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Kurzgeschichte Kurzgeschichten

Ich pranger' an

© Gerd Stühring


Welch ein schöner Tag heute im Februar … und dann das:
Da muss doch tatsächlich mir jemand verklickern, dass die Tage jetzt länger werden und es wohl so ca. 4 Wochen an Zeit bedarf, bis es um 18:00 Uhr noch hell ist.
Na toll, warum müssen wir eigentlich immer über irgendeinen Blödsinn reden, damit man meint, eine Unterhaltung geführt zu haben. Solche Sprüche über die Länge der Tage sind jawohl so öde, dass man da wirklich gar nix mehr drauf zu antworten hat.
Unser ellipsenförmiger Planet hat nun mal eine Schräglage und dreht sich um die Sonne und um die eigene Achse. Das ist eine Tatsache; so war es vor Millionen von Jahren und so wird es auch noch in Millionen Jahren sein. Wozu dann diese Sprüche? Wenn es dunkel wird, sag' ich schließlich auch nicht, dass es morgen erst hell wird und dann wieder dunkel.
Wenn ich jedenfalls Gott wäre, dann würde ich den Erdzyklus mal verändern und dafür sorgen, dass ab heute die Tage wieder kürzer werden… na da wird dieser Geoexperte aber sehr sparsam aus der Wäsche kucken und hat eine echte Denksportaufgabe.
Um vor solch Sprüchen und kurzen Tagen zu flüchen, bietet sich nur der Urlaub an. Aber kaum hat man den Start des Jumbos hinter sich, da muss doch glatt so 'n alter Herr den Spruch bringen "runter kommen wir von alleine" -ach wat lustig- voll der Brüller!!!
Und seine alten Mitfliegfreundinnen lachen sich schief. Ich selber koche dann innerlich und meine charmante Mitfliegerin bringt dann doch glatt den Spruch "Warum so angespannt, haste Flugangst?"
Dabei wäre ich der einzige Insasse, der im Falle eines Absturzes zu diesen alten Herrn den Spruch bringen würde "Na Opa, wie war das mit der Erdanziehungskraft?"
Hätte zur Folge, das der Pappenheimer im Paradies mir wohl nicht mehr auf die Senke geht. Aber wer unterhält seine Omis dann mit so tollen Komikeinlagen?
Ich nicht! Ich genieße eher von der verbotenen Frucht…
Wieso fliegen eigentlich immer noch so viele in die Ferien? Ich höre immer nur Gejammer über Kürzungen irgendwelcher Gelder etc. Aber für Flüge und dumme Sprüche ist wohl immer noch genug da?
Oder fliegen viele in den Urlaub, damit man wieder irgendeinen Quatsch erzählen kann. Oder trifft mein Motto zu: "Leute kaufen sich Dinge, die sie nicht brauchen, vom Geld welches Sie nicht haben, um die zu imponieren, die sie nicht mögen!"
Ich werde mir mal einen Kopf diesbezüglich machen und rechtzeitig eine Analyse abgeben.
Was nervt ist jedenfalls, wenn diese Wohlstandspendler wieder da sind und Fotos rumzeigen. Gerne interessiere ich mich für fremde Kulturen und Länder und deren Sitten, und ich bin auch gerne bereit, meine hübschen Augen deren Fotoalbum zu widmen. Aber zum Teufel, kaum hab' ich mal das Album aufgeschlagen, da rückt doch Herr Urlauber zu meiner rechten und dessen bessere Hälfte zu meiner linken und müssen zu jedem Foto was dämliches sagen, obwohl sich schon einer der beiden die Mühe gemacht hat eine kleine Erinnerungsanekdote neben dem Foto zu setzen. Peinlich wird die ganze Sache, wenn diese Sprüche auch noch witzig sein sollen.
Schnell möchte ich das Album durchkämpfen aber ständig muss ich zurückblättern, weil meine beiden braunen, mitteilungsbedürftigen Nervensägen noch einwenig, bedeutungslosen Urlaubsreport loswerden wollen.
Ich weiß doch ganz genau, dass die beiden im Urlaub noch weniger miteinander gesprochen haben als sonst. Denn im Alttag kann man ja noch fragen wie der Tag war oder dass bei ALDI am Mittwochvormittag wieder die Hölle los war. Aber im Urlaub…? Höchstens: Lästern über andere Leute und jeder dritte Satz endet damit "Ist es nicht schön hier?"
Warum wandern die nicht einfach aus und nerven dann unsere ausländischen Mitbewohner damit, wie toll dass alles mit Disziplin, Ordnung, Sauberkeit, etc. in Deutschland ist!!!!!
Dabei sollten wir alle wissen, dass man sich zu Hause auch sehr wohl fühlen kann. Man könnte auch wie die Italiener Hamsterkäufe tätigen, das Auto verstecken und Rollladen herunterziehen und sich teilweise im Bräunungszentrum aufhalten.
Einfach zu Hause bleiben. Gut, jetzt in den Wintermonaten zählt für uns alle: durchhalten.
Denn -und da können mir alle Glauben schenken- die Tage werden aus irgendeinen Grund wieder länger und bald beginnt der Frühling und wir alle können endlich die Rollladen hoch machen, unser Auto wiederholen und das Bräunungszentrum bezahlen, vom Urlaubsland berichten und sich daran erfreuen endlich mal wieder tiefsinnige Gespräche mit dem Partner geführt zu haben. Fotos brauchen wir nicht, denn die interessieren sowieso niemanden…



Eingereicht am 27. März 2006.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin / des Autors.


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