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Kurzgeschichte Kurzgeschichten

Höllentrip

© Ronja Häußler


Gestern bin ich mal wieder gestorben. Aber stellt euch vor, diesmal war es anders. Zum Glück, es wurde nämlich langsam langweilig und jeder braucht doch mal Abwechslung! Da drüben ging nämlich einiges schief. Sonst läuft doch immer alles perfekt bei den Spießern im Jenseits. Man sieht dieses elende Licht, man fühlt dieses merkwürdige Ziehen - is aber eigentlich n tolles Gefühl -, dann landet man vorm obersten Gericht, es wird einem sein ganzes beschissenes Leben noch mal vorgeleiert, man bekommt gesagt, ob man in den Himmel darf oder in die Hölle kommt und dann ab. Diesmal gab es jedoch totales Chaos. Ich werde mich selbstverständlich noch beim Herrn Obermotz Gott beschweren.
Es fing damit an, dass ich erstmal statt diesem grellen Licht eine Menge bunter Farben sah. Alle die man sich vorstellen kann - und noch mehr. Da wurde ich schon stutzig. Hinzu kam, dass alles sich drehte und am Ende des Tunnels ein völlig zugedröhnter Frosch saß, der auf mich ein plapperte. Da ich aber nicht mit ihm redete, weil mir allmählich speiübel wurde, da statt des gewohnten Ziehens ein unheimlicher Druck auf meinem Magen lag und ich nicht gerade nüchtern gestorben war, warf er mir einen Schraubenschlüssel an den Kopf. Weiß Gott wo er den her hatte. (Apropos, deshalb hab ich mit diesem Früchtchen auch noch ein Wörtchen zu wechseln.) Als ich endlich am Ende des Tunnels angekommen war, bekam ich noch einen Hammer ins Gesicht, und als ich endlich heraus kam, stand ich erst mal Kopf. Und das meine ich im Ernst! Diese Idioten hatten mich doch tatsächlich falsch herum aus dem farbenfrohen Dreckstunnel geholt. Und statt mich einfach auf die Beine zu stellen, schickten sie mich noch mal in dieses verdammte Ding zurück (woraufhin ich eine ganze Werkzeugkiste an den Kopf bekam), um mich dann endlich mit dem Kopf in die richtige Richtung wieder aufzustellen. Allerdings hatte ich nun einen Frosch auf dem Kopf, der noch dazu mit einem Akkubohrschrauber bewaffnet war. Er hatte anscheinend einen regelrechten Werkzeugfimmel und akute Aggressionsstörungen.
Wenigstens wurde ich freundlich begrüßt und sie sahen es aufgrund meines Zustandes ein, dass ich keine große Lust auf die Chronik meines Lebens hatte - ich hatte nämlich Nasenbluten und drei Beulen am Kopf (ihr werdet euch fragen, warum vier Verletzungen, es waren doch bloß drei Wurfgeschosse, aber der Schraubenschlüssel hat zweimal getroffen). Ich wurde ohne Umschweife auf die Wage gestellt. Da dieser gottverdammte Frosch aber so viel Schlechtes in seinem Leben getan hatte und einfach nicht von mir zu lösen war, weshalb die Delegierten beschlossen, dass es irgendein Furunkel oder dergleichen sein musste, kippte die Wage sofort in Richtung Hölle und unser Schicksal war besiegelt. Da ich aber mit dem Schicksal recht gut befreundet war, versprach es, sich umgehend um die Angelegenheit zu kümmern. Auf dem Weg nach unten erzählte mir der Frosch ein wenig von seinem Leben, das Gericht hatte ja anscheinend nicht bemerkt, dass er eine eigene Geschichte hatte und so hatte ich nicht das Vergnügen gehabt, mehr über ihn zu erfahren. Nun ließ er sich jedoch nicht weiter bitten, und erzählte mir alles über seinen Rausschmiss zu Hause aufgrund chronischer Kleptomanie, seiner Zeit im Baumarkt, die allerdings nicht allzu lang war, da der Baumarkt bald bankrott machte aufgrund laufender unerklärlicher Diebstähle im Werkzeugbereich, seiner Zeit in der Irrenanstalt, wo er sich die Aggressionsstörungen und die Suizidanfälligkeit eingefangen hatte, bis zu seinem Suchtproblem mit Marihuana, das bald zu einem größeren Drogenproblem mit immer härteren Drogen geführt hatte, woran er schließlich auch wegen einer Überdosis verreckt war. Ich wusste gar nicht, dass Frösche ein dermaßen bewegtes Leben haben!
Na ja, also unten angekommen, wusste man erstmal nicht wohin mit uns, da man nicht darauf vorbereitet war und die Hölle eigentlich noch nicht einmal geöffnet hatte, weshalb die Fegefeuer auch noch nicht brannten und ich mir erstmal eine Erkältung einfing. Zum Glück für uns alle hatte Schicksal die Sache allerdings inzwischen gerichtet und schwupps, standen wir wieder vor dem Gericht. Sie wussten inzwischen über mich und mein Furunkel Bescheid und debattierten noch heftig als wir ankamen. Sie blickten uns immer wieder recht ratlos an, und verfügten schließlich, da sie sich nicht entscheiden konnten, ob wir in den Himmel oder in die Hölle kommen sollten, da ich wie immer in den Himmel gehört hätte, aber der Frosch ja wie gesagt keinerlei anrecht auf den Himmel hatte, dass wir wieder zurück auf die Erde sollten und uns einen guten Chirurgen suchen. Das taten sie dann auch. Nun hatten der Frosch und ich uns inzwischen allerdings so gut angefreundet, dass wir es gar nicht einsahen, uns operativ entfernen zu lassen, nur dass wir wieder vor das nervige Gericht kamen und so blieben wir zusammen. Er verriet mir, dass er keinen Namen hatte, da er in der Unterwelt einfach bloß Frosch XXX geheißen hatte und so nannte ich ihn Norbert.
Gerade sitzen wir zusammen - wie könnte es auch anders sein - trinken Salbeitee (aufgrund der lästigen Erkältung, die wir uns in der Hölle eingefangen hatten) und diskutieren darüber, wie schnell Frösche kaffeesüchtig werden, denn Norbi hat die Kaffeetrinkerei angefangen und ist bereits bei zwei Espresso pro Stunde, weshalb ich mir aufgrund seiner Hyperaktivität bereits überlege, ob ich nicht doch mal bei einem Chirurgen anrufen sollte ...



Eingereicht am 02. Januar 2006.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin / des Autors.


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