Über Tiefgaragen und Kolumbien
Von Christian Schmidt
Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, ob die Mitarbeiter in Parkhäusern speziell gegen Lungenkrebs versichert sind? Nein? Ich schon. Ich fahre häufig in Parkhäuser und lasse meinen Wagen dort zumeist mehr als 30 Minuten stehen. Ich erwähne dies deshalb, weil es oftmals für das Parken bis 30 Minuten Sondertarife gibt.
Beim Verlassen des Parkhauses fahre ich dann immer am Fenster des Personals vorbei, an dem man auch bezahlen kann bzw. muss. Jedes Mal bekomme ich dann Mitleid mit den armen Angestellten, denn kein Mensch kann mich davon überzeugen, dass eine solche Tätigkeit nicht gesundheitsschädlich sei.
Meist sitzt dort eine junge Frau, so ca. 28 Jahre alt und ich frage mich, warum sie sich das antut. Klar, es gibt halt keinen anderen Job für sie, aber muss man dafür seine Gesundheit opfern? Leider wohl ja, denn weltweit gibt es Jobs, die hier niemand machen würde, aber die trotzdem verrichtet werden. In Ländern der 3. Welt geht dabei meist ums nackte Überleben für sich und die ganze Familie.
Warum sind Lederjacken und Schuhe aus Indien oder aus anderen asiatischen Ländern wohl so billig? Glauben Sie dort gibt es Sicherheitsbeauftragte, Gewerkschaften oder ähnliches? Dort wird noch mit den bloßen Händen gefärbt und gebeizt, nicht wie hier mit modernen Maschinen in klimatisierten und gefilterten Räumen. Wir wissen ja wohl inzwischen alle, dass Fußbälle, mit denen hier zum Vergnügen der Massen gespielt wird, von Kindern in Asien zusammengenäht werden.
Geiz ist geil? Geiz ist in diesen Fällen alles andere als geil. Man sagt immer: "Qualität hat seinen Preis!". Ich möchte dazufügen: "Lebensqualität in den produzierenden Ländern hat seinen Preis" und den zahle ich gerne.
Leider sind wenige Menschen dazu bereit etwas tiefer in die Tasche zu greifen um mit zu helfen derartige Probleme zu lösen. Wer sich einen Dreck um Probleme in anderen Herren Ländern schert, dem gebe ich noch ein anderes Argument mit auf den Weg: "Es macht ein gutes Gewissen!"
Es gibt meiner Meinung nach nur einen Grund, der Menschen davon abhalten könnte etwas mehr auf die Produkte zu achten, die er kauft und dieser Grund heißt Armut! In England wurden in den 80ern und 90ern die billigsten Nahrungsmittel aus Knochen, Gehirn usw. zu Hamburgern und Würstchen verarbeitet. Die armen Menschen, die sich diese Nahrungsmittel kauften und kaufen mussten, bekamen noch etwas kostenlos dazu geliefert: Prionen allererster Güte.
Glauben Sie mir, es hat Gründe warum es preisliche Unterschiede bei Gütern gibt, seien es Nahrungsmittel oder Lederjacken. Haben Sie sich schon einmal eine billige Fleischwurst vor ihrem Dasein als Fleischwurst angeschaut? Tun Sie es besser nicht! Ein Freund von mir ist Metzger und der sagt immer: "Je mehr grobe Stücke man erkennen kann, desto besser ist die Qualität!" Bei der Fleischwurst kann man nichts mehr erkennen, weder die Knochen, noch die Innereien, noch die Federn falls es Putenwurst ist.
Lassen Sie uns mal nach Kolumbien fahren. Pablo ist gerade auf der Kaffeeplantage und erntet wie alle Einwohner des Dorfes gerade die frischen Kaffeebohnen. Nach einem harten, 14-stündigen Arbeitstag kommt er in seine ärmliche Hütte, schreit seine Frau und seine 6 Kinder an und legt sich schlafen. Wir bezahlen hier zwischen 2 und 5 Euro für ein Pfund Kaffee, wie viel bekommt Pablo wohl davon ab? 1 Cent? Wahrscheinlich viel weniger! Eines schönen Tages kommt Don Alfonso in das Dorf von Pablo und fragt die Einwohner,
ob sie nicht für ihn arbeiten wollten. Sie würden 10 mal soviel verdienen wie auf der Plantage. Pablo überlegt nicht lange, schließlich hat er 6 Kinder zu ernähren und seine Frau ist schon wieder schwanger. Er nimmt den Job an und am nächsten Morgen erntet er wieder. Diesmal aber Koka-Blätter.
Bei Wal-Mart gab es TransFair-Kaffee, den ich immer kaufte, um die Arbeiter der Kaffee-Plantagen direkt zu unterstützen. Wie der Name schon sagt, werden diese direkt am Umsatz beteiligt. Dies ist eine tolle Idee und absolut förderungswürdig.
Letzte Woche wollte ich mir wieder Kaffee kaufen, aber es gab keinen TransFair-Kaffee mehr. Warum? Weil ihn niemand gekauft hat!
Scheiß doch auf die Arbeiter in Kolumbien!
Aber beschwere sich später niemand, dass das liebe Töchterlein sich mit Koks das Gehirn weggeblasen hat. Hättest doch bloß den "teuren" Kaffee kaufen müssen!
Eingereicht am 13. Januar 2005.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
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