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Kurzgeschichte Kurzgeschichten

Mein Besuch beim Teufel

© Thorsten Jansen


Tja, liebe Geschichten-Leser, diese Geschichte mag Ihnen etwas komisch vorkommen, da ja ein jeder denkt, dass das Leben mit dem Tod zu Ende geht.
Meine Geschichte ereignete sich aber erst nach meinem Tod. Wie so etwas geht? Tja, lesen Sie selbst.
Zu meinen Lebzeiten war ich ein ganz normaler Mann, mittleren Alters und nicht gerade vom Glück gesegnet. Ich hatte keine Frau, kein Kind und Arbeit schon gar nicht. Niemand wollte etwas mit mir zu tun haben, weshalb, warum, das weiß ich nicht. Es gab für mich keine Zukunft in dem Land, in dem ich lebte, daher beschloss ich auszuwandern, um woanders mein Glück zu finden.
Aber zum Auswandern braucht man Geld und das hatte ich natürlich nicht, deshalb entschied ich mich für einen Bankraub. Ja, ich weiß, so etwas sollte man nicht tun, aber wie heißt es so schön? Ohne Moos nichts los. Es sollte ja auch alles ganz schnell gehen, kurz rein in die Bank und wieder raus, so wie im Film. Aus dem Spielzeugladen hatte ich mir eine täuschend echte Spielzeugpistole besorgt, extra für den Raub. Die Pistole sah so echt aus, dass sogar die zwei Polizisten die zufällig in der Bank waren und die ich nicht bemerkte, sie für echt hielten und mich, noch bevor ich etwas tun konnte, erschossen. Ja, wie gesagt, ich war nicht gerade vom Glück gesegnet. Die Kugeln der Polizisten trafen mich in Herz und Bauch und ich hätte normalerweise auf der Stelle tot sein, sollen. Auf der Erde war ich das ja auch, aber halt nur dort. Die Kugeln, die mich trafen, rissen mich aus der Welt, in der ich lebte, und brachten mich in eine andere. Es war die Hölle.
Ja wirklich, nicht nur im Sinne des Wortes, sondern die wahre Hölle, und sie war so, wie man es sich immer erzählt hat. Überall Schwefel, Rauch, schwarze Felsen und Feuer, sogar der Obermotz, der sich Luzifer nannte, hatte zwei kleine Hörner auf dem Kopf und, wie sollte es auch anders sein, einen Pferdefuß. Also gab es den Teufel wirklich, und ich war nun bei ihm. Oje. Gerade wollte ich noch eine Bank ausrauben und nun stand ich vor dem Teufel höchst persönlich, der nichts anderes tat, als mich dämlich anzugrinsen. Und ich brachte auch nichts anderes heraus als: "Ja, wer bist du denn?"
Der Teufel sah mich immer noch grinsend an und dann erklang seine gewaltige Stimme, die zwischen den Felsen wieder hallte. "Mein Name ist Luzifer, ich bin der Herr der Hölle und der Herrscher über die Toten."
"Ja, sicher und ich bin der liebe Gott!" entgegnete ich ihm und fing an zu lachen. Der spinnt ja total, dachte ich, so einen blöden Traum hatte ich ja noch nie.
Aber dass das gar kein Traum war, bekam ich schnell zu spüren. Aus dem Gesicht des Teufels verschwand das Grinsen, er erhob seine Arme, in denen er so einen Dreizack hielt und aus dem kam plötzlich ein greller Blitz. Und, was meinen Sie, wo schlug der Blitz wohl ein? Richtig, in mich, den vom Glück verlassenen. Ich bekam den Blitz mitten in die Birne und wurde, ich will jetzt nicht lügen, bestimmt so zwanzig, dreißig Meter weit geschleudert. Wäre da nicht ne Felswand gewesen, die mich stoppte, wer weiß wo ich gelandet wäre. Langsam rappelte ich mich wieder auf, mir standen die Haare zu Berge und aus jeder meiner Hautporen kam Qualm heraus. Ich dampfte wie nichts Gutes.
Und dann hörte ich sie wieder, die gewaltige Stimme des Teufels: "Na, glaubst du mir jetzt, dass ich der Satan bin?"
"Ja, ja. Ich glaube dir, was du willst, aber lass bitte deinen Stromschläger in der Tasche", sagte ich ihm und da kam sein Grinsen wieder.
"So, so, du bist also der Neue und wie heißt du?" fragte der Teufel mich.
"Ich bin Bert."
"Bert? Ha, Ha, Ha und wo ist dann Ernie?" Der Satan lachte so laut, dass sogar kleine Steine von den Felsen purzelten.
Na klasse, dachte ich, ein Teufel, der Witze reißt und Fan der Sesamstrasse ist, ob das noch schlimmer werden kann? "Der Witz ist alt, Luzifer, den höre ich jeden Tag. Aber sage mir doch bitte, was ich hier soll? Warum bin ich hier?"
