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Kurzgeschichte Kurzgeschichten

Der alte Mann und die Alarmanlage

Meiko Gutmann


Palmen, den 26.11.2004
Am heutigen Tage verstarb nach langem Leiden die Alarmanlage des Autohaus Maaken in Palmen. In ihrem Geburtsort, der Bülowstr. 72, erlag sie schwersten Verbrennungen und stellte daraus resultierend, um 10:15 Uhr MEZ ihren Dienst ein. Einen Dienst, welchen sie 1986 enthusiastisch im Rahmen einer großen Einweihungsfeier im Palmener Osten begann.
Lange Jahre diente sie als treuer Weggefährte ihrem Mentor und Ziehvater P. Maaken, in bestechend zuverlässiger Art und Weise. Mit Argusaugen wachte dieser über sein "Kind", stellte es jedem seiner Angestellten vor, erläuterte es in stundenlangen Vorträgen, sowie einem 350seitig starken Pamphlet. Verstehen mochte ihn hierbei keiner. Zu schwierig war vielen der Charakter des Juniors, zu verzwickt und undurchschaubar die Funktion des zum damaligen Zeitpunkt als technisches high-end Produkt geltenden Ungetüms. Unzählige Male im Laufe der Jahre durchdrang ganz Palmen ein laut aufheulendes MööööötMöööööt. Am 25.11.2004 um 18:45 Uhr vernahmen wir nun ein letztes Mal das lieb gewonnene "Geschrei" des mittlerweile zum Palmener Ehrenbürger avancierten, schon leicht betagten Kinde des P. Maaken.
Zahlreiche Prominente begleiten gerade in diesem Moment den Sarg der "Verstorbenen" Richtung letzter Ruhestätte. In der Reihe der Beileids- und Kondolenzaussprechenden fanden sich unter anderem Bundeskanzler Schröder, Liedsänger Reinhard Mey, Sophia Loren, George Michael, Michael Douglas, Tim und Struppi sowie der live, via Bildschirm zugeschaltete Formel-Eins-Weltmeister Michael Schumacher wieder. Sie alle machten keinen Hehl aus ihrer Betroffenheit und stärkten somit dem am Sarg im Zuge eines Schwächeanfalls zusammengebrochenen P. Maaken solidarisch den Rücken.
Aus aller Welt kamen Kondolenzfaxe, in denen Trauer, tiefe Erschütterung und Sorge um die Hinterbliebenen zum Ausdruck gebracht wurden. So verfasste der gerade wieder bestimmte G. W. Bush, der Präsident der Vereinigten Staaten, ein besonders mitfühlendes Fax, in dem er eine gewisse Mitschuld an dem Tod der Alarmanlage einräumte. Nach seiner Wiederwahl, zur Besserung des amerikanisch-deutschen Verhältnises, erfuhr er leider erst zu spät von der Nachricht über den Zwischenfall in Palmen, West-Germany. Kurzfristig beraumte er eine Kabinettssitzung an, in der es um Hilfestellungen in Form von abgesandten Truppen ging, dieses Mal in friedlicher Mission, in unterstützender Art und Weise. Als jedoch kurze Zeit später Verteidigungsminister Rumsfeld die Nachricht des Todes übermitteln musste, blieb dem Präsidenten nur noch der Aufruf an das amerikanische Volk, eine Gedenkminute abzuhalten um für das tragische Opfer zu beten.
Die Alarmanlage, lange Zeit durch P. Maaken behütet wie das eigen Fleisch und Blut wurde 18 Jahre alt. Wir alle werden in Erinnerung an sie und an bessere Zeiten, wohl lange an dieser bitteren Erkenntnis zu knabbern haben, dass nichts, nicht einmal eine Alarmanlage der Firma Bosch unvergänglich ist. Sie möge in Frieden ruhen.


Eingereicht am 08. Januar 2005.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.


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