Die Uni-Security
© Niko Dorn
Das Gerücht, es solle an unserer Universität eine Art Sicherheitsdienst eingeführt werden, kursierte schon lange.
Ich hatte das alles immer für typisches Studentengeschwätz gehalten.
Bis eines Tages, um genau zu sein: heute vor einer Woche, ich dadurch geweckt wurde, dass mir jemand einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf schüttete!
Ich erschrak, wie man sich leicht vorstellen kann, zu Tode und starrte entgeistert in ein rundliches Gesicht mit einer 80er-Jahre-Actionfilm-Sonnenbrille mittendrin und einer albernen Schaffnersmütze obendrauf.
Das Gesicht brüllte: "Sind Sie der Studierende Dorn?!"
"Jawoll, Major! Das bin ich!" brüllte ich zurück.
"Mitnehmen!", befahl er in Richtung meiner Schlafzimmer-Tür.
Von der Tür her näherte sich nun ein zweites Individuum mit der gleichen Kostümierung wie Individuum eins.
Ich wurde an den Haaren in mein Bad gezerrt, ausgezogen und mit einem weißen Pulver beworfen.
"Zur Desinfizierung!", brüllte der Rundliche.
"Ja ja, schon klar", versetzte ich und zeigte den beiden einen Vogel. Nicht ohne dabei ausgiebig "Üü-u, üü-u, üü-u" zu pfeifen.
Dann wurde ich abgeduscht und mir wurden 3 Minuten eingeräumt um mich anzuziehen.
"Sie werden nun in das Seminar ´Didaktik der Sozialwissenschaften´ verbracht, an dem Sie ja heute eigentlich teilnehmen sollten", sagte der Sprecher des Zwei-Mann- Kommandos.
"Es ist nun 20 Minuten nach 10, Sie haben also bereits 5 Minuten Verspätung. Wir werden Sie nun mit dem Hubschrauber und in Handschellen nach Frankfurt-Bockenheim verbringen. Da Ihr Seminar im 9. Stock des AfE-Turmes stattfindet, werden wir Sie über eine Stufenverbindung direkt vom Hubschrauber in den Seminarraum geleiten. Sind Sie bereit?" Eines war klar: es war kein Gerücht.
Ich wurde also per Hubschrauber von der Uni-Security in mein Seminar verschleppt. Nicht schlecht.
Es war dann zwar ein ziemlicher Drahtseilakt, von dem Hubschrauber in den Seminarraum zu gelangen, aber die Aktion hat schon auch ein bisschen Spaß gemacht.
Dass aber einige Tage später alle Dozenten und Professoren einen kleinen Oberlippen-Nasenbart tragen, sich verbeulte Reiterhosen und -stiefel anziehen und das "rr" rollen mussten, fanden alle dann doch ein wenig übertrieben.
Wir wollen jetzt vielleicht streiken.
Eingereicht am 09. Januar 2006.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
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