Da donnerte sie wieder, die Stimme Satans: "Aber das weiß doch ein jedes Kind. Wer Böses tut im Leben, wird später bei mir abgegeben und wer war immer lieb und nett, der gehört in Gottes Bett."
Diesmal war ich der, der lachte: "Ja, ja. Also ein Poet bist du auch. Nicht schlecht. Aber hier muss ein Irrtum vorliegen, ich habe nie etwas Unrechtes getan! Also wo ist die Tür?"
Da erhob er doch wieder seinen blöden Dreizack und schleuderte erneut einen Blitz auf mich. Aber da ich das ja schon kannte, sprang ich einfach zur Seite und der Blitz schlug im Boden ein. Schlau nicht. Nein, gar nicht schlau, denn so was macht den Teufel sauer. Ja, und was kam dann? Er schleuderte nicht einen Blitz sondern Hunderte nach mir. Und wie gehabt: Ich bekam einen in die Birne, flog zwanzig, dreißig Meter, prallte wieder an dem Felsen ab und qualmte mehr als je zuvor.
"Ist ja schon gut, ich bleibe noch etwas hier. Aber sage mir doch, was ich getan haben soll, so Schlechtes im Leben? Ich weiß es nicht!"
"Was du getan hast, willst du wissen? Na du hast doch eine Bank überfallen."
Tja, da hatte er wohl fast Recht, aber nur fast. "Habe ich nicht!" bekam er als Antwort von mir zu hören.
"Willst du damit sagen, dass ich lüge." Bei diesen Worten griff er wieder zur Blitzschleuder, dem Dreizack.
"Nö, nö nö. Würde ich nie sagen, aber es war doch nun mal so, dass ich, noch bevor ich die Bank überfallen konnte, erschossen wurde oder etwa nicht?"
"Wurdest du nicht erst nach dem Raub erschossen?"
"Ne, dann wäre ich ja reich gestorben und siehst du hier irgendwo Kohle bei mir? Hm."
"Äh, nein. Das ist aber komisch, da muss uns ein Fehler unterlaufen sein. Tut mir Leid."
"Wie jetzt? Tut dir Leid und was passiert jetzt mit mir?", fragte ich den Teufel, innerlich auf einen Platz im Himmel hoffend.
Aber auch hier sollte ich kein Glück haben und eines besseren belehrt werden. "Niemand der je in die Hölle kam, kam je wieder heraus. So steht es geschrieben, " hallte es zwischen den Felswänden.
"Ja, aber ich habe doch nichts getan, also warum soll ich hier bleiben?"
"Tja, bleiben sollst du aus dem Grund, ich brauch ne Wache für den Hund."
Na klasse, jetzt reimt er wieder, dachte ich, und sein Grinsen ist auch wieder da. Was sollte ich jetzt nur machen mit diesem grinsenden Teufel? Und was sollte ich jetzt überhaupt machen, hier gefangen in der Hölle? So kann doch keine Geschichte zu Ende gehen. Nein, das darf sie nicht, also unternahm ich einen letzten Versuch den Teufel zu überreden. "Ich darf also nicht gehen?" fragte ich.
"Nein", donnerte es zurück.
"Gut", sagte ich, "aber ich an deiner Stelle würde ich mir das gut überlegen. Ich bin ein vom Pech verfolgter, ich hatte nie Glück im Leben und alle die in meiner Nähe waren, habe ich mit meinem Pech angesteckt. Dir, lieber Luzifer, wird es da bestimmt nicht besser ergehen. Mit mir an deiner Seite werden dir bestimmt einige Tote durch die Lappen gehen." Puh das war anstrengend.
"Na gut, Bert, du darfst zurück ins Leben. Zurück auf die Welt, aber denke stets daran: Wer Unrecht tut, landet bei mir!"
Nach diesem Satz gab es einen lauten Knall und jede Menge Rauch, sodass ich nichts mehr sah. Aber als sich der Rauch verzog, merkte ich, dass ich wieder in der Bank war. Ha, endlich mal Glück gehabt, dachte ich, aber wieder weit daneben, denn ich kam zu dem Zeitpunkt wieder in der Bank an, als die beiden Polizisten auf mich schossen.
Also starb ich wieder. Aber diesmal gelang ich nach meinem Tod an der richtigen Adresse. Ich landete im Himmel. Ja, der wirkliche Himmel mit allem drum und dran. Mit Harfe spielenden Engeln, Wolken und einem Obermotz mit Heiligen Schein. Aber was ich da alles erlebt habe und wie ich wieder ins richtige Leben zurückkam, das erzähl ich ein anderes Mal.


Eingereicht am 11. Februar 2005.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.


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