrett, um die Sonnenblume zu gießen. Aber was ist das? Auf der großen gelben Blüte, sitzt ein bunter Schmetterling. Tim stellt seine Gießkanne ab und fragt den Schmetterling: "Na, wo kommst du denn her"? Aber der Schmetterling antwortet ihm nicht. Ob er Angst hat? Tim läuft aufgeregt in die Küche und erzählt seiner Mama von dem Schmetterling. Seine Mama sagt zu ihm, dass er den Schmetterling retten soll, so dass er aus dem Fenster fliegt. Retten? Na, wie soll ich das denn machen? "Tim", sagt sie, "du bist doch schon ein großer Junge. Du schaffst das." Tim überlegt: "Hm...wie kann ich einen Schmetterling retten? Mama soll doch stolz auf mich sein". Mutig geht er zurück in sein Zimmer und stellt sich vor die Sonnenblume. Was mache ich jetzt bloß? Er hat eine Idee. Vorsichtig umschließen seine kleinen Hände den wehrlosen Körper und er geht zum Fenster. Schnell sagte er noch zu ihm: "Machs gut, mein kleiner Freund und pass auf dich auf". Dann öffnet er seine Hände und Tim beobachtet, wie der Schmetterling lustig runter in Richtung Spielplatz fliegt und sich auf eine Schaukel setzt. Ob er mit den Kindern spielen wollte? Tim geht in die Küche und erzählt seiner Mama stolz, wie er den Schmetterling gerettet hat. Sie lächelt und sagt: "Du bist ja ein richtig kleiner Held". Tim ist glücklich und fragt: "Du Mama, gehen wir morgen nach dem Kindergarten noch ein wenig auf den Spielplatz? Ich möchte auch mit den Kindern spielen".



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